fourteén
Ich rückte ein Stück beiseite, wurde dabei fast von der nächsten Person angerempelt, doch verlor mein Ziel nicht aus den Augen. Das Suchen fiel mir auf jeden Fall viel schwerer als ich es erwartet hätte. Doch was dachte ich mir bloß? Er hatte die letzten Male doch leuchtend rotes, später orangenes Haar und war gut zwischen den ganzen Schwarzköpfen zu erkennen. Jedoch hatte ich ihn heute Morgen für einen kurzen Augenblick gesehen und musste mal wieder feststellen, dass seine Haarfarbe, wie schon so oft, umgeändert wurde.
Silberne Haare blitzten kurz zwischen den ganzen Schwarzhaarigen Köpfen auf und ich folgte ihnen unauffällig. Er bog ab und ich wollte hinterher, brach aber sofort mein Vorgehen ab und versteckte mich hinter der Schulmauer. Schallendes Gelächter ertönte und ein kurzes Lächeln tauchte auf meinen Lippen auf, doch genauso schnell wie es gekommen war, so schnell verschwand es auch wieder. Solange hatte ich die anderen nicht mehr gesehen und jetzt stand ich fast neben ihnen und hörte das Gelächter, welches sich in der Zeit von keinem einzigen verändert hatte. Ich hörte wie sie sich alle verabschiedeten, da die Älteren länger Unterricht hatten und sie liefen wieder auf das Schulgebäude zu. Ich setzte weiter bei Renjun an und lief mit ihm, besser gesagt, mit gutem Abstand hinter ihm her zur U-Bahn.
Ich hatte zwar keine Ahnung, was ich eigentlich vor hatte und mir erhoffte, doch ignorierte diesen Gedanken einfach. Die Bahn kam, wir stiegen ein und dann wusste ich nicht mehr weiter. Was sollte ich nach all der Zeit zu ihm sagen? Würde er überhaupt nach all dem was passiert war noch mit mir reden? Sein Kopf hob sich von seinem Handy und er schaute mir überrascht in die Augen. Dann kamen mir plötzlich wieder die Szenarien von früher hoch. Nachdem Jake mich dazu motiviert hatte, zurück zur Schule zu gehen, war alles komplett anders geworden. Als im Klassenraum ankam, saß er neben wem anderes, ich setzte mich ganz nach hinten, schaute ihn nicht mehr an. Wir redeten nicht mehr miteinander, benahmen uns wie Fremde. Ich nahm mein ganzen Mut zusammen, stand von meinem Platz auf, setzte mich neben ihm hin. Verwirrt drehte er seinen Kopf wieder nach vorn, doch bewegte sich kein Stück. "Hey," meinte ich sanft und er drehte sich erschrocken zu mir um.
"Hey," bekam ich von ihm zurück und erst jetzt bemerkte ich, wie groß und attraktiv er doch geworden war. Hatte ich ihn tatsächlich so lange nicht mehr angesehen? Aber man konnte dies auch nie wirklich erkennen, wenn man eine Person immer nur von weitem und für einpaar Sekunden stumm betrachtete. Da fiel es schwer so welche offensichtlichen Dinge zu erkennen. Gerade dann wenn man diese Person nicht ansehen mochte. Doch das war nun Nebensache und ich konzentrierte mich auf das weswegen ich hier war. Und nach längerem Überlegen, was ich zu ihm hätte sagen können, kamen nur diese vier Worte aus meinem Mund. "Wie geht es dir?" Überlegend verkrampfte sich seine Haltung noch mehr als sie es schon von vornherein war. Es dauerte einige Minuten bis er antwortete und ich war mir sicher, dass er log, solange wie er dafür brauchte um 'Gut' herauszubringen. Ich nickte Lippenkauend und wusste nun auch nicht mehr weiter, die Situation zwischen uns war so komisch verkrampft und ich war wirklich erleichtert, als er dann doch noch das Wort ergriff. "Seit wann fährst du mit meiner Bahn?"
"Ich besuche nur jemanden," log ich und er nickte verständlich. Die U-Bahn stoppte und wir stiegen beide aus, er vor mir, ich hinterher. Er wurde langsamer bis er sich plötzlich zu mir umdrehte und wir auf einmal zusammen weiterliefen. Der Weg verlief tonlos und man spürte förmlich, die Anspannung, welche in der Luft lag. Ich atmete lauthals aus, blieb stehen und griff nach seiner Schulter. Verwundert stoppte er ebenso und musterte mich. "Ich habe gelogen," murmelte ich vor mich hin. "Weder besuche ich jemanden oder könnte weiter subtil als wüsste ich, was ich hier mache. Ich wollte mit dir reden und bin dir deshalb gefolgt." Mein Griff um seine Schulter ließ langsam nach, doch er blieb noch immer wie angewurzelt auf der Stelle stehen. "Es betrifft Jeno," erläuterte ich. "Es geht um das, was damals passiert ist," fügte ich hinzu. Gerade als ich mich weiter erklären wollte nahm er eine gerade Haltung an und öffnete sein Mund. "Bevor ich mit dir darüber rede muss ich aber eins wissen," meinte er monoton. Einwenig überraschst von seinem plötzlichen Wortwechsel brauchte ich einen Moment um mich zu fangen, doch nickte ihm dann einstimmend entgegen. "Spielst du mit ihm?" Fragte er mic, was mich zum Nachzudenken, denn ich verstand nicht weshalb ich das jemals hätte tun sollen. Wenn dann müsste ich diese Frage doch stellen. "Nein." Antwortete ich direkt dem Silberhaarigen.
Mit einem mal löste sich seine ganze Anspannung, seine Schultern fielen ein Stück runter und seine Hände waren keine Fäuste mehr. Er fing an zu lächeln und fiel mir um den Hals. Renjun drückte mich fest an sich und auch ich schlang meine Arme vorsichtig um seine Jacke. "Du weißt ja garnicht, was bei uns los ist." Entfloh es ihm frustriert nachdem wir ein Stück weiter gegangen waren. Diese Mauer, welche sich in den vergangenen Monaten zwischen uns aufgebaut hatte, war plötzlich durchbrochen, einfach verschwunden.
"Wie meinst du das?" Hackte ich nach und schaute zu ihm hoch. Er war doch ein ganzes Stück mehr gewachsen als ich dachte. "Es ist so viel, ich weiß nicht, wo ich beginnen soll. Taeyong benimmt sich total merkwürdig, dann ist da noch das anstehende Comeback, durch welches wir schon genug Stress haben und wo soll ich bloß bei Jeno anfangen?" Berichtete er aufgelöst und hob kurz seine Cap um sich durch seine Haare zu fahren. Man merkte ihn deutlich an, wie erleichtert er war, seinen Frust von der Seele zu reden. "Huh? Was ist mit ihm? Und was meinst du mit 'Tae benimmt sich komisch'?" Der Ältere schaute mich bemitleidend an, doch brachte kein Wort raus. "Renjun...was stimmt nicht?" Fragte ich besorgt und legte meine Hand beim Laufen auf seine Schulter. Er seufzte laut aber begann dann zu sprechen. "Wie soll ich es sagen, Jeno und Taeyong waren an einem Abend weggegangen um für uns alle Trinken zu holen und ab da benahmen sie sich anders. Tae verkroch sich und ist grundsätzlich seitdem du weg bist so...so ruhig geworden." Überlegend nickte ich ihm entgegen, doch so langsam sah ich nicht mehr Anfang und Ende bei dieser wohl niemals endenden Geschichte. "Und was ist mit ihm?" Ein weiteres Seufzen verließ den größeren und er bog zusammen mit mir in eine leere Straße ab. "Gestern bei den Proben..da war er so aggressiv und konnte der Choreografie nicht ein Stück folgen und du kennst ihn, das ist untypisch für ihn, dass entspricht nicht seiner Norm. Immerhin ist er einer unserer besten Tänzer. Und dann fand Jisung in seinem Spind ein Bild, ein Bild von...euch..zusammen. Daraufhin war Jeno wie ausgewechselt und schrie unseren Maknae an. Woraufhin Mark ihn dann rausgeschmissen hat, Ten ist ihm hinterhergelaufen und wir haben den ganzen Abend kein Wort mehr untereinander gewechselt."
In mir stoppte für einen Moment alles und mein Herz machte einen Aussetzer. Jeno hatte Jisung angeschrien? Das war für mich nicht vorstellbar, er war wie ein kleiner Bruder- und die anderen wie eine Familie für ihn. Renjun probierte mich mit einem aufheiternden Lächeln aufzumuntern, jedoch vergeblich. Denn er konnte nicht verstecken, wie ernst die Sache in Realität war. Das war kein einfacher Streit mehr, die Gruppe zerbrach, immer weiter und ich war Schuld. "Aber du wolltest mit mir doch über etwas anderes reden," setzte er daraufhin an und hoffte wahrscheinlich, mich so irgendwie auf andere Gedanken zu bringen. "Ja, es geht darum...wir, also ich vermute, dass..Taeyong, Jeno und Jake uns etwas Vorspielen." Verwirrt starrte mich der Silberhaarige an und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Wie meinst du das?" Fragte er und legte sein Kopf zur Seite. "Ich meine, findest du es nicht komisch, wie alles damals passiert ist? Also so ohne Grund hatte er mich verlassen, obwohl doch alles in Ordnung war oder kam es mir nur so vor? Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Nicht, dass ich es nicht akzeptiert hätte, doch betrachten wir es mal ganz objektiv. Und jetzt kommt Taeyong zu mir, will, dass ich mich mit Jeno ausspreche, Jake reagiert wieder aggressiv auf Idole-.." Durch ein Schütteln an meinen Schultern wurde ich aus meiner Rage an Verzweiflung gerissen und starrte zu Renjun hoch. "Ganz langsam okay? Taeyong ist zu dir gekommen und wollte, dass du dich mit Jeno triffst?" Ich nickte langsam und wollte gerade anfangen ihm alles zu berichten, als eine weitere, mir bekannte Stimme hinter uns ertönte.
"Renjun warte!" Rief Haechan, was ich auch ohne mich umzudrehen heraushören konnte. Seine Stimme blieb einfach einmalig. "Ich glaube, ich erzähle dir alles mal wann anders und Renjun..," er schaute mich abwartend an. "Bitte sag den anderen nichts hiervon okay?" Er nickte schmunzelnd und ich drehte mich wieder um, um mich auf den eigentlichen Rückweg zu machen. Doch dabei hatte ich den rufenden Jungen schon wieder ganz vergessen. "Linn?" Flüsterte er fragend und blieb stehen. Mein Blick wanderte an dem älteren vorbei wo mich ein blauhaariger Jisung und ein blond-lila gefärbter Jeno erschrocken anstarrten. Renjun und ich tauschten hilfesuchende Blicke aus, ohne wirklich zu wissen, was wir hätten sagen, geschweige denn tun können. "Was ma-.." Fing Haechan an weiter zu reden doch ich lief schnellst möglich an ihm vorbei und senkte mein Kopf. Mein Blick streifte den geschockten Gesichtsausdruck von Jisung, welcher besorgt zu dem Blonden sah und dann streifte ich den kalten und emotionslosen Blick von Jeno, der mir mitten ins Herz stach. Seine Hand gute raus um nach meinem Arm zu greifen, um mich aufzuhalten, doch er hielt sich selbst davon ab, was nicht daran änderte, dass ich dennoch kurz anhielt. "Aber ihm vertraust du?" Hauchte er, nur das wir beide es verstanden, bezog sich auf meine letzten Worte zu ihm. Ich schüttelte meinen Kopf und lief weiter, entfernte mich von ihm.
Tut mir leid Jeno, doch ich musste wissen, was du mir verschweigst.
..Fortsetzung folgt..
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