
Kapitel 2 ~ Jasons Geburtstag #2
Jasons Freunde waren zu einem großen Teil nett. Ich hatte nicht mit allen gesprochen, aber soweit ich es beurteilen konnte, waren sie in Ordnung. Der Junge, den ich von Cales Party kannte, war auch hier. „Jonathan, richtig?", fragte ich ihn, bei der Erinnerung daran, wie ich ihn kennengelernt hatte. Seine kleine blonde Freundin war leider nicht da. Schade, mit ihr verstand ich mich eigentlich ganz gut.
„So sieht's aus. Und du bist Cora, alias Kokosnuss, nicht wahr?" „Eigentlich Coco." ich grinste. „Wo ist deine Freundin? Die mit der Brille." Für einen Augenblick verschleierte sich sein Blick: „Wir haben Schluss gemacht." Ich biss mir auf die Zunge: „Tut mir leid." Das war die erste richtig gute Gelegenheit, die sich mir bot, um das Konzept von Cocos Kusswerkstatt auszuprobieren. Vielleicht konnte ich ihn ja aufmuntern.
„Mach dir nichts draus, vielleicht sollte es einfach nicht sein." „Ja, wahrscheinlich hast du recht." Als ich sie kennengelernt hatte, waren die beiden so glücklich gewesen. Auch wenn Jonathan ein bisschen mit anderen Mädchen flirtete. Wenn ich es so recht betrachtete, war er selber schuld. In diesem Moment entdeckte ich Jason und mein Kopf war mit einem Mal leer.
Es war nervig, aber auch irgendwie befreiend, dass er diese Wirkung auf mich hatte. Zum Glück musste ich keine Arbeiten schreiben, wenn er im Raum war. Das wäre ein Desaster gewesen. Andauernd leere Blätter abgeben zu müssen, konnte auf Dauer nicht gut sein. „Hey", begrüßte ich ihn. Als er sich umdrehte, breitete ich die Arme aus und strahlte ihn an. „Alles Gute zum Geburtstag!", sagte ich enthusiastisch.
Er kam mir ein bisschen entgegen und wir umarmten uns kurz. Viel zu kurz. Und trotzdem lang genug, um seinen Geruch in mich aufnehmen zu können. Er roch nach Gegrilltem, was angesichts der Tatsache, dass er genau das auch zubereitet, kein Wunder war. Ich runzelte die Stirn, als ich feststellte, dass ich gar nicht wusste, wohin Kyle mein Geschenk gebracht hatte. „Mein Geschenk ist verschwunden. Du weißt nicht zufällig, was Kyle damit gemacht haben könnte?"
Jason grinste: „Lass mich raten, es ist eine DVD, eine ziemlich coole Schlange und ein Nudelholz." Erstaunt sah ich ihn an. „Kyle hat es mir vorhin in die Hand gedrückt und behauptet, es wäre von ihm. Das Nudelholz hat es offensichtlich gemacht." Über Kyles Aktion konnte ich nur schmunzelnd den Kopf schütteln.
„Danke übrigens", fügte er hinzu und allein das machte es wert, dass ich mir ewig den Kopf darüber zerbrochen hatte, was ihm gefallen könnte. „Na klar doch. Schließlich hast du Geburtstag. Freut mich, wenn es dir gefällt." Wir schwiegen uns kurz an, dann fragte er mich: „Würde es dir was ausmachen, mir Gesellschaft zu leisten?"
„Natürlich nicht", sagte ich. Er wusste ja gar nicht, wie wenig mir das tatsächlich ausmachte. „Wie ist dein Geburtstag bisher so gelaufen?" Jason zuckte mit den Schultern: „Es ist ja im Grunde auch nur ein Tag wie jeder andere. Aber ich muss zugeben, dass es ausgesprochen nett ist, alle meine Freunde auf einem Haufen zu haben."
Ich nickte zustimmend: „Ja, das ist echt cool. Und was hast du so für Geschenke bekommen? Mal abgesehen von Nudelholz und Co." Er strich sich die dunklen Haare aus der Stirn und grinste. In diesem Moment hatte ich ehrlich Angst, dass meine Beine einfach so unter mir wegknicken könnten. Was Jason wohl dazu sagen würde, wenn ich einfach so umkippen würde?
Wahrscheinlich würde er sich entsetzliche Sorgen machen. Zum Glück wüsste er ja wenigstens nicht, dass es wegen ihm war. Als ich feststellte, dass er schon seit einiger Zeit redete, konzentrierte ich mich schnell auf seine Worte, anstatt ihn anzuhimmeln. Wie konnte ihm das eigentlich nicht auffallen? Es war doch wirklich mehr als offensichtlich, dass ich total auf ihn stand. Als er seine Aufzählung beendet hatte, konnte ich mich schon nicht mehr daran erinnern, worüber wir gesprochen hatten.
Er hatte diesen Effekt auf mich. Aber das mit dem Vergessen war neu. „Warst du eigentlich schon mal in Tunesien?", fragte ich ihn deshalb, damit ihm nicht auffiel, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, worum es gerade ging. „Ne, früher sind wir öfter verreist, aber sobald ich alt genug war, um alleine daheim zu bleiben, haben sie mich da gelassen. Ansonsten hab ich schon recht viel von der Welt gesehen, aber in Tunesien war ich trotzdem noch nicht. Und du?"
Ich errötete leicht: „Um ehrlich zu sein ist das hier der erste Urlaub, in dem ich nicht irgendwelche Verwandten besuche. Normalerweise besuchen wir nur unsere Familie und das würde ich nicht mal unbedingt als Urlaub bezeichnen. Mein Onkel Benni zum Beispiel, ist entsetzlich langweilig." „Was ist schon wieder mit Onkel Benni?" Zoey tauchte aus dem Nichts neben mir auf und ich zuckte zusammen.
Ich starrte sie überrascht an: „Willst du mich umbringen?" Zoey warf die braunen Haare in den Nacken und nickte: „Warum denn nicht? Die paar Jahre im Knast werde ich schon überstehen." „Woher kennst du ihren Onkel?", fragte Jason verwirrt und sah zwischen uns hin und her. Zoey nickte ernst. „Ja", sagte sie und er war nur noch verwirrter.
„Du kennst ihren Onkel von Ja?", vergewisserte er sich. „Ich mag Kuchen", erwiderte Zoey und drehte sich um. Kurz darauf hatte ich sie auch schon aus den Augen verloren. Jason sah ziemlich verloren aus und ich fand es zu lustig, um ihn darüber aufzuklären, dass sie sich über ihn lustig gemacht hatte. Schließlich schien er sich aber gefangen zu haben, denn er stellte grinsend fest: „Ja, Kuchen mochte sie schon immer."
„Also hast du auch keine Vorstellungen von dem Land?", fragte ich ihn, um wieder auf unser ursprüngliches Thema zurückzukommen. „Naja, nicht wirklich. Aber ich hab die Bilder vom Hotel gesehen, und die waren echt schön. Sandstrand mit Palmen und blauem Meer. Mehrere Pools, frag mich nicht, warum es so viele gibt und die Räumlichkeiten an sich sehen auch ganz gut aus. Wir sollten uns mal überraschen lassen."
Da Zoey andauernd davon sprach, wie toll es werden würde, kannte ich über das Hotel schon alle Einzelheiten. Ich hatte sogar das Gefühl, schon mal dort gewesen zu sein. „Sollen wir dir eigentlich noch ein Ständchen singen?", fragte ich schmunzelnd. Er zuckte mit den Schultern: „Wenn du unbedingt willst."
Er widmete sich wieder dem Grill und stellte fluchend fest, dass es ein wenig verbrannt war. „Du lenkst mich ab", stellte er grinsend fest und stieß mir sachte den Ellenbogen in die Seite. Zoey machte das auch manchmal, nur viel gewalttätiger. Im Gegensatz zu ihm fand ich es allerdings gar nicht lustig. Es kam mir so vor, als würde er sich über meine Gefühle für ihn lustig machen. Trotzdem brachte ich ein Lachen zustande, auch wenn es sich ein klein wenig gequält anhörte.
„Ja, sicher", murmelte ich zerknirscht. Zum Glück tauchte in diesem Moment Zoey wieder auf. Ich war wirklich erleichtert, dass sie das Gespräch unterbrach, bevor es wirklich unangenehm werden konnte. „Ich muss dich kurz entführen, Brüderchen", meinte sie und hakte sich gleichzeitig bei ihm unter. „Passt du kurz auf das Fleisch auf?", fragte er noch, als sie ihn wegzerrte.
Ich verzog das Gesicht, weil ich genau wusste, dass ich keine Ahnung hatte, was zu tun war. Also hoffte ich einfach mal, dass er bald zurückkommen würde, während ich die Würstchen alle paar Sekunden wendete. So machte man das zwar mit Sicherheit nicht, aber immerhin verbrannte mir nichts. Eine Viertelstunde später stand ich immer noch da, hatte einigen Gästen ihr Essen gegeben und das meiste Fleisch verteilt. Ich dachte wirklich, sie hätten mich vergessen.
Der Gedanke begeisterte mich nicht sonderlich. „Du machst das super", komplimentierte Kyle, als er sich auch mal wieder blicken ließ. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihm mein Werkzeug in die Hand zu drücken und zu verschwinden. Das mag gemein klingen, aber ich hatte auch keine Lust, den Koch für alle zu spielen. Es war schließlich nicht meine Feier und ich war genauso ein Gast wie alle anderen.
Ich kam gerade noch rechtzeitig, um bei dem Ständchen mitzusingen. Den Rest des Nachmittags sprach ich nicht mehr mit Jason, weil er die ganze Zeit mit anderen Leuten redete, die ich nicht kannte. Ich wollte nicht stören und eine Klette wollte ich erstrecht nicht sein. Das nächste Mal wenn wir alleine wären, das nahm ich mir fest vor, würde ich versuchen mit ihm zu flirten.
Er musste endlich merken, dass ich nicht ewig nur mit ihm befreundet sein wollte. Und wenn es schief ginge, wäre ich ja auch bald schon wieder daheim.
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