Kapitel 2 ~ Bestimmt gab es nur irgendwo Freigetränke
Lachend und Scherze reißend ritten wir zu unserem kleinen Dorf zurück. Schon bevor wir durch das Tor ritten merkten wir das hier etwas nicht stimmte.
"Ist es normal, dass es hier so still ist?", fragte Amy beunruhigt.
"Nein. Ich denke mal nicht.",sagte ich leise.
Wir ritten im langsamen Schritt durch das Tor. Normalerweise hörte man schon von hier aus Rufe vom nicht weit entfernten Markt oder Kinderlachen oder irgendein Geräusch.
Wir hörten nichts.
Das Hufgeklapper unserer Pferde erschien mir unnatürlich laut in der allumfassenden Stille.
Keiner von uns sagte etwas. Keiner wagte es die Stille zu durchbrechen.
Wir ritten weiter und hielten unbewusst Ausschau nach etwas alltäglichem. Ein lachendes Kind, ein freundlich grüßender Bekannter, ein Bauer, der mit seinem Pferdewagen seine Waren zum Markt brachte... irgendetwas.
Aber da war nichts. Keine Menschenseele. Nicht das leiseste Geräusch. Nicht mal ein Windhauch.
Ein leise Vorahnung machte sich in mir breit. Zusammen mit unglaublicher Furcht. Was wenn...?
"Glaubst du die Seuche ist wieder ausgebrochen?", fragte Amy voller Angst.
"Quatsch! Als ob jetzt!", sagte ich nicht wirklich überzeugend.
Ich hatte Angst. Was wenn die Seuche wirklich wieder ausgebrochen war? Was dann? Wir konnten uns nicht gegen sie schützen. Was wenn sie diesmal noch schlimmer war? Als sie das letzte Mal ausgebrochen war, waren fast ein Drittel unseres Dorfes gestorben...
Darunter auch Amys Eltern und ihre kleine Schwester. Das war vor 3 Monaten gewesen. Heute War das Erste Mal seit langem, dass Amy wieder gelacht hatte.
Sie hatte sich die Schuld für den Tod ihrer Familie gegeben. Warum auch immer. Amy konnte am Wenigsten für ihren Tod. Sie hatte alle gepflegt, auch auf die Gefahr hin, dass sie selbst infiziert wurde. Ich glaubte manchmal sogar fast, dass sie wollte, dass auch sie selbst die Seuche bekam. Damit sie auch mit ihrer Familie starb. Wisst ihr was ich meine?
Amy hatte sich danach in Selbsthass und Trauer vergraben. Erst vor 2 Wochen konnte ich zu ihr durchdringen. Habe langsam aber stetig sie wieder aufgebaut. Habe versucht wieder das fröhliche gut gelaunte Mädchen aus ihr zu machen, dass sie vor dem Tod ihrer Familie gewesen war. Und heute hatte ich es geschafft.
Und jetzt sollte alles wieder hochkommen? Alle die Erinnerungen, die ich fein säuberlich in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins versteckt hatte?
'Das ist nicht die Seuche. Das ist nicht die Seuche. Das ist nicht...', wiederholte ich immer wieder in meinem Kopf. Als ob es dadurch wahr werden würde!
Wir ritten über den Marktplatz. Wie ausgestorben lag er vor uns. Alle Stände noch voll mit Nahrungsmitteln, Decken, Spielzeug und anderen Dingen, die es nunmal auf einem Markt gab. Aber keine Menschen waren hier. Es sah einfach so aus als hätte irgendjemand alles Lebende einfach mitgenommen.
Hinter uns knarzte ein Schild. Erschrocken fuhren wir beide herum. Aber es war nur der Wind gewesen.
Beunruhigt setzten wir unseren Weg fort.
'Alles gut. Das ist nicht die Seuche. Bestimmt gab es irgendwo nur Freigetränke oder so und dann sind alle da hin gerannt...', versuchte ich mich selbst zu beruhigen.
Ich bemerkte wie lächerlich meine Hoffnungen waren.
Warum unnötig Hoffnung machen, wenn die Wahrheit auf der Hand liegt?
Die Seuche war wieder da.
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