
Prolog - Teil1
Prolog
„So Jungs, kleine Pause", die Executive Direktorin klatschte in die Hände. Müde seufzten die 6 Jungs vor der Kamera auf. Das grelle Licht ging endlich aus und die kleinen Lämpchen an den Kameras verrieten, dass auch diese für den Augenblick Sendepause hatten.
Was nicht hieß, dass es ruhiger am Set zugehen würde. Es war ein Drehort. Hier war es nie ruhig.
Und die herumwuselnden Menschen erinnerten mit ihrem Stimmengewirr an einen Bienenschwarm.
Die Executive Direktorin rannte sofort zu der Störung an der Hauptkamera - den Grund für die unerwartete Unterbrechung der Dreharbeiten – und begann durch ihren Mundschutz hindurch hektisch mit dem Kameradirektor zu diskutieren.
Die 6 Männer der Stunde allerdings – RM, Jin, J-hope, Jimin, V und Jungkook - schlenderten an den Rand des Geschehens in dem geräumigen Treppenhaus des Seouler Rathauses und ließen sich auf den Stufen der sonst durchgängig frequentierten Haupttreppe nieder.
RM hatte bereits sein Handy hervorgezogen, während sich J-hope quer auf eine der weißen Stufen niederließ und müde seinen Kopf gegen das Geländer senkte.
Mit immer noch geschlossenen Augen blieb er reaktionslos, als sich nur einen Augenblick später bereits Jungkook auf seinen Schoß setzte. Seufzend ließ dieser sich nach hinten auf die Stufen fallen. Was allerdings nicht sehr bequem war, weshalb er sich mit verzogenem Gesichtsausdruck wieder gerade hinsetzte und sein Handy herausholte.
Klüger stellten sich Jin und Jimin an, welche sich wie J-hope längs auf die Stufen gelegt hatten und im Halbschlaf die Sonnenstrahlen genossen, die gestreut durch die endlos scheinende Fensterfront drang, die die Fassade des Seouler Rathauses darstellte.
„V", unterbrach auf einmal die geschäftige Stimme des Managers das Stimmengewirr,
„wo gehst du hin?"
Taehyung drehte sich und sah den Älteren auf sich zukommen.
„Ich will wissen, was da unten ist", er deutete auf die Kellerräume.
Wann hatten sie schon die Gelegenheit so frei in einem der größten Touristenattraktionen Seouls herumzutiegern? Er drehte sich zu den anderen Jungs auf der Treppe herum. „Kommt jemand mit?"
„Hm", brummte Jin. Er schloss wieder das eine Auge, mit dem er das Gespräch des Jüngeren und des Managers beobachtet hatte und stellte sich schlafend. Auch die anderen schienen wenig begeistert von der Idee aus den angenehmen Sonnenstrahlen herauszukommen und auf ihren ungeplanten Mittagsschlaf zu verzichten.
„Ok," willigte der Manager ein, „es ist ja alles abgesperrt. Aber nimm dein Handy mit, damit du erreichbar bist. Wir rufen dich, wenn es weitergeht."
Taehyung nickte, warf den Jungs einen letzten Blick zu und schlenderte auf die große Holztüre zu, hinter denen sich die unbekannten Keller des Seouler Rathauses verbargen.
Alles war dunkel. Dann öffnete sich mit einem lauten Quietschen auf einmal ein Türflügel und endlich drang ein Spalt Licht in den ansonsten pechschwarzen Raum. Plötzlich konnte man leises Summen von LED-Lampen hören und mit dem Eindringling erhellte auch die automatische Beleuchtung das gut sortierte Archiv.
Staunend trat V einen Schritt in den von kaltem Licht durchfluteten Raum. Mit einer klar ersichtlichen Struktur standen hier Regale voller Regale in fein säuberlich beschrifteten Reihen und bargen eine ungeheure Menge penibel sortierter Ordner voller Papierkram.
Trotzdem, dass das hier ganz klar als eine Art Lager benutzt wurde, war der Raum weder muffig noch kalt, sondern hübsch und modern eingerichtet und bis auf die LEDs an der Decke sogar beinahe warm und freundlich.
Viel beeindruckender als die ausgewählte Inneneinrichtung war jedoch die alles einnehmende Stille, die dem Besucher entgegenschlug als er den Kopf zur Tür hereinsteckte.
Selbst die aufgeregten Schritte der Mitarbeiter am Dreh, welche man im Flur noch leise hatte hören können, waren hier drinnen wie verschluckt.
Dumpf klackerte der warmgraue Holzboden unter Vs Füßen, als er eintrat. Und sich mit großen Augen umsah. Dann drehte er sich um und schloss vorsichtig die Türe.
Er betrachtete die modern eingefassten Regale mit den nicht enden wollenden Ordnern und Büchern. „Baurecht" stand auf einem kleinen Schild an der Kopfseite eines Regals.
Von Neugier getrieben setzte er seine Besichtigungstour fort und fand schließlich einen kleinen Schreibtisch, der mit der Stuhlseite zur Wand zwischen zwei Regalen stand, als hätte man einen unachtsamen Praktikanten hier herunter verbannt.
Ob das störende LED-Licht auch bis hinter den Schreibtisch dringen würde?
Kurzerhand setzte er sich hinter dem kleinen Tisch auf den Boden.
Es war immer noch zu hell für ein kleines Nickerchen. Aber hier unten war es zumindest leise, im Gegensatz zu dem hektischen Durcheinander im oberen Stockwerk.
Mit einem Ruck schob V den Stuhl beiseite und kroch unter den niedrigen Schreibtisch.
Er lehnte sich an das Holz, streckte die Beine aus und schloss die Augen. Hmmm... viel besser.
Dann blinzelte er. Es war noch nicht ganz dunkel genug, nur noch ein bisschen...
V zog die Beine an und stellte den Schreibtischstuhl an seinen rechtmäßigen Platz zurück.
Sofort wurde es dunkler. Er lehnte sich mit einem Lächeln auf dem Gesicht wieder an. Viel besser.
Da fiel ihm noch etwas ein. Schnell zog er sein Handy heraus, stellte es so laut wie möglich und legte es neben sich, bevor er endlich seinen Kopf wieder anlehnte und in einen leichten Schlaf wegdämmerte.
10 Minuten später, einige Stockwerke höher
Kim Sehun hatte sich nicht wohlgefühlt, seit er das Taxi heute Morgen verlassen hatte.
Und es war nicht wegen der Dreharbeiten gewesen, die heute im Rathaus stattfinden sollten.
Nein, seit er das Taxi verlassen hatte, fühlte er sich irgendwie unwohl in seiner Haut.
Mit zitternden Fingern löste er seine Krawatte etwas und lockerte seinen Kragen.
Dann kramte er in seiner Tasche nach Herzmedikamenten.
Vielleicht würde er sich besser fühlen, wenn er einen Augenblick aus diesem Büro fortkommen würde.
„Miss Oh, ich hole die alten Gesetzbücher für Sie", hielt er seine Kollegin auf, die gerade dabei war, aufzustehen. „Ich wollte sowieso etwas aus dem Archiv holen."
Lächelnd nickte sie. „Vielen Dank, Herr Kim"
Mit einem breiten Grinsen versuchte Kim Sehun seine Unruhe zu überspielen. Aber seine hin- und her schnellenden Augen verrieten ihn.
„Alles in Ordnung, Herr Kim?"
„Oh, ja danke. Mir geht es gut. Ich bringe ihnen die Bücher sofort."
Nicht mehr ganz so sicher wie zuvor nickte Frau Oh und wandte sich wieder ihrem Computer zu.
Herr Kim drehte sich auf dem Absatz um und steckte seine nervös zuckenden Hände in die Taschen seiner Anzugjacke.
Seine teuren Echtlederschuhe verursachten ein klackerndes Geräusch auf den hellen Treppenstufen, als er den Weg ins Archiv einschlug. Nur für einen Augenblick zuckte sein Blick zu dem Aufzug, dann verwarf er die Idee aber sofort wieder.
Er hörte ein Klappern und fuhr herum. Seine hektischen Augen scannten jeden Zentimeter des eindrucksvollen Bauwerks hinter sich. Aber es war niemand zu sehen.
„Sehun, du wirst paranoid", murmelte er und setzte seinen Weg fort.
Umso weiter nach unten er im Rathaus kam, desto stiller wurde es. Und desto penetranter wurde das Gefühl, beobachtet zu werden, dass ihn verfolgte wie ein Aasgeier in der Wüste.
Ihm wurde fast schlecht davon. „Also gut, Sehun", versuchte er sich selbst mit zitternder Stimme zu beruhigen, „hol das Buch und dann gehst du sofort wieder nach oben unter Menschen"
Er drehte den Knauf der Holztüre und ein bekannter Geruch nach Papier und der Klimaanlage wehte ihm entgegen. Er hatte vollkommene Dunkelheit erwartet, aber aus irgendeinem Grund schien ihn die automatische Beleuchtung heute überholt zu haben. War jemand hier?
Ein dicker Kloß bildete sich in seiner Kehle, den er nicht schaffte, herunterzuschlucken.
„Sozialrecht", suchte er das kleine Schildchen am Kopf der modern eingefassten Regale.
Normalerweise war es kinderleicht, in dem gut sortierten System irgendetwas zu suchen, aber heute ließ sich das kleine weiße Schildchen einfach nicht finden.
Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Hatte er sich das eingebildet?
Hastig drehte er sich um, um nachzusehen.
Und stand einem großen, bedrohlich näherkommenden Mann gegenüber.
Er hatte eine Narbe am Kinn und eine Spritze in der Hand.
„W...Was" die Worte blieben Sehun im Hals stecken.
„Heute werden Sie, Kim Sehun, einen tödlichen Herzinfarkt erleiden.", kündigte der Fremde an.
Sehun wich einen Schritt zurück, stieß aber gleich mit dem Rücken gegen die Regalwand.
Er hörte, wie er irgendwo einen Ordner heruntergestoßen hatte.
„Sie..."
„Ich verfolge sie seit heute Morgen und ihr nervöses Getue war wirklich Gold wert. Niemand wird es verdächtig finden, wenn sie aus dem Archiv nicht mehr wiederkommen."
Herr Kim duckte sich, als die Nadel auf ihn zuschoss.
Für einen Augenblick dachte er schon, er sei dem Tod entronnen, da spürte er das kühle Metall an seinem Unterarm und es dauerte keine zehn Sekunden, bis ihm schwarz vor Augen wurde.
Der Angreifer fing den plötzlich leblos in sich zusammengesackten Körper auf und schleifte ihn bis an die Wand vor das letzte, noch leere Regal.
Fein säuberlich drapierte er den Körper davor, als wäre er gerade eben erst dort zusammengesackt. Die Beine zusammengeknickt; einen Arm über den Bauch gelegt.
Anschließend griff er mit beiden Händen die metallenen Stangen des Regals, welches sein Opfer bis zu den Schultern unter sich begrub. Der Aufprall war mehr dumpf als laut, doch er erschütterte den ganzen Raum wie ein plötzlicher Donner.
Schon im nächsten Moment kehrte wieder absolute Stille ein.
Als wäre nie jemand hier gewesen.
Mit Handschuhen griff der Angreifer zwischen die Regalstangen und machte den Ärmel des Politikers an ihnen fest, sodass es aussah, als hätte er es in einer unachtsamen Bewegung selbst mitgerissen.
Dann er trat zwei Schritte zurück und warf einen letzten Blick auf sein Werk.
Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht verließ er das Archiv.
Die schwere Holztüre mit dem Knauf gab ein dumpfes Geräusch von sich, als sie sich hinter ihm schloss.
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