Ohne Decke
Seonghwa POV:
Arschkalt. Ich rieb meine Handflächen aneinander und wechselte die Sitzposition. Meine Knochen fühlten sich so steifgefroren an, dass ich überrascht war, dass sie nicht laut knackten. Mühsam faltete ich die langen Beine. Im Knien war es zwar nicht mehr so scheißkalt am Hintern, aber der Stein drückte jetzt schmerzhaft gegen meine Schienbeine.
„Wir bräuchten eine Heizung" in Gedanken ergänzte ich noch Sitzkissen und Heizdecken. Es war Anfang November und besonders in den Nächten schon richtig frostig.
„Mach dir heiße Gedanken! Ist doch nicht schwer!" Wooyoung lachte leise und von seinem Mund schwebte ein feuchtes Wölkchen in die Luft. „Hier!" Er zog etwas Silbriges unter seiner Jacke hervor und reichte es mir rüber. Ein Flachmann.
„Du teilst? Freiwillig?" Normalerweise machte ich mir nichts aus Hochprozentigem, doch heute würde ich definitiv eine Ausnahme machen.
„Sicher. Hongjoong killt mich, wenn du erfrierst und ich nicht wenigstens versucht habe, es zu verhindern."
Stimmt. Dankbar prostete ich ihm zu und trank. Der Alkohol enttäuschte nicht. Er brannte beim Schlucken bis runter zum Magen, wo er endlich begann, von innen zu heizen.
„So, reicht!" Schon wollte mir Wooyoung das Flächschen wieder wegnehmen.
„Nicht, um nicht zu erfrieren." Schnell umschlossen meine Lippen den Schraubverschluss und ich gönnte mir einen zweiten Schluck.
„Nein. Aber dafür, dass ich nicht schuld bin." Fast kippte etwas von der kostbaren Flüssigkeit in meinen Schoß, als Wooyoung sich einem Wrestler gleich auf mich stürzte. Da ich halb erfroren war, gewann er und bekam die Flasche mühelos zu fassen.
Kein Wunder. Seit Stunden hockten wir auf der Außenmauer von Jungkooks Villa. San war es gelungen, die Alarmanlage an den Mauern zu deaktivieren, ohne dass das Monitoring der Anlage Auffälligkeiten zeigte. Im Haus sah es aus, als wäre hier draußen tote Hose. Nun, war auch so.
Das Schlafzimmer lag zwar in unserem Visier, doch seit Y/N vor etwa einer Stunde zu Bett gegangen war, tat sich gar nichts.
Wenn ich es mir jetzt aussuchen könnte, würde ich die Uhr am liebsten zurückdrehen. Meine Zunge strich einen Resttropfen heißen Alkohols von meiner Unterlippe, während meine Gedanken zurück wanderten zu Y/n, wie sie sich langsam ausgezogen hatte.
Hongjoong will sie. Er weiß nicht mal wieso. Dabei gibt es massenweise gute Gründe.
Durch unsere Nachtsichtgeräte betrachtet, wirkte alles wie in ein schummriges Grün getaucht. Gleichzeitig vergrößerten sie die Kontraste, so als würden Schatten und Licht gegeneinander kämpfen. Details, die sonst im Dunkeln verborgen blieben, traten klar hervor und wirkten wie mit einem leichten Schimmer beleuchtet. So wie Y/ns nackte Haut vorhin. Ihre Bewegungen erschienen fast gespenstisch, und doch waren sie heiß. Ihre weiblichen Konturen waren vertraut und doch unheimlich surreal. Mir war, als hätte ich all ihre Geheimnisse gesehen.
Und um ehrlich zu sein, hätte ich nichs dagegen noch eine Kostprobe davon zu bekommen. Denn von seinem Flachmann würde Wooyoung nichts mehr abgeben.
Jetzt sah ich durch das Nachtsichtgerät wie Jungkook ins Zimmer kam. Unwillkürlich versteifte ich mich, bevor ich vor Überraschung fast von der Mauer rutschte, als ich sah, dass der Mafiaboss mit dem Sofa vorliebnahm.
„Sieh an, wer keine Eier in der Hose hat!" Wooyoung neben mir lachte spitz auf.
Ich war erleichtert, dass Jungkook nicht so tickte, wie der Kollege neben mir, andernfalls, wäre es schwierig geworden, Hongjoong Details über diese Nacht zu berichten.
Ich legte das Nachtsichtgerät beiseite. „Gib Bescheid, wenn etwas passiert." Ich gähnte herzhaft und zog mir die Lederjacke fester um die Schultern. Nächstes Mal ziehe ich ne fette Daunenjacke an.
„Y/n steht auf, sie kommt zum Fenster" Wooyoung stieß mir aufgeregt den Ellebogen die Seite. „Na und?" Ich unterdrückte ein Gähnen. „Sie wird es zumachen wollen, sicher ist ihr kalt." Dabei hatte sie eine Decke im Gegensatz zu uns.
„Ups, jetzt ist sie wohl gestolpert." Wooyoungs Tonfall machte mich neugierig und ich griff zum Sichtgerät.
Ich richtete mich auf und bekam kurz Angst, entdeckt zu werden, doch in unseren schwarzen Klamotten verschmolzen wir perfekt mit der Umgebung.
„Ups." Wiederholte ich Wooyoungs Bemerkung. Warum zum Geier musste sie auch ausgerechnet auf Jungkook fallen? In seinem Hemd. Mit nichts darunter!
Ich schluckte schwer und hatte sofort wieder ihre nackte Haut vor Augen, etwas geisterhaft verschwommen und trotzdem so verdammt sexy.
„Sag mal, liegt nicht Jungkook da auf dem Sofa?" Bei Wooyoung waren anscheinend die Gedächtniszellen eingefroren, wenn er sich erst jetzt daran erinnerte.
Und sofort war er mächtig interessiert.
Ich nickte nur. Mein Mund war zu trocken, um zu antworten. Komm hoch, rappel dich auf! In meinen Kopf zählte ich die Sekunden. Was tat Y/N da nur, verdammt? In meinem Unterbauch ballte sich etwas hart zusammen.
„Oh lala, da lässt sich aber jemand Zeit." Wooyoung schnalzte leise mit der Zunge. Natürlich behielt er die Szene genau im Blick. Und ich auch.
Y/N POV:
„Bleib." Jungkook war hellwach. Sein Tonfall entsprach ganz seinen Berührungen; fordernd und dennoch sanft. „Gern bis morgen früh." Seine Lippen fanden wieder meine, nicht so, dass sie das Verlangen stillten, das definitiv zwischen uns loderte, aber so, dass sie Zusätzliches entfachten. „Deine Entscheidung."
Elender Verführer. Es kostete mich viel Kraft, aber ich hob den Kopf und trennte damit unsere Lippen. Ich war berauscht und mir für den Moment nicht sicher, ob ich mir seine Worte nicht nur eingebildet hatte? Er war ein Mafiaboss, der sich nahm, was er wollte. Und doch hatte er mir die Wahl gegeben.
Mein Herz pochte schneller.
Ein kaum merkliches Zittern packte meinen Körper, als ich aufstand. Abstand. Wie sollte ich mich entscheiden, wenn ich vor lauter Überwältigung noch nicht mal klar denken konnte?
Mein Hemd, das ja eigentlich seins war, war verrutscht. Doch ich ließ es so und eilte rasch zurück ins Bett. Daran das Fenster zu schließen, dachte ich gar nicht mehr.
Stattdessen zog ich die Decke bis hoch zum Kinn. Obwohl ich definitiv das Richtige tat, signalisierte mir jede Zelle meines Körper etwas verdammt Dummes zu tun.
„Das war sehr schön gerade." Jungkook hauchte die Worte in die Dunkelheit wie vorher die Küsse auf meine Haut.
Mein Unterbauch zog sich enger zusammen und ein sachtes Klopfen antwortete ihm zwischen meinen Beinen.
„Ja, das war es." Welchen Grund hätte ich ihn anzulügen? Peinlich nur, dass meine Stimme so schwach klang, als hätte ich hohes Fieber.
„Wir könnten das fortsetzen." Was meine Stimme zu hoch war, war seine zu rau.
„Könnten wir." Auch das entsprach der Wahrheit. Es war eine Option, zwar eine schlechte, wie mein Verstand mir weiter einzureden versuchte.
Als sich meine Atmung wieder etwas beruhigt hatte, lauschte ich in die Dunkelheit, doch alles blieb still.
„Deine Haut ist weich wie Seide." An seiner Stimme hörte ich deutlich, wie er sich erinnerte. Und ich tat es automatisch auch. Meine Finger glitten über das kühle Satinlaken. "So weich, dass ich sie berühren will." Und ich spürte sie; seine Berührung auf meiner nackten Haut. Ich krallte mich ins Laken und meine Brustwarzen wurden hart unter dem rauen Hemdstoff.
Ich atmete aus, doch alles, was ich dann einatmete, war sein Geruch.
„Die kleine Vertiefung zwischen den Schlüsselbeinen, diese kleine Mulde direkt am Übergang vom Hals zur Brust ist wie gemacht, um sie zu küssen." Oh Gott, konnte er nicht mal aufhören? Keine Ahnung, wie er das machte, doch ich bog den Rücken durch und reckte das Kinn nach oben. Mein Verstand meckerte mit mir, irgendwo ganz weit hinten in meinem Oberstübchen, doch meine Finger schoben sich langsam über das Satinlaken in Richtung der Innenseite meiner Oberschenkel. Während ich so flach wie möglich atmete, um Jungkooks nächstes Wort nicht zu verpassen. Denn ich wollte es hören; jedes einzelne Wort.
Ja, ich wollte es. Wollte, dass er fortfuhr und nicht nur mit Worten. Ich wollte ihn spüren, auf meiner Haut, die immer hitziger wurde. Auch Jungkook spürte es. „Und deine Brust - wie dazu gemacht, sie zu umfassen. Mit der Hand." So rau wie seine Stimme klang, stellte ich mir die Berührung seiner Finger vor. „Und mit dem Mund." Meine Nippel reckten sich, als könnten sie damit bis zu ihm kommen.
Ich verzehrte mich und gleichzeitig breitete sich eine süße, pochende Wärme in mir aus. Dennoch zögerte ich. Denn wenn ich ihn zu mir ins Bett ließ, hieß das, dass ich ein Teil von ihm wurde. Anderseits hatte ich das ja eh bereits mit meinem Blut unterschrieben. Konnte dann also ein bisschen zusätzliche Verwöhnung falsch sein?
Aber er hatte Leute getötet. Doch jetzt war der falsche Moment, um an den ekelhaften Professor zu denken. Der war gewiss kein guter Mensch und Jungkook hatte sicher seine Gründe gehabt.
Doch wie es auch immer war: Angst hatte ich nicht. Zumindest nicht solche.
„Bis deine kleinen Brustwarzen sich aufstellen." Oh und wie die schon standen!
Aber wie würden die anderen reagieren, wenn sie davon erfuhren? Allen voran mein Bruder.
Ich schüttelte energisch den Kopf. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um an wen auch immer zu denken. Besonders nicht an Hoseok. Hatte er mich bei seinen Entscheidungen je berücksichtigt? Egal wie dumm sie waren?
Außerdem, und das war der Punkt, der mein Herz schneller schlagen ließ, vertraute ich Jungkook. In allem.
Die Finger meiner einen Hand schoben sich unter die Knopfleiste. Legten sich um die Stellen meiner Brust, die sich nach ihm sehnten.
Das Federrost des Sofas knarzte laut, als Jungkook sich erhob.
Und im nächsten Moment, war die Decke verschwunden. Doch die brauchte ich nicht, wenn ich dafür ihn bekam.
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