epilóg
Ich schnappte mir meine Schürze vom Bettgestell und band sie mir langsam um meine Hüfte. Unsicher positionierte ich mich vor meinem Spiegel und machte mir mit einem Haargummi einen leichten Pferdeschwanz. Als ich nach meinem Handy greifen wollte fiel ein Stück Stoff beinahe von der Kante, jedoch, fing ich es auf. Ausatmend legte ich es wieder auf die weiße Unterlage zurück und steckte mein Smartphone ein. Ich fuhr mit meinen Händen einmal durch meinen Zopf und warf danach die sich daraus gelösten Haarsträhnen in den Mülleimer.
Mich umdrehend fanden sich meine Augen an der Wanduhr wieder woraufhin ein tiefer Seufzer von mir erklang. Stufe für Stufe lief ich unsere Treppe hinunter wobei ich mir gleichzeitig schonmal meine Jacke überzog. "Weiße Rosen wären doch eine schöne Sache," hörte ich Mihyun aus dem Wohnzimmer reden, als ich an diesem vorbei lief. "Linn? Musst du noch so spät raus?" Schallte es von meinem Vater durch den Flur, der dadurch die Hochzeitsvorbereitungen seiner zukünftigen Ehefrau unterbrach. Belanglos griff ich nach meinen Schuhen und nickte mit meinem Kopf. Natürlich war mir bewusst, dass mein Vater mich nicht sah, genauso wenig wie mich jemand anderes sah. "Jonghyun hatte mich vorhin angerufen, ich solle doch schnell nochmal für ihn einspringen." Erklärte ich und band die beiden Schnürbänder meines Schuhes zusammen. Mit einer einfachen Handbewegung verabschiedete ich mich von ihnen und machte mich auf den Weg zu dem kleinen Café.
Es dämmerte bereits draußen und durch den kalten Abendwind begannen meine Hände bereits sich wieder in einem leichten Rot-Ton zu verfärben. Wie sehr ich den Sommer vermisste. Mit schnellen Schritten machte ich mich auf das kleine Café ganz in der Nähe meines Wohnhauses zu, wobei mir das Bild von vorhin nicht mehr aus meinem Kopf gehen wollte. Dieses Stück Stoff. Dieses einfache Stück Stoff. Warum hatte ich es noch nicht weggeschmissen? Ich sollte es nachher, wenn ich wieder zu Hause wäre, wegschmeißen, einfach aus meinem Leben entfernen. Dieses Schweißband.
Die letzten vergangenen Tage fielen mir nicht leicht, doch ich hatte sie überstanden und würde auch den Rest überstehen. Jake war weg, umgezogen und nach eigener Bitte an Vater, auf eine andere Schule versetzt worden. Er musste sich eingestehen, dass ich niemals wieder in seiner Nähe sein könnte, dass es wieder so wie vorher zwischen uns wäre. Den Jungs ging ich nicht mehr aus dem Weg. Vermeiden, sie zu sehen, konnte ich sowieso nicht. Doch hätte ich auch? Renjun ging in meine Klasse, ich saß wieder neben ihm und auch sonst hatten wir wieder viel miteinander zutun, allerdings ging ich etwas auf Distanz, gerade was das Leben im Dorm und die anderen Member betraf. Yuta und Johnny würden jetzt bald ihren Abschluss zusammen mit Doyoung machen, da dieser ein Jahr früher eingeschult wurde. Jaehyun würde wahrscheinlich nur noch in der Bibliothek sitzen und für seine bevorstehenden Abschlussprüfungen lernen, wenn er nicht gerade bei Auftritten oder dem Training sei. Also bekam ich sie sowieso nicht oft oder besser gesagt nicht zu oft zu Gesicht.
Irritiert verharrten meine Schritte auf dem Boden und ich blieb stehen. Fragend hob ich eine Augenbraue und setzte meinen Gang auf das geschlossen aussehende Café zu. Ich legte eine Hand auf die Glasscheibe und schaute hindurch, das Licht war aus, die Tische waren leer und die Stühle hochgestellt. Zögernd betrat ich den das Innere und legte meine Jacke vorsichtig hinter der Theke ab. Misstrauisch lief ich um die verlassen aussehenden Holzmöbel herum und suchte nach einer weiteren Menschenseele. "Herrn Hwang? Jonghyun? Ist hier jemand?" Fragte ich durch die Stille als ich um die Ecke herum lief und erschrak. "Hallo Linn," kam es leise von einem der Tische des Cafés, wo eine Person saß und mich anlächelte. Ich holte tief Luft und seufzte. "Was suchst du hier?" Hackte ich desinteressiert nach, spielte es äußerlich lediglich, denn in Wahrheit, bedeutete er mir noch immer mehr als ich zugeben wollte. Er bedeutete mir alles. Vorsichtig streckte sich seine Hand mir entgegen. "Bitte setzt dich Linn, ich möchte mit dir reden." Meinte Jeno und, kurz zögernd, folgte ich seiner Bitte. Behutsam nahm ich einen der hochgestellten Stühle in meine Hand und positionierte diesen, mit leichtem Abstand, vor ihm. Der Asiate, welchen ich selbst bei dem schwach hereinfallenden Licht erkennen konnte, beugte sich zu mir vor und schaute in meine Augen. "Ich habe Mist gebaut.." Begann er und ich nickte. "Ich habe riesigen Mist gebaut und das weiß ich. Ich habe meine Karriere über die Person gestellt, welche ich über alles liebe, über die Person die mich verachten darf, mit ihrem ganzen Herzen und am schlimmsten ist es, dass ich es ebenso tun würde. Die mir mit einem herablassenden Blick und einer kalten Schulter gegenüberstehen darf, ohne dass ich mich beschweren sollte. Ich habe den Menschen, ohne den ich nie leben wollte, versucht zu ersetzen, bin dabei jedoch kläglich gescheitert und habe dabei letztlich gleich zwei Menschen verletzt. Genau das wollte ich mit all dem was damals geschah vermeiden. Diese Person zu verletzen. Die Person zum weinen zubringen, wenn sie eigentlich lachen sollte. Genau die Person die ich sehe, wenn du in den Spiegel guckst." Sagte er und ich schaute zu Boden.
Ich erhob mich langsam und atmete tief aus, wollte gerade zu einem weiteren, traurigen, gar schmerzenden Satz ansetzten welcher unseren jetzigen Standpunkt ein für alle mal klarstellen- und beenden sollte, denn ich hielt es nicht mehr weiter aus. Ich hielt seine Nähe nicht aus, da sie mich schwach machte, hielt seinem Anblick nicht stand, da er mich anzog und ertrug seine Worte nicht weiter, da sie mich an dem Punkt berührten, welchen ich vergessen mochte. Doch so kam es nicht. Denn Jeno griff nach meiner Hand, woraufhin ich mich umdrehte und er sich vor mich hinstellte. Dieses ganze Szenario erinnerte mich an den Tag vor SM, als sie mir alles beichteten, wie kindisch und unreif wir gehandelt hatten, wie kindisch wir heute noch waren. "Du sollst wissen, dass du gehen darfst, wann immer du möchtest. Aber gib mir diesen einen Song, diese letzten Zeilen und du kannst mich vergessen, ich werde dich vergessen, falls das dein Wunsch sein sollte. Dann werde, und muss ich deine Entscheidung akzeptieren, egal wie diese lauten wird, doch gib mir diesen letzten Song." Stumm starrte ich ihn an und überlegte, ob ich gehen- oder ihn singen lassen sollte. "Einen Song," flüsterte ich leise, löste mich von seiner Hand und setzte mich wieder auf den Stuhl gegenüber von ihm. Ob ich es bereuen würde wusste ich nicht, die eine Chance die ich ihm nun gab, diese vielleicht, doch den Song? Nein, diesen würde ich niemals bereuen, denn ich liebte seine Stimme. Egal, ob es in unserer Beziehung, davor oder auch jetzt war, ich hatte sie schon immer geliebt.
Er ließ sich ebenso gegenüber von mir nieder, griff nach der Gitarre hinter ihm, fuhr einige Male die einzelnen Seiten entlang und setzte dann an. Einen Moment lang herrschte Stille, er schaute kurz auf, schaute in meine Augen, versuchte sie zu lesen, doch er schloss seine wieder, denn ich hab ihm keine Emotion zum lesen, und begann.
"Wenn ich es so einfach sage, wird es gelogen sein.
Noch mehr als wir uns stritten,
sorgten wir uns zwei.
Als du an meiner Seite warst, erkannte ich nicht, dass wenn du nicht mehr hier bist, es mich zerbricht.
Durch unzählige Fehler, verstand ich erst, dass es ohne dich, bedeutungslos ist.
Jetzt und auch morgen, sind es nur du und ich.
Ich will dich nie wieder gehen lassen~
Mein Herz bebt, wenn ich dich stehen lasse
Meine Zeit hält an, mit dir
Du allein bist alles für mich, weil,
der Ruhm eines Tages weg sein wird,
das Geld, dass ich verdient habe, ausgegeben sein wird,
und die Menschen, die auf mich aufpassten,
gegangen sein werden, aber du
Ich hoffe, dass du bei mir bleibst.
Ändere dich nicht, sondern bleib für immer bei mir. Ich bitte dich~
Bleib bei mir."
Und der letzte Ton verstummte. Es dauerte einige Sekunden wenn nicht auch Minuten, bis Jeno seine Augen wieder öffnete und mich ansah, er mir in die Augen guckte und nach einer Reaktion meinerseits suchte. Doch meine Miene blieb unverändert, gleich und emotionslos. Ich sah zur Seite. In mir schwirrten tausende von Fragen, welche ich mir selbst nicht beantworten konnte, doch eine stach zwischen allen heraus. Ich brauchte sie mir garnicht mal selbst stellen, denn das tat der Junge vor mir bereits und ich war wie versteinert. Mein Körper spannte sich an, meine Augen wurden leer und mein Mund öffnete sich langsam auf die Frage; "Willst du jetzt gehen?"
Mein Mund schloss sich wieder, ohne dass ein Wort meine Kehle verlassen hatte. Doch ich schüttelte mein Kopf und vor Schreck über diese Antwort kippte das hölzerne Instrument in Jeno's Hand für einen kurzen Moment leicht nach vorn. Wurde aber sofort beiseite gestellt um schlimmeres zu verhindern. Seine Hand hob sich und versuchte sich an meine Wange zu legen, um mein Kopf zu ihm zu drehen, doch ich wich ihr aus. "Linn? LinKi, sag doch bitte etwas, irgendwas, ich bitte dich. Weshalb siehst du mich nicht an, siehst mir nicht in die Augen?" Erklang es verzweifelt von ihm, ich nahm mein Mut zusammen und drehte mein Kopf zu dem mir gegenüber. "Wieso ich dir nicht in die Augen sehe? Weshalb, fragst du? Soll ich dir sagen, warum? Weil es weh tut, hörst du, weil ich schwach werde und Angst habe! Ich habe Angst, wegen dir wieder schwach zu werden, weil du meine Schwachstelle bist." Beichtete ich aufgebracht, da er mich wütend machte, ich war wütend, da ich verzweifelt war. Er brachte mich an meine Grenzen, vollständig, unkontrolliert und durcheinander. "LinKi? Darf ich dich etwas fragen?" Ertönte es und er griff langsam nach meiner Hand. "Hast du in der Zeit, von damals bis heute an mir gezweifelt?" Ich bejahte. Ein tiefes Seufzten verließ seine Kehle, er schaute sich kurz im Raum um und wischte seine Handflächen an seinen Oberschenkeln ab. Jeno schwitzte, denn er war nervös, ich kannte ihn zu gut als das er es hätte verbergen können. "Und.." Setzte er wieder an, legte eine Pause ein und griff erneut nach meiner Hand. Dieses Mal fester. Jeno schaute zu dieser hinunter und verharrte dort. "Hast du..aufgehört mich zu...lieben?"
Mir wurde heiß und kalt zugleich nach dieser Frage und ich antworte ihm, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben, denn ich wusste, die Antwort auf diese Frage seitdem ersten Augenblick an zu beantworten. Seit der ersten Sekunde, in welcher er wieder in mein Leben getreten war. "Nein." Und er schaute auf. Ich stand von dem Stuhl auf und löste mich von ihm um zu gehen. Er jedoch machte es mir nach, griff erneut nach meiner Hand doch zog mich dieses Mal an ihn heran. Meine Hand legte sich auf seine Brust, ich konnte seinen Herzschlag spüren, er schlug unkontrolliert schnell. Meine Hand senkte sich langsam wieder und nun setzte ich an. "Jeno, liebst du mich noch?" Stellte ich zur Gegenfrage, ein Schmunzeln legte sich auf seinen Mund.
Der Ältere strich mir eine Strähne hinter mein Ohr, legte sein Kopf zur Seite, näherte sich mir langsam und unsere Lippen trafen aufeinander. Ein atemberaubendes Gefühl, es war nicht zu beschreiben, nicht in Worte zu fassen, jagte durch meine Adern und endete in meinen Händen. Sie kribbelten vor Freude und ich strich sanft durch seine blond-gefärbten Haare, worunter sich sein schwarzer Ansatz seinen Weg bahnte. Er löste sich von mir und schaute mit einem unsicheren Blick zu mir hinunter. "Niemals hatte ich damit aufgehört."
"Dann solltest du auch nie damit aufhören."
"Das werde ich auch niemals tun. Versprochen Gänseblümchen."
Ein weiterer Kuss legte sich auf meine Lippen.
a happy ending?
yes.
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