#34 Tief in mir - Saltatio Mortis
Ja, schon wieder SaMo. Aber dieses Mal geht es nicht um das Musikalische, sondern tatsächlich um den einen Songtext.
Es geht um „Tief in mir" von Saltatio Mortis. Die Lyrics habe ich hier sinngemäß in einen Fließtext umgewandelt, denn es geht tatsächlich nur um den Inhalt, nicht um den musikalischen Hintergrund.
„Es schläft tief in mir, bereit, zu erwachen. Es träumt furchtbare Träume von unstillbarer Gier.
Es schläft in mir, bereit, zu zerstören. Das unzähmbare Tier kämpft um die Herrschaft in mir.
Schau der Bestie ins Gesicht, benenne sie beim Namen. Schöne Worte heilen nicht die Wunden, die es verursacht hat. Erkenne in meinen Augen den Zorn, der meine Seele nährt und mir den Frieden verwehrt.
Es schläft tief in mir, das unfassbare Grauen. Voll Lust und Verlangen, so greift es nach dir!
Es schläft noch in mir, nimm mich doch, wie ich bin. Versuche dieses nimmersattes Tier nicht zu leugnen.
Einmal erweckt, wird es morden und alles verderben. Entfesselt und getrieben von uralter Kraft. Es wird wüten und brennen, es wird dich zerstören. Solange bis gar nichts mehr von dir bleibt.
Doch ist es die Kraft, die mich treibt..."
Ich finde diesen Text wieder sehr tief ergreifend, weil es wieder so ein Moment ist, wie bei Jeanny von Falco, in dem ich mich tief verstanden fühle.
Dabei hat sie doch jeder irgendwie. Diese Monster in sich drin, diese „abartigen" und „scheußlichen" und „unnormalen" Gelüste. Und sie zerstören. Langsam, aber allmählich.
Das ist das sogenannte Biest. Und es giert nach Leid. Hass und Zerstörung. Es will, denke ich, sehen, dass andere Menschen weinen, Schmerzen haben. Es ist die dunkle Seite in jedem. Die, aus der „böse Menschen" entstehen. Doch die meisten sind klug genug, um es zu unterdrücken und es zu akzeptieren. Dennoch ist es da. Vielleicht der sadistische Kern eines jeden Menschen? Doch warum haben wir ihn? Weil es sich gut anfühlt überlegen zu sein. Darum. Und wir versuchen es ständig nicht an das Tageslicht kommen zu lassen, weil es ja böse ist.
Und doch soll man diese Bestie zulassen, man soll sie kennen lernen, denn nur dann kann man sie kontrollieren. Wenn man sie stattdessen umgarnt oder versucht schön zu reden, dann wird es immer schlimmer und die Sachen, die man bereits durch diese Bestie angestellt hat, werden auch nicht besser. Ich kenne das nur zu gut. So fühlt sich mein gesamtes Leben an... Deswegen soll man dann auch den Zorn in den Augen sehen (also den Seelenspiegeln), der den Frieden verwehrt. Man kommt nicht mit sich klar, wenn man diese Bestie nicht unter Kontrolle hat. Man sieht wie alle die Menschen um einen herum leiden, aber selbst kann man nichts dagegen tun. Der Hass und der Zorn, der da tief in einem drin ist und die Menschen um einen herum verletzt und es nicht mehr gut machen kann.
Aber es schläft ja. Man hat es ja unter Kontrolle. Und doch weiß man, früh oder später macht es irgendetwas kaputt. Weil man eben nicht immer die Kontrolle hat. Weil man nicht ständig darauf aufpassen kann. Und in diesen kleinen Momenten zerstört es alles. Freundschaften, Beziehungen. Und das Schlimme daran... meistens empfindet man keinerlei Scham oder irgendwelches Mitgefühl nebenbei, wenn man zum Beispiel mit Worten oder Händen verletzt. Mit voller Absicht Dinge ausspricht, von denen man weiß, dass der Andere sie nicht hören will. Dabei will man sie nicht aussprechen und tut es doch, weil die Bestie die Kontrolle übernimmt. Unter hinterher, wenn man wieder seiner Selbst Herr ist, dann bereut man seine Tat. Doch alles was dann bleibt ist die Einsamkeit.
Und doch macht es in dem Moment Spaß (Voller Lust und Verlangen greift es nach dir), wenn es herausbricht. Man fühlt sich mit ihm mächtig und stark.
Und dann kommt wieder die andere Seite hervor, die, die die Bestie normalerweise unter Kontrolle halten soll. Die möchte nicht mehr. Die möchte nicht mehr die Kontrolle behalten und einfach loslassen. Dann soll eben der Andere das akzeptieren. So zu sein, wie man ist. Mit der Bestie. Aber meist will der Andere sie dann leugnen. Selbst wenn man selbst es bereits akzeptiert hat, was meist der schwerste Schritt ist. Wenn zum Beispiel die Eltern einen für perfekt halten, für die gute Tochter, die immer gute Noten heimbringt. Aber dann die Augen verschließen und sagen, dass ihre Tochter auch sozial „normal" ist. Dabei wissen sie, zu was die Bestie in der Tochter fähig ist. Und die Bestie ist niemals satt. Sie will immer mehr. Immer mehr Leid und immer mehr Schmerz von Anderen. Oder vom eigenen Körper.
Doch das Schlimmste ist das Wissen, dass man, wenn die Bestie einmal wach ist und die Kontrolle hat, ohne zu zögern Leid verbreiten kann. Man weiß, dass man in einer Schule Amoklaufen könnte. Mit vielen, vielen Toten. Und am Ende würde man zufrieden irgendwo sitzen und sich darüber freuen. Man hat kein Mitgefühl mit den Verwandten der Toten und kein Bewusstsein für das Leben derer, die es gelassen haben. Es ist der Trieb nach Macht und Überlegenheit, so uralt und so bekannt. Hitler, Napoleon... Und sie alle hat es in das Verderben gestürzt. Im Bezug auf die nahen Verwandten, also zum Beispiel einer Beziehung, da weiß man dann, wenn man einmal die Kontrolle verliert. Dann ist alles zerstört. Man weiß nicht genau, wer gemeint ist, da man zuerst von sich selbst redet und dann aber in der zweiten Person Singular weitermacht. Also ist doch der Gegenüber gemeint. „Es wird dich zerstören", nicht mich. Mich macht es dann erst hinterher kaputt, wenn das „Du" zerstört ist. Es liebt dein Leid und möchte am liebsten alles tot sehen, was lebt.
Und dann kommt die Wendung im Lied. Es hat sich erst langsam aufgebaut, zaghaft, bis es dich schließlich zerstört hat. Und jetzt kommt die Einsicht. „Doch es ist die Kraft, die mich treibt". Was würde man auch ohne die Kälte des Biestes machen? Man hat Selbstvertrauen durch es bekommen. Es hält einem am Leben, indem es den Hass auf Andere überträgt. Das wohltuende Gefühl, welches es ausstößt, wenn es seinen Willen bekommen hat. Es macht einen stark. Und doch so kalt.
Aber es schläft. Ganz tief in mir. Und das ist auch gut so.
Und dann gibt es da noch die andere Interpretationsmöglichkeit. Was, wenn das Biest eine psychische Krankheit ist? Angstattacken? Es ist das bewusst Böse in einem drin, was man als Krankheit definiert. Als lästige Nebenerscheinung, von vielleicht zu viel Stress? Und dann ist das Zerstören nicht auf die Umgebung bezogen, sondern auf den Körper, in dem es haust. Und doch muss man es ansehen, akzeptieren, so wie bei der ersten Interpretation, um Zugang zu ihm zu erhalten. Und die schönen Worte, die nicht heilen, sind dann auf die gut gemeinten Reden bezogen von Menschen, die meinen, sie können helfen, mit der eigenen Dunkelheit umzugehen. Aber sie haben ja keine Ahnung. Wie denn auch, wenn sie nicht in dich hineinschauen können? Jeder Mensch ist anders und jeder Mensch hat seine Macken und seine bösen Seiten. Und nur weil die Gesellschaft etwas als „normal" oder „nicht normal" kategorisiert, heißt es das noch lange nicht. „Normal" ist ein böses Wort.
Aber man kann damit ja leben. Man hat sich angepasst und so schläft es. Doch wenn es irgendwann aufwacht, dann wird es schlimm...
Übrigens. Die Musik ist sehr gut passend dazu gemacht. In den „bösen" Passagen, wird die Musik böser und in den langsameren, hoffnungsvolleren oder schönen Passagen, ist auch die Musik schön.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro