Wenn man mich fragte, wie ich hieß, antwortete ich einfach Ann. Wenn mich Menschen fragten, ob ich es mochte, andere zu töten, antwortete ich Nein. Wenn man mich nach meiner Familie fragte, schwieg ich und sobald ich etwas erzählen sollte, war es dasselbe.

Doch was bringt es sich, sein ganzes Leben lang über seine eigene schlechte Seite zu schweigen, wenn doch jeder weiß, dass sie existiert?

Jeder Mensch hat diese doch. Eine dunkle Seite. So gut ein Mensch auch ist, in meinem ganzen langen Leben ist mir noch niemand untergekommen, der durch und durch gütig ist, der nicht ein Mal gelogen hat, der nie darüber nachgedacht hat, wie man jemanden töten kann, der nicht schon ein einziges noch so kleines Mal gesündigt hat.

So jemanden gibt es einfach nicht. Wie sollte solch ein Menschen auch existieren? Das ist es, was uns zu dem macht was wir sind. Wenn Gott existiert, schlug er sich jeden Tag die Hand vor die Stirn, weil der Mensch sündigt andauernd und sei es nur die kleine Lüge, dass es einem gut geht.

Niemand ist perfekt und niemand kann sagen, er ist noch nie zornig gewesen, hat noch nie mit jemanden gestritten. Das ist eben die schlechte Seite in uns. Jeder verbirgt sie in sich... und vor allem ich.

Also springe ich über meinen eigenen Schatten und erzähle euch meine Geschichte. Meine Erlebnisse und ich habe eine Menge erlebt. Alles begann, als ich noch ein kleines Mädchen war. Geboren hatte mich meine Mutter am fünfzehnten November 1936 in New York City. Schon bald begann der kalte zweite Weltkrieg und mein Vater wurde in die Armee gerufen. Er starb an der Front, als ich gerade einmal vier Jahre alt war. Ich bekam nicht sehr viel davon mit. Jetzt wusste ich nur das, was in den Tagebüchern meiner Mutter stand.

Der Frust hatte sie von innen nach außen zerfressen und der Krieg, die Sorge um ihr Kind - also mich - es war einfach zu viel für sie gewesen. Ich sah zu, wie sie kaltblütig erschossen wurde, mitten auf der Straße und niemanden hatte es gekümmert. Ich war so klein gewesen.

Damals hatte ich meine Mutter angefleht auf zu wachen, ich hatte gedacht, sie schlief nur, aber sie kam nie wieder.

So wurde ich 1941 in ein Waisenhaus gesteckt und einige Jahre später von einem Mann und seiner Frau adoptiert. Niemand von den Beiden kümmerte sich wirklich um mich, so blieb ich ein einsames verschwiegenes Kind, das sich in der Schule keine Freunde machte und sich in einen Jungen verliebte, der mir nichts Gutes tun sollte.

Meine Liebesgeschichte endete schnell. Nach der Schule zogen wir zusammen und anschließend trennte ich mich bald von ihm.

Ich brauchte nun eine Unterkunft.

Ich brauchte Geld.

Und viel wichtiger: Ich brauchte Menschen die sich um mich kümmerten. Die mich als die Person nahmen die ich nun eben einmal war.

So begann mein neunzehntes Lebensjahr. Schlimmer als mein achtzehntes geendet hatte. Im Jahr 1955, begann alles, was zu meiner richtig schlechten Seite zählte und alles erzähle ich jetzt.