Changing People -3-
Es war noch nicht allzu viel los, aber zur Abwechslung einmal entdeckte ich Blake an der Theke stehen, mit Aiden sprechend. Das die zwei sich wirklich unterhielten war mir neu, aber wer wusste schon was Blake wirklich war. Ich vermutete, dass er etwas mit einem der großen Mafiosos am Laufen hatte, aber man fragte so etwas lieber nicht genauer nach. Das wäre lediglich dumm gewesen.
Ich schlenderte ohne weiter über meinen merkwürdigen Boss nachdenkend, zu den beiden Männern herum und stellte gleich einmal als erstes fest: „Schicker Morgenmantel. Der ist neu oder?"
Sonst trug er immer einen ultramarienblauen, doch heute war er schwarz mit lustigen schirren Mustern darauf, um ehrlich zu sein, gefiel er mir besser, als der den er sonst trug. Wirklich.
Blake gab ein überraschtes Geräusch von sich und schwenkte seinen Kopf mit diesem ausdrucklosem Gesicht zu mir, musterte mich einen Moment und fragte dann einfach: „Schick oder?"
„Besser als der alte.", nickte ich leicht und ich sah wie Aiden neben uns leicht amüsiert lachte, während er mit einem Tuch über die Steintheke strich: „Ich verstehe das mit den Morgenmantel sowieso nicht ganz. Ihr weißen Menschen seid merkwürdig."
Ich kicherte amüsiert, und nun huschte auch Blake ein gutmütiger Blick zu dem schwarzen Mann, der seine weißen Zähne zum Strahlen brachte, indem er breit grinste. „Ich erkläre es dir, schwarzer Mann. Wenn man seinen Morgenmantel nicht auszieht fühlt man sich den ganzen Tag als wäre es noch früher Morgen, und mein früher Morgen ist so angenehm, dass ich nicht will, dass er vergeht und aus diesem Grund will ich meinen Morgenmantel nicht ausziehen."
Ich hockte mich auf den Barhocker und beobachtete Aiden, wie er ein Glas mit Whiskey anfüllte und es mir reichte: „Schräger Vogel unser Boss."
Dieser musterte ihn einen Moment und meinte dann fachlich: „Heut zu Tage bekommt man auch keine Angestellten mehr, die einem nicht versuchen Modetipps zu geben."
„Wir haben dir doch keine Tipps gegeben.", meinte ich und kicherte abermals auf, nuckelte dann kurz an meinem Glas und stellte fest: „Mit einem Anzug würdest du viel Seriöser aussehen."
„Ach. Papperlapapp. Seriös. Ich sehe so auch seriös aus. Sieh nur wie das schwarze samt des Morgenmantels meine Knöchel um schmiegt und er leicht im Schein des trüben lichtes Schimmert. Außerdem passt der Stoff perfekt zu meiner gemütlichen, sanftmütigen Art. Ach Ann... du musst für mich noch jemanden umbringen.", er setzte ab und stieß sich von der Theke ab: „Ich weiß, dass du noch genug mit dem Jungen zu tun hast, aber das muss sein. Ich hätte das gerne bis nächsten Freitag erledigt, da will ich nämlich herausgefunden haben, wo mein guter Freund Franklin hin ist. Ich krieg den Idioten, und wenn ich über Leichen gehen muss."
Bevor ich nicken konnte, begann Aiden neben mir laut zu lachen: „Sanftmütig..."
Ich konnte mir ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen, denn das Lachen meines schwarzen Freundes war ziemlich anstecken. Es war so herzlich und doch lustig, außerdem hatte er Recht.
Blake ignorierte ihn, und musterte mich auffordernd, sodass ich ihm antworten musste: „Ja ich erledige das. Keine Sorge. Hast du Unterlagen, oder muss ich riechen wen ich umbringen soll?"
„Es ist nichts Großes. Ein Schuss und tot. Du hattest schon spektakulärere Leute.", gab er zu bedenken, nickte dann aber: „Ich leg sie dir in mein Büro auf den Tisch, wenn du gehst... falls du heute noch gehen kannst... dann kannst du sie mitnehmen."
„Passt perfekt.", ich nahm noch einen Schluck von meinem Whiskey.
Er lächelte zufrieden und schob dann wieder diesen typischen Blake-Blick über seine Mimik: „Ihr entschuldigt mich. Ich muss noch ein paar Geschäftsmänner über den Tisch ziehen.", dann drehte er sich spektakulär weg, sodass der Morgenmantel sanft hoch flog und seine Beine zeigte. Er verschwand auf seinen Tisch wo drei Männer scheinbar nur auf ihn warteten, und sich anspannten als er zu ihnen kam.
Ich jedoch beobachtete dieses Szenario nicht weiter, denn ich meinte zu Aiden, der mir nachschenken wollte: „Stopp, stopp. Kein Whiskey mehr. Ich trink viel zu viel Whiskey. Ein Bier reicht auch."
„Ich sag's dir kleine Ann, ich versteh euch blassen Menschen nicht. Der eine trägt einen Morgenmantel und du... du bist verrückt.", seufzte er leicht genervt: „Und Melodie... ja die verstehe ich sowieso nicht."
Verwirrt starrte ich ihn an.
Erstens: Wie kam er jetzt darauf, dass ich verrückt war? Ich wusste, dass er mich nicht mehr für ganz normal hielt, aber wie kam er nun drauf, weil ich lieber Bier wollte, als Whiskey?
So als hätte Melodie diesen Satz meines besten Freundes gehört, zog sie unsere Aufmerksamkeit auf sich, indem sie ihr Lied beendete: „Ich mache eine Pause. Meine liebe Band wird euch auch weiterhin mit Musik begleiten.", dann trat sie anreizend über die Treppen der Bühne hinunter.
Sofort wurde sie von irgendwelchen Typen angesprochen, und ich konnte ihr ansehen, dass sie es genoss. Wir waren uns sehr ähnlich, wenn es um Männer ging, dann waren wir beide Glücklich, wenn sie uns bemerkten.
„Wie meinst du das?", fragte ich und beobachtete dabei, die Person um die es in unserem Gespräch eigentlich ging.
Sie brauchte etwas um bis zu uns zu kommen, so hatte der Barkeeper noch genug Zeit um mir zu antworten: „Nicht so wichtig..."
Was hatte ich genau verpasst?
Ich verstand einfach nicht, was der Mann hatte. Dann stand jedoch meine beste Freundin vor mir und gab mir links und rechts einen zarten Kuss auf die Wange: „Du hast mir da aber eine ganz schön ruhige an den Hals gehängt."
Ja... also nein. Seit wann war die dumme Kuh ruhig? Sonst jammerte sie doch immer, dass sie nicht mehr hier sein wollte, dass wir sie frei lassen sollten und so einen Quatsch. Himmel das war so anstrengend.
„Seit wann ist das Plappermaul denn ruhig?", fragte ich etwas skeptisch, aber doch auch mit einem belustigten funkeln in meinen sowieso schon strahlend grünen Augen.
Mein Freund der Barkeeper lächelte uns leicht, an und schien meiner besten Freundin merkwürdige Blicke zu zuwerfen, die ich nicht verstand. Naja. Ich würde später nachfragen, was mit den Beiden eigentlich falsch lief, das musste ich nicht unbedingt wissen.
Nicht jetzt. Später.
„Wollt ihr etwas zu trinken?", fragte er und ich nickte leicht: „Mir kannst du noch ein Bier kühlen, bis ich wieder hier bin, das davor war ja höllisch warm. Bist du draufgesessen?"
Dem Mann huschte ein sanftes Lächeln über die Lippen, bevor ich mit meiner besten Freundin in Richtung der hinteren Räume marschierte.
Melodie brachte mich in die Garderobe in der sie sich meistens umzog, wenn sie nicht gerade schon so gekommen war, wie sie auftrat. Heute zum Beispiel musste sie sich noch umziehen mit diesem Federgewand das sie trug. Es sah gut aus, die hellen Federn an der Schulter zu der etwas dunkleren Haut und ihren dunkelroten Lippen.
Sie grinste leicht, als sie mich im Raum mit den Spiegeltischen, den vielen Kleidern und dem unglaublichen Chaos zog und mich hinter einen Paravent führte auf dem lustige bunte Schale und Spitzenunterwäschen hingen.
„Wirklich ein schüchternes kleines Ding diese Ricarda. Und ihre Haare, Süße... da hast du mir eine Zumutung angeschleppt.", tadelte mich meine beste Freundin, grinste dabei aber spielerisch, was ihren Worten die Schärfe nahm.
„Ich hab dich auch lieb.", zwinkerte ich ihr zu: „Ach... und sie ist noch Jungfrau." Das war ja kaum zu übersehen. Wirklich.
Sie kräuselte die Stirn und da saß das unscheinbare, braunhaarige, langweilige Mädchen schon vor uns, ihre Hände zwischen den Oberschenkel geklemmt und ihre Schultern tief hängend. Sie wirkte immer noch verstört, aber eigentlich hatten wir sie nun wirklich nicht sooooo schlecht behandelt. Nur die kurze Zeit in meinem Keller.
Melodie wandte mich nach einer weiteren kurzen Begutachtung des Mädchens, an mich, so als wäre sie nicht hier: „Woher weißt du das? Außerdem... was hast du bitte mit ihr aufgeführt. Sie ist ja vollkommen hinüber. Ann. So kannst du nicht mit Kindern umgehen."
„Ich bin kein Kind. Und ich kann euch hören.", warf die Kleine mit zittriger Stimme ein.
Ich lachte amüsiert auf: „Da siehst du. Sie ist kein Kind. Sie ist eine Frau und ich kann machen was ich will mit ihr."
Melodie verdrehte die Augen, zeigte dann aber ihre Zähne und seufzte: „Und woher willst du wissen, ob sie Jungfrau ist?"
„Sieh sie dir an Melodie...", stellte ich fest: „Das sieht man doch."
Einen Augenblick begutachtete sie die Kleine und nickte dann: „Du hast Recht. Hm... was sollen wir bloß mit dir anfangen?", sie schmunzelte und fuhr sich durch ihre Haare.
„Lasst mich einfach gehen...", weinte Ricarda und nahm ihre Hände zwischen den Oberschenkel heraus um damit ihr Gesicht zu überdecken und tragisch zu schluchzen zu beginnen: „Ich sage auch bestimmt nichts."
Neeeein...
„Halt die Fresse bitte. Und hör auf zu flennen, das ist kindisch.", regte ich mich alles andere als einfühlsam auf.
Sie sah mich aus großen Augen an und Melodie seufzte: „Du bist nicht gerade freundlich."
Natürlich war ich nicht freundlich zu Menschen die ich nicht leiden konnte behandelte ich auch dementsprechend. Vermutlich würde ich damit nie sehr weit kommen, aber wenigstens war ich ehrlich, weswegen ich nur die Schultern zuckte und mich an Ricarda wandte: „Ich traue dir nicht. Ich kann es mir nicht leisten Menschen zu vertrauen die ich nicht kenne."
Meine beste Freundin verstand dies natürlich. Die wusste wie es in meinem Geschäft zuging, denn sie war ebenso Teil von dem Ganzen. Wir mussten sehr vorsichtig sein. Dennoch seufzte sie: „Ann. Du musst sie bei dir behalten. Pass auf, dass sie dir nicht ausbückst. Ich werde dafür sorgen, dass sie anders aussieht."
„Ich will sie aber nicht.", gab ich genervt bekannt.
Meine beste Freundin zog eine Augenbraue in die Höhe: „Sie ist deine Schuld, also badest du die Schuld wieder aus. Dreh sie um. Rede ihr ein, dass sie zu uns gehört. Betöre sie wie die ganzen Männer...", ich unterbrach Melodie mit einer herrischen Handbewegung: „Ich bin nicht lesbisch.", ich betonte jedes Wort ganz genau.
„Du hast sie angeschleppt, also tu auch etwas mit ihr, Ann.", Melodie meine schlampen Freundin machte eine melodramatische Geste, die perfekt zu ihrem Showgewand passte.
Nun meldete sich das Mädchen zwischendurch auch einmal wieder: „Ich stehe direkt neben euch. Ich kann euch hören."
„Misch dich nicht ein.", regte ich mich schnippisch auf.
Meine beste Freundin seufzte leicht und machte dann eine Geste von hier weg: „Ich richte sie her. Du kannst dir dein Bier gönnen, Schätzchen."
Dankbar gab ich ihr einen Wangenkuss und verschwand dann wieder in dieBar, in der mein guter Freund der Barkeeper schon mit meinem Bier auf michwartete.
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