Kapitel 18
Nun stand ich alleine in dem Wohnzimmer und überlegte doch tatsächlich, ob ich Ceiron einfach auf die Nerven gehen sollte.
Allerdings wollte ich seinen inneren Schweinehund nicht noch mehr provozieren. Oder sollte ich sagen, seinen inneren Wolfshund?
Obwohl ich es mit eigenen Augen gesehen hatte, war es für mich absolut nicht denkbar, dass diese Jungs alles Wölfe waren. So etwas gab es doch gar nicht!
Und selbst wenn, warum sollte gerade ich der Schlüssel für alles sein? Wie hätte ich Ceiron dabei eine Hilfe sein können?
Wer weiß, vielleicht lachten sie sich auch gerade ins Fäustchen, weil ich denen doch tatsächlich geglaubt hatte.
„Aislinn, was machst du ganz alleine hier?", fragte Rea, als dieser auf dem Weg in die Küche war.
„Grübeln", gab ich nur kurz angebunden von mir, ehe ich mich aus meiner Starre befreite und zu Rea ging.
Vielleicht wäre er mir eine größere Hilfe, als Ceiron, was meine Fragen anging.
Dieser mischte sich eine riesige Schüssel mit allen möglichen Cornflakes an, ehe er dort Milch hineintat und ich nur angewidert ihn dabei zusah.
„Worüber grübelst du? Ob das Märchen von Rotkäppchen wahr ist?", fragte er belustigt.
„Nein, eher was ich mit allem zu tun habe", gestand ich, während Rea sich noch einen Löffel voll Cornflakes in den Mund stopfte.
„Ich kann mir vorstellen, dass das für dich etwas viel ist und von Ceiron ist es blöd, dich einfach so stehenzulassen, aber gib ihm einfach Zeit", nuschelte er mit vollem Mund.
Ich fragte mich, wofür ich ihm Zeit geben sollte. Er hatte mir seinen Standpunkt mehr als deutlich gemacht und mir gesagt, dass er mich hier nicht haben möchte. Wozu sollte ich also hier bleiben?
„Ich werde nach Hause", sagte ich niedergeschlagen. Rea schien ganz nett und er wollte mir helfen, aber anscheinend konnte mir nur Ceiron sagen, was hier sich ging und dieser schien daran, nun mal absolut kein Interesse zu haben.
„Ja warte, ich fahre dich", sagte er, ehe er noch einen vollen Löffel nahm und die Schüssel wegstellte.
Wir verließen gemeinsam das Haus, zumindest was davon noch übrig war und ich folgte Rea zu mehreren Autos, wo er vor einem Geländewagen anhielt und mir die Tür aufhielt.
Während Rea den Wagen auf den Plattenweg steuerte, übernahmen meine Gedanken wieder die Oberhand. Ich sah das sanfte Lächeln von Ceiron vor meinem inneren Auge und mir wurde warm und kalt zugleich. Warm, weil es das schönste Lächeln war, dass ich gesehen hatte und kalt, weil es wohl bei einer Ausnahme blieb.
„Was meinte diese Verrückte mit diesem komischen Gerede über Seelenverwandtschaft?", platzte es aus mir heraus.
Rea ließ seine Augen kurz zu mir schweifen, ehe er wieder auf die Straße schaute und sein Gewicht auf dem Sitz verlagerte.
„Wie meinst du das?", fragte er, wobei ich genau merkte, dass er damit nur Zeit schinden wollte.
„Na ja, so etwas wie Seelenverwandte gibt es doch gar nicht. Liebe ist doch nichts weiter als ein chemischer Prozess in unserem Gehirn", erklärte ich, woraufhin er mich nur mit gehobenen Augenbrauen ansah.
„Meinst du, ja?"
„Das weiß jeder. Als ob die Natur bestimmen könnte, wer zu einem passen würde. Das ist absolut lächerlich", entgegnete ich.
„Ich bin echt der falsche Ansprechpartner dafür", sagte Rea leise. „Aber bei uns Wölfen gibt es das tatsächlich, also dass uns eine Person vorherbestimmt wird von der Mondgöttin", meinte er, während er weiter unruhig auf seinem Sitz hin und her rutscht.
„Ich bin aber kein Wolf, also zählt das nicht für mich", sagte ich, wobei ich nicht verhindern konnte, dass es patzig klang.
Alles, was ich wollte, waren doch nur Antworten!
„Richtig", murmelte Rea nur leise, als wir bereits den Wald verließen und durch die engen Straßen von Adare fuhren.
„Denkst du, sie wird zurückkommen?", fragte ich leise, als ich all die verwüsteten Häuser sah und es mir bereits wieder unendlich leidtat für alle Bewohner.
„Ja, aber wir werden vorbereitet sein", sagte Rea und versuchte mich damit vermutlich zu beruhigen. „Und den Kristall holen wir uns auch zurück".
Ich nickte nur und hoffte, dass er damit recht behalten würde.
„Kann ich noch was fragen?", fragte ich unsicher, schließlich wollte ich nicht so neugierig sein.
„Hast du doch bereits", grinste Rea, während seine Augen nochmals kurz zu mir herüberschielten. „Frag, aber ob du die Antwort bekommst, verspreche ich dir nicht".
„Ich war auf diesem Burgfest und dort habe ich 3 Männer getroffen, die über diese Kristalle geredet haben. Zu dem Zeitpunkt, dachte ich ja, die hätten einfach zu tief in das Glas geschaut ...", erzählte ich, während Rea mir aufmerksam zuhörte.
„Einer dieser Männer sagte, dass wir sowas von am Arsch wären, würde der Alpha nicht seine komplette Kraft bekommen. Irgendwie so".
„Und?", fragte Rea, als ich nicht weitersprach. „Das war keine Frage", stellte er grinsend fest.
„Na ja, was bedeutet das? Welche Kraft und was ist ein Alpha?", fragte ich neugierig, was Rea neben mir zum Lachen brachte.
„Echt jetzt?", fragte er ungläubig, während er den Blinker setzte und nach rechts bog.
„Der Alpha ist der Anführer des Rudels. Er ist somit der stärkste Wolf und wurde aufgrund seiner Gene als Alpha bestimmt. Er hält das Rudel zusammen und sorgt dafür, dass ihm alle gehorchen, aber auch, dass es jeden einzelnen gut geht", erklärte er mir.
„Man kann sich einem Alpha nicht widersetzen", sagte er hinterher, wobei er mich ansah, als sollte mir diese Aussage nun jegliche Gewissheit geben.
„Und die Kraft? Woher bekommt er diese? Wieso hat der Alpha von eurem Rudel nicht seine komplette Kraft?", fragte ich weiter.
„Bei uns Wölfen ist es so, dass sobald man seine Seelenverwandte oder Verwandten, besser gesagt Mate trifft, man zu einem besseren seiner Selbst wird. Man erkennt den Sinn des Lebens und alles dreht sich nur noch um diese eine Person. Man stellt nichts mehr infrage und man weiß, man lebt nur noch für sie oder ihn", erklärte er, wobei es wirkte, als wäre er gedanklich auf einem anderen Stern.
„Die Mateverbindung ist das mächtigste Band auf der Welt. Ein Wolf könnte sich nie dagegen wehren, egal ob er mit der Wahl zufrieden ist. Sobald der Wolf seine Mate markiert, ist das Band besiegelt. Von da an leben beide gemeinsam und sterben gemeinsam. Es gibt nichts, was beide noch trennen könnte, außer der Tod".
„Und durch die Markierung erhält der Wolf dann seine Kräfte?", fragte ich weiter. Obwohl wir längst bei mir zu Hause sind, sitzen wir noch immer im Auto.
„So in etwa. Ein Wolf ist auch vorher schon stark, aber seine vollen Kräfte bekommt er, sobald er seine Mate hat", stimmt mir Rea zu.
„Und wie markiert ein Wolf seine Mate?", durchlöcherte ich ihn weiter.
„Indem er sie beißt", grinste er, weshalb ich ihn ungläubig mit großen Augen ansah.
„Ihr seid doch keine Vampire", sagte ich geschockt.
„Wir lutschen unsere Mate auch nicht aus", rollte er mit den Augen, als wäre das offensichtlich.
„Aber wer ist denn der Alpha in eure ..."
„Fragestunde beendet, Sherlock", unterbrach er mich, weshalb ich leicht schmollte. So viel hatte Rea mir erzählt, aber doch sind all meine Fragen noch gar nicht beantwortet. Ich hatte gehofft, er hätte mir mehr Licht ins Dunkle bringen können, als diese spärlichen Informationen.
„Aber ...", setzte ich an, jedoch lehnte Rea sich zu mir rüber und öffnete meine Tür.
„Nein, du gehst jetzt rein und ich gehe meinen Wolfsaufgaben nach", sagte er bestimmend. Zum ersten Mal wirkte er wirklich ernst, daher traute ich mich auch nicht zu widersprechen.
Ich schnallte mich ab und hüpfte aus dem Geländewagen, ehe ich mich nochmals zur Tür drehte.
„Danke für das Bringen", sagte ich höflich, bevor ich die Tür schloss und zu der Haustür ging. Ich sah Rea noch hinterher, wie er davon fuhr und erst da bemerkte ich, dass es bereits dunkel war.
Meine Mom machte sich sicherlich Sorgen ...
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