G R A C E

Ich hatte gerade erst die Augen geöffnet da klingelte es auch schon an der Tür. "Sina", seufzte ich und bewegte meinen Hintern aus dem Bett, allerdings anscheinend zu langsam für meine beste Freundin, da sie bereits erneut wie eine wilde klingelte und drohte gar nicht mehr aufzuhören.

"Ist ja schon gut!", brüllte ich in die Freisprechanlage und drückte auf den Knopf, der die Haupteingangstür unten öffnete. Nur wenige Sekunden später sprang der Aufzug auf und meine beste Freundin kam putzmunter heraus gelaufen. "Ich wusste doch, dass du noch geschlafen hast, da musste ich dich doch wecken", schimpfte Sina und deutete auf meinen Schlafanzug, der schon total ausgewaschen war. Ich bräuchte eigentlich dringend einen Neuen, aber ich mochte ihn viel zu sehr um ihn zur Altkleidersammlung zu bringen.

"Ich sagte wir treffen uns um zehn, jetzt ist es noch nicht einmal halb", beschwerte ich mich, nachdem ich einen kurzen Blick auf die Uhr erhaschen konnte. "Wir haben viel zu tun, da bleibt keine Zeit für schlafen übrig."

Ich beließ es einfach dabei, mit Sina zu diskutieren war noch nie mit Erfolg gekennzeichnet. "Kaffee?", fragte ich sie und musste ein Gähnen unterdrücken. "Aber nur mit Vanillegeschmack", lächelte meine Freundin. Eigentlich trank ich auch nur Kaffee mit Vanillegeschmack, heute allerdings bräuchte ich etwas Stärkeres. Schwarzen Kaffee. Zuerst bereitete ich ihren vor mit meiner Kapselmaschine, danach benutzte ich meine alte Filtermaschine, die seit gefühlten hundert Jahren auch nicht mehr in Verwendung gewesen war und beobachtete wie die dunkelbraune Flüssigkeit in die Kanne lief.

Ich stellte ihr ihre Tasse auf den Tisch und bekam dafür ein dankbares Lächeln. Ohne zu zögern kippte ich die wirklich ekelhaft schmeckende Flüssigkeit, die noch etwas zu heiß war, hinunter und verzog erstmal angewidert mein Gesicht. "Seit wann trinkst du schwarzen Kaffee?", fragte mich meine Freundin belustigt. "Seitdem du beschlossen hast mich um halb zehn Uhr morgens aus dem Bett zu schmeißen", konterte ich und konnte beobachten wie sie die Augen verdrehte. Typisch Sina.

"Okay lass uns los legen", sagte sie voller Elan und schlug ihren Notizblock auf, auf dem sich die gleiche Hochzeits-Checkliste befand, die sie auch schon bei ihrer Hochzeit bei sich trug. War mir nur recht, so hatte ich mir diese Arbeit erspart.

"Der Brautstrauß", begann sie vorzulesen und ich musste schmunzeln. Ich hatte mir bereits eine genaue Vorstellung davon gemacht. "Ich hätte gerne einen mit Kirschblüten", sagte ich gezielt. "Mit Kirschblüten? Ist das überhaupt möglich?", fragte sie mich etwas verwirrt. Ich zuckte mit den Schultern, da ich mir über diese Frage noch keine Gedanken gemacht hatte, ich wusste nur, dass ich immer fasziniert war, wenn die Kirschbäume ihre Blütenpracht trugen und ich genau diese auch auf meiner Hochzeit haben wollte. "Mach dir darüber keine Gedanken, ich kenne da jemanden, der bekommt das schon hin", sagte ich ihr und sie machte einen Hacken neben dem Wort Brautstrauß.

"Kirchenschmuck", las sie als nächstes vor. Auch darüber hatte ich mir bereits meine Gedanken gemacht und das nicht erst, seitdem ich mich bei diesem Projekt angemeldet hatte. Ich war so ein typisches Mädchen, dass seine Hochzeit schon sehr früh zu planen begonnen hatte und mir immer vorstellte, wie mein Traumprinz vorne am Altar in einer perfekt geschmückten Kirche auf mich warten würde. "Erde an Grace", holte mich meine Freundin wieder zurück in die Realität. "Ich hätte gerne rosa Rosen, damit sie farblich zu meinem Brautstrauß passen." Auch hinter diese Punkt wurde ein Hacken gesetzt und ein paar Notizen daneben gekritzelt.

"Die Location, das Catering und die Musik übernehme ich", bestimmte meine Freundin und ich war eigentlich ganz froh darüber. Sina hatte einen grandiosen Geschmack und ich war nicht der Typ von Mensch, der es gerne mochte sich mit fremden Leute zu unterhalten, geschweige den sie auch noch zu buchen.

"Frisur muss ich mir noch überlegen", sprach ich den letzten Punkt auf der Liste an. Sie wollte gerade widersprechen, da erinnerte ich sie an ihre eigene Hochzeit, an der sie noch im letzten Moment die Entscheidung der Frisur an die Frisörin abgab.

"Du kannst gerne noch hier bleiben und dich wie zu Hause fühlen, ich mach mich jetzt aber auf den Weg in den kleinen Blumenladen um meine Bestellung abzugeben", informierte ich Sina über meine Pläne. "Kein Problem, ich setz dich dort ab", bot sie mir an und ich nahm ihr Angebot gerne an, da meine Füße vom tanzen gestern ziemlich schmerzten.

Die Fahrt verlief für unsere Verhältnisse relativ ruhig. Ich bedankte mich noch einmal fürs Mitnehmen und stieg dann aus ihrem Auto. Ich winkte ihr noch einmal zum Abschied zu und betrat danach den kleinen Blumenladen.

"Grace meine Kleine!", begrüßte mich Carol stürmisch und nahm mich in den Arm. "Was kann ich denn heute für dich tun?", fragte sie mich freundlich. "Ich werde heiraten", sagte ich viel zu schnell, aber ich nahm an, dass sie mich verstanden hatte, da ihr die Kinnlade regelrecht runterkippte. 

Im Eilverfahren hatte ich ihr die jetzigen Umstände erklärt und auch wenn sie nicht ganz so begeistert von der ganzen Sache war, so nahm sie meine Bestellung gerne an und versicherte mir noch zusätzlich, dass ich den schönsten Kirschblütenbrautstrauß bekommen würde, den die Welt je gesehen hat.

"Die Einladung bringe ich dir noch persönlich vorbei", sagte ich als ich mich verabschiedete und tippte sogleich Sina eine SMS, dass wir diese wichtige Sache noch vergessen hatten, ich mich aber selber darum kümmern würde. Ich wollte mein Handy gerade wieder einpacken, da kam eine weitere Nachricht rein, diesmal von Calum.

C: - was hältst du von einem richtigen date? morgen um 8 uhr? ich hol dich ab x :) -

Ich begann sofort über beide Ohren zu strahlen und musste nicht lange überlegen.

G: - ich werde auf dich warten x -

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Ein etwas langweiligeres Kapitel muss ich sagen, aber es ist eher ein Lückenfüller. 

Insgesamt wird die Story aus übrigens zwanzig Kapitel bestehen x

Über Feedback würde ich mich wie immer sehr freuen x