Leicht überfordert schauen uns Maria und ich in die Augen. Die Frau, die mich neulich so unfreundlich nach dem Audioguide gefragt hat, steht mit eingestämmten Händen drohend vor einem kleinen Mädchen, das aussieht als würde es gleich weinen.

Es hatte offensichtlich seine Eltern aus den Augen verloren und war panisch hier herumgerannt, um sie wiederzufinden, wie uns die keifende Frau erzählt.

Ohne Punkt und Komma redet sie weiter, dass sich das Herumrennen in einem Museum nicht gehört.
Wir versuchen sie zu beruhigen, aber ihre wild herumwedelnden Arme ziehen die Aufmerksamkeit anderer Besucher auf sich.

Maria schnappt sich währendessen die Hand des aufgelösten Mädchens und lässt mich einmal wieder alleine mit der Frau.

Auch ich rede jetzt auf sie ein, doch von meinen gut gemeinten Beteuerungen will sie nichts wissen.

Stattdessen wirbelt sie auf dem Absatz herum und rauscht an dem Mädchen mit dem langen Pullover , das auch heute wieder da ist, vorbei zum Ausgang.

In diesem Moment scheint das Mädchen aus ihren alltäglichen Träumereien aufzuwachen und schaut verwundert der Frau hinterher, ehe sie ihre Augen auf mich richtet, sie kurz lächelt und mit der Schulter zuckt.

Ich stehe etwas unbeholfen da und will auf sie zugehen, da kommt Maria in mein Blickfeld und meint freudig strahlend: "Ich habe die kleine Anna zu ihren Eltern zurückgebracht und alle sind wieder glücklich. Und du?", fährt sie fort, "Wie bist du die alte Kratzbürste losgeworden?"