Kapitel 5 ~ Sowas passiert immer nur anderen #3
„Cora?", fragte Zoey, in einem Ton, der mich Übles erahnen ließ. Was zum Teufel hatte sie jetzt wieder ausgefressen? Ich bedachte sie mit einem Blick, der sie dazu auffordern sollte, weiterzusprechen. „Du weißt doch, dass diese eine Sache bei mir und Cale einfach nie klappt."
Für einen Moment zog ich es in Betracht, so zu tun, als hätte ich keine Ahnung, wovon sie sprach. Einfach nur, damit ich mir noch eine Weile ansehen konnte, wie sie vor sich hin stammelte. Aber leider wusste ich ziemlich genau, wovon die Rede war. „Ja, was ist mit dieser einen Sache?", hakte ich nach, auch wenn ich jetzt schon wusste, dass ich es später bereuen würde. Um genau zu sein, tat ich es ja jetzt schon. Bei sowas war irgendwie schon vorprogrammiert, wer am Ende die Arschkarte ziehen würde. Der Gedanke brachte mich zum Seufzen.
„Also, könntest du eventuell heute Nacht in Cales Zimmer schlafen und er dann hier?" Ich sprang wie von der Tarantel gestochen vom Bett auf: „In meinem Bett?!" „Nicht in deinem, in unserem." Meine flache Hand klatschte mit einem schmatzenden Geräusch gegen meine Stirn. „Hättest du es nicht wenigstens so formulieren können, dass ich wenigstens die Hoffnung gehabt hätte, nochmal in diesem Bett zu schlafen, ohne mich zu ekeln?", fragte ich. Grinsend schüttelte sie den Kopf: „Nö."
Misstrauisch beäugte ich sie. „Was macht dich eigentlich so sicher, dass ich bei deinem tollen Plan mitspiele?" „Naja, du hast die Wahl, entweder du gehst in Cales Zimmer, oder du bleibst hier und-" Abwehrend hob ich die Arme: „Halt, halt, halt! Nein! Nein, einfach nein! Ganz sicher bleibe ich nicht hier!" „Genau deshalb war ich mir so sicher, dass du nichts gegen meinen Vorschlag einzuwenden hast."
Mit Zeigefinger und Daumen massierte ich mir die Nasenwurzel. Irgendwann würde Zoey mir noch den letzten Nerv rauben. Sie war jetzt schon auf dem besten Weg, das musste ich ihr lassen. Wenn sie sich erst mal was in den Kopf gesetzt hatte, war sie auch nicht mehr davon abzubringen. Nach Desiree war sie der größte Dickkopf, dem ich je begegnet war. „Warum werde ich eigentlich immer in solche Sachen mit reingezogen?", fragte ich mit einem verhalten niedergeschlagenen Unterton. Zoey rollte mit den Augen: „Was heißt hier immer?" Schnaubend schüttelte ich den Kopf: „Einmal reicht doch schon."
Vorsorglich begann ich schon mal, meine Schlafsachen aus dem Bett zu räumen. Ich könnte es gar nicht haben, wenn ich wüsste, dass sie auf meinem Schlafanzug... Nein! „Das ist echt eklig, weißt du das?" „Ne", widersprach Zoey, „das ist total menschlich. Man muss die besten Gelegenheiten nutzen und das hier ist definitiv eine. Vor allem weil mein Dad nicht den Hauch einer Ahnung haben wird." „Ich mein ja auch nicht, dass Sex was Ekliges ist. Aus dem Alter sind wir raus. Aber auf meinem Bett ist es schon irgendwie abstoßend."
„Mach dir mal nicht ins Hemd. Die werden doch eh jeden Tag neu bezogen." Sie ließ sich rückwärts auf ihr Bett fallen. „Man, bin ich aufgeregt", murmelte sie und fuhr sich mit den Handrücken über die Augen. „Glaubst du es wird gut?", fügte sie dann interessiert hinzu. „Frag mich doch sowas nicht! Woher soll ich das wissen, er ist dein Freund. Aber ich denk schon, dass es schön wird." „Gut, ich nämlich auch. Bin trotzdem aufgeregt." „Und was soll ich da jetzt machen?"
„Unterhalt mich", schlug sie vor, aber ich schüttelte nur den Kopf. „Räum hier lieber mal auf, so kannst du deinen Freund ja wohl nicht rein lassen." Ein paar Tage waren viel Zeit, um Unordnung zu schaffen und ich und Zoey waren wahre Meister darin. Der Boden war bedeckt von Kleidern, im Bad türmten sich die Shampoos und Spülungen (und noch ein ganzer Haufen anderer Kosmetiksachen) und selbst vor dem kleinen Balkon hatten wir nicht Halt gemacht. Die Aussicht auf das Meer war zwar noch nicht verstellt, aber der winzige Tisch war überhäuft von Muscheln, die wir gesammelt hatten.
Manche von ihnen glänzten in der Sonne, weil die Perlmuttbeschichtung das Licht reflektierte. „Und wie ich das kann. Der soll ja auch nicht auf den Raum achten, sondern nur auf mich." „Soll das heißen, dir wäre egal, wo dein erstes Mal stattfindet?" Sie zuckte mit den Schultern: „Klar, es soll nicht die letzte Schabracke sein, aber es muss mit Sicherheit kein Palast sein. Es soll ja schließlich nicht um die Einrichtung gehen, sondern um uns und da ist es wirklich ziemlich egal, wie es um uns herum aussieht."
„Aufräumen könntest du trotzdem", schlug ich vor, in der Hoffnung, sie würde ein bisschen Ordnung in diesen Saustall bringen. „Das sagst du eh nur, weil du selbst zu faul bist." Ich schnappte nach Luft, als wäre das die abwegigste Feststellung aller Zeiten. „Und selbst wenn, das wärst du mir ja wohl schuldig! Überleg mal, was ich dir für einen Gefallen tue. Ich geh jetzt duschen", teilte ich ihr mit und schnappte mir ein Handtuch. Schon zehn Minuten später hatte ich auch das geschafft und machte mich schon mal für das Abendessen fertig.
So wie ich das verstanden hatte, aßen Zoey und Jasons Eltern heute alleine. Wahrscheinlich hatten sie genug von den gemeinsamen Abendessen, weil Margarete sie immer vor allen erniedrigte. Sie war so eine herzliche alte Dame. Wenn ich meine eigene Großmutter gegen sie tauschen könnte, ich würde es sofort tun. Dabei war meine eigene Oma auch nicht schlecht. Ein leichter Anflug von Heimweh machte sich in mir breit.
In wenigen Monaten wäre ich schon wieder zuhause und ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Aber ich konnte es eh nicht ändern, also half es nicht, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Um mich abzulenken, fragte ich Zoey noch ein bisschen zu ihren Plänen für heute Abend aus. „Wir essen einfach ganz normal mit allen anderen und danach machen wir so einen kitschigen, aber total romantischen Strandspaziergang. Naja, und ich denke, dann ist es so weit." Sie wurde rot.
Ein riesengroßes Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit. „Du bist so süß", lachte ich und umarmte sie unbeholfen. „Falls ich nachher keine gute Gelegenheit mehr dazu finden sollte: Viel Spaß, und denkt an Verhütung. Auch wenn kleine Cale und Zoey Babies bestimmt total niedlich wären." „Natürlich, es wären ja schließlich unsere Kinder! Danke Coco, auch dafür, dass du mitmachst. Ich hab dich lieb." Manchmal, wenn sie sowas sagte und mich aus ihren braunen Schokoladenaugen ansah, verstand ich, warum Cale sich in sie verliebt hatte.
Die beiden waren so Zucker. „Glaub mir, ich dich auch. Selbst wenn du es mir manchmal echt nicht leicht machst."
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