Rettung?
‚Wenn du in der Klemme steckst, denk an deine Stärken!' Die Stimme meines Vaters in meinem Kopf war lauter als die Schritte im Kellergang hinter mir. Also fasste ich mir ein Herz und rannte los.
Ich kannte meine Stärke. Und mein Ziel hatte ich klar vor Augen: Jeon Jungkook.
In seiner Umarmung hatte ich mich sicher gefühlt, bei ihm hatte ich sie gesehen, die Sterne, die sich vor allen verbergen.
Die Sohlen meiner Chucks flogen über das Pflaster. Kaum, dass sie es berührten, hoben sie wieder ab und vollzogen weit ausholend den nächsten Satz nach vorn. Der Wind peitschte durch die Gasse und kniff in meine Wangen, doch ich preschte hindurch wie ein Jet-Ski durch die Brandung.
Ich würde es schaffen. Ich würde ihn erreichen. Rechtzeitig!
Doch ich war keine zehn Meter weit gekommen, da erfasste mich der Lichtkegel.
Gleißend und hell, fast lähmend.
Mein innerer Motor stotterte, doch um ihn am laufen zu halten, verbot ich mir jeden Gedanken an die Typen, die sich an meine Fersen hefteten. Schon die kleinste Erinnerung an ihn raubte mir die Luft und Energie, die ich so dringend brauchte.
In die Edelkarre war Leben gefahren. Ihr Motor schnurrte wie eine kräftige Raubkatze. Das aufgeblendete Scheinwerferlicht verfolgte jeden meiner Schritte. Meine Gegner hatten auf der Lauer gelegen und nun waren sie auf dem Sprung. Doch ich ebenfalls.
Im Rennen riss ich einen dieser großen Müllcontainer um, die am Straßenrand standen und am nächsten Morgen geholt werden sollten. Sein Inhalt verteilte sich scheppernd und raschelnd hinter mir über die Fahrbahn - eine Spur aus Chaos. Die Plastiktüten flatterten im Wind und der Geruch von verrottendem Essen stach in meine Nase. Doch weder ich noch das Auto hielten inne. Es blieb in Hörweite und sein Fahrer trat das Gaspedal, dass es vor Ärger jaulte.
Mir war vor Verzweiflung und Frust zum Schreien zu Mute.
Um diesen Abfall aufzuhalten, brauche ich mehr als einen Haufen Restmüll!
„Jungkook!" Ich schrie aus Leibeskräften. Meine Lungen brannten vor Anstrengung, aber ich gab nicht auf. Ich kannte diese Straßen wie meine Westentasche - das war mein Vorteil. Und ich wusste, dass mein Retter in der Nähe war.
In einer plötzlichen Drehung warf ich mich nach links in eine schmale Lücke zwischen zwei Häusern. Normalerweise wurde sie blockiert von den Tonnen, die heute zum Glück an der Straße standen.
Hier konnte das Auto mir nicht folgen.
Doch das Knallen der Türen belehrte mich eines Besseren. Logo! Das waren Jäger! Sie hatten mich einmal erwischt und es würde ihnen wieder gelingen, denn die Gasse war so schmal, dass ich nicht ausweichen könnte, wenn sie auf mich schossen.
Das verzweifelte Keuchen meines Atems war lauter als die knallenden Schritte meiner Verfolger. Doch das unsägliche Klick übertönte alles, scharf und spitz wie ein Pfeil an meinem Ohr.
Das Geräusch einer entsicherten Waffe!
Schon im nächsten Moment zischte mit einem ohrenbetäubenden Knall ein Geschoss an mir vorbei.
Ich schrie. Und dann sah ich sie. Die Person am Ende der Gasse.
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