
#6 Corvus Corax
Wenn man die klassisch-moderne Mittelaltermusik will, muss man auf Corvus Corax zurückgreifen. Imposante Dudelsackklänge, vollkommen ohne elektronische Instrumente oder am Computer erzeugte Effekte und Texten, meistens im traditionellen Stil. Die Texte sind in den verschiedensten Sprachen, kaum eine davon wird heute noch gesprochen. Zum Beispiel alt-dänisch, Latein oder auch alt-deutsch.
Wie viel von ihrer Musik wirklich selbst gemacht und nicht nur neu vertont ist, weiß ich nicht. Vermutlich nicht besonders viel, denn all ihre Lieder sind an alte Volkslieder, mittelalterliche Texte und Überlieferungen aus dieser Zeit angelehnt. Im Gegensatz zu Saltatio Mortis, In Extremo und Subway to Sally, die Mittelalterrock produzieren und sich in ihren eigenen Lieder bewusst gegen das folklor'sche lehnen, passen Corvus Corax darauf auf, möglichst mittelalterlich zu sein. Vielleicht mag ich genau das an ihnen, dass sie es schaffen, imposante Klänge zu erzeugen, ohne auf neuzeitliche Instrumente zurückzugreifen.
Denn imposant sind sie durchaus. Gerade in dem heute ausgewählten Stück „Sverker" merkt man das. Angefangen an dem epischen, leicht hallenden Klang der Drehleier (denke ich mal), über das imposante Hervorheben der kräftigen Schläge der großen Schlagwerke der Band und den Dudelsäcken, die dem ganzen noch ein Krönchen aufsetzen.
Imposant und majestätisch, das beschreibt dieses Stück ganz gut.
Der tiefe Sprechgesang von Castus, unterstützt von den untermalenden Stimmen seiner Mitmusiker, klingt angenehm im Ohr und bleibt im Gehirn. Und der Text hat dabei auch einen tieferen Sinn. Gesungen wird er auf Schwedisch und heißt übersetzt:
Der junge König Sverker
tritt vor den Schwedenkönig und klagt:
Deine Armee ist größer ich weiß,
Du wirst der Sieger sein, aber bedenke:
nimmt ein Ritter das Schwert in die Hand,
dann weinen so viele.
An sich nur wenige Zeilen, doch die werden so gut umgesetzt, dass sie 4,5 Minuten keinesfalls langweilig wirken. Vor allem werden sie nicht schnell heruntergerattert, sondern langsam und klar gesungen. Die Stimme wird hier wie eine Art zusätliches Instrument eingesetzt. Tiefe Bassstimmen funktionieren in dem Lied wie ein Bass. Allgemein ist das Lied ziemlich tief. Und dabei nicht künstlich heruntergeschraubt, sondern im Orginalen so tief. Tiefe Töne der Dudelsäcke, die dumpfen Schläge der Trommeln, die klingen, als würde jemand gegen eine große Tür an einer Halle klopfen und eben die Drehleier, die bei Corvus Corax so oder so eine der Größten überhaupt ist. Damit ebenfalls entsprechend tief. Ich denke, dass daher der majestätische Eindruck des Liedes kommt: Von dem tiefen, leicht hallenden Sound.
Also, Corvus Corax, habt ihr gut gemacht.
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