From Bad Times to Good Times -2-
Ich konnte seinen Blick nicht nachvollziehen. Nie hatte ich mir so schwer getan jemanden zu durchschauen, aber im Moment durchschaute ich den Mann einfach überhaupt nicht.
Seine Augen funkelten und ich sah eine leichte Träne, die schon längst vergangen zu sein schien. Meine Finger strichen über seine Wange um sie weg zu putzen. Schweigend.
Wir schwiegen.
Eine Stille herrschte, die ich kaum zu beschreiben vermochte. Sie ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken hinunter laufen, weshalb ich auch Angst bekam meinen Blick von ihm ab zu wenden.
Ich atmete unkontrolliert heftig, genauso wie er. James... Der Mann der mich verfolgte. Mich ins Gefängnis bringen wollte. Mein Herz machte einen Sprung bei diesem Gedanken. Doch für mich war es kein Spiel. Nicht mit ihm. Es war dumm, aber nun kam ich zu dieser Erkenntnis. Meine Gefühle logen nicht. Er musste mir etwas bedeuten.
Meine Hausfrau Brigitt unterbrach unsere Situation, und riss James sowie mich zurück in die Realität: „Der Kaffee ist fertig Ma'am."
Ich sah leicht erschrocken zu ihr hinüber, und nickte ihr zu, als mich der Agent blitzartig losließ, als hätte er sich an mir verbrannt. Ich sah fragend zu ihm: „Wollen Sie auch einen Kaffee?"
Er nickte leicht und ließ seinen Blick auf mir, sah nicht einmal ansatzweise zu meiner Hausfrau.
Ich hielt ihm meine Hand hin, um ihm somit ein zu laden mir zu folgen, als Brigitt wieder abgetrabt war. Natürlich folgte er mir schließlich zum aufgedeckten Wohnzimmertisch.
Auf einem hübschen Tablett, das ich nur allzu gut kannte standen zwei silberne Kaffeetassen und eine kochende Kaffeekanne. Sie rauchte noch, was bedeutete, dass das Getränk frisch gekocht war. Meine Hausfrau kochte immer frisch um genau zu sein.
Ich machte eine einladende Geste auf den Wohnzimmer Stuhl, und der Mann setzte sich leicht lachend nieder: „Aber Sie füllen mich nicht wieder ab?"
Nein. Ich wollte ja noch mit ihm sprechen können, also würde es mir nichts bringen. Grinsend schüttelte ich den Kopf, während ich begann ihm einen Kaffee ein zu schenken: „Nein. Ich will ja noch etwas erfahren können."
Fragende Blicke trafen mich und ich lächelte ihn leicht an nahm dann die Tasse an mich und fragte: „Ich dachte Sie hätten eine Freundin?"
Er nickte, seufzte nachdenklich: „Ich hatte..."
Ich sah ihn leicht geschockt an und wusste erst nicht was ich sagen sollte dann fragte ich einfach: „Wegen mir?"
„Nein.", gab er zurück. Das wäre dann wohl zu schön gewesen: „Und... darf ich fragen was passiert ist?"
Er nickte leicht, schwieg aber einen Moment einfach behaglich. Das Gefühl der Unruhe übernahm meinen Körper, doch ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Er fuhr sich mit der Hand über das Kinn und meinte: „Sie ist heute Morgen erschossen worden."
„Oh.", war das einzige was über meine Lippen kam. Gut. Was sollte ich auch sonst sagen. Aber das war doch nicht sehr moralisch, wenn er dann zu mir kam und mich küsste.
Ich sah ihn mit großen Augen an: „Das tut mir leid."
„Muss es nicht.", er winkte ab und nahm einen Schluck von seinem Kaffee: „Ich habe... ich weiß nicht...", er schien traurig und fuhr sich dann durch die Haare. Unsicher sah er auf den Boden: „Ich habe sie geliebt, wissen Sie..."
„Du...", bat ich an: „Lass uns duzen."
Er nickte und ich legte meine Hand fürsorglich auf seinen Oberschenkel um mit meiner Fingerkuppe sanft am Samt seiner Hose zu streichen: „Schon okay.", dann legte ich den Kopf schief: „Weißt du denn, wer sie erschossen hat?"
Er schüttelte den Kopf und erzählte mir nun was geschehen war: „Gestern... nachdem du mich nach Hause gebracht hast, haben wir uns schrecklich gestritten.", er winkte schnell ab, als ich ansetzte etwas dazu zu sagen: „Wir haben gestritten, weil sie Angst um mich gehabt hat. Sie hat mich vor einem Monat gebeten, meine Polizeiarbeit hin zu legen. Doch ich liebe es.", über seine hübsch geformten, leicht geschwungenen Lippen huschte ein zaghaftes, bitteres Lächeln: „Ich habe ihr versprochen, dass ich auf mich aufpasse, dass ich auf sie aufpasse.", nun schluckte er frustriert und sah in Richtung Fenster, als würde er dort alles sehen, wie als würde es im Fernsehen spielen nur das die leicht durch die Sonne schimmernde Scheibe. Sie ließ eine unglaublich schöne Atmosphäre entstehen. Irgendwie traurig, aber doch beruhigend. Seine Haare bekamen einen leichten Glanz und so blinzelte er der Sonne entgegen. Dann jedoch sah er wieder zu mir: „Sie hat mir gestern vorgeworfen, dass ich angeschossen wurde. Sie hat gesagt, dass ich aufhören soll, bevor mir etwas Schlimmeres zustößt, doch ich habe ihr gesagt, dass es ein Teil meines Lebens ist, sie hat es nicht verstanden...", wieder hatte ich das Gefühl, dass ein bitteres Lächeln über seine Lippen huschte.
Ich konnte es nicht so genau deuten, aber es wirkte so. Ich tat mir wirklich schwer seine Mimiken zu deuten.
„Ich versteh dich.", sagte ich mit gedämpfter ehrfürchtiger Stimme.
Er sah in meine grünlich leuchtenden Augen. Sein Blick ruhte trüb auf mir und sah mich nachdenklich an. Die Brille nahm ihm etwas die Trauer, doch man konnte es gut in seiner Stimme hören: „Ach? Als was arbeiten Sie wenn ich fragen darf."
Ich überlegte mir etwas... na gut nein. Ich griff es aus der Luft: „Barkeeperin."
Er lachte leicht und musterte meinen Körper, dann das Haus: „Es sieht nicht so aus, als würdest du nur als Barkeeperin arbeiten."
Ich lächelte leicht: „Oh... ja. Mr. Blake bevorzugt seine Angestellten in manchen Dingen...", ich spielte mich mit meinen roten feinen Locken.
Abermals huschte sein Blick über meinen Körper: „Das ist eigentlich illegal."
Ich zuckte ungerührt mit den Schultern: „Also ich habe nichts gegen diese Vorteile. Ich genieße es mit vollen Zügen."
Agent Clayton schien alles andere als zufrieden damit und fragte interessiert, aber ziemlich skeptisch: „Und was tust du, wenn du seine Gunst verlierst?"
„Mir wird schon etwas einfallen.", gab ich leichthin bekannt und grinste breit: „Dumm bin ich nicht."
„Nein, nein.", winkte er schnell ab und versuchte sich aus der Schlinge zu ziehen: „Darauf wollte ich bestimmt nicht hinaus. Es ist nur. Du bist eine Frau. Alleine... und sehr jung auch noch."
Wieder kam meinerseits ein einfaches Schulterzucken: „Ich krieg das schon hin."
Er machte sich irgendwie unglaublich niedlich Sorgen um mich, obwohl wir uns gar nicht so nahe standen. Wir hatten einmal miteinander geschlafen... und ich hatte ihn gerettet, aber wirklich Freunde waren wir nicht.
Ein Schmunzeln huschte über seine sanft geschwungenen Lippen, mit dem leichten Rotstich, der perfekt zu seiner hellen Haut passte: „Wenn nicht, kannst du mich gerne anrufen.", nun zauberte er ein Lächeln herbei, das mich auch zum Lächeln brachte.
Immer noch strahlte das Licht durch das Fenster ins Wohnzimmer und schien nun eine ganz andere Stimmung zu verbreiten. Es war etwas Vertrautes, Warmes. Genau das was ein Heim ausstrahlen sollte, auch wenn die Villa dies oft verfehlte.
Ich nippte mit einem zauberhaften Lächeln an meinem Kaffee und genoss den herben, bitteren Geschmack, der durch die Milch etwas die Aggressivität verloren hatte.
Durch den Zucker tastete er sich mit der Zunge leicht süßlich, doch das merkte man nur, wenn man ihn mit vollen Zügen genoss. Ich fand ja, dass man Kaffee viel zu flüchtig trank in der heutigen Zeit. Es war wie Tee... Man musste sich hinsetzen und ihn genießen, mit jeder Pore.
Tee war nur etwas gesünder, als Kaffee.
Nach einer Minute des Schweigens ruhten meine Augen immer noch auf dem Mann, der nun in seinen Gedanken versunken schien: „James...", ich sagte es mit sanfter, warmer, aber doch unsicherer Stimme, denn ich war das erste Mal seit langem wirklich unsicher: „James.", wiederholte ich seinen Namen, etwas leiser und beugte mich zu ihm vor: „Wieso hast du mich geküsst?"
Wieder Stille.
Es war so Still, dass ich meinen Atem hören konnte. Ein und Aus. Und ein und aus.
Das machte mich nervös, denn ich war das alles hier nicht gewohnt. Ich war es nicht gewohnt, unsicher zu sein, nicht zu wissen, was er dachte und ich war es vor allem nicht gewohnt, die Kontrolle über eine Situation zu verlieren und verdammte Scheiße noch mal. Ich war dabei die Kontrolle über meine gut gezügelten, trainierten Gefühle einfach verpuffen zu lassen.
Schließlich seufzte er aus tiefster Brust und gab offenherzig zu: „Weil ich denke, dass da etwas ist. Ich weiß nicht mehr viel von der Nacht, aber eines weiß ich ganz bestimmt...", geheimnisvoll setzte er ab und schluckte leicht, fuhr nervös über sein Kinn, so wie er es des Öfteren tat, wie ich feststellen musste. Es dauerte beinahe eine gefühlte Ewigkeit, bis er den Satz vollendete: „Ich will mehr."
Das war kein Liebesgeständnis, aber... ich hatte das auch nicht erwartet. So schnell konnte man sich nicht verlieben. Eine rote Strähne hatte sich aus meiner zerzausten Frisur in mein Gesicht verirrt und so strich ich sie zurück: „Du... Ich...", ich stammelte leicht überfordert.
Gut.
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