#30 Skuggsjá
Ich oute mich hier mal als leidenschaftlicher Skyrim Spieler. Und als solcher hatte ich mir mal eine Mod installiert, die hieß Celtic Music in Skyrim. Da gab es einen Soundtrack, den ich immer wieder gerne hörte, wenn ich wieder durch die weiten Ebenen wanderte und Banditen oder andere böse Wesen jagte. Naja... er wurde irgendwie immer seltener (vielleicht funktioniert die Mod nicht mehr ganz so wie sie sollte) und so kam es, dass ich mich nicht weiter damit beschäftigte. Bis ich neulich mal wieder eine Mittelalter Sammel CD aufgetrieben hatte, mit einigen Stücken von verschiedenen Bands, die ich mir natürlich aufs Handy spielte, aber nicht komplett durchhörte. Oder irgendwie nicht so ganz dabei war. Jedenfalls lief ich neulich eines Morgens zur Schule, hörte dabei die CD und da spielte plötzlich ein Song, der klang sehr ähnlich zu dem Titel aus der Skyrim Mod, den ich so mochte. Und seitdem läuft er bei mir auf Dauerschleife. Der Titel heißt „Tore Hund" und ist von „Skuggsjá".
Am Nachmittag googelte ich die Band und siehe da, die haben ein ganzes Album voll mit dieser Musik und ich bin mir sicher, eines davon ist dieses geniale Lied aus Skyrim. Ich vermute, dass es „Kvervandi" ist, bin mir aber nicht ganz sicher.
„Skuggsjá" ist ein Projekt von dem Komponisten Ivar Bjornson von „Enslaved" und Einar Selvik von „Wardruna". Die zwei sind Norweger durch und durch und dieses Musikstück, welches sie da geschaffen haben, war eigentlich bestimmt zum 200. Geburtstag der norwegischen Verfassung. Jedoch kam das Lied so gut an, dass sie sich entschieden, ein vollständiges Album, welches nach Skuggjsá benannt wurde, zu veröffentlichen. Das war erst dieses Jahr, nämlich im Frühjahr 2016.
Skuggsjá heißt übersetzt Spiegel oder Reflektion in der altnorwegischen Sprache. Die Musik steht für die alte norwegische Kultur (Musik, Sprache, Traditionen) und wie sie sich heute noch in der Zeit wiederspiegelt (daher vermutlich der Name). Auf der eigenen Website von Skuggsjá heißt es: „In a magnificent tapestry of metal instrumentation, a wide variety of Norway's and Scandinavia's oldest instruments, and poetry in Norse and Norwegian, Skuggsjá is a fusion between past and present, both lyrically and musically." Auf Deutsch also: „In einer prachtvollen Darstellung von instrumentalem Metal, einer breit gefächerten Auswahl an Norwegens und Skandinaviens ältesten Instrumenten und Gedichte in altnorwegisch und Norwegisch, ist Skuggsjá eine Fusion zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sowohl textlich und musikalisch"
Das beschreibt diese Musik ziemlich gut. Erwartet aber keinen Death Metal, wenn ihr hier Metal lest. In diesem Album arbeiten die Komponisten sehr viel mit Drehleier ähnlich klingenden Instrumenten, breiten daraus einen soliden Klangteppich, der unterlegt ist mit Trommeln, Schlagzeug und Gitarrenriffs. Darüber singen sie in einem choralartigen Gesang, der einen sofort entweder nach Skyrim oder in ein altes Wikingerdorf entführt. Das ganze Album ist musikalisch eigentlich nicht abwechslungsreich und doch wieder abwechslungsreich. Die hauptsächlichen Lieder bestehen aus eben genannten Aufbau, doch es befinden sich auch Stücke darauf, die dann eher nach gewohnten Pagan/Viking Metal klingen oder auch nur traditionell ganz ohne Metal und nur mit den schönen, sanften Instrumenten der alten Norwegern gespielt werden. Auf ihrer Website findet man übrigens die genaue Auflistung, welche Instrumente sie verwendet haben. Unter anderem: Tagelharpa (eine altskandinavische Leier), Birch-Bark Lure (so eine Art altskandinavisches Alphorn), Knochenflöte oder Ziegenhorn, um nur ein paar der ungewöhnlichen Instrumente zu nenne. Bei den ersten zwei kann ich euch leider nur die englischen Wörter nennen, eine deutsche Übersetzung habe ich noch nicht gefunden.
Der Text an sich fande ich jetzt nicht so wichtig, weil man so oder so nichts versteht und die Stimme eher als zusätzliches Instrument wahrnimmt, gerade durch diese choralartigen Gesänge, die wie Beschwörungen klingen. Trotzdem habe ich für euch mal hineingelesen, um was es eigentlich geht. Im Originalen sind die Texte auf Norwegisch oder Altnorwegisch.
Hauptsächlich geht es um das, nach dem es sich auch anhört. Kriegs- oder volkstümliche Gesänge. So werden in Vitkispá die alten, germanischen Götter besungen, es ist von Heimdall die Rede und es wird eine Legende über die Götter erzählt. So ganz schlau werde ich mit meinem englisch nicht aus dem Song. Kvervandi ist mir da schon aufschlussreicher. Kvervandi heißt Wendung, im Sinne von Veränderung. Mehrmals ist die Rede von „Life from every death, death from every life", also „Leben von jedem Tod, Tod von jedem Leben". Es ist ein motivierender Song, er macht Mut und soll wohl neue Helden schaffen oder einfach durch den harten Winter bringen. So heißt es: „Ice to water! Heart, beat! Fields, be sown! Each breath, each beat, each day will come anew" Auf Deutsch also „Eis zu Wasser! Herz, schlage! Felder, werdet gesät! Jeder Atemzug, jeder Schlag, jeder Tag wird abermals kommen". Als letzten Text schauen wir uns noch „Tore Hund" an. Dies ist im Gegensatz zum vorigen Song ein verlorenes Lied. Es besingt Leid, Verlust, doch dann auch die Hoffnung, darauf, dass Tore Hund kommen wird und sie erretten wird. Tore Hund (oder auch Thorir Hund), ist laut Wikipedia einer der größten Anführer von Halogaland, einem Gebiet der altnorwegischen Sagen. Er führte einen Aufstand gegen den König Olaf an, der versuchte das alte Norwegen zu einen und zu Christianisieren. Und mit diesem Hintergrundwissen versteht man auch den Text. Denn nun wird klar, dass hier die Verzweiflung der Einwohner klar wird, die ebenfalls nicht christianisiert werden und ihren Stolz behalten wollen. Und sie freuen sich auf ihren Erretter Tore Hund, der die Schrecken von König Olaf beenden will. Ob König Olaf wirklich so schrecklich war, sei mal dahingestellt, so genau habe ich das nicht recherchiert, also gebt Bescheid und korrigiert mich, wenn ihr es besser wisst.
Fakt ist, ich finde diesen Musikstil einfach klasse und höre das Album momentan rauf und runter. Als Musikbeispiel habe ich euch „Kvervandi" angehängt.
Wenn ihr ähnliche Bands mit dieser Musik kennt, sagt mir Bescheid, ich glaube, ich mag diesen Stil total ;)
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