oné
Ich schnappte mir von meinem Stuhl die Schürze und band sie mir mit einer festen Schleife hinten am Rücken zu. Mit einem Haargummi platzierte ich mich vor dem Spiegel in meinem Zimmer und probierte meine Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammen zu binden. Als ich nach meiner Haarbürste greifen wollte fiel jedoch eine kleine Packung zu Boden und ließ mich inne halten. Ich zog meinen Zopf fest und starrte die kleine Packung an, welche umgefallen am Boden lag. Mit meiner Hand griff ich langsam nach ihr und betrachtete diese. Es war ein Haarfärbemittel, womit ich meine blonden Haare in ein typisch koreanisches schwarz verwandeln wollte. Eine Schnapsidee. Weshalb ich das tun wollte? Wegen ihm.
Langsam kamen die Erinnerungen an damals vereinzelt wieder hoch, ich fing an an den Abend auf dem Dach nachzudenken, wo alles für mich damals endete. Kein einziger Tag verging an dem ich nicht weinte, an dem ich nicht doch einen Gedanken an ihn verschwendete. Jeden Tag durchlief ich diese Hölle an Schmerz, jeden Tag an dem ich eigentlich hätte in der Schule sein sollen. Damals bin ich noch nicht einmal mehr dort erschienen, schwänzte täglich, wöchentlich. Doch nach einiger Zeit wurde mir das zu riskant, meiner Noten wegen, weshalb ich mich dann doch dazu zwang wieder zum Unterricht zu gehen, besser gesagt motivierte mich Jake. Renjun saß plötzlich woanders als sonst, was bedeutete, dass er nicht mehr neben mir saß. Die Jungs schotteten sich mit jedem zusätzlichen Tag weiter von mir ab. Sie auch nur zu sehen zerbrach mir mein Herz. Nicht allein wegen Jeno, nein, ich vermisste auch sie. Jaehyun, wie er mich damals zum Lachen brachte. Johnny, wie er die anderen immer aufzog. Si Cheng, wie er manchmal Koreanisch mit Chinesisch verwechselte und wir ihm kaum folgen konnten. Und auch Yuta, der immer darauf achtete, dass ich mich als einziges Mädchen in der Runde nicht ausgeschlossen fühlte. Ich vermisste ihre Ecken und Kanten, doch gerade diese machten sie aus. Ich redete zu dieser Zeit mit niemandem und verbrachte jeden Tag, nach der Schule, in meinem Zimmer. Bis zu diesem einen bestimmten Tag, welcher mich wieder zurück zu dieser kleinen Packung kommen lässt. Es war die Nachricht des Monats. Jeder redete darüber und ließ mich erstarren. Jeno war in einer Beziehung, hatte eine Freundin, eine neue Freundin. Ihr Name war Park So Ra, kurz Sora. Sie ist ebenfalls bei SMEntertainment unter Vertrag und wird dort als Trainee ausgebildet. Ihre Beziehung wurde kurz nach unserer Trennung bekannt gegeben, was das ganze noch viel schwerer für mich machte. Sie hatte eine Haut die so weiß war wie Schnee, eine perfekte Figur und Pech schwarze Haare, das ideale Schneewittchen Abbild. Damals wollte ich so sein wie sie, wollte sein wie mein Ersatz, seine zweite Wahl. Also kaufte ich mir diese Färbung, um mein Aussehen zu verändern. Doch als ich die Packung, Zuhause, dann in der Hand hielt und mich im Spiegel betrachtete, merkte ich, wie dumm das alles doch war. Und erst dann wurde mir bewusst, dass ich aufhören musste. Aufhören mit dem Verkriechen. Aufhören mit dem Trauern. Ich musste einfach aufhören mit diesen Fragen. Es war ein 'Was-wäre-Wenn-Spiel'. Man konnte sich so viele Fragen stellen wie man wollte, doch es ändert nichts an der Tatsache. Also konnte man sich diese Fragen auch sparen, weil sie einen sonst selbst zerstörten. Ab da begann mein Leben wieder und ich fing wirklich wieder an zu leben.
Ich schaute von der Packung auf und blickte zur Uhr. "Verdammt!" Rief ich durch mein Zimmer und rannte die Treppen hinunter. "Ich komme schon wieder zu spät!" Ärgerte ich mich selbst und zog mir dabei meine Schuhe an. "Ach LinKi, schon wieder? Das ist das dritte Mal diese Woche." Fragte mich Mihyun, die sich im Türrahmen mit einer Tasse Tee anlehnte und lachen musste. "Ist nur die Frage, ob du das jetzt als Kompliment meintest oder nicht." Kam es von Min Chan hinter ihr die gerade beim Kochen war. Ich grinste die beiden nur beschämt an und lief aus der Tür. Natürlich war in dieser Zeit nicht nur schlimmes passiert. Min Chan war aus dem Krankenhaus entlassen worden und strahlte wieder vor Lebensfreude von Kopf bis Fuß. Sie war ja damals der Grund gewesen, weshalb wir hier her gekommen waren und mein Vater stellte mich vor die Wahl. Er fragte mich, ob ich wieder zurück wollte nach Deutschland. Zu dieser Zeit trauerte ich noch täglich und hätte so diesem ganzen Albtraum ein Ende setzten können. Aber ich konnte nicht. So sehr ich auch weg wollte von dieser Stadt, so sehr liebte ich sie auch. Heute war ich froh, dass ich mich gegen die Abreise entschieden hatte, was auch noch etwas gutes an sich hatte. Mein Vater machte Mihyun kurz darauf einen Antrag und war nun mit ihr verlobt.
Ich schnellte um die Ecke und lief auf das 'Dalbich' übersetzt Mondschein zu. Dort hatte ich einen Job als Kellnerin angenommen um wieder etwas unter Leute zu kommen und um nicht wieder mit dem ganzen Nachdenken anzufangen. Es war eine Beschäftigung die mich gut von allem ablenken konnte. "Hey Jong." Begrüßte ich mein Arbeitskollegen. "Du bist zu spät, mal wieder." Mahnte er und stemmte vorwurfsvoll seine Hände in die Hüfte. Einen moment lang guckten wir uns einfach nur stumm an, aber dann verfielen wir beide in Gelächter. "Keine Sorge, ich hab dich gedeckt, ich hab Herrn Hwang erzählt, dass dein Bus Verspätung hätte." Ich bedankte mich bei meinem guten Freund und Kollegen das er mich, wie schon so oft, bei unserem Chef gedeckt hatte. Niemand von damals hätte ihn wieder erkannt, wenn ich einmal so darüber nachdachte und seine 180 Grad Wendung in Betracht zog. Mein Arbeitskollege war Park Jonghyun, ja, der Verehrer von Misa. Er war nicht mehr wieder zu erkennen. Sein Kleidungsstil hatte sich einmal komplett auf den Kopf gestellt, außerdem machte der Junge jetzt auch Sport und pflegte sich von oben bis unten. Doch was mich am meisten bei seiner Verwandlung glücklich machte, war dieses Selbstbewusstsein, was er sich selbst aufgebaut hatte. Er modelte ab und an mal bei einigen Labels um sich etwas dazu zu verdienen. Unser Kontakt wurde aber erst so intensiv als dieses kleine Café hier um die Ecke auf machte und wir beide Kollegen wurden.
"Hey Leute!" Rief Jake der mit der ganzen Truppe in das Café hinein schritt. Mit im Schlepptau, Melinda und Misa, welche sofort Jonghyun auf die Wange küsste und ihn kurz umarmte. Ja, Misa und Jonghyun warnen ein Paar geworden, kurz vor seiner äußerlichen Veränderung. Sie hatte sich in sein Inneres verliebt und ich schätzte, dass sie sein neues Äußeres jetzt noch mehr liebte. Die Gruppe setzte sich an ihren Stammtisch und bestellte wie immer das selbe. Wir fünf waren zu einer richtigen Clique zusammen gewachsen. Das einzige was uns immer wieder trennte waren die unterschiedlichen Schulen zwischen uns und Misa, aber sonst waren wir fast immer zusammen. Nach einer Stunde mit den ganzen Chaoten verließen mich alle, auch Jonghyun. Denn ich machte heute die Nachtschicht und musste noch zwei weitere Stunden hier verharren.
..Fortsetzung folgt..
—
'MY FIRST AND LAST' sequel to 'LIMITLESS'
!pictures aren't mine!
all rights belong to pinterest and the nct members themselves
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro