✅Back to the Past -3-
Nette Infos nebenbei:
○Der Modekonzern Chanel wurde 1913 gegründet
○1922 brachte er das meistverkauteste Parfum heraus. 'Chanel Nº 5'
Viel Spaß beim weiterlesen
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Also... wenn man mich fragte, war das kein Mann. Aber immerhin schien er mit der Zeit etwas lockerer zu werden.
Er strich sich durch seine kurzen schwarzen Haare und musterte mich einen Moment so vollkommen verwirrt, dass er mir Leid tat. Auch seine Stimme war gedämpft und geschockt von der Gesamtsituation: „Was... was?"
Der kleine Bruder von diesem AJ lachte auf: „Du bist bekloppt."
Oh wie nett er doch war. „Und du lebensmüde.", meinte der Angesprochene alles andere als erfreut. Ja. Das nannte man dann wohl Geschwisterliebe. Dieser AJ wandte sich an mich: „Was hat er nun schon wieder getan? Ich tue alles, um die Strafe auf mich zu nehmen!"
Das war ja herzerwärmend und wer nahm dann seine Strafe auf sich? Irgendwie tat er mir auch leid, doch nur weil er mir eben genau das tat, konnte ich ihn nicht verschonen. Immerhin war er ein Opfer.
Armes Opfer... wirklich. Er tat mir leid.
Ich seufzte leicht und stellte dann nicht sehr einfühlsam fest: „Es geht nicht um ihn.", der Junge wollte gerade etwas sagen, doch ich schlug ihm mit dem Waffengriff gegen die Schläfe, sodass er in meinen Armen zusammensackte und auf der Couch landete. Ich zielte mit meiner Waffe auf mein eigentliches Opfer: „Es geht um dich!"
„Mich?", fragte er etwas geschockt zurück und schien so überrascht, dass ich mich fragte, ob er denn wirklich so ein böser Junge war, dass man ihn umbringen musste.
Dennoch lachte ich einfach auf und erklärte: „Du hast dich mit sehr bösen Menschen eingelassen. Das holt dich jetzt ein!"
Immer noch starrte er mich verwirrt an. In seinen Augen konnte ich die schreckliche Angst sehen, die er vor mir haben musste. Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich nicht wusste, was ich meinte. Ebenso hatte ich Angst jemanden unschuldigen zu erschießen, auch wenn ich es eigentlich gewöhnt sein sollte.
Wieso?
Wieso war das auf einmal so?
Es waren so viele Fragen, die mich zum Zögern brachten und somit zu einer schrecklichen Dummheit, die ich nicht begehen hätte sollen. Doch es war zu spät.
Ich spürte etwas an meinen Beinen, kippte nach vorne und fiel mit einem schrecklichen krach auf den bereits ziemlich morschen Esstisch. Die Waffe ging unabsichtlich los und ich hörte durch den Krach, doch noch einen entsetzten Laut. Dann spürte ich einen schrecklichen Schmerz in meinem Rücken und verdrängte ihn in der nächsten Bewegung einfach.
Schnell rappelte ich mich wieder auf, stolperte beinahe wieder -da ich für einen kurzen Augenblick mein Gleichgewicht verlor- und fing mich aber gerade noch, als ich die zwei männlichen Wesen aus dem Raum laufen sah. Hatte ich das jüngere Exemplar nicht ohnmächtig geschlagen?
„Scheiße.", murmelte ich gereizt, hob wie ein Blitz die Waffe vom Boden auf und versteckte sie in meinem Ärmel, sodass sie niemand sehen konnte, ich aber dennoch schnell auf sie Zugriff hatte.
Mit schnellen Schritten rannte ich ihnen hinterher und hüpfte über den Besen einer alten Putzfrau, die wie mir schien, auch nicht mehr in bester Verfassung war. Beim Vorbeilaufen erhaschte ich ihre grauen Haare und das in Falten versengte Gesicht noch etwas genauer, als es mir eigentlich lieb war. Sie war weiß und trug ein dreckiges Arbeitskleid.
Ebenso schien sie ziemlich launisch, da sie mir wütend nachrief: „Dreckskind, du...!", mehr verstand ich nicht, da ich nun auf die Straße kam und mich schnell umsah.
Dieser AJ sprach schon mit einem Polizisten und sah sich dann nach mir um, sodass ich mich schnell wegdrehte und mir die nächstbeste Frau suchte, die einen Hut trug. Am meisten verrieten mich immerhin meine roten Haare.
Schnell stellte ich mich zu ihr hin, sah noch einen Moment über meine Schulter um zu sehen, was der Polizist tat. Sie suchten tatsächlich nicht nach mir. Wahrscheinlich ließen sie ein Fahndungsbild zeichnen. Das war schlecht. Ich musste sie aufhalten, oder wenigstens schnell abschalten. Ich lächelte die hässliche Frau mit der spitzen Nase und dem viel zu großen Hut an: „Entschuldigung?", fragte ich: „Würden Sie mir Ihren Hut leihen?"
Die Frau musterte mich leicht empört und strich über die übermäßig flauschigen Federn. Mit einer schrillen unangenehmen Stimme stellte sie schnippisch fest: „Denken Sie denn nicht, dass Ihnen mein wundervoller, wunderschöner Designerhut von Chanel nicht steht.", wenn der von Chanel war, war ich die Kaiserin von China.
Ich meinte. Die Farbe war ja schon totaler Schmarrn. Wer wollte bitte einen knallig grünen Hut mit einer Spitze, die einem an eine Hexe erinnerte. Um diese Spitze herum waren viele orange, flauschige Federn die verteilt bauschig als Verzierung galten.
Das sah schrecklich aus, aber ich brauchte eine Tarnung und sie war verdammt auffällig, aber immerhin besser als gar nichts. Auf der Spitze dieses Monstrums hingen drei Bummel herunter, die sich um die Spitze herumspielten.
„Dieser Hut steht eindeutig niemanden.", gab ich bekannt und machte eine auffordernde Geste: „Also darf ich den Hut jetzt haben?"
„Nein.", raunzte die Frau gereizt und fragte aufgebracht: „Wer sind Sie überhaupt?"
Ich verdrehte die Augen, warf einen hektischen Blick über meine Schulter und sah gerade wie der Polizist mit meinen eigentlichen Opfern davonfahren wollte und in den Wagen einstieg. Natürlich einer mit Blaulicht. Toll!
Ungeduldig schnappte ich mir den Hut einfach von ihrem Kopf und setzte ihn mir auf. Schnell marschierte ich davon und statt, dass mir diese dumme Furie nachrannte, lief sie auf die Straße und hielt den gerade wegfahrenden Polizeiwagen an: „Officer! Officer!"
Schnellen Schrittes rannte ich zur nächsten Frau und setzte ihr den Hut auf, ohne mir anmerken zu lassen, dass ich den Hut gerade erst geklaut hatte. Die Kreisch-Tante jammerte den Polizisten an, der mein Opfer im Wagen sitzen hatte: „Officer! Diese Frau...", sie zeigte auf die Arme, der ich gerade den Hut aufgesetzt hatte, während ich um ein Auto herumsauste und mich dahinter in die Hocke sinken ließ: „... hat meinen Hut geklaut!"
Die angesprochene, eigentlich unschuldige Frau wirbelte herum, was ich von der Seite sehen konnte und meinte: „Ich bin unschuldig. Sehe...", sie brach ab und starrte in die Richtung in der ich eigentlich verschwunden war: „Ich schwöre...", sie sah wieder zu dem Polizisten: „... ich wurde hereingelegt."
Ach nein... Darauf kam sie jetzt?
Das war aber eine die sehr schnell mit ihrem Gehirn eins zu eins zusammenzählen kann. Echt.
Einen Moment herrschte Stille zwischen den Damen und der Polizist stieg aus dem Wagen um mit den Frauen auf den Gehsteig zu gehen und die Frau fragend ansah, die immer noch nicht den Hut zurückgegeben hatte. Sie nahm ihn in die Hand und musterte ihn einen Moment gereizt: „So ein hässliches Ding würde ich nie klauen!", dann reichte sie der Kreisch-Frau ihren Hut zurück und der Officer stellte fest: „Jetzt haben Sie ja ihren Hut wieder!"
Doch darauf ging die Frau erst gar nicht ein, was mir die Zeit verschaffte Haarklammern aus meinen Haaren zu fuzeln und zu beginnen das Schloss des Wagens zu knacken. Mein eigenes konnte ich schwer benutzen.
„Was haben Sie da gesagt, Sie Schlampe?!", fragte die Kreisch-Frau. Die Angesprochene gab natürlich nicht nach und protokollierte: „Die Farbe ist eine Qual für jedes halbwegs vernünftige Lebewesen."
„Das haben Sie nicht wirklich gerade gesagt!", brüllte die Frau mit der schier unerträglichen Stimme und dann auch noch in einer schrecklichen Tonlage und Präzision, dass einem das Trommelfell platzen könnte.
Die machte das doch absichtlich!
Diese unheimlich schräge Stimme gab einen gereizten Laut von sich: „Sie... Sie aufgeblasene Pute!"
Wie kam die denn nun auf so etwas?
„Die Federn sind noch nicht einmal echt!", stellte die andere Frau fest und nun -genau als das Autoschloss einen Klack machte- mischte sich der Polizist ein: „Aber meine Damen, deshalb muss man doch nicht gleich streiten!"
Doch. Es waren Frauen was erwartete er sich sonst? Ein Friedensshoppingangebot?
Leise und schnell machte ich die Tür in das Auto auf und kletterte so unauffällig wie es mir möglich war in den Wagen.
Die Kreisch-Frau riss der Anderen brutal den Hut aus der Hand, sodass einige Federn rissen.
„Sehen Sie!", provozierte die Frau mit der halbwegs normalen Stimme: „Nicht einmal das haltet Ihr unechtes Zeug aus!"
Die Kreisch-Stimme machte ein wütendes Geräusch und riss der anderen Frau heftig beim Ausschnitt herum: „Ich weiß noch etwas, was nicht echt ist!"
Der Polizist fuhr zwischen die beiden, raufenden Mädchen und ich begann den Motor kurz zu schließen, was auch nicht allzu lange dauerte. Dann kramte ich im Handschuhfach nach etwas nützlichem.
„Es ist nur ein Hut!", hörte ich den Polizisten genervt sagen, und ich lugte kurz zu den Streitenden. Die eine Frau hatte schon den richtigen Mörderblick drauf: „Ich bring das Miststück um!"
Ich zog eine Augenbraue hoch und die zweite Frau sagte zu dem Officer: „Sehen Sie. Diese Frau gehört in eine psychiatrische Einrichtung."
Die Kreisch-Stimmen-Frau fuchtelte mit ihren Händen gestikulierend durch die Gegend und schrie verdammt wütend: „Dieses Weibsbild hat meinen Chanel-Hut beleidigt!"
Ich entdeckte eine Cat-Eye-Sonnenbrille mit roten Pünktchen und setzte sie schnell auf. Dann schlüpfte ich aus meinem Pelzmantel und atmete tief durch. Alles würde gut werden. Niemand würde mich bemerken. Ich würde meinen Fehler wieder ausbessern können.
„In Ihren Träumen ist das Chanel. Sie miese Kröte.", gab die andere Frau aufgebracht zurück und dann sah ich wie die Kreische-Frau mit vollem Körpergewicht auf die andere losging. Es war erst nur ein zank, dann lagen sie am Boden. Der Polizist pfiff wie ein Irrer in die Pfeife und ich verfluchte mich einen Moment dafür, dass ich meine Opfer nicht gleich einfach erschoss, doch von der Polizei gesehen zu werden, konnte ich mir eindeutig nicht leisten. Ganz und gar nicht.
Das schrille Geräusch der Pfeife wollte einfach nicht aufhören, doch irgendwann verklang es doch und ich konnte erkennen, wie der Polizist zu dem nahegelegenen Münztelefon marschierte und irgendjemanden anrief.
Ich war keine Hellseherin, weswegen mir nichts anderes über blieb, als zu raten um wen es sich handeln könnte. Wahrscheinlich ein Kollege oder Schlimmer... Aber wer konnte schon schlimmer als ein Polizist sein?
Das war eine gute Frage!
Reflexartig schnell zog ich meine Pistole heraus und stellte fest, dass ich ganz dringend näher an mein Opfer heran musste, wenn ich wollte, dass etwas geschah. Ich war einfach zu weit weg, mit der Pistole die ich zwischen meinen Fingern hielt, konnte ich von hier aus einfach nichts ausrichten.
Genervt schmiss ich die Waffe wieder auf das Armaturenbrett, doch genau in diesem Augenblick sprang jemand zu mir ins Auto und fuchtelte mit den Händen herum: „Fahren Sie!"
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