TAG 1

So schlimm kann es nicht werden oder? Ich meine es sind bloß 14 Tage, die werde ich ja wohl irgendwie rum kriegen. Ich bin ja auch nicht alleine, Mila und mein Bruderherz sind auch da.

Ich versuche mich selbst davon zu überzeugen, dass es bestimmt ganz lustig wird. Aber dann denke ich wieder daran, dass Zac und sein Schatten auch dabei sind.
Wie konnte Mila nur Shila einladen?
Unfassbar.

Ein lautes Dampfgeräusch zieht mich aus meinen Bemitleidigungen.
Mila packt meinen Arm und zieht mich die Treppen zum Schiff hoch.
Sie freut sich so sehr, dass ich auch anfange zu strahlen.
Als ich das Deck sehe, gibt es dazu auch jede menge Gründe.
Ein Riesenpool, mehrere Liegestühle, Minibars, heiße Kellner und generell laufen hier eigentlich bloß Jugendliche rum. Das heißt, keine Erwachsenen, die uns an Regeln erinnern.

Um ehrlich zu sein, frage ich mich gerade, weshalb ich Bedenken hatte. Das Schiff ist großartig. Wir werden unglaubliche 14 Tage haben, dem Wetterbericht nach zu urteilen. Und Mila wird mir diese Reise nochmal um einiges versüßen. Klar, Zac ist auch hier, aber das muss ja nicht heißen, dass ich etwas mit ihm mache. Das Schiff ist groß genug, um ihm aus dem Weg zugehen.

Mila stubst mich an.
"Becca, bitte sag, dass du dich auch endlich freust."
Und ohne lügen zu müssen bestätige ich es ihr.
"Wir werden so viel Spaß haben!", schreit sie und springt dabei auf und ab.

Josh kommt von hinten zu Mila und schlingt seine Arme um sie. Darauf folgt ein kurzer Kuss auf ihre Schläfe.
Augenblicklich ziehe ich eine Augenbraue hoch und grinse.
"Habe ich etwas verpasst?", frage ich und habe dabei noch immer dieses Grinsen auf den Lippen.
"Die beiden sind Feuer und Flamme Becca. Sie schwärmt für ihn so sehr wie du für mich."
Und meine schlechte Laune ist sofort wieder da.
"Das glaubst du ja wohl selbst nicht." , dabei lache ich selbstgefällig.
"Oh doch, und du weißt es auch. Lass es zu, Becca, und habe Spaß hier mit.", er macht eine Handbewegung und weist somit auf seinen Körper hin.
"Ich habe schon Besseres gesehen.", lüge ich.
Auch wenn ich Zac nicht ausstehen kann, sein Körper ist unglaublich heiß. Er steht nur in Shorts vor mir, sodass ich mich dazu zwingen muss nicht seinen Oberkörper anzustarren, so wie er es gerne hätte.
"Das sagst du nur so." Gespielt verletzt hält er sich eine Hand auf's Herz.

"Zac teilen wir uns eine Kabine."
Mein Würgreiz ist vorprogrammiert.
Shila spielt mit ihren Haaren zwischen ihren Fingern und grinst Zac an.
"Tut mir leid Shila, aber ich bin schon mit Josh in einem Zimmer."
Meine Augen weiten sich so sehr, dass ich das Gefühl habe, dass sie rausspringen.
"Prinzessin jetzt tu nicht so schockiert, ich weiß du freust dich."
Er streichelt mir noch kurz über's Haar und geht dann mit seinem Koffer, vermutlich Richtung Kabine.

Ich werfe Mila einen bösen Blick zu, doch sie ist anderweitig beschäftigt. Ihre volle Aufmerksamkeit liegt bei Josh und das stört mich.
Ich packe mir ihre Hand und ziehe sie mit mir.

"Wie konntest du mir das antun?!"
Ich schreie sie impulsiv an, während sie jedoch ganz ruhig bleibt.
"Mensch Becca, nun hab dich nicht so. Wir wollten beide in eine Kabine und Josh wollte mit Zac in eine. Wir wollten aber auch zusammen sein, das war die einfachste Möglichkeit.", erklärt sie.
"Und da bist du nicht kurz auf die Idee gekommen mich zu fragen oder mich zumindest vor zu warnen?", ich verstehe es wirklich nicht. Normalerweise erzählt sie mir jeden ihrer Pläne.
"Es tut mir leid Schatz.", sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn und signalisiert mir so, dass eine Diskussion keinen Sinn macht. Es steht nunmal fest, dass ich mir mit Zac eine Kabine teilen muss.

Ich versuche es positiv zu sehen, ich hätte auch mit Shila eine Kabine teilen können. Dann ist Zac doch das kleinere Übel.

Auch ich bringe meinen Koffer in meine Kabine und treffe leider dabei auf Zac.
"Na, rennst mir also jetzt schon hinter her. Wir müssen wenigstens warten bis die anderen sich zum Pool aufgemacht haben, oder stehst du auf Zuschauer?", er hebt eine Augenbraue und grinst dreist.
Ich ignoriere ihn und seinen dummen Kommentar.
"Ich schlafe unten!", sage ich bestimmend.
"Das habe ich am liebsten. Ich liege immer oben." Sein blödes Grinsen reizt mich, doch ich habe für mich selbst beschlossen Zac zu ignorieren. Wenn ich mich jedesmal über ihn ärgere, können die 14 Tage nur anstrengend werden.
"Kannst du bitte rausgehen, ich möchte meinen Bikini anziehen."
"Das kannst du doch auch wenn ich hier bin."
"Dann gehe ich eben."
Ich schnappe mir meinen pinken Bikini und gehe aus der Kabine. Eine Diskussion hat genau so viel Sinn, wie eine mit Mila. Ich ziehe also den kürzeren und verschwinde. Wie heißt es doch so schön? Der Klügere gibt nach. Und wer das von Zac und mir ist, ist ja wohl ganz offensichtlich. Dieser Kindskopf.
"Wir sehen uns.", ruft mir Zac noch zu.

Ich suche nach einem öffentlichen Badezimmer. Ich finde es nicht auf die schnelle und gehe deshalb zur Kabine meines Bruders.

"Ryan ich muss mich hier umziehen, Zac geht nicht aus der Kabine."
Ohne auf eine Antwort zu warten, fange ich an mich umzuziehen. Ich habe bereits mein Bikinioberteil angezogen, als ich ein Räuspern wahrnehme.

"Ben!", schreie ich und halte mir mein Shirt aus Reflex vor meinen Körper.
"Becca, es tut mir leid. Ich schwöre ich habe nichts gesehen. Ich habe dich nicht reinkommen hören.", dabei deutet er auf die Kopfhörer, die er wohl gerade noch in den Ohren hatte.
"Du brauchst dich nicht verstecken, ich habe dich schon im Bikini gesehen.", er zeigt auf mein Shirt und lächelt unwiderstehlich.

Ich lasse mein Shirt fallen.
"Mila hat ganz schön viele Leute mitgenommen."
Ich nicke nur.
Ich verstehe es selbst nicht, wieso sie die ganze Clique vom Schwimmen eingeladen hat. Besonders wieso Amber und Shila dabei sind.
"Wo ist Ryan?", frage ich, um das Gespräch am laufen zu halten.
"Am Pool, denke ich. Becca du kannst dich hier ruhig umziehen. Ich kann mir die Decke vor mein Gesicht halten."
Bevor ich etwas sagen kann, hat er sich bereits unter die Decke verkrochen. Wenn er Zac wäre, würde ich ihm nicht trauen. Doch Ben ist nicht Zac, er ist das komplette Gegenteil.
Ich ziehe schnell meine Hotpants aus und dafür meine Bikinihose an.

"Ich bin fertig, du kannst die Decke wieder runternehmen."
"Super, wurde langsam stickig darunter." Sofort fange ich an zu schmunzeln.
"Ich gehe zu Ryan, kommst du mit?"
Ich lächle und nicke als Bestätigung. Ich würde überall mit ihm hingehen, wenn er mich fragen würde.