14: Das Werwolfs-Mädchen
Müde ging ich wieder zurück.
Drei Stunden lang hatten die Götter mich gequält, nur weil ich einmal gegen einen ihrer Lieblinge gekämpft habe.
Mein Rücken brannte immer noch.
Ich wünschte, ich könnte das Siegel einfach mit einem Schwert durchziehen, aber natürlich funktionierte das nicht.
Immer wenn ich das Schwert ansetzte, erstarrte mein ganzer Körper und im nächsten Moment bestraften mich die Götter für meine Dummheit.
Als ich an unserem Lager ankam, warteten alle bereits auf mich.
Schnell warf ich mir einen Mantel um und gab ihnen ein Zeichen mir zu folgen.
Der Engel war immer noch bewusstlos und wurde von Kuro getragen.
Wenn wir erst einmal aus dem Land sind, wird er eh keine andere Wahl haben, als sich uns anzuschließen.
Außerdem ist es der Wille seiner Götter und denen wird er wohl kaum eine Bitte abschlagen.
Wir drangen immer tiefer in den Wald und irgendwann wusste selbst ich nicht mehr wo wir waren.
Also schlugen wir ein Lager auf.
Die Nacht brach über uns herein und der Wald zeigte seine Schönheit.
Wenn das Böse diese Welt übernehmen würde, wäre diese Schönheit für immer verloren.
Ich schaute den anderen dabei zu, wie sie Decken ausbreiteten und sich hinlegten.
Mein Blick glitt zum Engel.
Er schlief nach wie vor.
Nun, mich sollte es nicht kümmern.
So lange er schlief, war er ruhig und störte mich nicht.
Ich ging zu Ayame und flüsterte ihr zu. ,,Ich bin gleich wieder da. Lass dir was einfallen."
Ayame schien zu verstehen und sie nickte. ,,Mach ich."
Ehe irgendwer etwas bemerkte, war ich schon im dichten Laub eines Busches verschwunden.
Nach einer Weile kam ich an einen See.
Er schien gerade zu gespenstig still.
Ich konnte die Götter, die in ihm verweilten, fast schon spüren.
Am liebsten wäre ich wieder umgekehrt, aber dann würde es mir wohl endgültig an den Kragen gehen...obwohl...dann hätte ich endlich meine langersehnte Ruhe.
Ich wollte schon wieder abhauen, da grollte eine tiefe Männerstimme. ,,Wohin des Weges?"
Ich schluckte und drehte mich langsam um.
Hinter mir stand ein Mann.
In der Hand hielt er einen Dreizack und er starrte mich mit seinen meerblauen Augen vorwurfsvoll an.
,,Oho.", sagte ich nur und wollte die Beine in die Hand nehmen.
Doch ich kam nur drei Meter weit, da wurde ich von einem gewaltigen Druck zu Boden geworfen.
Das Siegel auf meinem Rücken glühte hellblau.
,,Na na. Sei froh, dass ich nicht zu den Hauptzweig der Götter gehöre, denn die hätten dich jetzt schon bestraft.", brummte der Wassergott.
Ich knirschte mit den Zähnen.
Der Gott hob seine Hand und um meine Handgelenke und Beine schlossen sich Ringe aus Wasser.
Ich versuchte mich zu bewegen, doch das klappte nicht.
,,Also. Wer bist du?", fragte er.
Ich hob eine Augenbraue. Das wusste er nicht?
,,Ein Niemand.", antwortete ich.
,,Lüg mich nicht an. Ich weiss genau, dass du das Medium des Bösen bist.", schnauzte der Gott mich an.
,,Dann frag nicht so blöd, wenn du es sowieso weißt. Außerdem bin ich nicht das Medium des Bösen. Ich war es früher gewesen, doch das ist schon einige Jahrhunderte her.", gab ich zurück.
Augenblicklich war der ärger aus seinen Augen verschwunden und machte erst Verwirrung, dann Erstaunen Platz.
,,DAS WARST DU?", rief er.
,,Nein, es war der Osterhase.", schnaubte ich genervt.
,,ALS DIE ANDEREN GÖTTER DICH GEFANGEN HABEN, HAST DU MEINEM BRUDER DIE HAND ABGESÄBELT.", zischte der Gott. ,,UND DU HAST ZAHLREICHE MEINER UNTERGEBENEN ABGESCHLACHTET."
,,Ähm...Ups?"
Ich spürte, wie sich die Ringe fester um meine Gliedmaßen schnürten und biss mir auf die Unterlippe.
,,Ähm...Ich müsste langsam mal wieder los.", meinte ich. ,,Sonst werden die Alten noch sauer auf mich."
Die blasse Haut des Wassergotts glich nun einer Tomate.
Er setzte an um mich wieder an zu schreien, da brach eine monströse Kreatur aus den Unterholz und rannte auf uns zu.
Es war ein riesiger grauer Wolf, der uns hungrig anstarrte.
Neben mir zerfiel der Wassergott zu einer Pfütze und war verschwunden.
Feigling.
Das Ungeheuer sprang mich an und bohrte seine messerscharfen Zähne in meine Kehle und gleichzeitig lösten sich die Ringe an meinem Handgelenk auf.
Echt jetzt?
Toll.
Kaum war ich einen rachsüchtigen Wassergott, der mir die Arme und Beine absäbeln wollte, los, taucht sofort ein hungriger Wolf auf, um mir die Kehle zu zerfleischen.
Was hatte ich nur getan?
Ich spürte, wie das Blut aus meiner Wunde sickerte.
Es floss über die harte Erde bis ins kalte Wasser.
Sicher merkte der Gott, bei dem ich mich melden sollte, was hier oben vorging, aber wahrscheinlich interessierte es ihn nicht.
Ich schloss die Augen.
Wirklich ein tolles Ende.
Dabei dachte ich, dass ich dieses Mal noch überstehen würde.
Tja, da hatte ich mich wohl getäuscht.
Das Ungetüm ließ meine Kehle los und ich blieb keuchend liegen.
Ich öffnete die Augen wieder.
Das Tier umkreiste mich und ließ mich nicht aus den Auge.
Ich lachte leise auf und fragte. ,,Du willst wohl sicher gehen, dass ich wirklich verrecke, wie."
Natürlich erwartete ich keine Antwort und schloss die Augen wieder.
Ich nahm einen tiefen Atemzug.
Da spürte ich etwas feuchtes an meinem Hals.
Mühsam öffnete ich ein Auge.
Der Wolf hatte sich über mich gebeugt und schleckte über meine Wunde.
,,Nee, oder?", fragte ich. Wie rau meine Stimme klang.
Da legte der Wolf seine Zähne um meinen Nacken, jedoch ohne mich zu verletzten.
,,He, ich bin kein Junges.", protestierte ich. Doch der Wolf ignorierte mich gekonnt.
Ich beschloss mich auszuruhen und schloss die Augen.
Nach einer Weile spürte ich, wie der Wolf anhielt und mich losließ.
Ich versuchte, mich aufzurichten, doch der Wolf drückte mich mit seiner Pfote wieder zu Boden und zwang mich liegen zu bleiben.
Da veränderte der Wolf sich.
Er wurde kleiner und sein Fell heller.
Sein Körper zog sich zusammen und an einigen Stellen zog sein Fell sich in den Körper zurück.
Aus dem restlichen Fell wurde, außer auf seinem Kopf, Kleidung.
Moooooooment mal. Der Wolf war eine Mädchen?!
Sie war ein Werwolf!
Sie holte Verbände aus einer Ecke und begann meine Wunde zu reinigen und zu verbinden.
,,Ich kapier's nicht...", nuschelte ich. ,,Erst gehst du mir an die Kehle und nun versorgst du mich?"
,,Eigentlich wollte ich nur den Wassergott abschrecken.", entschuldigte sich das Mädchen.
,,Wer bist du eigentlich?", fragte ich.
,,Okami.", antwortete sie. (Okami=Wölfin)
,,Passt perfekt.", meinte ich.
Sie wollte meine Wunde weiter versorgen, doch ich hielt ihre Hand fest und richtete mich auf.
,,Aber deine Wunde...", wollte Okami einwenden, doch ich unterbrach sie.
,,...ist schon verheilt.", fiel ich ihr ins Wort und nahm zum Beweis die Verbände ab.
Okamis Augen wurden gross.
,,Wie hast du das gemacht?", fragte sie verwundert.
,,So wie ich es gemacht habe.", antwortete ich.
Ich stand auf und reckte mich.
,,Jedenfalls habe ich eine Bitte an dich.", gab ich ihr preis.
,,Was meinst du?", fragte sie misstrauisch.
,,Ich möchte, dass du mit mir kommst.", erklärte ich ihr. ,,Das Böse wird in ein paar Jahren ausbrechen und um es wieder zu versiegeln, brauch ich die Hilfe aller Rassen."
,,Aber warum gerade ich?", fragte sie.
,,Warum denn nicht?", fragte ich zurück.
,,Es gibt doch so viele starke Werwölfe, also warum eine Werwölfin wie mich?"
,,Du hast mir die Kehle beinah durchgebissen, also kannst du nicht behaupten, dass du schwach wärst.", meinte ich.
,,Ja, aber du warst doch gefesselt.", nuschelte sie.
,,Ist doch egal.", wank ich ab.
Ich trat an den Höhleneingang und sah sie an.
,,Also? Kommst du mit mir?", fragte ich sie.
Sie zögerte noch einen Moment, dann stand sie auf und trat neben mich.
Ich wollte schon loslaufen, doch etwas hielt mich am Kragen fest.
Okami hatte sich wieder in eine Wölfin verwandelt und hielt mich zurück.
,,Was denn?", fragte ich genervt.
Doch da hatte Okami mich mit einer schwungvollen Bewegung auf ihren Rücken befördert und lief los.
,,Hey, ich kann selber laufen.", protestierte ich, doch mal wieder wurde ich von Okami ignoriert, also beschloss ich kurzerhand zu schmollen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro