Kapitel 33
Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, da mein Akku am Handy bereits tot war. Allerdings war es dunkel, was mir sagte, dass es noch immer nachts war. Auch kalt war, was auch der Grund für meine Schlaflosigkeit war.
Meine Zähne klapperten unaufhaltsam und ich klammerte in dem engen Schlafsack meine Arme um meinen Körper. Hätte ich gewusst, dass die Nächte bereits so kalt wären, hätte ich mir eine dicke Winterjacke eingepackt!
Dann plötzlich legten sich zwei weitere Arme um mich, weshalb ich leise und erschrocken quiekte. "Prinzessin, bei dem Geklapper kann kein Mensch schlafen."
Ich spürte die harte, warme Brust von Kevin an meinem Rücken und versuchte mich sofort aus dieser vollkommen überflüssigen Umarmung zu befreien.
"Kevin, lass das!"
"Würdest du nicht so einen Lärm machen, hätten wir das Problem nicht und jetzt hör auf dich wie eine Nonne zu benehmen", meinte Kevin, als er den Reißverschluss an meinem Schlafsack öffnete und sich noch enger an mich schmiegte.
"Wenn mein Freund das erfährt, bringt er dich so was von um", sagte ich regungslos. Gut, das mit dem Freund war nicht ganz richtig, aber dass Ceiron ihn umbringen würde, stand so fest wie das Amen in der Kirche.
"Dein Freund?", lachte Kevin leise an meinem Hinterkopf. "Der sollte lieber froh sein, dass ich dich vor dem Erfrieren bewahre."
Natürlich, weil wir auch Minusgrade hatten ...
Ich war nur eben eine Frostbeule, was aber nicht bedeutete, dass es mich umbringen würde, mal eine Nacht mit klappernden Zähnen.
Kevins Arm umschloss meine Taille und mir wurde tatsächlich umgehend wärmer, weshalb nun auch das Klappern meiner Zähne nachließ. Mich machte diese Wärme umgehend müde und obwohl ich zu gerne protestiert hätte, war mein Körper viel zu schwach dafür.
Mir fielen augenblicklich die Augen zu und Kevin noch etwas unverständliches Murmeln, ehe es vollkommen schwarz und ruhig wurde und ich in einen tiefen Schlaf fiel.
***
Als ich wieder wach wurde, hatte das Zelt sich bereits in ein Gewächshaus verwandelt und ich schwitzte gefühlt aus jeder Pore meiner Haut. Eilig befreite ich mich aus dem Schlafsack und stellte dabei fest, dass ich mittlerweile allein in dem Zelt war. Auch um mich herum schien alles still zu sein, was mir sagte, dass die anderen fünf nicht in meiner Nähe waren.
Auf eine Art war ich erleichtert, denn seltsamerweise überkam mich ein schlechtes Gewissen, bei dem Gedanken an letzter Nacht. Obwohl nichts zwischen Kevin und mir war, war es, als hätte ich etwas Verbotenes getan, weil ich wusste, wie Ceiron darauf reagieren würde.
Ich kletterte aus dem Zelt und mir stockte der Atem bei dem Anblick, der sich mir bot. Das Meer erstreckte sich genau vor mir. Die Sonne, die darauf fiel, ließ das Wasser wunderschön glitzern, während die Wellen in einem sanften Rhythmus sich aufbäumten und an dem Ufer brachen.
Jedoch nicht das Meer war es, was mich so fasziniert dorthin starren ließ. Es war Kevin, der nur mit Badehose und wie in Zeitlupe auf mich zukam. Seine definierten Bauchmuskeln konnte ich sogar aus der Entfernung sehen, ebenso wie all die bunten Bilder, welche seinen Körper zierten.
Seine dunklen nassen Haare fielen ihm leicht in das Gesicht und er strich sich diese mit seiner Hand aus dem Gesicht.
Heilige ...
Er mochte nicht viel Herz und noch weniger Hirn haben, aber ein netter Anblick war er allemal!
"Na Prinzessin, auch endlich mal ausgeschlafen?", fragte er, als er bei mir ankam und sich ein T-Shirt überzog. Fasziniert schaute ich den Wassertropfen dabei zu, wie sie seiner Haut entlangglitten.
"Wo sind die anderen?", stellte ich eine Gegenfrage ohne auf seine einzugehen, da auch der Bus nicht dort stand, wo er gestern noch stand.
"Die sind kurz in die Stadt gefahren. Komm, ich möchte dir was zeigen", sagte er und zog mich aus dem Zelt und auf die Beine.
"Sicher, dass ich das auch sehen will?", fragte ich skeptisch, weshalb er mir nur einen kühlen Blick zuwarf.
"Da du eine totale Spaßbremse bist, denke, ich willst du es vermutlich nicht. Aber da du gezwungen bist, mit mir hier zu sein, genieße es doch einfach mal", rollte er mit den Augen, ehe er losging in Richtung Meer.
"Was genau soll ich denn genießen?", murmelte ich, wobei ich dachte, dass er es nicht hört.
"Ich könnte dich genießen lassen", zwinkerte er mir zu, wodurch mein gesamtes Blut in den Kopf stieg und ich am liebsten ganz schnell weggelaufen wäre.
"Lass mal", meinte ich nur, ehe wir beide bei einem großen Felsen ankamen. Dieser war aber nicht nur ein riesiger Felsen, sondern man konnte in diesen hineingehen. Kevin packte sich meine Hand und führte mich durch eine Art Tunnel durch diesen Felsen hindurch, während meine Augen sich fasziniert umblickten. Das Wasser kam bis hier hinein, allerdings stand es am Rand nicht sonderlich hoch. Jedoch in der Mitte war ein unfassbar schönes, smaragdgrünes und unfassbar klares Wasserloch.
Auch die Sonnenstrahlen verschaffte sich Zutritt durch die wenigen Löcher, was das Wasser noch heller und gründlicher erleuchtete.
Kevin ging mit mir an dem Rand des Felsen, wo das Wasser nicht hinkam. "Wunderschön, was die Natur einem manchmal zu bieten hat, oder?", fragte er, als er mich plötzlich losließ, sein T-Shirt auszog und einfach mit dem Kopf voran in das Wasser sprang.
"Hey!"
"Komm rein! Es ist richtig angenehm", rief er von unten, als er wieder aus dem Wasser hervorkam. Es war nicht so hoch, aber ich hatte nicht einmal einen Bikini an.
Schön, dass ich diesen eingepackt hatte.
"Nein, ich habe nicht einmal Badesachen an", rief ich zurück. Ich schaute auf das klare Wasser aus Blau- und Grüntönen und ärgerte mich, dass ich so etwas Schönes wegen meiner Verklemmtheit nicht ebenso genießen konnte.
"Zieh mein T-Shirt an", rief Kevin und mich wunderte, warum er plötzlich so freundlich zu mir war. Nur skeptisch hob ich dieses von dem Boden auf und faltet dies in meinen Händen. Sollte ich wirklich?
Ich wollte Kevin nicht mögen oder nett finden, aber er schien, wenn man ihn besser kannte, absolut in Ordnung zu sein. Wieder schaute ich runter zu ihm und er sah noch immer wartend zu mir auf.
"Dann dreh dich um", sagte ich entschlossen, was er dann mit einem Grinsen auch tat. Ich wartete kurz und beobachtete, ob er sich nochmals herumdrehte, ehe ich mir eilig mein Top auszog und es gegen sein T-Shirt ersetzte. Eilig zog ich auch noch meine Hose aus und zog dann an dem T-Shirt, welches mir zum Glück bis zur Mitte meiner Oberschenkel reichte.
Wie genau ich jetzt da herunterkommen sollte, wusste ich nicht, denn springen kann für mich irgendwie nicht infrage. Ich schaute mich um und entschloss etwas weiterzugehen und immer mal ein kleines Stück weiter herunterzuspringen von dem Felsen.
Kevin drehte sich um, als er meine Schritte hörte und schwamm dichter zu mir heran. Ich befand mich kurze Zeit später direkt vor dem Wasser, weshalb ich mich auf das Gestein setzte und meine Füße vorsichtig in das Wasser hielt.
Es war angenehm warm und nur ein kleiner Sprung entfernte mich von dem schönen Nass. Allerdings bevor ich hätte springen können, umfasste Kevin meine Taille und hob mich behutsam in das Wasser. Binnen Sekunden war sein T-Shirt durchnässt und er lächelte mich unfassbar niedlich an.
"Warum bist du so?", fragte ich verwirrt, als sein Gesicht nur wenige Millimeter von meinem entfernt war. Seine Arme lagen noch immer um meiner Taille und ich suchte Halt an seinen Schultern, da meine Füße den Boden nicht mal ansatzweise berühren konnten.
"Wie bin ich denn?"
"Weiß nicht, so freundlich", antwortete ich.
"Mag sein, dass ich dich gar nicht so übel finde, Prinzessin", lachte er leise. Ich sah ihn tief in seine grünen Augen, welche noch heller erstrahlten von dem Wasser. In meinem Kopf herrschte das absolute Chaos.
Alles in mir schrie, so weit wie möglich von ihm zu flüchten, aber etwas faszinierte mich so sehr an ihn.
"Vielleicht könnte ich dich auch mögen", antwortete ich leise, weshalb auf seinen Lippen wieder ein schönes Grinsen entstand. Er kam mir näher und überfordert schaute ich zwischen seinen Augen hin und her. Auf eine Art fühlte ich mich geschmeichelt, aber ich wollte nicht, dass er mich küsste. Ich wusste mittlerweile, wie Ceiron auf so etwas reagierte.
Allerdings blieb dies ohnehin aus.
"Dann tut mir das jetzt leid", sagte er kühl, ehe es über uns zu beben begann und Kevin meinem Körper nach unten drückte. Auch meinen Kopf drückte er unter das Wasser, weshalb ich heftig zu strampeln anfing.
Panik machte sich in mir breit und ich fragte mich, wie ich so dumm sein konnte, so jemanden wie Kevin zu vertrauen. Immerhin hieß er Kevin! Wie konnte ich annehmen, dass er anders sei, als die Menschen, die ich kannte!
Ich traf mit meinem Fuß seine Weichteile, weshalb er mich losließ und ich eilig an die Oberfläche schwamm. Dort schnappte ich hektisch nach Luft, als Kevin meinen Fuß packte und mich wieder nach unten zog.
Mein Herz klopfte panisch in meiner Brust und ich fühlte, wie mein Körper schwächer wurde. Dennoch strampelte ich um mein Leben und rangelte mit Kevin, welcher mich einfach nicht loslassen wollte. Immer wieder haute und tritt ich ihn, dennoch hielt er eisenhart an mir fest.
Ich griff mit meiner Hand in sein Gesicht und drückte meinen Daumen in sein Auge, was ihn unter Wasser schrien und mich loslassen ließ. Wieder schaffte ich es nach oben und wieder schnappte ich eilig nach Luft. Meine Umrisse waren wegen des Sauerstoffmangels bereits verschwommen und mein Kopf dröhnte, als ich meine letzte Kraft sammelte und von Kevin davonschwamm.
Weit kam ich nicht, denn plötzlich schien das Wasser zu brodeln und bäumte sich vor mir auf, bis es wie die kleinen Wellen von heute Morgen brach und mich mit sich riss.
Ich wurde durch das Wasser geschleudert und alles, was ich noch merkte, war, wie mein Kopf gegen etwas Hartes stieß.
Vielleicht hatte all der Schmerz nun ein Ende ...
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