III) 14:02 Uhr

Mein Handy piepst. Mein Gesicht erhellt sich, als ich die Nachricht von Basti lese.

»Ähm, Leute, hört mal zu! « Einige Köpfe drehen sich zu mir. »Basti hat geschrieben, dass er doch noch kommt!«

Alle nehmen die Neuigkeit mit Wohlwollen auf, aber mein Hals schnürt sich zu. Bastian besucht seit diesem Schuljahr unsere Klasse und er hat ein Geheimnis, das er wie seinen Augapfel hütet, und er ahnt nicht, dass ich es weiß.

Schon bevor ich ihn gefragt habe, ob er vielleicht mitkommen will, habe ich gewusst, dass er ablehnen wird. Er geht nicht ins Schwimmbad und ich kann ihn verstehen, aber ich habe ihm schreiben und ihm zeigen wollen, dass ich an ihn denke und er für mich inzwischen dazugehört.

Aber diese Nachricht ändert jetzt alles. Ich räuspere mich. »Leute, ich muss euch etwas erzählen, bevor er kommt.«

»Nicht schon wieder, Kati«, stöhnt meine beste Freundin Vanessa. »Wir wissen, dass du auf ihn stehst. «

Ich schüttle den Kopf. »Das ist es nicht.«

»Was dann? «, fragt Max und streicht sich eine Strähne seines blonden Haars aus den Augen.

»Sein Dad arbeitet in der gleichen Firma wie meiner. Deswegen weiß ich das, was ich euch jetzt erzähle. Aber ihr müsst es für euch behalten.«

Alle nicken und schauen mich jetzt interessiert an. Hoffentlich tue ich nichts Falsches. Mein Mund ist wie ausgetrocknet.

»Schwört es mir! «, flehe ich leise und beginne erst zögerlich zu erzählen, nachdem sie es mir hoch und heilig versprochen haben.

»Er hatte vor vier Jahren einen Unfall. Muss ziemlich übel gewesen sein. Ein Autofahrer hat ihn beim Skateboarden übersehen und ist voll über ihn drüber.«

»Oh Fuck! « Vanessa schlägt sich die Hand vor den Mund, Max und Vince schauen mich mit großen Augen an, sagen zur Abwechslung aber einmal nichts.

»Die Ärzte mussten ihm das Bein abnehmen. Er hat eine Prothese. Aber ihr dürft euch nicht anmerken lassen, dass ihr das wisst.«

Vanessa nickt. »Das ist hart!«

»Es ist sicher nicht leicht für ihn herzukommen. Nervt ihn also nicht, wenn er sich nicht auszieht und nicht ins Wasser will oder so.«

»Klar«, sagt Vincent. »Jetzt kapier ich auch, wieso er nie kurze Hosen trägt.«

»Und diese komischen Ausreden, die er in Sport immer vorbringt, machen Sinn«, ergänzt Max. »Irgendeine alte Verletzung. Soso.« Er grinst.

»Bitte Max, lass dir nichts anmerken und lass ihn in Ruhe.«

»Mach dir nicht ins Hemd, Kati. Du kannst dich auf mich verlassen.«

»Vielleicht könntet ihr uns beide alleine lassen, wenn er kommt?«, frage ich vorsichtig, aber nicht wenig hoffnungsvoll.

»Na klar, Süße.« Vanessa zwinkert mir zu. Auf meine beste Freundin ist Verlass. Bei Max und Vincent bin ich mir dagegen nicht so sicher.