Kapitel 3 ~ Urlaub #2
Ich blieb noch eine ganze Weile am Strand und holte mir an unserem ersten Tag prompt einen Sonnenbrand. Meine Schultern waren rot, die Stellen, an denen sich die Träger meines Tops befunden hatten, zeichneten sich deutlich ab. Verzweifelt versuchte ich, im Spiegel einen Blick darauf zu erhaschen. „Mach nicht so ein Theater, du bist du ein sehr sexy Krebs, nicht wahr, ma chérie?", zog mich Zoey auf. Seit ich ihr von Kerim erzählt hatte (und das war vor gut zehn Minuten gewesen), machte sie sich darüber lustig.
Und sie hatte mir tatsächlich eine heiße Affäre mit ihm vorgeschlagen. „Jaja, du hast gut reden. Cale würde dich schließlich immer noch anhimmeln, wenn du wie ein Nilpferd aussähest. Ich dagegen bin nicht so privilegiert, und muss den Prinz auf dem Ross erst noch erobern." Zoey begann zu husten, als hätte sie sich verschluckt.
Als sie sich wieder eingekriegt hatte, blinzelte sie mich an: „Mein Bruder und ein Prinz? Entschuldigung, aber er ist allenfalls der Knappe." Ich verdrehte die Augen. „Also gut, dann ist er halt der Knappe. Ich mag ihn trotzdem." Schließlich gab ich es auf, den Sonnenbrand im Spiegel betrachten zu wollen und schmiss mich auf meine Seite des Bettes.
„Und du bist dir ganz sicher, dass du wirklich nichts mit diesem Karim anfangen willst? Er scheint ja an dir interessiert zu sein." Ich vergrub mein Gesicht im Kissen und winkte ab: „Ach Quatsch, die Nummer zieht er doch mit jeder ab. Ich wette mit dir, dass er dich auch noch anflirten wird." Obwohl ich die Augen geschlossen hatte, konnte ich mir vorstellen, wie sie die Nase rümpfte.
„Und dann bekommt er von Cale eins auf die Nase. Ich glaub nicht, dass er sich das traut." Daraufhin musste ich lachen. „Du denkst echt, Cale würde irgendjemanden schlagen?" Neugierig hob ich den Kopf und blickte sie an. Die Brünette hockte im Schneidersitz auf dem Bett und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Ich mein, er ist schließlich auch nur ein Kerl und die beschützen ihr Hab und Gut doch."
Ich seufzte: „Du bist doch nicht sein Eigentum!" „Aber seine Freundin. Meine Güte, sei doch nicht so schwer von Begriff, du weißt genau, was ich meine." Das wusste ich in der Tat. Allerdings machte es Spaß mich dumm zu stellen, weil Zoey wenig Geduld mit Idioten hatte. „Wann gibt es eigentlich Essen?", wechselte sie interessiert das Thema.
Wir hatten seit Stunden nichts gegessen, auch wenn ich es bisher erfolgreich verdrängt hatte. „Ich glaub so gegen sieben Uhr, warum fragst du?" Sie holte tief Luft: „Naja, ich will Cale meinen Eltern vorstellen und beim Abendessen kann ja nicht allzu viel schiefgehen. Weißt du, sie könnten sich vielleicht mit Essen bewerfen, aber die Messer sind nicht so übermäßig scharf." Daraufhin vergrub ich mein Gesicht wieder in dem flauschigen Kissen.
„Ist das dein Ernst?", grummelte ich. „Lass mir meinen Humor, das ist das einzige Ventil für meine Ängste." „Ach komm, Zoey. Deine Eltern sind keine Massenmörder, die deinen Freund umbringen wollen. Mach dir nicht so viel Stress, es wird schon gut gehen." „Hast du meine Eltern heute schon gesehen? Also nachdem wir hier angekommen sind", fragte sie.
Ich kratzte mich hinter dem Ohr, während ich mich daran zu erinnern versuchte, ob ich ihnen noch einmal über den Weg gelaufen war. Schließlich musste ich aber einsehen, dass ich sie nicht zu Gesicht bekommen hatte. „Nein, warum?" Misstrauisch hob ich wieder den Kopf. Sie vollführte eine Wendung, löste ihre Beine allerdings nicht aus der Verknotung. „Die Beiden benehmen sich wie kleine Kinder. Frag mich nicht, was in sie gefahren ist, aber vorhin dachte ich, sie hätten sich in Teenager zurückverwandelt. Wie in einem dieser ‚Plötzlich 17' Filme. Nur noch viel schlimmer."
Sie fuhr sich durch die Haare und schüttelte den Kopf, als müsste sie die Erinnerung daran vertreiben. „Du hättest sie sehen sollen!" Ich unterdrückte ein Kichern, bei der Vorstellung von Sahra und Tanner, wie sie in riesigen Windeln über den Boden krabbelten. Als Zoey merkte, dass ich kurz davor war, loszulachen, streckte sie mir drohend den ausgestreckten Zeigefinger ins Gesicht. „Wag es gar nicht erst, darüber zu lachen! Das ist ein sehr ernstes Thema. Sie sollen mich nicht schon beim ersten Kennenlernen total blamieren."
Ich verstand Zoeys Sorge diesbezüglich immer noch nicht so recht. Es waren immerhin nur ihre Eltern, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es wirklich so schlimm werden würde, wie sie es sich zusammenfantasierte. „Jetzt lass es einfach auf dich zukommen. Danach kannst du dich immer noch aufregen", riet ich ihr von meinem Posten aus. Damit war das Gespräch beendet und Zoey ging Duschen, um sich, laut eigener Aussage, einen klaren Kopf zu verschaffen. Eine gefühlte halbe Stunde später, stellte sie endlich das Wasser ab.
„Hast du dich vielleicht in eine Meerjungfrau verwandelt, oder was dauert da so lange?", rief ich ihr durch die geschlossene Tür zu. In einer Viertelstunde wollten wir essen gehen und sie hatte nichts Besseres zu tun, als das Bad zu blockieren. „Genau", antwortete sie ironisch, „der blöde Fischschwanz ist nicht so alltagstauglich, wie ich immer dachte." Kurz darauf schloss sie auf und trat aus dem Bad. Hinter ihr quoll eine Dampfwolke ins Zimmer.
„Was hast du denn da drin gemacht? Das sieht ja aus wie in einer Saune", stellte ich verblüfft fest. „Ja, es könnte sein, dass sich die Luft vielleicht ein klitzekleines bisschen gestaut hat. Aber sieh es mal positiv; du musst jetzt nicht mehr duschen." Verständnislos verzog ich das Gesicht: „Und warum nicht?" „Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass du nur reingehen brauchst."
Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn: „Klasse!" Während Zoey sich abtrocknete und anzog, duschte ich in Rekordzeit und erstickte dabei fast, so feucht war die Luft. Als wir zum Essen aufbrachen, hatte ich mir weder einen halbwegs vernünftigen Scheitel gezogen, noch war ich wirklich trocken. Mein Outfit bestand aus einer violetten Hotpants und einem weißen T-Shirt. Ich hatte extra eines mit längeren Ärmeln angezogen, damit man den Sonnenbrand nicht sah.
Da meine Haare noch nass gewesen waren, als ich es angezogen hatte, war es jetzt an einigen Stellen durchsichtig geworden und ich verfluchte mich selbst dafür, nicht besser aufgepasst zu haben. Es war zwar nicht dramatisch, aber ich fühlte mich trotzdem irgendwie unfertig. „Das nächste Mal dusche ich zuerst", brummte ich an Zoey gewandt. „Na gut", erwiderte sie darauf nur.
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