Ohne du, kein ich.
Damals saß ich weinend auf einer Schaukel, nachdem man mich wieder verprügelt hatte. Eigentlich war die Pause bereits zu Ende, weswegen ich im Unterricht hätte sitzen sollen. Allerdings wollte und konnte ich das nicht. Ich habe mich einfach nicht mehr getraut auch nur einen Fuß in unser Klassenzimmer zu setzen.
Nur weil sie mit dem Klingeln zum Unterricht in der Pause aufhörten mich zu ärgern, hieß es nicht, dass sie es im Unterricht nicht weiterführten.
Also blieb ich wieder draußen sitzen und hoffte, dass kein Lehrer kommen und mich holen würde. Manchen war es nämlich einfach egal ob ich nun dem Unterricht beiwohne oder nicht. Die Meisten waren mit mir überfordert und wussten nicht, wie sie mit mir umzugehen hatten.
Bei dem Versuch meine Eltern zu kontaktieren und mit ihnen darüber zu reden, kam auch nie was Brauchbares bei raus. Diese waren lieber mit anderen Dingen als mir beschäftigt.
Dafür trat dann aber Minhyuk in mein Leben. Er war auf der gleichen Schule wie ich, ging aber in die Nebenklasse. Dieser kam aus irgendwelchen Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, zu spät zum Unterricht. Als er dabei war über den Schulhof zu laufen, hatte er bemerkt, wie ich alleine auf der Schaukel gesessen hatte. Ich selbst habe ihn zu diesem Zeitpunkt gar nicht wahrgenommen, da ich viel zu vertieft in meinen eigenen Gedanken war.
Als er von der Seite an mich herantrat, zuckte ich aufgrund dessen heftig zusammen. Seinen Gesichtsausdruck werde ich dabei wahrscheinlich niemals vergessen. Während er mich fragte warum ich weine, war er selbst den Tränen nah. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht wieso und auch konnte ich ihn das nicht fragen, obwohl ich es irgendwie wollte. Heute meint er, dass er damals einfach traurig darüber war mich so zu sehen.
Weil ich ihm keine Antwort gab, setzte er sich einfach stumm neben mich auf die andere Schaukel. Dort saßen wir bis zur nächsten Pause rum, bis dann wieder ein paar Klassenkameraden von mir ankamen. Bereit wieder verspottet und geärgert zu werden, saß ich schon fast wartend still herum. Den ersten Spruch bekam ich auch recht schnell an den Kopf geworfen. Eigentlich wollte ich wegrennen, was ich auch getan hätte, wenn Minhyuk sich nicht schützend vor mich gestellt hätte.
Den dummen Spruch konterte er einfach und ließ damit den Aufmüpfigsten von ihnen ziemlich blöd aussehen. Zu meiner Verwunderung ließ man uns danach auch sofort in Ruhe und ich glaube das Minhyuk ebenfalls ein bisschen verwundert war. Man sah ihm deutlich an, dass ihm die Angst ins Gesicht geschrieben war. Allerdings sah man das erst hinterher. Als sie weg waren fing er direkt an zu weinen und konnte gar nicht fassen, was er gerade getan hatte.
Und ich konnte nicht fassen, dass man mir gerade geholfen hatte. Unendliche Dankbarkeit machte sich in mir breit und am Liebsten wäre ich auch bei ihm geblieben. Aber aus Angst er bekommt das Gleiche ab wie ich, ließ ich ihn einfach am Spielplatz stehen. Auch alle nächsten Male wich ich ihm aus aber irgendwie hing er wie eine Klette an mir. Irgendwann haben sie sogar wirklich angefangen uns gemeinsam zu verprügeln, was er aber stolz auf sich nahm.
Lieber wollte er das mit mir zusammen durchstehen als mich damit alleine zu lassen. Seitdem ist er mir auch nie wieder von der Seite gewichen und somit einer der wichtigsten Teile meines Lebens geworden.
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