Die Heimkehr der Prinzessin (3)
"Onkel Niall, Onkel Niall!" rief Theo immer wieder, um die Aufmerksamkeit seines Onkels zu bekommen. Er legte seine Hände an sein Kinn und sprang aufgeweckt herum.
"Was ist los, großer?" fragte Niall ihn, der ihm durch sein blondes Haar wuschelte. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Theo sein Sohn wäre. Die Beiden sahen sich einfach so verdammt ähnlich.
Theo begann zu lächeln und zeigte uns seine weißen Zähnchen. "Spielst du fangen mit mir?"
"Wir essen gleich, aber danach. Versprochen." versprach Niall ihm. Der kleine nickte und hielt sich an Nialls Bein fest, der neben mir am Tisch saß. Niall nahm ihn hoch auf seinen Schoss und Denise reichte ihm die rote Trinkflasche von Theo, die mit Autos bedruckt war.
Der Geruch von frisch gepurzeltem Fleisch lag in der Luft und ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ich hatte extra das Mittagessen ausfallen lassen, damit ich mit gutem Gewissen zuschlagen konnte.
"Wie läuft es in London für dich Amara? Wie ist dein Mitbewohner so?" richtete Greg das Wort an mich.
"Gut, die Uni beginn ja erst nächsten Monat. Tobi ist wunderbar, wir verstehen uns wirklich sehr gut. Sophie, die du ja bei der Hochzeit kennengelernt hast, wohnt nun ebenfalls bei uns. Niall hat sie schon zu einen 'Star' in einem seiner Musikvideos gemacht." antwortete ich und sah anschließend zu Niall hinüber.
"Sie brauchte einen Job und ich wollte ihr auf die Beine helfen." erklärte Niall, der danach einen Schluck aus seiner Bierflasche nahm.
"Das ist ja schön zu hören." hörte ich meine Mutter sagen. "Wie hat sie sich angestellt?" setzte sie kurz darauf nach. Das würde mich auch interessieren. Sophie hatte mir zwar alles aus ihrer Sicht erzählt, aber sie hätte auch übertreiben können und so etwas selbst einzuschätzen, ob man gut in etwas war, war nicht einfach.
Niall sah auf den kleinen Jungen in seinen Armen hinab, der an seiner Uhr spielte und an den Band zog. "Sie hat einen tollen Job gemacht. Umso länger wir drehten, umso mehr konnte sie sich daran gewöhnen. Davina wirkte begeistert von ihr und hat sie auch auf ein anderes Shooting mitgenommen. Ich bin mir auch sicher, dass sie Sophie wieder kontaktieren wird, weil sie mich ein bisschen über sie ausgefragt hat."
"Sieht so aus, als würdest du schon bald mit einem Supermodel zusammen wohnen Amara." Ich nickte seufzend, als ich Bobby reden hörte. Er stand am Grill und wendete das Fleisch. Solange es unserer Freundschaft nicht schaden würde, wünschte ich es ihr erfolgreich zu sein.
"Und in Sachen Jungs? Hast du dir schonen einen hübschen Briten angelacht?" fragte Denise nun, die mir zuzwinkerte.
Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas. "Ähm, ja da gibt es jemanden." Ich stellte mein Glas wieder ab uns beobachtete die Reaktion meiner Mutter. Ihre Augen wurden regelrecht zu einem Schlitz, die Niall ein Loch in den Kopf bohrten. "Sein Name ist Dylan, er ist unser Nachbar." Sofort wurde die Miene meiner Mutter wieder angenehmer zu betrachten. Sie lächelte. "Dylan, klingt nett. Trink er viel Tee?"
Kopfschüttelnd antwortete ich: "Mum, nur weil er Brite ist, heißt das nicht, dass er automatisch ständig Tee trinken muss. Dylan trinkt Kaffee, ist sehr höflich und gebildet. Außerdem ist er eine Sportskanone. Ihr müsstest mal sein Sixpack sehen..." Aus meinem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Niall mit den Augen rollte. Was war sein Problem?
Denise begann zu kichern und pikste Gregor mit den Zeigefinger in seinen Bauch. "Greg da könntest du dir mal eine Scheibe von abscheiden." Gregor verzog seinen Mund. "Dann hör auf so gut zu kochen. Wie soll ich sonst der Versuchung widerstehen?!"
"Also wer hat Hunger?" Unsere Köpfe schossen hoch, als wir sahen wir Bobby mit einem Teller voll Fleisch und gerillten Gemüse an den Tisch kam.
"Komm zu Mama, Theo." hörte ich Denise sagen, die ihr Arme nach ihrem Sohn streckte. Theo jedoch schüttelte den Kopf und klammerte sich an Niall fest.
"Theo, dein Onkel will auch zu Abend essen. Komm her." versuchte sie es erneut, jedoch schüttelte er noch hastiger den Kopf.
Niall winkte ab und sah auf Theo hinab. "Ach, kein Problem. Mein Lieblingsneffe darf immer bei mir sitzen, auch wenn wir essen." Nialls Worte ließen den Kleinen strahlen. "Ich bin dein Liebling?" hackte der Kleine nach und machte dabei große Augen. "Ja, natürlich." erwiderte Niall ihm und drückte Theo einen Kuss auf den Kopf.
Es herrschte eine angenehme Stimmung am Tisch und die Musik, die aus dem Radio dudelte, tat ihr Übriges. Wir aßen, redeten und lachten. Theo versuchte sich immer zu sträuben, als Niall ihm mit Gemüse füttern wollte, den verzogenen Gesichtsausdruck des Kleines werde ich sicher nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Nachdem wir gegessen hatten, räumten alle zusammen den Tisch ab, auch Theo half tüchtig dabei mit. Das Geschirr wurde in den Geschirrspüler geräumt und die Kaffeemaschine wurde angeworfen. Meine Mutter hatte extra noch Mehlspeisen besorgt, die bis auf meine Mutter und Niall niemand mehr essen wollte, zumindest nicht sofort nach dem Abendessen. Mein Bauch stand ab, als sei ich schwanger, ich hätte mir das letzte Stück Fleisch verkneifen sollen. Ich war bat satt, ein Bissen mehr und ich würde platzen.
Ich sah meiner Mum still schweigen zu, wie sie das Erdbeertörtchen verputzte. Stück für Stück wurde es kleiner, bis schließlich der Teller gänzlich leer war. Niall war in der Zwischenzeit schon fertig mit Essen und übergab Denise Theo, als er aufstand um sein Teller rein zu tragen, beim Vorbeigehen nahm er auch das meiner Mutter mit, die ihm danke.
Mein Stiefbruder hatte auch eine neue Flasche Wasser mit an den Tisch genommen, als er zurückkam. Er stellte die in der Mitte des Tisches ab und setzte sich wieder neben mich.
"Na, wer ist da den müde?" fragte Denise und sah auf Theo hinab, der sich seine Kulleraugen rieb. "Ich bin nicht müde!" protestierte er sofort, doch das anschließende Gähnen bewies etwas anderes.
Niemand konnte sich ein Schmunzeln verkneifen. Denise strich ihm durch sein Haar und es sah schon fast so aus, als würden ihm jeden Moment die Augen zufallen. Erneut gähnte er und hielt sich die Hand vor den Mund. "Ich will bei Opa und Onkel Niall bleiben." Es war kaum verständlich, was er sagte.
"Du willst bei mir bleiben Kumpel?" fragte Niall ihn. Niall stand auf und nahm Denise Theo aus den Armen. "Ich habe nichts dagegen, wenn du heute bei mir übernachtest."
"Bist du sicher Niall?" fragte Denise und Greg nickte ebenfalls.
"Warum nicht, ich sehe ihn sowieso viel zu selten. Ihr habt doch sicher Reserve Klamotten für ihn da, oder nicht? Das was ich noch bei mir oben habe passt ihm bestimmt nicht mehr. Und windeln. Trägt er überhaupt noch welche?"
Das Wort Windeln gefiel Theo überhaupt nicht. Er drehte sich in Nialls Armen um und sah ihn entsetzt an. "Onkel Niall. Ich bin schon so alt!", dabei hielt er vier Finger hoch: "Ich bin schon ein großer Junge, ich brauche keine Windeln!". Er schnauft und fuhr fort: "Ich bin doch kein Baby mehr!" - "Tut mir leid, wie konnte ich das vergessen." scherzte Niall halb lachend.
Während des Gespräches mit Theo konnte ich beobachten, wie Bobby seinen Platz am Tisch neben meiner Mutter verließ. Er ging zurück ins Haus und kam erst kurze Zeit später wieder zurück mit einer kleinen Papiertasche, die mit Blümchen bedrückt war. Die Augen meiner Mutter lagen auf der Tasche, als Bobby wieder zurück kam und sie ihr überreichte. Bekam sie etwas schon ihr Geburtstagsgeschenk von ihm?
Mum räusperte sich: "Also, nachdem wir gerade gut gegessen haben und uns Theo erzählt hat, wie groß er nun schon ist, wollten ich und Bobby euch etwas mitteilen." Ich runzelte gespannt die Stirn und lehnte mich am Tisch an. Meine Augen lagen auf der Papiertasche. Was da wohl drinnen war?
"Hier, ihr dürft selbst einen Blick hineinwerfen." Sie schob die Tasche näher an uns und Greg zog sie zu sich. Neugierig machte sich auch Theo auf Nialls Schoss groß, der anscheinend wieder putzmunter war. Gregor nahm eine Schachtel aus der Tasche, die in Geschenkpapier eingepackt war. Auf Theos Bitte nach durfte er das Papier aufreißen und in kleine Stückchen zerreißen. Nun war wohl Niall derjenige, der zuerst einen Blick hineinwerfen konnte. Er nahm den Deckel ab und entfernte die Watte, die obendrauf lag. Ich reckte meinen Kopf, um einen Blick zu erhaschen. Ich kniff die Augen zusammen.
Das war doch nicht deren ernst.
Ich lehnte mich wieder zurück an meinen Sessel und verfolgte wie Gregor und Denise hinein sahen. Sprachlos tauschten sie Blicke aus und ich konnte schwören, dass sich Denises Hautfarbe erhellt hatte. "V- Von wo wisst ihr es?" fragte sie schließlich.
Nun war ich offiziell verwirrt. Von was sprach Denise denn plötzlich?
Der einzige, der im Moment nicht einen verwirrten Gesichtsausdruck im Gesicht hatte war Theo, denn der befreite sich aus Nialls Griff, stand in seinen Schoss auf und lehnte sich über den Tisch, um die Schachtel zu erreichen. Prüfend sah er das Paar Schühchen an, das sich darin befand. "Die sind mir aber viel zu klein." murrte er und schubst dabei die Schachtel weg von sich.
"Dad, Kate von wo wirst ihr, dass wir ein Baby bekommen?" fragte Gregor und nahm die Hand seiner Frau.
"Ihr bekommt noch ein Baby?" fiel Niall ihm direkt ins Wort. Man merkte, wie sehr er sich freute. Gregor bejahte die Frage seines Bruders. "Ja, wir haben es diese Woche erfahren." Denise legte ihre Hand auf ihren Bauch und biss sich auf die Unterlippe. Diesen Blick, den sie Gregor zuwarf, als er das sagte, machte klar, wie glücklich sie gerade war.
Ich sah wieder in die andere Richtung zu meiner Mutter und Bobby. Meine Mutter rutsche unbehaglich in ihren Stuhl herum und sah mich dabei immer wieder mal an. "Mum, was ist los?"
Sie leckte sich über die Lippen und sah zu Bobby, der ihre Hand ergriff.
"Wir bekommen auch ein Baby.", antwortete Bobby für sie.
Der Schock saß tief, als ich es hörte. Denise und meine Mum? Beide schwanger? Aus welchem schlechten Film ist das denn geklaut? Während sich alle anderen beglückwünschten und ich auch mal von Niall an der Schulter gerüttelt würde, war ich tief in Gedanken verloren.
Mein Mum bekam mit ihren baldigen 39 Jahren noch ein Kind. Warum brauchte sie jetzt noch ein weiteres Kind, war sie dafür nicht schon zu alt? Das gleiche galt auch für Bobby, aber am meisten beschäftigte mich verständlicherweise meine Mutter. Der Gedanke, dass ich es unfair fand, dass dieses Kind glücklich aufwachsen würde, kreuzte meine Gedanken. Es wird in einem großen Haus aufwachsen, in dem es ihm an nichts mangeln wird, es wird mit einem Vater auf der Seite aufwachsen, der es endlos liebt und nicht einfach verschwindet - wie bei mir. Es wird nie wissen, wie es ist mit einer alleinerziehenden Mutter groß zu werden, die nicht das nötige Kleingeld hat, um ihm neue Klamotten zu kaufen, wenn es welche benötigt. Es wird nie die abgetragenen Klamotten, der Tochter, einer Freundin von Mum tragen. Ganz bestimmt nicht.
Ich seufzte, als mir bewusste wurde, dass ich schon eine Art Eifersucht auf ein Kind ausübte, das noch nicht mal geboren wurde.
"Amara?"
Warum? Warum musste das passieren? Die mussten herum gerammelt haben wie die Karnickel, als keiner von uns zu Hause war. Ich hätte öfter anrufen sollen, vermutlich vermisste sie mich so sehr, dass sie ein neues Kind wollte.
"Amara!"
Ein Schlag gegen meine Schulter ließ mich zucken und aus meiner starre erwachen. "Ist alles okay mit dir? Du wirkst bleich." Meine Mutter sah mich besorgt an.
"Ich bin nur überrascht, das ist alles." gab ich zu. Es kam wirklich unerwartet. "Mum, ich frage mich nur, ob... Ich meine, du bist schließlich auch nicht mehr zwanzig, .. also ähm..."
"Du brauchst dir um meine Gesundheit nicht den Kopf zu zerbrechen. Es gibt viele Frauen in meinen Alter die erste jetzt ihr erstes Kind bekommen, außerdem habe ich dieses Mal schon genug Erfahrung und ganz wichtig Bobby an meiner Seite."
"Theo, wir beide werden große Brüder. Ist das nicht toll?" Es war Niall der zu Theo sprach. Theo runzelte seine Stirn. "Ich werde Bruder?" Er schien nicht ganz zu verstehen, was los war. Er legte seinen Finger auf sein Kinn und legte den Kopf zu Seite.
"Theo kommt doch mal zu mir." hörte ich Greg sagten.
Niall hob seinen Neffen auf den Boden hinunter, der sofort zu seinen Vater ging. Dieses Mal hob er ihn hoch und zeigte auf Denises Bauch. "Da drinnen wächst gerade dein Bruder oder deine Schwester. Er oder sie ist noch ganz klein und muss groß und stark werden, genau wie du."
Theo bekam große Augen. "Hat Mama das Baby gegessen? Warum ist es da drinnen?"
Mit einfachen Worten versuchten es seine Eltern ihm zu sagen, dass Denise kein Baby gegessen hatte und das es noch eine Weile dauern würde, bis das Geschwisterchen an rauschen wird.
Ich sah immer wieder zu Niall hinüber, der sich sichtlich zu freuen schien. Nicht nur für seinen Bruder, sondern auch für Bobby und Kate. "Familie Horan wir immer größer. Das ist toll. Ich freue mich schon die zwei kennenzulernen."
Diese Patchwork Familie wurde in der Tat immer größer und größer. Und ob ich dies gut fand, wusste ich noch nicht.
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