Ein neuer Gast
"Amara, Tisch zehn möchte zahlen." sagte mir Martin, als ich gerade an er Kaffeemaschine zur Gang war, um meine Bestellung zu vervollständigen. Der Geruch von frischen Kaffee lag in der Luft.
"Bin sofort dort." erwiderte ich und stellte die volle Tasse Kaffee auf das Tablet ab und brachte anschließend die Bestellung zum entsprechenden Tisch. Danach kassierte ich das junge Paar an Tisch zehn ab, ehe ich mich wieder hinter die Theke begab. Zwei Wochen waren inzwischen vergangen, seitdem Tobi mir den Job hier besorgt hatte. Es machte mir eigentlich Spaß, auch wenn es wirklich stressig werden konnte.
Letzte Woche hatte ich auch schon das Vergnügen Lola, die Tochter von Martin und Lydia, kennen zu lernen. Was soll ich euch sagen? Sie ist eben das typische Teenie-Mädchen. Angeklebte lange Wimpern, lange künstliche Fingernägel und sie saß ständig im Aufenthaltsraum herum und tippte SMSen. Aber wenn sie mal mit half, dann sah man ihr schon an, dass sie es schon wahrscheinlich seit klein an gelernte hatte, hier auszuhelfen. So schlimm wie Tobi es mir versuchte einzureden war sie nicht. Natürlich hatte sie ihre Momente, wenn sie die jungen Typen anbaggerte, aber im Großen und Ganzen fand ich sie eigentlich in Ordnung.
Ich beneidete sich auch still und heimlich über ihr Selbstbewusstsein, dass sie nur förmlich ausstrahlte mit ihrer schönen roten Mähne und den grünen Augen. Auch ihr Make-up war am Punkt und punkto Kleidung reizte sie nicht zu zeigen, was sie hatte. Sie erinnerte mich ein bisschen an Sophie, aber natürlich war sie ne Schippe schräger als Lola. Sie kam mir nicht so vor, als würde sie ein verrückter Fan sein, der die Schränke von ihrem Lieblingssänger nach Unterwäsche durchwühlen würde. Sie war eher der Typ, der in Spitzenunterwäsche in seinen Bett liegend auf ihn warten würde.
Momentan waren sieben Tische besetzt und alle hatten zu trinken uns zu essen, somit konnte ich eine kurze verschnauf Pause einlegen und mir einen Schluck Wasser gönnen. Martin hatte sich derweil nach hinten verzogen und Lydia befand sich heute nicht im Haus. Tobi befand sich in diesen Augenblick in der Pause, somit war ich ganz alleine im Verkaufsraum. Ein bisschen stolz auf mich war ich in diesen Moment schon, denn es zeigte mir, dass Martin mir schon so viel vertraute und vor allem zutraute, dass er mich schon alleine ließ.
Gerade ertönte das Glöckchen an der Tür, wenn ein Gast das Café betrat oder verließ. Ein Mann in Anzug trat herein. Er trug eine dicke Mappe in seiner Hand und in der anderen konnte ich ein Handy sehen. Der braunhaarige Mann, dessen Haaransätze schon begannen, grau zu werden setzte sich an einen Tisch am Fenster und griff nach der Speisekarte.
Mit meinem Block und einen Kugelschreiber bewaffnet schlenderte ich auf den Mann zu, der im selben Moment zu mir hoch sah, als ich bei ihm ankam. "Hallo, was darf ich Ihnen bringen?"
Der Mann räusperte sich. "Hallo. Ich hatte einen schwarzen Kaffee und noch... " er sah wieder zur Speisekarte hinab und Blätterte auf den Seiten herum, an denen unsere Mehlspeisen angepriesen wurden. Er verzog die Lippen nachdenklich.
"Also wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, dann müssen die unsere Blaubeermuffins probieren. Ich habe noch nie bessere gegessen!" warf ich ein, um den Mann bei seiner Entscheidung zu helfen. Zufrieden nickte er mich an, während er die Karte schloss und sie wieder auf ihren Platz zurücklegte. "Also wenn Sie ihn mir schon vorschlagen, werde ich ihn auch probieren."
Ohne die Bestellung aufzuschreiben, begab ich mich wieder hinter den Tresen und bereitete die Bestellung, bevor ich sie den Mann an den Tisch brachte. Beim zurück gehen nahm ich das Benutzte Geschirr mit, dass ein anderer Gast hinterlassen hatte, als er gerade eben das Café verlassen hatte.
"Na, alles unter Kontrolle?" hörte ich Tobi fragen, während er sich seine Schürze umband und von der Pause zurückkam. Sein Atmen roch nach Zigaretten.
"Alles unter Kontrolle." wiederholte ich ihn lächelnd. Ich trocknete derweil das Geschirr ab, als wir sprachen.
"Den Typen da am Fenster habe ich auch noch nie gesehen." flüsterte mit Tobi zu, der den Mann am Fenster begutachtete. Ich zuckte mit der Schulter. "Ich kann mir schlecht vorstellen, dass du alle Gäste kennst. Außerdem werden auch andere Leute, als die, die jeden Tag kommen, das Café besuchen." - "Ja, schon. Aber sieh ihn dir doch mal an. Mit diesem Armani-Anzug und der fetten Rolex, die bis hierher glänzt, passt er nicht wirklich hier rein." erwiderte Tobi. Ich zuckte wieder mit den Schultern. "Solange er bezahlt, ist mit egal was er trägt."
Bei einem Armani-Anzug und ner Rolex musste man sich wenigstens nicht allzu viele Gedanken darüber machen, ob der Gast überhaupt bezahlen könnte.
Es war wirklich nicht viel zu tun, somit ging ich nun früher in Pause und ließ Tobi alleine im Verkaufsraum. Mit meinen Blaubeermuffin in der Hand setzte ich mich an den kleinen Tisch, der im Aufenthaltsraum stand. Ich hatte mir auch mein Handy aus meiner Handtasche geholt, da wir heute keine Zeitung bekommen hatten. Wie immer scrollte ich durch meine Social-Media Accounts und hielt Ausschau nach Niall. Auch wenn ich es nicht zugeben würde, vermisste ich ihn leider doch ein bisschen und ganz so egal war er mir doch nicht. Die Neusten Bilder von ihm, die von Paparazzi geschossen wurden, zeigten ihm am Flughafen in London. Er befand sich also hier, in derselben Stadt wie ich. Ab und zu, wenn ich nicht einschlafen konnte, ließ ich mir immer diese Was-wäre-wenn Situationen im Kopf durchgehen. Wäre ich nicht gleich so in die Luft gegangen hätte es schon möglich sein können, dass wir jetzt ein Paar wären, oder wir hätten beide eingesehen dass wir sowieso nicht zusammen passen und er hätte es beendet. Vielleicht wäre auch wieder was mit Holly gewesen, wer weiß.
In Momenten, an denen ich schwach wurde, hatte ich sogar schon seine Nummer gewählt, nur damit er ran ging, um ihn "Hallo" sagen zu hören. Zuvor hatte ich meine Nummer noch unterdrückt, damit er nicht wusste, dass ich es war, die ihn anrief. Ich kam mir auch immer so dumm dabei vor, wenn ich es tat. Warum war er nach all diesen Monaten noch immer in meinen Kopf?
Was ich auch erst später erfahren hatte, war das Niall, an den Tag, an dem er mit Holly in Dublin war und im Reisebüro gesichtete wurde, dass er unseren Eltern eine zweiwöchige Reise auf eine karibische Inseln gebucht hatte als Hochzeitsgeschenk.
Während ich weiter Twitter durchforstete biss ich ab und zu von meinen Muffin ab. Ich wusste echt nicht was Martin und Lydia mit diesen Muffins anstellten, denn sie waren zu gut um wahr zu sein. Wenn ich bald einen Abnehmkur machen müsste, weil ich jeden Tag einen von denen verdrückte, werde ich ihnen garantiert die Rechnung zukommen lassen.
"Hey! Amara" Kannst du kurz mal kommen?" rief Tobi den Gang hinunter. Stirnrunzelnd legte ich mein Handy und meinen Muffin ab und machte mich auf den Weg zu ihm. "Was ist denn?" fragte ich ihn, als ich bei ihm ankam. Er nickte zu dem alten Mann im Armani-Anzug. "Der Mann möchte gerne von dir kassiert werden."
Verwirrt kniff ich die Augen zusammen, drückte den Kassenbon aus und ohne nachzufragen ging ich auf den Mann zu. "Sie wollen die Rechnung haben?"
Der Mann mit den braunen Haar und den dunkelgrünen Augen nickte. "Ja, bitte." Ich legte ihm die Rechnung auf den Tisch und sagte ich im den Betrag vor, während er seine Brieftasche aus seiner Innentasche nahm. "Ich möchte mich bei Ihnen noch für den guten Tipp bedanken. Der Muffin war wirklich ausgezeichnet!" Er drückte mir einen Schein in die Hand und sagte "Passt schon." Ich sah ihn etwas verdutzt an. "Aber... aber sie.. sie bekommen noch mehr als 40 Pfund zurück?!"
Der Mann winkte ab. "Schon gut. Bis zum nächsten Mal, Amara." er hatte noch einen kurzen Blick auf mein Namensschild geworfen, eher er aufstand und das Café verließ.
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