K A P I T E L 50
E l i z a b e t h
Mittlerweile sitze ich bei meinen Geschwistern draußen, wo sich die ganzen Agenten aufhalten. Sie telefonieren, reden und das alles durcheinander. Ich habe so schlimme Kopfschmerzen. Wir sind hier schon unzählige Stunden und werden festgehalten. Wir sind zwar nicht verhaftet, sind aber aufgefordert worden, dieses Gebäude nicht zu verlasse. Für alle hat es anscheinend gerade höchste Priorität diesen einen Agenten zu finden und meinen Bruder zu verhaften. Wir drei wissen einfach nicht, was hier gerade passiert. Alles, was wir über Edward erfahren haben, verwirrt und verunsichert uns zutiefst. Das kann einfach nicht wahr sein! Er kann unmöglich all diese Menschen getötet haben. Mein Herz schmerzt so unfassbar und ich spüre einen Druck auf meiner Brust, der mir beinahe die Luft zum Atmen nimmt. Kann man sich wirklich so in jemanden täuschen? Hat er mich denn jemals wirklich geliebt? Nein! Sowas könnte man nicht vortäuschen. Edward ist ein guter Mensch! Egal was all diese Beamten sagen! Ich liebe ihn, aus tiefstem Herzen. Wie könnte ich nach nur ein paar Stunden an dieser reinen und wahren Liebe zweifeln? Trotzdem haben diese Leute Beweise für die letzten zwei Morde. Dieser Mann und die arme Agentin... Das kann niemals stimmen. Du würdest doch sowas Schreckliches niemals tun. Edward... Bitte... Habe ich mich denn wirklich so in dir getäuscht?
~
„Sir!", brüllt jemanden nach oben zu den Büros der höheren Agenten. Gestresst kommt der angesprochene Mann hinaus und geht die Treppen hinunter. „Was ist?", knurrt er. „E-Es ist Rodriguez, Sir..." Sofort ist es im ganzen Raum still und alle schauen auf das Telefon. Der Mann schluckt, streicht sich durch die Haare, ehe er den Hörer auf Lautsprecher stellt. „Rodriguez? Hier ist Spezial Agent Adams. Wo befinden Sie sich?" „Das... weiß ich nicht, Sir", antwortet er, klingt aber relativ normal. Nicht besonders ängstlich, nicht besonders gestresst oder verletzt. „Er stellt Forderungen, Sir", setzt er noch hinten dran.
„Forderungen?" „Ein Leben für ein anderes", sagt der Mann am Hörer und schluckt. „Reden Sie von Edward Jonas?" Der Mann antwortet ihm nicht, man hört rein gar nichts. Alle halten die Luft an. Es ist für mich unvorstellbar, dass Edward wahrscheinlich nur Meter von dem Agenten weg steht. „Lassen Sie Mr. Rodriguez und reden Sie mit mir, Jonas", knurrt Adams. Es knistert nur kurz, ehe man jemanden tief einatmen hört. „Spezial Agent Adams, ich habe schon viel von Ihnen gehört", erklingt die Stimme von Edward und mein Herz bleibt stehen. Ist das jetzt die Bestätigung für alles? Oh nein. Edward...
"Dies kann ich nicht wirklich erwidern. Immerhin sind die meisten Dinge in Ihrer Akte geschwärzt." Edward lacht kalt, emotionslos und ohne Gefühle, wie noch vor wenigen Tagen. Dieses Lachen war echt. „Ich habe Dinge für die Regierung getan, die Sie niemals freiwillig preisgeben würden...", murmelt er. „Also geben Sie zu, ein Mörder zu sein?" Es folgt Schweigen. „Die Menschen sehen mich, wie sie mich sehen wollen, nicht als der, der ich wirklich bin", seine Stimme klingt rau. „Stellen Sie sich einfach und stellen klar, wer Sie wirklich sind."„Oh, Derek, so einfach wird das sicher nicht", kurz verrutscht die Maske von dem Mann. „Woher kennen Sie meinen Namen?" „Irrelevant. Ich weiß vieles über Sie und Ihr Team. Jedoch habe ich kein Interesse Ihnen oder Mr. Rodriguez etwas zu tun."
„Was wollen Sie dann?"
„Holen Sie Elizabeth ans Telefon", brummt er und mein Herz sackt in meine Hose. Was? Augenblicklich weiß ich nicht, ob ich mich freuen oder heulend wegrennen soll. Grimmig sieht der Agent sofort auf mich, sowie der gesamte Raum. Mit einer Kopfbewegung deutet er mir zu ihm zu kommen. „Warum denken Sie, dass ich sie hier habe?"
„Spielen Sie keine Spielchen, Derek. Wenn Ihnen das Leben Ihres Agenten lieb ist, tun Sie was ich sage." Auffordernd sieht er zu seinem Techniker, der anscheinend schon die ganze Zeit versucht den Anruf zurück zu verfolgen, doch er schüttelt nur ratlos mit dem Kopf. Eine Zeit lang mustert der Agent mich durchdringlich, ehe er auf den Stuhl vor dem Telefon deutet. Zitternd setze ich mich hin und bringe durch den Klos in meinem Hals nichts über die Lippen. „Eddie?", hauche ich. „Geht's dir gut?", fragt er mich sofort. „J-Ja...", der Mann neben mir schreibt etwas auf einen Zettel.
Fragen Sie: Wo ist er?
„Wo... Wo bist du?"
„Lies nicht die Fragen von dem Zettel ab." Überrascht schaut mich der Mann an und legt den Block nieder. „Was... W-Was willst du, Eddie?" „Das, was ich schon immer wollte und du weißt, was das ist", brummt er. Fragend sieht mich der Agent an. Was meint er? Einen Gegenstand? Etwas von Wert? Oder doch eher... jemanden? „Sie sollen dich in zehn Stunden zu dem KL-Flughafen bringen. Im Gegenzug bekommen sie ihren Mann wieder", sagt er, doch es fühlt sich eher an, als würde er das schon wieder zu dem Agent sagen.
Kurze Zeit ist es still. „Geht es dir gut?", frage ich ihn zurück, weil mir die Frage auf der Seele brennt. Einige Beamten sehen mich kritisch an. ‚Das Mädchen, was immer noch nicht versteht, dass ihr Bruder keine Gefühle hat...'
„Kannst du dich an das letzte erinnern, was ich zu dir gesagt habe?"
„Ja", erwidere ich sofort. „Halte daran fest", danach ist die Leitung tot.
Tränen laufen mir übers Gesicht. ‚Versprochen', hat er gesagt. Er hat mir versprochen, dass er es wieder hinkriegt. Das alles wieder gut wird. Ich will ja nicht an seinen Worten zweifeln, aber ich bin so unfassbar verunsichert. „Was hat er Ihnen gesagt?!", ruckartig dreht der Agent meinen Stuhl zu sich rum. „E-Er sagte, dass... er das wieder hinkriegt", murmele ich. „Und was will er? Ist es etwas, was in Ihrem Besitz ist?", schnauzt er mich an und ich zucke zusammen. „I-Ich weiß es nicht", weine ich und schlinge die Arme um mich. „Lassen Sie meine Schwester in Ruhe", knurrt Alex und nimmt mich mit sich.
„Du musst ihm vertrauen...", flüstert mir Alex plötzlich ins Ohr.
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