Wettbewerb: Winter
Hier ist mein Beitrag zum Schreibwettbewerb von GruenerDino7 . Viel Spaß
Mit einem Lächeln ließ ich meinen Blick über die unberührte Schneefläche, die sich vor mir ins schier unendliche erstreckte, schweifen. Wenn man nur dieses Bild sieht, ahnt man nichts von dem Trubel, der direkt hinter mir stattfand. Kisten wurden herumgerückt, Auto kamen an und fuhren wieder weg, Menschen riefen und versuchten sich durch den Lärm zu verständigen. Schon verrückt, dass er so ruhig und so laut gleichzeitig sein konnte.
Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter und ich fuhr erschrocken herum „Flo? Kommst du?" Tara, unsere Bassistin, sah mich fragend an. „Klar.", antwortete ich „Ic brauchte nur eine kurze Pause" Tara nickte verständnisvoll und zog mich dann in Richtung der Bühne.
Dort trafen wir auf Kyan (Gitarre) und Felix (Schlagzeug), welche sich mal wieder über irgendwelche Kleinigkeiten stritten. Es war ein ziemlich witziges Phänomen. Kyan war eigentlich einer der nettesten und verständnisvollsten Menschen, die ich kannte, aber Felix schaffte es immer wieder ihn mit irgendwelchen dummen Ideen aus der Ruhe zu bringen. Natürlich gab es auch Momente ich denen sich die beiden sehr gut verstanden, denn trotz ihrer zahlreichen Meinugsverschiedenheiten, waren sie echt gute Freunde. Das behaupteten sie zu mindest. Tara und ich waren uns ziemlich sicher, dass die beiden noch mehr für einender empfanden als Freundschaft und gelegentlichen Hass,jedoch hielten wir die Klappe.
„Ich werde das garantiert nicht tun!" fuhr Kyan Felix gerade an. „Oh doch das wirst du!" antwortete Felix mit einem selbstsicheren Grinsen im Gesicht. Mir war es ziemlich egal, worum es in ihrem Streit ging. Mittlerweile hatte ich mich einfach daran gewöhnt. Ich stieg zu ihnen auf die Bühne, Tara folgte mir. Von oben sah ich auf den Platz, der sich vor uns erstreckte. In wenigen Stunden, würde er mit Menschen gefüllt sein, welche gespannt auf unseren Auftritt warten. Dieser Gedanke erfüllte mich mit Stolz, Aufregung und tausend weiteren unbeschreibliche Gefühlen. „Leute," meinte ich zu meinen Bandkollegen „Das wird der Hammer." Deren Zustimmung war keine Überraschung für mich. Schließlich haben wir Wochenlang für diesen Gig geprobt. Er war der Auftakt für unsere kommende Tour, deren Anlass unser neues Album war und deshalb musste alles perfekt sein. Außerdem wollten wir jegliche Erlöse dieses Konzertes an Hilfsorganisationen spenden.
Nachdem ich diesen Moment in vollen Zügen genossen hatte, verabschiedete ich mich von meinen Bandkollegen und verließ die Bühne. Von dort aus machte ich mich sofort auf die Suche nach Caro. Diese dauerte nicht besonders lang, da Caro nicht gerade unauffällig war. Man müsste einfach nur seinen Ohren folgen.
Als ich sie fand, probierte sie gerade ein paar Leute, welche die Boxen aufbauten, zu koordinieren. „Hey, Caro!" rief ich „Wie läufts?" Die blonde Frau fuhr herum. Mit genervten Bblick setzte an: „Gott! Was ist denn jetzt schon wieder..." Dann erkannte sie, dass ich es war und ihr Ausdruck wurde augenblicklich weicher. „Ach, Flo, du bists! Was ist los?" Sie lächelte mich an und mir blieb nichts andres übrig, als zurück zu lächeln. Dennoch konnte man immer noch die Anspannung in ihren Zügen erkennen.
Caro war seit Jahren so etwas wie unsere Chef-Technikerin und war vor jedem Auftritt sogar noch nervöser als wir. Deshalb war sie dann immer ein wenig...angespannt. Abgesehen davon war sie aber einer der nettesten, witzigsten und generell tollsten Menschen, die ich kannte.
„Ich wollte nur wissen, wie ihr voran kommt." erklärte ich lächelnd. Kaum hatte ich das gesagt, verfinsterte sich Caros Miene wieder. „Könnte besser sein." antwortete sie „Wir müssen alles hier Kälte- und feuchtigkeitsfest machen. Wessen Idee war das hier überhaupt? Dieser Person würde ich gerne..." „Es war meine Idee" unterbrach ich sie lachend „Tut mir leid." „Da hattest du aber echt schon bessere." meinte sie, konnte sich ein Lächeln aber nicht verkneifen. Wieder einmal würde mir klar, wie unglaublich schön sie ist. Kein Wunder, dass ich mich in sie verliebt hatte. Natürlich nicht nur deshalb, sondern auch wegen so vielen anderen Dingen. Ihrem Humor zu Beispiel, oder ihrem Selbstbewusstsein. Vielleicht würde ich irgendwann den Mut finden ihr das alles zu sagen.
„Ich bin mir sicher, dass du das hinbekommst." versicherte ich ihr „Bis später." Als ich gerade gehen wollte, rief sie mir hinter her: „Flo! Warte!" Ich fuhr herum und sah sie fragend an, woraufhin sie ein Gesicht machte, als würde sie ein kleines Kind mit einem rohen Ei betrachten. „Es gibt noch ein Problem." meinte sie. In dem Moment breitete sich Angst in mir aus. „Was ist los?" fragte ich mit einer kleinen, aber nicht überhörbaren Dosis Panik in meiner Stimme. „Na,ja. Also.." Caro wirkte nun ein wenig wie ein verängstigter Hund „Wir können dein Mikrofon nicht finden." Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. „W...was?" stammelte ich, worauf Caro bloß nickte.
Es mag lächerlich klingen, aber mein Mikrofon war mir sehr wichtig. Als wir noch eine unbekannte Studentenband waren, hatte ich jegliche Reserve in dieses Mikrofon investiert und irgendwie ist es mir ans Herz gewachsen. Ich hatte das Gefühl, dafür viel besser singen zu können als durch jedes andere. Natürlich war mir klar, dass das nur meine Psyche war, aber ich brauchte es einfach.
„Und ihr habt schon überall gesucht?" fragte ich bestimmt eine Oktave höher als sonst. Auch darauf nickte Caro bloß. „In den Wagen? In allen Kisten? Überall?" Wieder ein Nicken. „Wir finden es bestimmt!" meinte Caro beschwichtigend. „Okay" antwortete ich „Sagt wir Bescheid wenn ihr es gefunden habt." Dann drehte ich mich um und ging.
Die Euphorie in mir verwandelte sich in Nervosität und die Größe des Platzes erschienen nun eher beängstigend als vielversprechend. Ich musste hier weg, zumindest kurz. Also verzog ich mich wieder an den Rand des Platzes und richtete meinen Blick auf den unberührten weißen Schnee.
Genau wie meinen Blick, ließ ich auch meine Gedanken schweifen. Ich erinnerte mich an die Anfänge unserer Band, als wir noch in irgendwelchen heruntergekommenen Bars gespielt haben. Verrückt, dass ausgerechnet wir es geschafft haben so viel zu erreichen. Schließlich hätte es auch jeder andere mit ein wenig musikalischem Talent sein können. Und trotzdem waren wir heute hier. Ausgerechnet wir.
Irgendwann war ich aber wieder in meinen Sorgen um mein Mikro gefangen. Zwar sagte ich mir immer wieder, dass ich mit einem anderen genauso klingen werde, doch es brachte nichts. Ich wollte meines wiederhaben. Gerade wollte ich aufstehen und mich auf die Suche machen, als ich eine vertraute Stimme hörte. „Hey, Flo!" Caro kam auf mich zu „Es ist wieder aufgetaucht!" Sofort machten sich Begeisterung und Erleichterung in mir breit. „Wirklich?" rief ich glücklich „Wo war es?" Daraufhin lachte Caro. „Einer der Praktikanten hatte es weg geräumt. Vorhin haben wir es gefunden." Ohne groß drüber nach zudenken fiel ich ihr um den Hals. „Danke, Caro." murmelte ich. Sie erwiderte die Umarmung und antwortete: „Ich weiß doch wie wichtig es dir ist." Ich war mir ziemlich sicher ein Lächeln in ihrer Stimme zu hören.
So standen wir da und hielten die Umarmung einen Moment zu lang. Die Situation wurde seltsam und wir ließen einander schnell los. Zum Glück tauchte Tara plötzlich auf und unterbrach die eidliche Stille. „Flo! Caro! Kommt! Soundcheck!" Daraufhin spurteten wir zur Bühne und begannen mit dem Soundcheck. Alles lief perfekt. Als ich auf der Bühne stand, mein Mikro in der Hand hielt und auf die große freie Fläche blickte, war ich mir sicher: Dieses Konzert wird der Hammer.
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