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Kampf 1/3 *little triggerwarning: Gewalt*
Seungmin
Mit schnellen Schritten gingen wir durch die Gänge. Da ich die Übersicht über alles hatte und wusste, wo jedes einzelne Staubkorn lag, lief ich voran. Hyunjin folgte mir eher tapsig und versuchte den Überblick zu behalten. Verständlich. Der Palast war riesig. Hätte ich nicht fast mein ganzes Leben hier verbracht, wäre ich auch von den vielen Gängen und Ecken verwirrt. Dazu kam, dass wir überall hinschauen mussten, um sicher zu gehen, dass Minho, Gahyeon oder die anderen nicht in der Nähe lauerten und bereit waren uns eigenhändig zu köpfen.
So huschten wir schnell, aber trotzdem mit leisen und federleichten Schritten, durch die Flure. Zu unserem Glück war ein Großteil des Bodens mit einem grünen Samtteppich überzogen und neutralisierte die Lautstärke unserer Schritte etwas.
Natürlich durften wir auch nicht reden und das Einzige was uns blieb, war Zeichensprache. Zwar funktionierte das ziemlich gut, aber Hyunjin wollte immer in die falsche Richtung.
Als er dann noch über den Teppich stolperte, drehte ich mich etwas monoton um und musterte den Älteren von oben bis unten. Dieser schluckte und lächelte darauf etwas unschuldig. Ich wusste natürlich, dass er das nicht mit Absicht machte. Er kannte sich einfach nicht aus. Deswegen werde ich es ihm jetzt erleichtern.
Vorsichtig griff ich nach dessen Hand und verschränkte unsere Finger etwas miteinander. Hyunjin sah erstaunt auf, doch ich ignorierte dessen Reaktion und drehte mich wieder nach vorne. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, lief ich weiter und zog den Älteren hinter mir her.
Zwar hatten wir so einen kleinen Geschwindigkeitsverlust, aber wenigstens wusste Hyunjin jetzt wohin wir liefen.
Wir waren gerade im Westflügel und müssen zur Küche, die mittig vom Gebäude lag. Es war also nicht mehr ein zu weiter Weg.
Nur noch zwei Flure entlang und dann wären wir da.
Wie immer sah ich vorsichtig um die Ecke und drückte Hyunjin's Hand um ihm zu signalisieren, dass die Luft rein war. Stumm ging ich um die Ecke und lauschte kurz. Keine Stimmen oder Erschütterungen. Alles kam von draußen, aber hier drinnen war es still. Fast verdächtig still.
Gerade wollte ich Hyunjin mit mir in den nächsten Flur ziehen, als ich ein Rauschen hinter mir hörte.
Meine Umgebung wurde wärmer und ich ließ Hyunjins Hand alarmiert los, bevor ich mich umdrehte.
Hyunjin stand in Flammen. Wie war das passiert? Wer?
So schnell konnte sowohl er, als auch ich gar nicht reagieren, da hatte er einen Tritt in den Magenbereich bekommen und stolperte nach hinten weg. Er fiel nach hinten und schlug sich den Kopf an der Kante einer der Fensterbänke an. Währenddessen stand er immer noch in Flammen und fiel bewusstlos zu Boden. Das Ganze hatte keine zehn Sekunden gedauert? Was zur Hölle?! Hier war niemand. Wir hatten niemanden zuvor gesehen-
Geschockt von dem, was in der doch sehr kurzen Zeit passiert war, drehte ich mich zu der Person, die dafür verantwortlich gewesen war.
Diese stand leicht hinter dem Vorhang einer der Fenstergardinen, die bis zum Boden reichten. Sie war also versteckt gewesen und hatte uns aufgelauert.
Und ja eine ‚Sie'. Ihr Haar war pechschwarz und sie trug einen roten Umhang, der dank einer Kapuze ihr Gesicht verdeckte. Sehr mysteriös.
War das diese Gahyeon, von der die anderen immer erzählt hatten? Die Schwester des Prinzen? Die Prinzessin der Feuernation?
Hyunjin lag am Boden und das Feuer brannte sich in dessen Klamotten. Der Anblick meines Partners zauberte mir Tränen in die Augen. Was sollte ich jetzt tun? Ihn versuchen zu löschen? Aber dann greift mich die blöde Kuh sofort von links an. Trotzdem konnte ich ihn nicht verbrennen lassen.
Mir kam schnell eine Idee und ich ging auf Kampfstellung. Sanft hob ich meine Fäuste und sah in ihre Richtung. Ihr Gesicht war immer noch verdeckt, aber auch sie hatte eine andere Position eingenommen.
Jetzt musste ich schneller sein.
Ich hob meinen Fuß einmal schnell und stampfte mit Nachdruck wieder auf den Boden. Eine dicke, hüfthohe Steinplatte baute sich neben mir auf und stand senkrecht auf der Stelle.
Das mysteriöse Mädchen hob ebenfalls einen ihrer Füße, doch ich führte direkt zwei Attacken auf einmal aus.
Die erste Attacke bestand daraus, die gerade gebildete Steinplatte einfach auf den Boden klatschen zu lassen. Das mag von außen etwas sinnlos wirken, aber durch den Luftstoß, der dabei entstand, konnte ich den größten Teil der Flamen an Hyunjins Klamotten auspusten und in einer gewissen Form löschen. Hoffentlich hatte seine Haut nicht allzu großen Schaden davon getragen.
Die zweite Attacke war an das Mädchen gerichtet. Was viele andere Bändiger gerne vergaßen, war der Fakt, dass ich nicht nur den Boden unter mir nutzen konnte, sondern auch Gegenstände oder die Wände um uns herum. Genau das tat ich auch. Ich tat das, womit sie am wenigsten rechnete. Ein spitzer Stein formte sich aus der Wand und stieß mit einem Ruck in ihren Oberarm. Sie zuckte zusammen und zischte schmerzerfüllt.
Ich zog die Steinspitze wieder zurück und sah nun, wie das Blut aus ihrer Schulter tropfte. Das hatte ihr schon einmal einen Arm gekostet. So leicht wird sie diesen nämlich nicht mehr bewegen können.
Sie hielt ihre andere Hand über die Wunde und stöhnte etwas auf.
Tja, der Überraschungsmoment war ihr gelungen, aber der bringt ihr jetzt auch nichts mehr. Typisch Feuernation. Einen auf großen Krieger machen und dann kein zweites Mal nachdenken.
Sie schien sich schnell wieder erholt zu haben und führte eine schnelle Attacke aus. Dabei machte sie eine halbe Drehung und verfehlte nur knapp mein Gesicht mit ihrem in Flamen stehenden Fuß. Ich stolperte eine Schritt zurück und weitete meine Augen ein wenig. Sie war schlagfertig, keine Frage.
Zum Glück hatte sie mit diesem Tritt verfehlt und das Einzige, was in meinem Gesicht ankam, war warme Luft. Für einen Moment hatte ich echt gedacht, dass sie mir die Augen ausbrannte. Mich verwunderte es zugegebener Weise etwas, dass sie mich nicht mal gestreift hatte, da Jisung und die anderen immer erzählten, wie diszipliniert sie ist. So wirkte der vorige Angriff aber nicht.
Ich lachte kurz amüsiert und gab ihr den „Mehr-hast-du-nicht-drauf?"- Blick.
Vereinzelte Funken von ihrem Angriff schwebten noch vor meinen Augen und ich versuchte möglichst keine in die Augen zu bekommen. Könnte nämlich brennen.
Sie sah mir nun direkt in die Augen und zog die Kapuze vom Kopf. Ihr schwarzes Haar schwang hervor und ihre rötlichen Augen blitzten auf. Sie trug einen roten Lippenstift, der perfekt mit den roten Mustern auf ihrem Mantel harmonierte. Man sah ihr an, dass sie eine Prinzessin war.
Sie zog einen Mundwinkel etwas hoch, bevor sie zwei Finger auf mich zeigte. Ihr Zeige- und Mittelfinger waren auf mich gerichtet, wie eine Fingerpistole. Ich war kurz davor lachen und zu sagen „Oh, jetzt habe ich aber Angst".
Bevor ich dies aber tun konnte, sagte sie etwas.
„Boom"
Boom?
Bevor ich dies hinterfragen konnte, explodierten die Funken von gerade wie kleine Bomben vor meinen Augen und die heiße Luft brannte sich in mein Gesicht. Ich schrie schmerzerfüllt auf und schloss meine Augen schnell, um das Schlimmste zu vermeiden. Meine Augen fühlten sich so an, als ob sie ausgestochen wurden, da die Netzhaut kurzen Kontakt mit dem Feuer hatte.
Verdammt! Sie hatte meine Augen leicht mit dem Feuer berührt. Ich bin noch zu jung um zu erblinden.
Was mir allerdings mehr Angst machte, war, dass ich durch den Knall nun ein lautes Piepen im Ohr hatte und somit meinen wichtigsten Sinn nur noch eingeschränkt nutzen konnte.
Meine Augen brannten und ich konnte sie nicht öffnen, da mein Lid komplett verbrannt sein musste. Das würde man sicher wieder heilen können, aber das mit meinem Ohr machte mir viel mehr Sorgen, da es jetzt beschädigt sein könnte und das für einen Erdbändiger das Ende wäre.
Ich wusste nicht was sie tat und drehte meinen Kopf wie verrückt von links nach rechts.
„Hör mir zu-", hörte ich es leise, aber dieses Piepen war kaum zu ertragen, sodass ihre Stimme fast unterging. Ich wollte ihr auch gar nicht zu hören.
„Es tut mir Leid...", verstand ich und war nun komplett verwirrt. Sie hatte mir gerade fast mit Absicht zwei meiner Sinne geraubt und sie entschuldigt sich direkt danach? Was zur Hölle?
„... aber du musst mir sagen, wo die Könige sich aufhalten, sonst muss ich weiter machen. Deine Augen heilen wieder, versprochen", meinte sie sanft und man hörte die pure Reue in ihrer Stimme. Sie klang so, als ob sie das alles gar nicht wollte. Komisches Mädchen. Erst mich fast umbringen und dann auf nett tun. Auch wenn sie es so ehrlich über die Lippen brachte, glaubte ich ihr kein einziges Wort.
„Ich werde dir gar nichts sagen! Ich sterbe lieber, bevor ich dir Monster etwas über die beiden verrate!", schrie ich und schlug um mich, in der Hoffnung sie irgendwie damit zu treffen.
Sie seufzte laut aus. Zumindest spürte ich ihren Atem an meiner Wange. Sie klang gezwungen.
Hyunjin hatte schon mal erwähnt, dass sie eigentlich nicht so böse ist, wie ihr Bruder. War dies also wahr und sie musste einfach nur so an die Informationen kommen? Auf den brutalen Weg?
Ich erwartete eine Antwort von ihr, doch es kam darauf nichts mehr. War sie gegangen? Einfach so? Oder wartete sie, dass ich etwas tat? Warum schwieg sie auf einmal?
Gahyeon
Wie sehr ich diesen ganzen Mist satt habe.
„Gahyeon, tu das gefälligst so! Gahyeon, mach du das! Gahyeon, warum bist du immer so nett? Sei doch einmal die brave Tochter vom König!"
Was konnte ich dafür, dass „brav" in der Feuernation eine komplett andere Bedeutung hatte?! Ich wurde dazu erzogen kaltherzig zu sein, jedes kleinste Gefühl zu überdecken und einfach ein ernstes Gesicht aufzusetzen. Erst wenn ich unglücklich war, war ich die gute Tochter des Königs. Was für eine Logik war das?
Ich wünschte, ich hätte die Seiten noch vor dem ganzen Avatarding gewechselt, aber als Prinzessin geht das nicht so leicht. Ich würde auf mein Lebensende verfolgt werden.
Aber eigentlich wurde ich das ja jetzt schon.
Ab dem Moment, als mein Erzeuger zu uns meinte, dass er uns töten würde, wenn wir uns als Schande erweisen und den Avatar nicht schnappen, verfolgten uns Wachen. Diese verfolgten JEDEN unserer Schritte aufs Genauste. Wenn wir auch nur eine Entscheidung pfählen, die nicht der Sichtweise unseres „Vaters" entspricht, werden wir auf der Stelle getötet. Das war uns beiden bewusst.
Auch wenn Minho es sich nicht anmerken ließ, hatte auch er Angst. Zwar zeigte er diese Seite nie, da sein viel zu großes Ego diese Unsicherheit immer überdeckte, aber auch er wollte nicht sterben. Er war zwar immer das „bravere" Kind, aber auch er findet die Entscheidungen unseres Erzeugers nicht immer gut.
Deswegen machte er mich auch immer so runter. Er wusste, dass ich für dieses System nicht geschaffen war und versuchte zu verhindern, dass ich noch durch unseren Erzeuger sterbe. Zwar hatte er das nie zugegeben, aber so sehr hassen, tat er mich nicht. Er wollte, dass ich nicht „negativ" auffalle.
Aber ich wollte das alles nicht mehr. Ich wollte nicht mehr Leute weh tun, nur um nicht selbst drauf zu gehen.
Dieser unschuldige Junge vor mir zum Beispiel... ich kannte nicht einmal seinen Namen, aber haben ihm fast das Augenlicht geraubt, nur damit ich nicht sterben muss und Informationen kriege. Ich fühlte mich so mies.
Gerade wollte ich versuchen wieder etwas zu sagen, als kurz ein Brennen an meiner Schulter spürte. Das diese komplett offen war und überall nur Blut war, hieß das, dass irgendetwas in die Wunde gekommen sei-
Eine Sekunde später wurde alles schwarz und ich fiel in Ohnmacht.
Hyunjin
Die Schmerzen an meinem Hinterkopf waren kaum zu ertragen, als ich langsam zu Bewusstsein kam. Mein ganzer Schädel dröhnte und alles wirkte so verschwommen. Ich hörte Stimmen, doch sie wirkten so fern. Als würde jemand mit mir reden, aber aus zwanzig Meter Entfernung.
Ich blinzelte und versuchte wieder klar zu sehen. Nach ein paar Anläufen gelang mir dies auch und ich erkannte den grünen Samt des Teppichs vor mir. Der Flur des Palastes. Das war das letzte woran ich mich erinnerte. Ich war immer noch hier. Wie viel Zeit war vergangen?
Langsam und mit Bedacht stützte ich mich vom Boden ab und stemmte mein Gewicht auf meinen Unterarm. Etwas holprig und zitternd setzte ich mich auf und sah an mir herunter. Mein Shirt war an manchen Teilen schwarz und an meinem Bauch nicht mal mehr vorhanden. Vereinzelte Brandmale zierten meine Haut. Nichts schlimmes, trotzdem brannte es wie Sau.
Zum Glück war nicht zu viel passiert.
Ich drehte meinen Körper etwas und sah hinter mich. Leicht zuckte ich, als ich Gahyeon sah, die Seungmin erstaunlich nahe kam. Dieser zappelte herum und drehte den Kopf wie wild von links nach rechts. Seine Augen waren rot und fest zusammengekniffen.
Hatte sie etwa dessen Augenlider verbrannt?
Geschockt von dem, was sich vor meinen Augen abspielte, griff ich zu meiner Wasserflasche, um mich auf einen Angriff vorzubereiten. Das würde ich ihr heimzahlen. Niemand verletzt Minnie!
Ich öffnete die Flasche, um das Wasser aus dieser zu führen, bis mir etwas ins Auge stach, was mich zögern ließ.
Die Feuerprinzessin trug einen Mantel, aber viel interessanter war das, was sich an dem Gürtel unter diesem befand. Neben kleineren Waffen und Werkzeugen klimperte ebenfalls ein Glasfläschchen mit gelblicher Flüssigkeit gegen das Leder.
Diese Flüssigkeit kam mir mehr als nur bekannt vor. Das Betäubungsmittel.
Jetzt würde ich mich rächen.
Ich ließ von meiner Tasche ab und hob meine Hand so unauffällig wie möglich. Noch hatte Gahyeon mich nicht bemerkt und das sollte auch so bleiben.
Mit einer kleinen Bewegung hatte ich die flüssige Substanz unter Kontrolle und zog sie vorsichtig aus dem kleinen Glas heraus, indem ich den Korken darüber durch den Druck löste.
Schnell führte ich diese Substanz um den Körper des Mädchens und sah, ob sie irgendwelche offenen Wunde mit sich trug und war erfolgreich. Eine große, frische Wunde zierte ihre linke Schulter.
Als die Substanz über dieser schwebte, ließ ich sie fallen und sah zu, wie sich das Mittel in die Wunde brannte. Gahyeon zuckte und wollte sich zu mir drehen. Bevor dies allerdings passieren konnte, fiel ihr Körper zu Boden und sie schlief so mehr oder weniger.
Tja, ich habe euch mit euren eigenen Waffen geschlagen.
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viel Wechsel in der Ansicht... ich hoffe es ist trotzdem verständlich ;-;
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