Giorno auf Dro- im ✨Wunderland✨
Es hat mich n bissel gestört, dass ich hier so lange net mehr geupdatet habe, also habe ich mal in meinen Handynoti- meiner professionellen Schreibwerkstatt gesucht und diesen Juwel hier gefunden...
Ja okay, es ist eigentlich nur cringy Müll.
Ich habe das 2020 kurz vor meinem Abschluss als Geschenk für meine beste Freundin geschrieben, denn sie liebt Alice im Wunderland und sie liebt Giorno Giovanna.
Ich meine die haben auch viel gemeinsam.
Sie sind blond.
Sie tragen blau.
Treiben sich mit komischen Menschen rum.
Sie nimmt Drogen, er verbietet Drogen.
Also ja...
Ich habe die Geschichte mit Absicht lang gemacht, weil ich es am Ende ausgedruckt und gebunden habe. Nehmt euch Zeit, holt euch nen Tee und gönnt euch, denn das wird ein echt langer und cringy Trip.
Giorno is dezent OOC, liegt vielleicht an den Drogen lol.
Yaoi is enthalten.
Viel Spaß!
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Okay, ich hab ehrlich gesagt noch nie ein Buch geschrieben und wenn ich ehrlich sein darf, ich fühle mich unwohl. Eigentlich habe ich Trish, einer guten Freundin von mir, von meinem Wochenende erzählt und nach zwei Minuten des erzählens hat sie mich einfach ausgelacht und folgendes zu mir gesagt: „Red' nicht weiter! Schreib es auf. Mit der Story wirst du Millionär!“ Eigentlich hatte ich vor Mafiaboss zu werden, um mir meinen Lebensstandard zu sichern, aber einen Bestseller schreiben klingt auch nicht gerade übel. Also werde ich die Geschichte, die ich eigentlich Trish erzählen wollte, jetzt in meinen PC rein hauen. Ja das kann ja heiter werden.
Jedenfalls begann die Geschichte mit meiner Entführung. Ja, ihr habt richtig gelesen! Ich, Giorno Giovanna, wurde am Freitag der letzten Woche heimtückisch entführt und das von einer Person von der ich es am wenigsten erwartet hätte.
Nämlich mein Patenonkel.
Ja, Patenonkel. Das heißt eigentlich, dass Diego, mein Patenonkel, sich bei meiner Taufe neben das Taufbecken gestellt und dabei zugesehen hat, wie der Pfarrer mich in dem Taufbecken ersäuft. Danach hat er eine Hand auf die Bibel gelegt und feierlich geschworen sich um mich zu sorgen und mich bei sich aufzunehmen, falls meine Eltern, vor dem Erreichen meiner Volljährigkeit, abkratzen sollten. Ja, dafür ist ein Patenonkel da! Der adoptiert dich, wenn deine Eltern ins Gras beißen. Welcher Mensch hat sich dieses düstere Konzept bitte ausgedacht? Jedenfalls verließ ich am besagten Freitag wie gewohnt das Schulgebäude und machte mich auf dem Weg zur Bushaltestelle, als er mich abfing. Blondes Haar, blasse Haut und Narben auf jeder Wangenseite. Diego hatte eine Rebellenphase in seinen Teenagerjahren, in denen er sich diese unnötigen, unhygienischen Löcher in die Wangen hat piercen lassen, doch seine erste Freundin, heutige Ehefrau, hat ihn dazu gezwungen die Ringe raus zu nehmen und die Löcher zuwachsen zu lassen. Mal abgesehen von den Narben, bediente er so gut wie jedes Klischee, das man von Menschen wie ihn erwartete - Breite Schenkel, Holzfällerhemd, Stiefel und einen Gürtel mit einer viel zu Großen Schnalle. Nein, Diego ist kein Cowboy, aber er ist ein Reiter und da fangen die Probleme dieser Geschichte auch schon an. Ich mag Tiere wirklich sehr, doch vor Pferden hatte ich immer, nun sagen wir, Respekt... Okay, wen mache ich was vor? Ich hab panische Angst vor den Viechern, doch Diego versuchte ständig mich in den Sattel zu kriegen, schon so lange ich denken kann. Als ich fünf war, ist er mit mir auf die Kirmes gegangen und hat versucht mich zum Ponyreiten zu überreden, doch ich schrie einfach die ganze Kirmes zusammen, bis er mir Zuckerwatte kaufte, um mich zum schweigen zu bringen und wir stattdessen zum nächsten Karussell gingen. Das war auch gut so, denn Karussells verlieren bei dem ersten Donnerschlag nicht gleich die Nerven oder werfen dich einfach mal ab. Nach Diegos unzähligen Versuchen mich auf den Pferderücken zu kriegen, kann man wohl mein Misstrauen verstehen, als er da auf dem Schulhof stand und diese Unschuldsmiene zog.
"Aber Giorno, warum gehst du dann nicht einfach weg? Ist doch klar, dass er mit dir zum Reiterhof will."
Wieso? Ich hatte die Wahl zwischen einen überfüllten, stinkenden Schulbus oder dem neuen Sportwagen meines Patenonkels. Ich atmete also tief durch, nahm all meinen Mut zusammen und ging auf Diego zu. Nun, er behauptete, mich nachhause bringen zu wollen, weil er eh gerade in der Nähe gewesen wäre. Ich sollte ihm das vermutlich nicht glauben, aber ich hatte immer noch die Wahl zwischen einen Schulbus und einen Sportwagen. Ihr hättet genauso entschieden wie ich!
Ich denke es sollte für niemanden eine große Überraschung sein, wenn ich sage, dass er mich nicht nachhause fuhr. Wir verließen die Stadt und nach kurzer Zeit sah ich kein Haus mehr weit und Breit. Nur Wiesen und Felder soweit das Auge reicht. Perfekte Gegend für einen Ausritt, nicht wahr? „Du bist wirklich ein mieser Verräter! Hast du gehört? Ein Verräter!“, schrie ich über die Countrymusik hinweg. Das Grinsen auf dem Gesicht dieses Bastards, hätte ich ihm gerne weg gewischt, aber dann hätte er uns vermutlich vor den nächsten Baum gefahren. Ich will ehrlich sein - Ich spielte kurz mit dem Gedanken aus dem fahrenden Auto zu springen, doch das verwarf ich dann auch ganz schnell wieder. Ob ich jetzt von einem Pferd oder bei einen Autounfall getötet wurde, machte an diesem Punkt auch keinen Unterschied mehr.
Auf dem Reiterhof wurden wir von Hot Pants, Diegos Frau, empfangen. Obwohl ihr Reit Outfit sowie ihre Haare einfach mal komplett rosa waren, sah sie aus wie ein Junge und auch ihr Name ließ schwer auf ihr Geschlecht schließen. Niemand, außer ihr und Diego, kannte ihren richtigen Namen. Hot Pants musterte mich von oben bis unten, packte mich wortlos am Arm und zog mich rüber zum Stall, während Diego einfach zusah, wie ich in meinen persönlichen Albtraum gezerrt wurde. Hot Pants war ein gläubiger Mensch und die Ex Schülerin eines katholischen Mädcheninternats. Sie hat vier Jahre ihres Lebens in einem Kloster verbracht und nur für Diego ihre Ausbildung zur Nonne abgebrochen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ein Gottesmensch, wie sie, Diego bei seiner Entführung unterstütze! „Schuhgröße?“, fragte sie knapp, launisch wie immer, als wir den Stall betreten hatten. Noch bevor ich meine Antwort ausgesprochen hatte, drückte sie mir ein paar Reiterstiefel in meiner Größe in die Hand. Sie suchte weiter nach den benötigten Utensilien, während ich mich umschaute. Die Scheune war größer, als sie von außen aussah, die Wände waren aus alten, gesplitterten Holz, einige Hufeisen wurden an die Wand genagelt und die Boxen... Die Pferdeboxen. Sie standen da auf ihren vier Hufen und glotzten mich mit ihren schwarzen, ausdruckslosen Kulleraugen an. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Hot Pants mir einen schwarzen Reiterhelm auf den Kopf setzte, ein paar Schritte Abstand nahm, mich erneut von Oben bis unten musterte und zufrieden nickte. „Das könnte funktionieren“, murmelte sie und verschwand erneut in der Tiefe des Stalls. Funktionieren? In welcher Welt würde ich, Giorno Giovanna, auf einem Pferderücken funktionieren? Zähneknirschend tauschte ich meine Straßenschuhe gegen die Reitstiefel aus und schloss die Schnalle des Helms. Das meine Frisur völlig ruiniert wurde, würde ich diesen Bastarden später noch in Rechnung stellen.
Diego kam rein, bereits in voller Reitausstatung, und sah mich, genau wie Hot Pants, zufrieden an. „Perfekt! Dann können wir ja die Pferde satteln“, rief er und ging auf eine der Boxen zu. War es zu spät weg zu rennen? "Zum weg rennen ist es nie zu spät", halte die Stimme eines guten Bekannten in meinem Kopf wieder und motivierte mich dazu, mich zur Stalltür zu drehen und Reißaus zu nehmen. „Denk nicht mal dran!“, rief Diego mir zu, obwohl sein Blick nicht mal auf mich, sondern auf sein verdammtes Pferd gerichtet war. So ein Mist! Wie sich herausstellte würde Hot Pants vor Ort bleiben, damit ich ihr Pferd, ein Grauer Henks (oder vielleicht doch eine Stute?) namens Gets Up haben könnte. Sie sattelte ihr Pferd für mich während ich merkte, wie meine Knie weich wurden. Ich hatte wirklich vor wenigen Dingen angst und wenn, dann war ich gut darin besagte Angst zu überwinden, aber ein Pferd? Gets Up musterte mich schnaufend, anscheinend auch nicht gerade erfreut bei dem Gedanken mich auf seinem Rücken sitzen zu lassen. „Okay, schau genau hin, Giorno!“, rief Diego mir zu, bevor er einen Fuß in den Steigbügel des Sattels setzte und sich schnell, sowie elegant auf den Pferderücken schwang. Ich atmete tief durch und machte es ihm nach, allerdings war es nicht annähernd so einfach wie es aussah und ich wäre wahrscheinlich schon aus dem Sattel gefallen, bevor es überhaupt los ging, wenn Hot Pants mir nicht geholfen hätte. „Jetzt mach dich mal locker und halt die Zügel nicht so verkrampft. Reiten ist gar nicht so schwer“, versprach Diego mir, doch ich konnte nur bitter lachen. Der Typ wurde praktisch im Sattel zur Welt gebracht, wohingegen ich mit fünfzehn Jahren das erste, und ganz sicher auch das letzte, Mal auf einem verfluchten Pferd saß. „Passt auf euch auf“, rief Hot Pants noch, ein erneuter Grund für mich bitter zu lachen, bevor Diego seinen Pferd irgendwie mit den Zügeln klar machte, dass er sich ganz langsam in Bewegung setzen solle. Mit der freien Hand umfasste er meine Zügel und Gets Up trappte ebenfalls ganz langsam los. Damit nahm das Unglück seinen Lauf.
Aber um fair zu sein - Diego wurde auch reichlich gestraft, da ich versuchte ihn so gut wie möglich zu nerven, damit er sein komisches Vorhaben endlich abbrechen würde. Leider war mein Patenonkel hart im nehmen und ignorierte mich irgendwann komplett. Der Reiterhof war schon längst außer Sicht, als Diego, gegen meine Proteste, die Zügel los lies. Ich versuchte mein Zittern zu überspielen und ohne Diegos Hilfe weiter zu machen.
Großer Fehler.
Ich weiß nicht, ob ich etwas falsch gemacht habe oder ob es etwas anderes war, dass Gets Up erschrocken hatte, doch so oder so brannten bei dem Gaul die Sicherungen durch. Es gibt schon einen Grund, dass ich mich Jahrelang vor dem Reiten gesträubt hatte. Das Pferd stellte sich mit einen mal auf die Hinterbeine und obwohl Diego noch versuchte meine Zügel zu ergreifen und den Mustang zu beruhigen, verlor ich den Halt und fiel aus dem Sattel. Warum war mir das nur von Anfang an klar? Die Zeit schien wie in Zeitlupe zu vergehen, ich sah wie Diegos Lippen sich bewegten, als würde er mir etwas zurufen, aber ich verstand nichts. In meinen Ohren war nur ein lautes Rauschen. Ich kam mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf und der Aufprall allein reichte, um bei mir alle Lichter ausgehen zu lassen.
Als ich die Augen aufschlug und eine Flut an Erinnerungen mich überrollte, hoffte ich in einem Bett, gerne auch im Krankenhaus, zu liegen, doch ich täuschte mich. Ich lag auf etwas warmen, unebenen, unbequemen. Ein... Körper? Wie vom Blitz getroffen berappelte ich mich wieder und starrte die Leiche an, auf der ich gerade noch gelegen hatte. Was zur Hölle war passiert? „Ist es wahr? Leaky-eye Luca ist tot?“, hörte ich jemanden flüstern. „Ja, der Unbekannte hat ihn erschlagen“, sagte ein anderer. „Gott sei Dank sind wir den Typen los“, kam es von dem nächsten. Ich wirbelte herum und sah sie endlich: Kleine, gelbe Dinger, die vorsichtig über den Boden tapsten und mich misstrauisch musterten. Ein wenig erinnerten sie mich an kleine, fette Vögel. Okay, ich schien mir den Kopf wirklich stark gestoßen zu haben. Und wer soll dieser Unbekannte sein, der diesen Luca getötet hat? „Wer seid ihr denn?“, fragte ich und versuchte meine aufkommenden Kopfschmerzen zu unterdrücken. „Wir sind die Harvest und du hast Leaky-eye Luca getötet. Sei stolz auf dich!“, rief eines der Viecher erfreut. „Er hat uns und den anderen Bewohnern des Waldes das Leben zur Hölle gemacht. Er hat den Tod verdient!“, ergänzte ein anderer. Ich starrte fassungslos zwischen den Viechern und der Leiche hin und her und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Ich hatte bis gerade eben noch geschlafen, also wie soll ich den Typen abgemurkst haben? „Achtung, Leute! Sie kommt!“, schrie da plötzlich einer der Harvest und noch bevor ich fragen konnte wer "Sie" ist, wurde ich von einen grellen Licht geblendet. Ich blinzelte und als das Licht sich legte, stand "Sie" da und zu meiner Überraschung erkannte ich sie. Schwarzes Haar, grüne Strähnen, grüner Lippenstift und das grün-schwarze Outfit. Ihre sonst geflochtenen Haare trug sie offen und das kleine Diadem zwischen ihren Dutts irritierte mich auch, doch ein Irrtum war völlig ausgeschlossen. „Jolyne?“, fragte ich verwirrt. Sie war eine gute Freundin von Trish und auch ich hatte das Vergnügen sie näher kennen lernen zu dürfen. Jolyne strich sich ihren grünen Pony aus dem Gesicht und musterte mich stirnrunzelnd. „Kennen wir uns?“, fragte sie misstrauisch. Sollte das ein Scherz sein? Ich wollte antworten, doch ihre Aufmerksamkeit galt gar nicht mehr mir, sondern der Leiche. Die Harvest sprachen aufgeregt durcheinander, als Jolyne abfällig auf Leaky-eye Lucas Leiche spuckte. „Wurde ja auch Zeit. Wer ist für Lucas Tod verantwortlich?“, fragte sie laut. Ihre Stimme klang majestätisch, stolz, als ob der Laden ihr gehören würde. Ich versuchte ihren Blick zu meiden und einen unschuldigen Gesichtsausdruck aufzusetzen, doch die Harvest sprangen aufgeregt auf und ab und zeigten mit ihren kleinen Fingerchen auf mich.
„Er war's! Er war's!“
„Ist einfach so auf Leaky-eye Luca drauf gefallen und hat ihn erschlagen.“
„Gepriesen sei der Donut Junge!“
Die kleinen Viecher brachen in ein lautes Gejubel aus, doch Jolynes strenger Blick brachte sie augenblicklich zum Schweigen. „Wie ist dein Name, Fremder?“, fragte sie ruhig. Mir wurde die Situation immer unangenehmer, doch ich lies es über mich ergehen. „Giorno Giovanna. Und du bist?“
„Jolyne Cujoh, die gute Hexe des Nordens. Und der Junge da ist Leaky-eye Luca - der böse Zauberer des Westens. Ich denke wir sind dir etwas schuldig, dafür, dass du den Märchenwald aus seinen Fängen befreit hast.“
Zugegeben ich verstand nur Bahnhof, aber es klang irgendwie so, als ob ich mir etwas wünschen dürfte. Das traf sich gut, denn in diesem Moment hatte ich nur eine Sache im Sinn. „Nun ja... Ich würde gerne zurück nachhause, denn ich gehöre nicht hierher... also in den Märchenwald, meine ich.“ Jolyne nickte nachdenklich. „Das ist gut“, murmelte sie, „denn Leaky-eye Luca war ein treu ergebener Untertan des Herzkönigs. Wenn der erfährt, dass du Luca ermordet hast, wäre es besser, du wärst nicht mehr hier.“ Oh das klang ja... vielversprechend. Ich schluckte nervös, als die Schwarzhaarige etwas aus ihrem Stiefel zog, dass mir verdächtig wie ein Zauberstab aussah. „Leider muss ich dir sagen, dass meine Magie nicht stark genug für einen solchen Zauber ist. Deine einzige Chance nachhause zu kommen, ist den mächtigsten aller Zauberer zu bitten dich zurück in deine Welt zu schicken. Ich kann dich lediglich für deine Reise ausstatten.“ Die Farbe wich mir aus dem Gesicht bei dem Gedanken, diesen komischen Zauberer aufsuchen zu müssen und das auch noch, wo es Menschen gab, die nicht über Lucas Tod erfreut sein würden. Jolyne schwang ihren Zauberstab und im nächsten Moment hatte ich Leaky-eye Lucas Schuhe an meinen Füßen. Die Schuhe einer Leiche? Warum hasste mich die Welt an diesem Tag nur so sehr? „Diese Schuhe sind Lucas stärkste Waffen. Sie haben ihn eine Art der Magie gegeben, die hier im Märchenwald als "Stand Ability" bekannt ist. Sobald du sie am nötigste brauchst, wird auch deine Stand Ability erwachen und du hast nichts mehr zu befürchten“, erklärte die Schwarzhaarige gelassen. Natürlich war sie gelassen, sie hatte ja auch keine Leichen Schuhe an. „Okay, ich glaube ich hab mir den Kopf echt etwas zu stark gestoßen“, murmelte ich und kniff mir einige Male in den Arm. Ich kann nur träumen, aber aufwachen wollte ich einfach nicht. Warum musste das ausgerechnet mir passieren? „Wenn du die Lichtung verlässt, führen verschiedene Gehwege durch den Wald. Halte dich an den gelben und du wirst schnell beim Zauberer ankommen“, versprach Jolyne und deutete mit der Spitze ihres Zauberstabs in die Richtung in die ich gehen sollte. „Hexe des Nordens, Zauberer des Westens, Magische Schuhe, gelber Gehweg“, murmelte ich, „das klingt nach "Der Zauberer von Oz!“ Jolyne runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung wovon du da redest. Abmarsch jetzt.“ Musste hart sein zu einen Märchen Abklatsch zu gehören ohne es zu wissen, aber ihren Frust darüber musste sie doch nicht an mir auslassen! Ich ging also los, verließ die Lichtung und folgte dem gelben Gehweg von dem Jolyne gesprochen hatte. Ab und zu versuchte ich mich wach zu kneifen, aber der Traum wollte anscheinend noch nicht zuende sein. Nach einigen Minuten des Laufens, kam ich an einen kleinen Haus an und ich wäre gerne einfach dran vorbei gelaufen, doch das Gartentor wurde geöffnet und ein komischer Typ trat zu mir auf den Gehweg. „Sie sehen durstig aus, junger Mann. Kommen Sie doch herein!“, rief er erfreut und bevor ich protestieren konnte, zog er mich auf sein Grundstück. Auf der Haus Terrasse stand ein reichlich gedeckter Tisch, Girlanden schmückten die Haustür und eine riesige Torte mitten auf dem Tisch, rundete das ganze ab. „Sie erwarten anscheinend noch Gäste und ich will nicht stören also werde ich einfach ge-“
„Ach seien Sie nicht albern. Ein Tässchen Tee hat noch niemanden geschadet... Na ja, außer denen vielleicht die sich den Mund dran verbrannt haben.“ Er grinste, richtete seinen großen Hut und gerade als ich meinen Mund öffnen wollte um etwas zu sagen, platzte es aus ihm heraus.
„Als nächstes wirst du sagen „Ich habe leider keine Zeit für ein Tässchen Tee“.“
„Ich habe leider keine Zeit für ein Tässchen Tee... Warte, was?!“ Okay, diese Situation war einfach nur albern. Woher wusste der Typ was ich sagen wollte und warum sagte ich es trotzdem noch, obwohl ich es schon aus seinem Mund gehört hatte? „Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit. Meine Güte, du klingst genauso wie Bruno. Setzt dich hin und chill ein wenig.“ Ohne weiter auf meine Proteste einzugehen, drückte er mich auf einen Stuhl an dem großen Tisch und stellte mir eine Tee Tasse hin. „Ich bin übrigens der verrückte Hutmacher, aber du kannst mich auch gerne Joseph nennen.“ Joseph verbeugte sich adrett, bevor er anfing meinen Teller mit Kuchen vollzuschaufeln. Oh mein Gott, was wenn ich einem Kannibalen in die Falle getappt bin, der mich mästen will, bis ich dick genug bin um gegessen zu werden? Ich bin viel zu jung um zu sterben! „Öhm... Joseph Sir, verzeihen Sie die Frage, aber was genau feiern wir hier?“, fragte ich, als mir der Kuchenteller hin gestellt wurde. Der verrückte Hutmacher runzelte die Stirn und sah mich grinsend an. „Wann hast du Geburtstag, Kleiner?“, fragte er, anstatt meine Frage zu beantworten. „Am sechzehnten April. Wieso?“
„Ganz genau! Und ich habe am 27. September Geburtstag. Das heißt wir beide haben einmal im Jahr einen Grund zu feiern, doch was ist mit den anderen 364 Tagen im Jahr? Da feiern wir unseren Nicht-Geburtstag!“ Ich blickte erstaunt zu ihm auf und öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch in dem Moment schob er mir die Kuchengabel zwischen die Zähne. Yep, definitiv ein Kannibale. „Mamma Mia Joseph, du sollst doch nicht immer Fremden unser Essen aufzwingen“, sagte da plötzlich jemand. Der verrückte Hutmacher und ich sahen gleichzeitig zu der Haustür, in dessen Türrahmen ein blonder Mann stand, der Tabletts mit noch mehr Kuchen trug. Noch ein Kannibale? Bekomme ich wenigstens noch eine Chance mein Testament zu schreiben? „Aber Caesar! Der Junge hat heute nicht Geburtstag! Das muss gefeiert werden!“, rief Joseph überschwenglich, während er mir Zucker in die Teetasse schaufelte. Caesar stellte den Kuchen ab und sah den Brünetten kopfschüttelnd an. „Es besteht eine Chance von eins zu 365, dass die Menschen, die du hier rein schleifst Geburtstag haben und jetzt gib mir den Zucker rüber!“ Die Zeit die Joseph brauchte um den Zucker rüber zu reichen, nutzte ich, um selbstständig zu essen. Wenn ich schon gemästet werde, würde ich mich gerne selbst mästen. Während Caesar weiter mit Joseph diskutierte, öffnete sich das Gartentor und ein Schwarzhaariger Mann mit... Hasenohren(?) betrat das Grundstück des Hutmachers. Er trug einen weißen Anzug und schaute ziemlich ernst, doch diese Ohren machten es mir nicht leicht ihn ernst zu nehmen. Das sollte sich allerdings gleich ändern. „Bruno! Wie geht es meinen allerliebsten Geburtstagscousin heute so?“, rief Joseph, erleichtert darüber, sich nicht mehr von Caesar zurechtweisen lassen zu müssen. Geburtstagscousin bedeutet übrigens, dass die beide am selbem Tag Geburtstag haben, jedenfalls wenn ich das richtig verstanden habe. Bruno holte eine goldene Taschenuhr hervor, warf einen Blick darauf und blickte gestresst zu Joseph. „Mir geht es überhaupt nicht gut! So viel zu tun, aber nur so wenig Zeit! Jemand hat Leaky-eye Luca getötet und jetzt muss ich den Mörder finden, aber die Zeit rennt mir davon. Ich bin viel zu spät dran!“ In diesem Moment war Bruno nicht der einzige, der einen Schweißausbruch bekam. Ich wurde blass und versuchte mich so klein wie möglich zu machen. „Och nein, der arme Luca. Und das ausgerechnet an seinem Nicht-Geburtstag. Na ja, kann man nichts dran ändern. Tee?“ Grinsend hielt der verrückte Hutmacher die Teetasse hoch, doch Bruno ignorierte ihn und sah rüber zu mir. Oh verdammt, er hatte mich bemerkt! Innerlich schrie ich mich selbst an cool zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen, doch das war einfacher gesagt als getan. „Dich habe ich ja noch nie hier gesehen. Wer bist du?“, fragte er misstrauisch. Ich war sowasvon geliefert! „Giorno Giovanna. Ich komme nicht aus der Gegend“, antwortete ich knapp und aß meinen Kuchen weiter, so als ob ich absolut keine Angst hätte. Bruno war mir näher gekommen, nur der Tisch trennte uns noch. „Ach sag bloß. Dann kennst du Leaky-eye Luca wahrscheinlich nicht, oder?“
„Nie gehört den Namen.“ Die Lüge ging mir so locker und natürlich über die Lippen, dass ich fast schon stolz auf mich war. „Na dann ist's ja gut. Joseph, habt ihr vielleicht auch Kaffee?“ Okay, der Typ ist ja wirklich schnell zu überzeugen. „In der Küche. Bedien' dich ruhig“, antwortete Joseph und als Bruno im Haus verschwand, entspannte ich mich etwas und aß meinen Kuchen weiter, doch etwas war anders. Der Geschmack nach süßer Glasur, dem fluffigen Teig und den Schokostückchen war verschwunden, aber dafür schmeckte ich etwas glibbriges, rundes, widerliches. Erschrocken spuckte ich es auf meinen Teller und musste einen Aufschrei unterdrücken, als ich zwei Augäpfel dort liegen sah. „Ich kann mich nicht erinnern das in den Kuchen getan zu haben“, murmelte Joseph, woraufhin Caesar wieder anfing ihn anzumeckern. Ich hörte den beiden gar nicht mehr zu, denn das Küchenfenster hinter mir öffnete sich und Bruno streckte seinen Kopf zu mir heraus. „Für jemanden der nichts zu verstecken hat, schwitzt du aber ganz schön stark. Weißt du wem diese Augen gehören?“ Natürlich wusste ich das. Diese leblosen Augen waren das erste was ich gesehen hatte, als ich hier ankam. Es waren Lucas Augen, aber das konnte ich nicht sagen. „Ich habe keine Ahnung“, log ich, doch diesesmal kam die Lüge nicht ganz so geschmeidig rüber. Was dann passierte, würde ich am liebsten einfach wieder vergessen.
Dieser Hasenohren Freak beugte sich weiter aus dem Fenster und leckte mir den Schweiß von der Wange! Welcher normale Hasenmensch geht einfach los und leckt random Menschen ab? Das ist doch nicht mehr normal! „Dieser Geschmack ist der Geschmack eines Lügners, Giorno Giovanna!“ Ich weiß nicht wie es euch geht, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich der Satz im englischen viel cooler anhören würde. Joseph und Caesar hatten sich inzwischen ebenfalls von der Torte bedient und sahen interessiert zu, wie ich meinem Untergang in die Arme lief. Brunos Kopf verschwand vom Fenster und kurz darauf trat er aus dem Haus zurück zu uns auf die Terrasse. „Hey, ich kann das erklären, wirklich! Ich wurde von meinem Patenonkel entführt und bin vom Pferd gefallen, woraufhin ich hier gelandet bin. Bei meiner Ankunft habe ich ausversehen Luca erschlagen, aber das war nicht meine Absicht!“, erklärte ich schnell, doch Brunos Blick hatte sich auf meine, beziehungsweise Lucas, Schuhe gerichtete. Na ganz toll. „Die Schuhe hab ich ihm auch nicht freiwillig abgenommen. So ne Hexe namens Jolyen hat sie mir aufgezwungen“, sagte ich, was Bruno aufhorchen ließ. „Jolyne? Ich hätte mir denken können, dass sie was damit zu tun hat.“ Ich schaute erstaunt auf. „Du kennst sie?“
„Kennen?“, antwortete Joseph an Brunos Stelle, „die beiden haben zusammen Werbung für Gucci gemacht! Sind echt ein paar tolle Bilder bei rum gekommen!“ Gucci existierte in dieser abgedrehten Welt also und sie buchen Hexen und Hasenmenschen als Models? Okay, das ist ganz normal, Giorno, nur nicht die Fassung verlieren. Der Schwarzhaarige massierte sich die Schläfen und warf einen erneuten Blick auf seine Uhr. „Bitte, ich will doch einfach nur nachhause, aber dafür muss ich den großen Zauberer finden. Das geht aber nicht, wenn du mich für einen Mord festnimmst, für den ich gar nichts kann.“ Bruno musterte mich misstrauisch, auch wenn ich ihm ansah, dass er sich meine Worte durch den Kopf gehen ließ. „Ich begleite dich“, sagte er schließlich, „aber wenn sich herausstellen sollte, dass der Zauberer dir nicht helfen kann, wird mir nichts anderes übrig bleiben, als dich zum Herzkönig zu bringen!“ Brunos Tonlage sollte mir wahrscheinlich angst machen, aber ich konnte nicht anders als erleichtert zu sein. Natürlich wollte der Schwarzhaarige mich nur begleiten, um mich bewachen und im Zweifelsfalle ans Messer liefern zu können, aber ich fühlte mich sicherer, da ich endlich jemanden an meiner Seite hatte, der sich in dieser verrückten Welt auskannte. „Der Zauberer wird wahrscheinlich nicht auf seinem Anwesen sein, wenn ihr dort ankommt“, sagte Caesar da plötzlich, „heute findet doch der Gesellschaftstanz auf dem Schloss der Königsfamilie statt und er ist ebenfalls zu den Feierlichkeiten eingeladen. Wenn ihr ihn heute noch erwischen wollt, solltet ihr zum Schloss gehen.“ Das war ein nett gemeinter Tipp, doch bisher musste ich mich nur an einen gelben Gehweg halten. In welcher Richtung besagtes Schloss lag wusste ich nicht. Zum Glück hatte ich Bruno jetzt an meiner Seite, denn der ging, nachdem er sich bedankt und verabschiedet hatte, zielstrebig auf das Gartentor zu, als ob er genau wüsste wo es lang geht. „Warte mal!“, rief ich und rannte ihm hinterher, doch statt zu warten, tippte Bruno sich auf eine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk. „Zeit ist kostbar, Giovanna. Beeil dich!“ Wenn das so weiter ging, würden wir noch am Schloss ankommen, bevor die Feierlichkeiten überhaupt begonnen hatten. „Also wo geht es jetzt lang?“, fragte ich, als Bruno mich am Arm packte und in die entgegengesetzte Richtung zerrte. „Jedenfalls nicht da lang. In der Richtung liegt Rapunzels Turm und Mann, wird die zickig, wenn man sie während ihrer Haarpflege stört. Nur Koichi darf sie besuchen, aber jetzt mal ehrlich Koichi ist so groß wie mein Daumen. Dafür ist er aber zuverlässig.“
„Oh ich kenne Koichi!“, rief ich, „in der sechsten Klasse habe ich ihn seinen Schülerausweis geklaut. Mann, war der sauer.“ Ach ja, gute alte Zeiten. Ich musste grinsen und auch Bruno schmunzelte etwas. Ich hatte das Gefühl, als ob das Eis zwischen uns langsam brach. „Feierlichkeiten also? Wie oft feiern die Schlossherren denn?“, versuchte ich erneut ein Gespräch anzufangen. Bruno überlegte kurz. „Passiert schon öfters, seit der Prinz im heiratsfähigen Alter ist. Er scheint wählerisch zu sein was seine zukünftige angeht, weshalb er auf diesen Bällen nie die richtige findet. Man munkelt, wenn er auf der heutigen Feier niemanden findet, müsste er die Tochter des Herzkönigs heiraten.“
„Mit anderen Worten: Die haben es genauso eilig wie du.“ Bruno quittierte meinen Kommentar mit einen schmunzeln und wies mich erneut darauf hin, dass Zeit ein kostbares Gut war, dass man sich gut einteilen sollte. Der Rest des Weges verlief eher schweigend.
Es war bereits abends, als wir bei dem Schloss der Königsfamilie ankamen. Junge Frauen in den unpraktischsten und altmodischten Kleidern die ich je gesehen hatte, sowie Männer in hässlichen Anzügen tummelten sich auf dem Schlossplatz und ich hatte gleich das Gefühl nicht hier her zu gehören. „Also gut, da wären wir. Es tut mir leid, Giorno, aber ich habe noch etwas anderes zu erledigen, also werde ich mich schon mal von dir verabschieden, falls wir uns nicht mehr sehen werden.“ Er zog mich in eine Umarmung und kurz dachte ich er würde das wirklich aus Höflichkeit machen, doch seine bedrohliche, zum einen flüstern gesenkte, Stimme an meinem Ohr zerstörte diese Hoffnung: „Sollten wir uns nicht mehr sehen, werde ich den Zauberer fragen, ob er dich nachhause bringen konnte und sollte er diese Frage verneinen, werde ich das gesamte Königreich nach dir absuchen. Wenn ich dich dann gefunden habe, stopfe ich dir Lucas gesamte Leiche in die Fresse, also versuch lieber nichts dummes.“ Er ließ mich los, lächelte zuckersüß und eilte dann davon. Ich schaute ihm noch kurz hinterher und ging dann auf den Eingang des riesigen Schlosses zu.
„Einladung?“ Die laute Stimme ließ mich zusammen zucken. Ich sah rauf zu der Grauhaarigen Wache, die am Eingang stand und mich finster anfunkelte. Man brauchte ne Einladung um rein zu kommen? Das hatte Bruno nicht erwähnt. „Ich habe keine Einladung, aber ich will auch gar nicht lange bleiben! Ich will nur den großen Zauberer sehen und dann bin ich auch sofort weg!“
„Und ich will Bälgern wie dir den Kopf abschlagen. Das Leben ist kein Wunschkonzert“, maulte die Wache mich an. Warum hatte ich nur das Gefühl, dass er mich nicht ausstehen konnte? „Sir, bitte!“, versuchte ich mein Glück erneut, doch der Typ hatte schon die Hand um den Griff seines Schwertes gelegt. Ich war immer noch nicht daran interessiert zu sterben und so hob ich beschwichtigend die Hände und entfernte mich vom ihn. Gut, ich kam nicht ins Schloss und wenn ich zurück zu Bruno ging, würde er mich an den Herzkönig ausliefern. Würde ich weg rennen, würde ich an Lucas Leiche ersticken. Okay, die Aussichten waren nicht gerade prickelnd und so tat ich, was jeder Protagonist an meiner Stelle tun würde.
Ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen auf dem Schloss Platz, setzte mich in den Schneidersitz und schmollte vor mich hin. Warum musste die ganze Scheiße ausgerechnet mir passieren? Als ich mich weiter über mein Leben beschwerte, blendete mich auf einmal ein grelles Licht, so wie kurz nach meiner Ankunft in dieser Welt und als das Licht sich legte, stand Jolyne vor mir. „Ach du meine Güte, deine Verzweiflung habe ich Kilometer weit gerochen. Was ist los?“, fragte sie und ich erzählte ihr alles, einfach nur erleichtert sie hier zu haben. Vielleicht war meine Situation ja doch nicht so aussichtslos. „Ach ja, die Wache“, murmelte sie, „Abbacchio kann echt launisch sein.“
„Du kennst ihn?“, fragte ich. Jolyne nickte, fast schon etwas beschämt. „Ich hatte ein Shooting mit ihn und Bruno für Gucci. Sie haben ihn die Haare dafür blau gefärbt. Gut zu sehen, dass die Farbe inzwischen raus ist“, erklärte sie, den Blick auf den Eingang und die davorstehende Wache gerichtet. „Na ja, wie auch immer. Ich habe eine Einladung für das Fest und weil ich eh nicht hin gehen wollte, kannst du meine haben.“ Lächelnd holte sie das vergilbte Stück Papier aus der Tasche und überreichte es mir, bevor sie mich kritisch musterte. „Bevor du da jetzt rein gehst, sollten wir allerdings etwas an deinen Outfit ändern. Komm, steh auf!“ Ich ging auf die Aufforderung ein, während die Schwarzhaarige sich nachdenklich ans Kinn tippte. Sie hat für Gucci gemodelt, also wird sie schon wissen was sie da tut. Jedenfalls hoffte ich das. „Ah ich habs. Halt still, Giorno!“, rief sie und schwang ihren Zauberstab. Ein weißes Hemd mit Rüschen an den Ärmeln, eine schwarze, enganliegende Hose und Lackschuhe bekleideten mich von diesem Augenblick an. „Irgendetwas fehlt noch. Oh ich weiß!“ Nachdem sie das zweite mal den Zauberstab schwang, spürte ich ein angenehmes ziehen in den Haaren und als Jolyne fertig war, lagen meine Haare geflochten über meiner Schulter. „Sieht gleich viel gepflegter aus“, murmelte sie. Ich schaute an mir herunter und verzog das Gesicht. Altmodisch, gewöhnlich, langweilig. Was sollte ich damit? „Ist das alles?“, fragte ich stirnrunzelnd. Damit hatte ich Jolyne wohl dazu überredet das maximale aus ihrem Zauberstab herauszuholen, denn was dann geschah, übertraf meine Erwartungen.
Auf einen Schlossplatz voller Adliger, die allesamt mit einer Kutsche angereist waren, hätte wohl niemand mit der goldenen Limousine gerechnet, die mit einen mal vorfuhr und die Menschen den Atem anhalten ließ. Welch Geschöpf adligen Blutes wäre reich und mächtig genug, sich ein solches Gefährt leisten zu können? Sie tuschelten miteinander, als der Fahrer aus den Wagen stieg und seinem Herrn die Tür öffnete. Ich, Giorno Giovanna, keine sechzehn Jahre alt, trat aus der Limousine, nahm meine Sonnenbrille ab und ging selbstbewusst auf den Eingang zu. Meine blauen Lederschuhe klackten bei jedem Schritt und das blaue Oberteil, mit dem Herzausschnitt und der Marienkäfer Brosche, gab dem ganzen den letzten Schliff. „Einladung“, fuhr Abbacchio mich an, bevor seine Augen sich zu engen Schlitzen formten. „Hey, kenne ich dich nicht?“ Genervt hielt ich ihn meine Einladung hin und grinste dann selbstsicher. „Kann durchaus sein. Hey, ich glaube ich kenne dich auch. Nur mit blauen Haaren. Auf dem Cover einer Modezeitschrift.“ Das hatte gesessen. Abbacchio wurde blass und trat sofort zur Seite. „Einen schönen Abend, Sir!“ Endlich lief mal etwas nach Plan und dafür würde ich Jolyne sicher später noch danken. Ich ging also ins Schloss und folgte den anderen Schnöseln in den Ballsaal. Gut, ich kannte den großen Zauberer zwar nicht, aber irgendetwas sagte mir, dass ich ihn erkennen würde, sobald ich ihn sah, also musste ich mich einfach nur geduldig umschauen. Wird schon schief gehen.
Auch wenn ich nicht gerade begeistert von Menschenmassen bin, ging ich auf die Tanzfläche und fragte die Menschen nach dem Zauberer, doch entweder wurde ich nur blöd angeschaut oder meine Frage wurde verneint. Da lief alles so perfekt und trotzdem sollte ich schon wieder scheitern? Ich hasste diese Märchenwelt. Frustriert tippte ich dem nächsten auf die Schulter und ratterte meine Frage „Entschuldigung, haben sie vielleicht den großen Zauberer gesehen?“, wie gewohnt herunter. Der Mann drehte sich herum und ich erschrag, als ich die goldene Krone auf seinem Haupt sah. Und dann dieses Gesicht... Ich kannte ihn! Verdammt, wie konnte ich das nur übersehen? „Vergessen Sie's“, murmelte ich, drehte mich um und wollte verschwinden, doch der Prinz hielt mich am Handgelenk fest und zog mich zurück. „Warte doch! Warum hast du es auf einmal so eilig?“, fragte er grinsend. Ich kannte dieses freche Grinsen, ich kannte diese schwarzen Augen und ich wusste genau, warum an der Krone drei Edelsteine hafteten und keine vier. Guido Mista, einer meiner Klassenkameraden, stand mir, als verdammter Märchenprinz gegenüber und ich weiß, dass es mein Traum ist. Warum erscheint mir Mista als Prinz im Traum? Vielleicht bin ich ja ein kleines bisschen verliebt? Aber auch nur etwas! (Notiz an mich selbst: Unbedingt Mistas Namen ändern lassen, falls das Buch wirklich veröffentlicht wird.) „Verzeiht! Ich habe nicht gesehen, dass Ihr es seid, euer Hoheit. Ich bin schon weg“, sagte ich so hoch gestochen wie möglich, doch das "schon weg" gestaltete sich als schwierig, da Mista meine Hand nicht los lassen wollte. „Schon? Dabei hätte ich mich sehr gefreut mit dir zu tanzen. Oder ist mein Körpergeruch wirklich zu abstoßend, wie ich es öfters mal zu hören bekomme?“ Mista hob seinem Arm und roch sich an der eigenen Achsel, woraufhin ich etwas lachen musste. Ich wusste gleich als ich ihn mit der Krone gesehen hatte, dass Mista und die königliche Etikette nicht zusammen funktionieren konnten, aber das war mir egal. Ein Märchenprinz war er trotzdem. „Wenn Ihr so charmant fragt kann ich doch gar nicht nein sagen“, erwiderte ich sarkastisch. Entweder merkte er den Sarkasmus nicht, oder er ignorierte ihn einfach. Ich zuckte zusammen, als seine freie Hand sich auf meine Hüfte legte und ich, wie ich es aus Filmen kannte, meinte Hand zu seiner Schulter führte. Ich kann eigentlich nicht tanzen, aber fuck it! Das ist mein Traum und wenn ich mit einen Märchenprinz tanzen wollte, dann würde ich das auch tun! Die Musik war etwas langweilig für meinen Geschmack (hatten diese Menschen noch nie etwas von Gangsta's Paradise gehört?), aber ansonsten war es perfekt. Jolyne hatte gesagt, ich hätte bis Mitternacht Zeit den Zauberer zu finden, weil sich ihr Zauber dann auflösen würde, also hatte ich noch mehr als genug Zeit. „Ich habe dich noch nie zuvor gesehen. Kommst du aus der Gegend?“, fragte Mista grinsend. Na ja, rein theoretisch kannte ich ihn seit der fünften Klasse, aber das zählte in dieser Welt ja nicht. „Nein, ich komme ehrlich gesagt von etwas weiter weg. Deswegen suche ich den großen Zauberer.“ Der Brünette sah auf einmal etwas enttäuscht aus, als ob er den Gedanken nicht ertragen könnte, dass ich in Wahrheit weit weg wohnte und okay, vielleicht interpretierte ich auch nur hinein, was ich unbedingt sehen wollte. „Tut mir leid, aber der Zauberer ist schon vor einer guten Stunde zum Schloss des Herzkönigs gegangen. Irgendwas geschäftliches oder so“, erklärte der Brünette, während ich weiter versuchte mitzuhalten. Tanzen war nicht ganz so schlimm wie reiten, aber es kam dem schon nah. „Der Herzkönig also“, murmelte ich, „ich hörte Ihr müstet seine Tochter heiraten, wenn sich heute abend nichts ergibt. Vielleicht solltet Ihr eure Zeit nicht mit mir verschwenden und nach einer passenden Prinzessin suchen.“ Das sagte ich zwar, aber ich wollte es natürlich nicht. In der Realität würde ich mich niemals so nah an Mista ran trauen und ich würde jede Sekunde voll auskosten! „Wer hat gesagt, dass ich eine Prinzessin will?“ yejsksjshsuksnxnsksldhdhsjskjxgxywkskdhdhsjsuyduwisks Okay, sorry. Die Erinnerungen an diesen Moment haben mich wohl etwas aufgewühlt. Ich musste gegrinst haben wie ein Idiot, denn der Brünette lachte und zog mich noch näher an sich heran. Ich spürte wie sich neidische Blicke in meinen Rücken bohrten und mann, war das eine Genugtuung. „Versteh mich nicht falsch, aber die Prinzessinnen die ich in meinem Leben kennen gelernt habe waren alle samt Hoes. Die Tochter des Herzkönigs ist noch einigermaßen erträglich, aber sie findet meinen Gestank abstoßend. Selbst die Haare auf meinen Fingerknöcheln nerven sie“, erklärte Mista und wir beiden mussten lachen. Wenn er seinen Anwerberinnen den Teil mit der Hoe ins Gesicht gesagt hat, ist es kein Wunder, dass er noch Single ist. „Keine Prinzessin also? Was hat euer Majestät denn stattdessen im Sinn?“, fragte ich gespielt unschuldig. Mista machte einen auf nachdenklich. „Na ja ich hatte da eher etwas wertvolleres im Sinn. Vielleicht ein gutaussehender junger Mann mit wunderschönen, blonden Haaren und genug Mut mit einem Herzausschnitt auf einer königlichen Veranstaltung aufzukreuzen.“
„Hey, meine Schneiderin hat für Gucci gearbeitet“, verteidige ich meinen Ausschnitt und erzählte damit auch noch fast die Wahrheit. Mista pfiff anerkennend, drehte mich einmal, und zog mich dann direkt wieder zurück zu ihn. Das erste mal, seit ich in dieser Welt gelandet war, wünschte ich mir, dass das ganze vielleicht doch kein Traum war. Mit diesem Märchenprinz verging die Zeit auch wie im Fluge und als uns die Füße von dem ganzen tanzen weh tat, führte er mich auf den riesigen Balkon, weg von dem lauten Getummel des Ballsaals und wir gönnten uns eine kleine Pause. „Schau mal“, rief er und deutete dabei in den Sternenklaren Nachthimmel, „der große Wagen steht im Parkverbot.“ Oh mann, der Witz war wirklich flach, aber ich lachte trotzdem mal, immerhin wollte ich ihm nicht vor den Kopf stoßen. „Was für eine Aussicht“, sagte ich und lehnte mich dabei mit den Händen auf das Geländer. Der Brünette stellte sich nah neben mich, eine Hand auf meine gelegt und nickte zustimmend. „Da hast du wohl recht.“ Er beugte sich leicht vor und blickte mich nachdenklich an. „Weißt du was mir gerade auffällt? Du hast mir deinen Name noch gar nicht verraten. Wie soll ich dich akzeptieren, wenn ich nicht mal weiß, ob dein Name vier Buchstaben hat?“ Oh ja, das ist definitiv Mista mit seiner Phobie vor der Zahl vier. „Sind sechs Buchstaben in Ordnung?“, fragte ich vorsichtig. „Perfekt. Genau wie du“, witzelte der Brünette. Ich musste erneut lachen und sah Mista kopfschüttelnd an. „Mein Name ist Gio-“ Das Leuten der Turmuhr unterbrach mich. Mitternacht. Ich hielt entsetzt inne und sah den Brünetten entschuldigend an. „Sorry, aber... Ich muss gehen.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, rannte ich zurück in den Ballsaal und bahnte mir einen Weg durch die Menge. „Warte! Du hast mir immer noch nicht deinen Namen gesagt!“, rief Mista mir hinterher, doch ich lief stur auf dem Ausgang zu, rannte durch den Flur, an Abbacchio vorbei raus ins Freie. Abbacchio sah mir verwirrt hinterher, aber das juckte mich auch nicht gerade. „Warte Gio... GioGio!“ Nawwwww er gibt mir einen Spitznamen aus dem einzigen Fetzen, dem ich ihn von meinem Namen verraten konnte. Er ist so süß... Schade, dass ich ihn abservieren muss. Auf der Treppe stolperte ich allerdings und rutschte aus meinen blauen Schuh, doch als ich mich umdrehte, um ihn aufzuheben, hatte Mista mich fast eingeholt. Zähneknirschend ließ ich den Schuh liegen und rannte so schnell, wie ich es zuletzt bei den Bundesjugendspielen getan hatte. Runter vom Schlossplatz, raus aus Mistas Sichtweise und das keine Sekunde zu früh, den kurz darauf stand ich wieder in meiner Eintagskleidung und Lucas alten Stiefeln da. Das war definitiv viel zu kurz! Genervt setzte ich mich wieder in den Schneidersitz und wartete darauf, dass Bruno zurück kommt.
„Ich kann nicht fassen, dass du den Prinzen einfach abserviert hast. Weißt du wie viele Mädchen töten würden, um an deiner Stelle zu sein?“, war Brunos ungefähre Reaktion, als ich ihm erzählte was vorgefallen war. Er lachte über mich und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Oh, Giovanna, du bist echt ein Pechvogel. Wenn wir jetzt nicht mal den Zauberer beim Herzkönig antreffen, werde ich dich festnehmen müssen und bei deinem Pech ist das sogar sehr wahrscheinlich.“ Okay, als Zuhörer mochte das ganze echt etwas lustig sein, aber ich wäre am liebsten in Selbstmitleid zerflossen. Leider hatte ich dafür keine Zeit, weil Bruno mal wieder hetzte. Mit jeden Schritt den wir uns unseren Ziel nährten, wurde ich nervöser, denn auch wenn ich den Zauberer treffen würde, der mich nachhause bringen könnte, wäre ich immer noch im dem Schloss von den Typen, der mir an den Kragen wollte, weil ich einen seiner Lakeien auf dem Gewissen hatte. Das war doch wirklich nicht meine Absicht! Das riesige Gemäuer war schon vom weiten zu sehen. Die Türme streckten sich gen Himmel und machten mich nur noch nervöser. „Kann ich im schlimmsten Fall noch mein Testament schreiben?“
„Keine Zeit!“
Autsch? Okay, das ist wirklich nicht fair. Niedergeschlagen und fertig mit der Welt, lief ich neben Bruno her, bereit mich notfalls meinen Schicksal zu stellen.
Das Schloss war von Innen bedrohlicher als von außen. Kahle Wände, aus kalten, grauen Stein, nur erleuchtet durch flackernden Kerzen, umgaben uns dem gesamten Weg zum Flügel mit den Gästezimmern und mit jeden Schritt, spürte ich, wie mir das Herz bis zum Hals schlug. Bruno und ich blieben abrupt stehen, als sich eine Zimmertür öffnete und jemand heraustrat. „Das ist der Zauberer. Wir haben ihn gefunden“, raunte Bruno mir zu. Ich hielt die Luft an, denn der Mann, der das Zimmer verließ, musste sich ducken, um unter den Türrahmen hindurchzukommen. Was für ein Riese. Als er wieder in seiner normalen Größe im Flur stand, stockte mir der Atem. Er trug einen langen, weißen Mantel und eine ebenfalls weiße Mütze, die mit seinen schwarzen Haaren verschmolzen zu sein schien. Keine Ahnung wie die Familienverhältnisse in dieser Welt so aussahen, aber in meiner Welt war dieser Mann Jolynes Vater, Jotaro Kujoh. Ich meine, da wo ich herkommen ist er auch ein Spongebob schauender Meeresbiologe und kein Zauberer, aber hey, wen juckt's? Wenn seine Tochter ne Hexe sein kann, kann er auch ein Zauberer sein und okay, ja, ich hab mir den Kopf wirklich stark gestoßen. Tut mir leid. „Öhm... Zauberer, Sir, könnte ich Sie um einen Gefallen bitten?“, fragte ich vorsichtig. Der Mann drehte sich zu uns und sah genervt zu mir herunter. Das musste nichts heißen, denn Jotaro war eigentlich immer genervt. Ich glaube aber ganz tief in seinem Inneren, ganz ganz ganz tief hinter seiner grimmigen Maske... Ist er immer noch genervt und würde wahrscheinlich an liebsten zu seinen Delfinen ziehen. „Spuck's aus“, sagte er knapp und ging, an uns vorbei, in Richtung Thronsaal. Bruno und ich folgten ihm, während ich meine Situation kurz zusammenfasste. „Na ja und jedenfalls meinte Jolyne, Sie könnten mich nachhause bringen und deshalb bin ich jetzt hier.“ Wir waren inzwischen im Thronsaal angekommen, ein großer, in purpur rot und gold gehaltener Raum, in dessen Mitte der goldene Thron des Herzkönigs stand. Einmal mehr wurde ich daran erinnert, dass ich mich im feindlichen Territorium befand und das ganze lieber schnell über die Bühne bringen sollte. „Yare Yare, ich hab nicht viel Zeit, also sag mir wo du her kommst und ich bring dich schnell dahin.“ Oh mann, warum hatten es nur alle so eilig hier? Ich verriet Jotaro wo ich her kam, was seines Seitens mit einem Stirnrunzeln quittiert wurde. „Das ist ja wirklich eine völlig andere Welt. Ich schätze ich will gar nicht wissen, wie du hier her gefunden ha-“
„Bin vom Pferd gefallen und hier aufgewacht“, unterbrach ich ihn. Der Schwarzhaarige seufzte frustriert. „Ich habe doch gesagt, ich will es gar nicht wissen. Jetzt stell dich da hin und halt still. Spongebob fängt in fünf Minuten an!“ Hach, manche Dinge ändern sich nicht mal in einen durchgeknallten Paralleluniversum. Ich stellte mich, einige Meter von Jotaro entfernt, hin und wartete, doch er hatte nicht mal angefangen, da flog die Tür zum Thronsaal auf und jemand betrat den Raum. Wie auf Kommando, ließen Bruno und Jotaro sich auf die Knie fallen, den Blick ehrfürchtig gen Boden gerichtet, und bevor ich verstand was vor sich ging, zog Bruno mich zu sich auf den Fußboden. Die Schritte der Gestalt klackten über den Fußboden, ich hörte, wie er nah an uns vorbei auf den Thron zu ging und als die Schritte stoppten, klatschte er einmal in seine Hände, woraufhin Jotaro und Bruno sich wieder erhoben. Ich war noch etwas schwer von Begriff, doch das war war völlig in Ordnung, weil Bruno mich einfach nach oben riss und die Richtung des Thrones drehte. Dort saß, die Beine überschlagen und mit einen gelangweilten Gesichtsausdruck, ein Mann mit rosanen Haaren und einer Krone mit Herzförmigen Edelsteinen auf dem Kopf. Hey, ich könnte schwören, ihn schon mal irgendwo gesehen zu haben. Ich meine, in meinen Leben gab es eine Menge Rosahaarige, wie Hot Pants, Yasuho, Trish, Trishs Vater... Oh bloody Hell, no! Der Typ ist Trishs Vater, Diavolo, und in meiner Welt kann er mich nicht ausstehen und ich weiß nicht mal wieso! Ich habe keine romantischen Gefühle für Trish, ich habe sie nie zu kriminellen Taten überredet, habe ihr in der Schule geholfen und zu ihm war ich auch immer super höflich. Trotzdem schaute er mich jedesmal an, als ob ich Dreck unter seinen Schuhsohlen wäre. Dieser Mann saß mir nun gegenüber, enttarnt als niemand anderes als der Herzkönig und wenn er jetzt herausfinden würde, dass Leaky-eye Lucas Tod auf meine Karte geht... Leute, ich will doch nur mein Testament schreiben! Also ich gebe zu, dass ich in dem Moment verdammt aufgewühlt war, aber dafür blieb ich nach außen hin ruhig. „Bruno, wer ist dieser Junge?“, fragte der Herzkönig gereizt und deutete dabei, wie sollte es auch anders sein, auf mich, „Ist das etwa Lucas Mörder? Na endlich. Du hast dir wirklich genug Zeit gelassen!“ Ah ich fange an zu begreifen, warum alle hier so gestresst sind. Ihr Herrscher gibt es ja nicht anders vor. Ich sah zu Bruno und versuchte aus seinem Gesicht herauszulesen, was er als nächstes tun würde. Würde er mich wirklich ans Messer liefern? „Nein“, die Stimme war unsicher und leicht zittrig, dennoch nicht zu überhören, „Das ist Giorno Giovanna, ein Reisender, der den Zauberer um einen Gefallen bitten wollte. Mit den Umständen um Leaky-eye Lucas Tod hat er nichts zu tun.“ Wow. Ich hätte ja mit vielen gerechnet, aber dass er sich so für mich einsetzt, hätte ich dann doch nicht gedacht. Diavolo erhob sich langsam und ging auf Bruno zu. Seine Hasenohren zuckten leicht, doch sonst blieb er völlig gefasst und hielt den strengen Blick stand. „Ich weiß nicht, ob du das nicht verstehst, Bruno, aber ich dulde solche Vergehen an meinen Untertanen nicht. Würdest du ermordet werden, würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzten, um den Mörder zu stellen und du verschwendest deine Zeit mit jemanden, der sich anscheinend verlaufen hat. Wenn hier nicht in den nächsten Stunden jemand für Lucas Tod bezahlt, völlig egal wer, wirst du halt bezahlen müssen und es ist mir egal, wie lange du schon in meinen Dienst stehst.“ Der Herzkönig legte seine Hand um Brunos Ohren und packte fest zu, doch der Schwarzhaarige zuckte nicht mal mit den Wimpern. „Yare Yare Daze. Macht das unter euch aus. Spongebob fängt gleich an“, sagte Jotaro und verließ schnell den Thronsaal. Na super, meine einzige Chance nachhause zu kommen hat sich verpisst, und der Typ, der mich gerade gedeckt hat, wurde jetzt bedroht. Viel hatte ich jetzt auch nicht mehr zu verlieren. „Na schön, ich gestehe, ich habe Leaky-eye Luca getötet. Es tut mir leid!“, rief ich. Bruno starrte mich entsetzt an, doch zumindestens ließ Diavolo seine Ohren los und schenkte mir nun seine gesamte Aufmerksamkeit. „Danke für dein Geständnis. Ich dachte schon heute würde gar kein Kopf mehr rollen. Bruno! Sag den Wachen, sie sollen die Guillotine aufbauen!“, rief Diavolo aufgebracht. Hallo, gab es nicht irgendwie eine Strafmilderung, wenn man ein Geständnis ablegt? Der Kerl kann mich doch nicht einfach köpfen und das auch noch ohne einen Prozess. „Euer Majestät, findet ihr das nicht etwas übereilt?“, fragte Bruno, doch der Herzkönig rümpfte nur die Nase. „Sei froh, dass ich dich nicht töte, weil du versucht hast einen Mörder zu decken und jetzt mach schon!“ Der Schwarzhaarige warf mir einen entschuldigenden Blick zu, den ich nur mit einen schwachen Lächeln erwiderte, bevor er los ging, um alles für meine Hinrichtung in die Wege zu leiten. Kurz nachdem er weg war, und bevor eine unangenehme Stille entstehen konnte, betrat jemand den Saal von der ich nie gedacht hätte so froh zu sein sie zu sehen. „Trish!“, riefen Diavolo und ich wie aus einen Mund, wodurch ich mir allerdings einen zornigen Blick von Diavolo einhandelte. Was hatte ich den jetzt schon wieder falsch gemacht? „Vater, wer ist das?“, fragte sie, womit sie natürlich mich meinte. Diavolo schaute angewidert zu mir und erklärte seiner Tochter die Situation. „Lucas Mörder. Bruno hat ihn gefasst und jetzt wird er hingerichtet.“
„Hatte er denn einen ordentlichen Prozess?“ Stille. Diavolo kratzte sich nervös am Nacken und ich starrte Trish verwundert an. Es gab hier tatsächlich jemand, der eine Ahnung von Justiz hatte? „Wir haben das doch jetzt schon oft genug durchgekaut, Vater. Keine Hinrichtung ohne Gerichtsverhandlung!“ Der Herzkönig, der gerade noch Jotaro Kujo und Bruno ohne jedes Wort auf die Knie gebracht hatte, schien auf einmal recht kleinlaut geworden zu sein. „Du besorgst den Jungen jetzt nen Anwalt und bevor er nicht offiziell als schuldig gesprochen wurde, wird hier niemand geköpft!“, rief Trish in einem Ton, der keine Widerrede duldete. Langsam konnte ich mir nur zu gut vorstellen, wie sie Mista für seinen Körpergeruch und seine beharrten Fingerknöchel gelyncht hatte. Diavolo knurrte, doch entgegenzusetzen hatte er dem nichts mehr.
Ich kann sagen, dass die ganze Gerichtsverhandlung nicht gerade vielversprechend war, weil Diavolo einfach mal Ankläger und Richter zugleich war, das ganze im verdammten Thronsaal stattfand und ein ein komischer Typ, namens Fugo, zu meinen Anwalt erklärt wurde. Der Kerl schien nicht wirklich hier sein zu wollen, was die Sache nicht gerade leichter machte. Dass ich den Prozess verlieren würde war klar, aber wenigstens würde mir das etwas Zeit beschaffen, damit... Ja, damit was eigentlich? Bis jetzt lief alles darauf hinaus, dass ich wortwörtlich den Kopf verlieren würde! Der Saal hatte sich gefüllt mit Wachen, doch auch einige Bewohner des Märchenwaldes waren da. Bruno, die Harvest, Caesar, Joseph, Abbacchio (ich kann mir schon denken weshalb der da war) und sogar Jolyne. Als unsere Blicke sich kreuzten, nickte sie mir aufmunternd zu, aber das half mir in dem Moment auch nicht weiter. „Ruhe, bitte! Ich bitte um Ruhe!“, rief Diavolo, woraufhin das Getuschel im Saal augenblicklich eingestellt wurde. Selbst die Harvest gaben Ruhe und wandten ihre Aufmerksamkeit auf uns. „Dein Name ist Giorno Giovanna, du bist 15 Jahre alt, nicht berufstätig und nicht vorgestraft. Stimmt das?“, fragte der selbsternannte Richter und sah mich dabei misstrauisch an. „Das ist korrekt“, bestätigte ich, woraufhin Diavolo fortfuhr. „Dem Angeklagten wird zur Last gelegt er habe das Opfer am Mittag des gestrigen Tages kaltblütig erschlagen. Mit oder ohne Vorstrafen, minderjährig oder volljährig, arbeitstätig oder arbeitslos, sieht das hohe Gericht die Todesstrafe für ein solches Vergehen vor. Herr Anwalt, was haben Sie zu Verteidigung ihres Mandanten hervor zu bringen?“
Moment, wurde ich denn gar nicht gefragt? Ist ja schön, dass ich nen Anwalt habe, aber sollte ich nicht zuerst die Chance bekommen mich zu erklären. Fugo strich sich eine rotbraune Strähne hinter das Ohr, bevor er sich räusperte und dann versuchte mir den Arsch zu retten. „Euer Ehren, hohes Gericht, wie mein Mandant bereits zu Protokoll gab, war der Mord an Leaky-eye Luca lediglich ein Unfall. Ihn betrifft keinerlei Schuld und daher fordere ich Freispruch für den Angeklagten.“ Na ja, zumindestens ließ er mich nicht völlig hängen. Ich hatte an seiner Kompetenz gezweifelt, als er mit Erdbeerohrringen und in durchlöcherten Kleidung den Saal betreten hatte, aber zum Glück widerlegte er meine Vorurteile. „Die Ereignisse des Unfalls wurden von den Harvest übrigens bestätigt. Daher besteht kein Grund mehr den Angeklagten zu verurteilen.“ Fugo nahm wieder platz und Diavolo massierte sich genervt die Schläfen. „Unfall hin oder her. Ein Mensch ist ums Leben gekommen und ich will, dass jetzt endlich jemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird! Es tut mir leid, Trish, aber diese gesamte Gerichtsverhandlung war die reinste Schnapsidee von dir!“, rief Diavolo und all meine Hoffnungen, die sich allmählich wieder aufgebaut hatten, wurden augenblicklich zu Kleinholz verarbeitet. Trish trat hervor, um etwas zu sagen, doch ihr Vater brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Giorno Giovanna!“, rief er und aus seinem Mund klang selbst mein eigener Name wie eine Drohung, „ich verurteile dich wegen Mordes und Hochverrats zu Tote. Die Kosten des Verfahrens trägt der Kläger.“ Damit war die Gerichtsverhandlung beendet. Ein ordentlicher Prozess war das nicht und auch unter den Zuschauern machte sich eine unsichere Stimmung breit, doch ein giftiger Blick ihres Herzkönkigs und sie verstummten augenblicklich. „Sorry, aber das war verschwendete Energie. Wenn der Herzkönig dich auf dem Kieker hat, führt kein Weg um den Tod herum. Ich wünschte ich hätte mehr für dich tun können“, flüsterte Fugo mir noch zu, bevor zwei von Diavolos Wachen ihn zur Seite stießen und mich an den Armen packten. Mein letzter Funken an Kampfgeist wurde in Keim erstickt, als ich versuchte mich loszuwinden und diese Grobiane mir meine Arme brutal auf den Rücken drehten und sie dort mit Handschellen fixierten. Als ich aus den Saal geführt wurde, sah ich aus dem Augenwinkel Jolyne, die aus irgendeinen Grund immer noch grinste und zuversichtlich auf ihre Schuhe deutete. Ah stimmte ja, ich hatte immer noch Lucas Treter an, aber wie sollte mir diese komische "Stand Ability" jetzt noch helfen? Ich hatte ja nicht mal eine Ahnung wie ich sie aktivieren sollte. Sie würde erwachen, wenn ich sie am dringendsten benötigen würde, das hatte Jolyne gesagt, und wann könnte ich sie mehr gebrauchen, als in diesem Augenblick. "Hey, Stand Ability, falls du da wirklich irgendwo bist... Tu' etwas!", sagte ich in Gedanken, auch wenn ich nicht glaubte, dass es funktionieren würde. Erst dachte ich auch mir das Kribbeln in den Füßen einzubilden, doch dann wurde es stärker, breitete sich auf meine Beine aus, erreichte bald schon meine Brust und als es dann in meinem ganzen Körper kribbelte, schlug mein Herz schneller, mein Kopf pochte unerträglich und eine Stimme erklang in meinem Kopf: „Duck' dich!“ Ich wusste nicht wieso ich der Bitte nach kam, aber irgendetwas an der Stimme kam mir ungewöhnlich vertraut vor. Ich duckte mich schnell und bevor die Wachen darauf reagieren konnten, traf sie wie aus dem Nichts ein Hagel an Schlägen, begleitet von einer laut schreienden Stimme: „MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA!“ Kaum waren die Wachen zu Boden gefallen, fasste jemand, oder doch eher etwas an meine Handschellen, die sich Augenblicklich in Blumenranken verwandelten und von meinen Handgelenken abfielen, so dass ich die Gelegenheit hatte mich umzudrehen und meinen Retter zu begutachten. Es fällt mir schwer dieses etwas zu beschreiben, weil es sich dabei definitiv um nichts menschliches handelte, aber er hatte in etwa die Statue eines Menschen, war golden von Kopf bis Fuß und er hatte Marienkäfer Broschen am Körper verteilt, genau wie die Brosche die Jolyne mir für den Ball angesteckt hatte. „Bist du meine Stand Ability?“, fragte ich vorsichtig. Es lehnte den Kopf leicht nach vorne, was ich mal als ein Nicken und somit auch als ein Ja bezeichnen würde. „Gold Experience“, sagte es mit der selben Stimme, die ich vorher in meinem Kopf gehört hatte und mit einen mal wusste ich, weshalb sie so vertraut klang. Es war meine Stimme! Nur um sicher zu gehen hob ich eine Hand und Gold Experience hob die selbe Hand, fast wie ein Spiegelbild. „Wow...“, murmelte ich, doch unser Kennenlernen wurde unhöflich unterbrochen, als Diavolo den Thronsaal verließ und zu uns rüberschaute. Seine Augen verformten sich zu engen Schlitzen, als er Gold Experience und die bewusstlosen Männer am Boden sah. Er schaute fassungslos auf meine Schuhe, da er anscheinend erst jetzt bemerkt hatte, dass es Lucas Schuhe waren. Hatte ich erwähnt, dass Diavolo ähnliche Stiefel trug? Ich wollte lieber keine Bekanntschaft mit seiner Stand Ability machen. Hinter dem Herzkönig trat Joseph hervor und als er die Situation erfasst hatte, grinste er mir anerkennend zu, bevor er laut rief. „BENUTZ' DEINE BEINE, GIORNO, RENN' UM DEIN LEBEN!“ Das ließ ich mir nicht zwei mal sagen. Diavolos Verwirrung ausnutzend, rannte ich den Flur hinunter. Golden Experience war nicht mehr zu sehen, aber ich hörte seine (meine?) Stimme in meinem Kopf. „Hör zu, Giorno! Draußen im Schlossgarten ist ein riesiger Felsen in den vor Jahrtausenden ein Pfeil gestoßen wurde. Der sogenannte Requiem Arrow. Wenn du überleben willst, musst du an diesen Arrow kommen und ihn mir geben, damit ich Diavolo besiegen kann.“
„Scheint sehr mächtig zu sein, dieser Arrow. Warum hat Diavolo ihn noch nicht aus dem Stein geholt?“, fragte ich skeptisch, woraufhin ein nervöses Lachen in meinem Kopf widerhallte. „Der Requiem Arrow kann nur von demjenigen herausgezogen werden, der würdig genug ist, also... bete, dass du würdig bist.“ Ja geil, bei meinem Pech konnte das ja mal werden. „Hey, Gold Experience, kennst du eigentlich Diavolos Stand Ability?“, fragte ich, bevor ich die Tür zur Freiheit aufstieß und im Schlossgarten nach dem Felsen suchte. „Er kann Zeit ausradieren oder so. Keine Ahnung, niemand checkt das so ganz, aber es funktioniert irgendwie.“ Der Felsen war bereits in Sichtweite, doch ich musste bei der Erklärung stocken. „Warte! Heißt das nicht er könnte auch einfach die Zeit ausradieren die er braucht um uns einzuholen?“ Gold Experience hatte keine Chance zu antworten, denn jemand packte mich am Arm und schleuderte mich mit voller Wucht in das nächste Gebüsch.
Als ich mich wieder aufrappelte wunderte es mich kein Stück dem zornigen Blick des Herzkönigs entgegen zu schauen. „Nur über meine Leiche“, knurrte er.
„Lässt sich einrichten“, entgegnete ich, stieß ihn zur Seite und rannte zu dem Fels. Diavolo krümmte nicht einen Finger, sondern lachte nur höhnisch. „Der Requiem Arrow hat mich, den Herzkönig abgelehnt. Warum sollte er ein mörderisches Balg wie dich akzeptieren?“ Ja, das war eine gute Frage, aber es musste einfach klappen. Ich wollte nicht sterben, immerhin gab es noch so viel was ich tun wollte! Ich wollte Diego schlagen, dafür dass er mich aufs Pferd gezwungen hat, ich wollte Mista sagen, was ich fühlte, meinen Schulabschluss machen, eine Mafia übernehmen, Drogen verbieten, heiraten, eine Familie gründen. Ich wollte irgendwann als alter Mann auf einem Sessel sitzen, eine Zigarre rauchen und dem Freund meiner Tochter lächelnd erklären, dass ich einen kleinen "Ausflug" mit ihm machen würde, wenn er meinen Goldstück das Herz brechen würde. Ich hatte noch zu viel vor, als dass ich jetzt sterben könnte! Entschlossen packte ich den Requiem Arrow am Stiel und zog so fest wie ich konnte. Gold Experience fasste mich an den Hüften und half mir beim ziehen. Das Gestein bröckelte, ließ locker und unter Diavolos entsetzten Gesichtsausdruck zogen wir den Arrow aus dem Stein. „Wie ist das möglich?“, schrie der Herzkönig, doch ich scherte mich nicht darum, sondern gab den Pfeil an Gold Experience weiter, der sich selbst damit stach. Seine obere Fassade bröckelte dahin und er bekam eine Art Upgrade, das genauso schwer zu erklären ist wie sein altes Aussehen. Er war immer noch gold, aber sein Gesicht war komplett verändert und die Marienkäferbroschen waren auch weg (Meh). „Das lasse ich nicht zu!“, schrie Diavolo hysterisch, doch ich grinste nur selbstgefällig. Dafür war es eindeutig zu spät. „Darf ich?“, fragte Gold Experience, woraufhin ich nickte. „Tu' dir keinen Zwang an.“ Er rannte auf den Herzkönig zu, holte mit den Fäusten aus und schlug auf ihn ein. „MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA MUDA!“ Mit einen letzten, lauten Muda flog Diavolo im hohen Bogen nachhinten, seine Krone fiel scheppernd von seinem Haupt und er versuchte sich wieder aufzurappeln, doch Gold Experience war schneller. Ich wusste bis heute nicht, was er getan hatte, denn mir wurde kurz schwarz vor Augen. Als ich wieder bei Bewusstsein war, stand ich immer noch in dem Garten, Diavolo war weg und Gold Experience grinste zufrieden. „Was hast du getan?“, fragte ich misstrauisch, doch er zuckte nur mit den Schultern. „Auch Stands haben ihre kleinen Geheimnisse, Giorno. Vertrau mir einfach wenn ich dir sage, dass er nie wieder hier her zurück kehren wird.“ Gold Experience verschwand, doch ich spürte, dass er immer noch da war. Entweder das oder ich verwechselte seine Präsenz einfach mit dem Gefühl, dass mir ein Stein vom Herzen fiel. Ich würde nicht sterben und ich hatte den Herzkönig besiegt! Vielleicht war meine Pech Strähne endlich vorbei. Der Schlossgarten füllte sich derweil mit den Zuschauern der Gerichtsverhandlung. „Oh my god! Giorno hat es geschafft! Das schreit nach einer Teeparty!“, rief Joseph fröhlich, was Caesar mit einen Facepalm quittierte. Niemand schien über das Ableben des Königs zu trauen, nicht mal Trish, die mir dankbar zu lächelte. Obwohl sie ihren Vater vorhin echt gut im Griff gehabt zu haben schien, musste er ein echter Tyrann gewesen sein. „Ich hätte zugegeben nicht damit gerechnet, aber gut gemacht“, meinte Bruno und schlug mir freundschaftlich auf die Schulter. Die Harvest sprangen freudig auf und ab und selbst Abbacchio schien erleichtert zu sein. „Hey, dreh jetzt nicht durch, aber ich sehe etwas was du nicht siehst und das ist groß, gut gebaut, sexy und es hält deinen Schuhe in der Hand, denn du letzte Nacht verloren hast“, hörte ich Gold Experiences Stimme in meinem Kopf und bei der Beschreibung fiel mir nur eine Option ein. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich mich umdrehte und Mista gegenüber stand. „GioGio!“, rief er und wedelte dabei mit meinen verloren gegangenen Schuh in der Luft herum. Ich musste lachen, als er auf mich zu gelaufen kam. „Wie hast du mich so schnell gefunden?“, fragte ich, woraufhin er stolz grinste. „Ich habe dir doch gesagt, dass der große Zauberer hier ist und nachdem du so plötzlich verschwunden bist, wollte ich unbedingt hierher um dich noch einmal zu sehen und dir deinen Schuh zu bringen. Außerdem will ich jetzt deinen richtigen Namen wissen.“ Schade, GioGio gefiel mir irgendwie gut. „Mein richtiger Name ist Giorno.“ Mista hatte seine Arme um mich gelegt und auch wenn die Situation etwas unangenehm wurde, weil so gut wie jeder uns anstarrte, konnte ich nicht anders als mich in seinen schwarzen Augen zu verlieren. „Sechs Buchstaben. Das passt perfekt“, nuschelte er, bevor wir uns eine halbe Ewigkeit einfach nur anstarrten. „Meine Güte, Giorno! Jetzt küss ihn endlich, damit ich es nicht mehr tun muss!“, rief Trish uns zu. Ich grinste und streifte Mistas Lippen nur ganz kurz mit meinen Eigenen. „Ist das alles?“, fragte er schmollend. Anstatt seine Frage zu beantworten vergrub ihr meine Finger in seinen Haaren, zog ihn näher zu mir und verband unsere Lippen zu einem Kuss. Mein erster Kuss, wohl bemerkt. Gut, vielleicht zählt er nicht, weil das ganze nur ein Traum ist, aber Himmel es fühlte sich so gut und echt an. „Yare Yare, da ist man mal ne halbe Stunde weg um Spongebob zu gucken und schon passiert sowas“, sagte plötzlich jemand genervt. Mista und ich lösten uns von einander und sahen zu dem großen Zauberer aka Jotaro Kujo auf, der uns missbilligend anschaute. „Soll ich dich jetzt nachhause bringen, oder nicht?“, fragte er gereizt. Ich schaute mich um, blickte zu dem verrückten Hutmacher, Bruno, Jolyne, Trish, Mista... Plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich gehen wollte. 'Das ist doch völliger Blödsinn', schrie ich mich in Gedanken selbst an, 'Das hier ist nur ein Traum und früher oder später würde ich mich wieder der Realität stellen müssen.'
'Und wenn es kein Traum ist?' Diese Vermutung war nur ein kleines Flüstern in meinem Kopf, aber dennoch stellte ich mir genau diese Frage. Es gab mehr zwischen Himmel und Erde, als wir uns vorstellen konnten, dennoch gehörte ich zurück in meine Welt. Wortlos hob ich Diavolos Krone von dem Boden auf, ging auf Trish zu und setzte sie ihr auf ihr Haupt. „Eine gerechte Herrscherin war längst überfällig. Du wirst deinem Vater eine würdige Nachfolgerin sein“, flüsterte ich ihr zu. Die neue Herzkönigin lächelte mich dankbar an, bevor ich mich wieder an Mista wandte und ihn einen letzten Kuss auf die Lippen drückte. Hey, ich wusste nicht, ob ich mich das in der Realität jemals trauen würde, also musste ich es bis auf die letzte Sekunde auskosten. „Es tut mir leid, aber ich muss gehen“, flüsterte ich. Der Brünette nickte traurig. „Werde ich dich je wieder sehen?“
„Glaub' mir, wenn ich das nächste mal vom Pferd falle, bist du der erste den ich besuche!“ Lächelnd ließ ich von Mista ab und trat auf Jotaro zu. Sein grimmiger Gesichtsausdruck blieb unverändert, doch davon ließ ich mich nicht einschüchtern. „Großer Zauberer, bitte bringe mich zurück nachhause.“ Der Schwarzhaarige nickte und legte mir seine Finger auf die Schläfen. Der angenehme Druck machte mich schläfrig und das letzte was ich von dieser Welt sah, war ein klitzekleines Lächeln auf Jotaros Lippen.
...unverantwortlich...
...nutzlos, nutzlos, nutzlos...
...'Tschuldige...
Ich hörte erst nur Wortfetzen, doch als ich mehr ich mich mehr und mehr an die Oberfläche des Bewusstseins kämpfte, konnte ich auch ganze Sätze ausmachen. „Ich hätte meinen Sohn nicht mit jemanden ausreiten lassen sollen, der mit Anfang zwanzig noch "In einem Land vor unserer Zeit" schaut. Du bist eine Schande, Diego!“, schnaupte jemand zornig. Die Stimme gehörte wahrscheinlich meinen Vater. „Lass meinen Lieblingsfilm da raus! Ich schaue das nur, weil die Dinosaurier cool sind und das hat rein gar nichts mit diesem Unfall zu tun!“ Das war ohne jeden Zweifel Diego. „Dir passiert gleich ein Unfall, du Pferde Freak.“ Okay, ich sollte jetzt besser auf mich aufmerksam machen, bevor mein Vater Diego noch eine reinhauen würde. Das wollte immerhin ich noch tun. Vorsichtig schlug ich die Augen auf und schaute mich um. Ich lag in meinem Bett, in meinem Zimmer und Diego stand mit meinem Vater an meinem Schreibtisch. Ein Verband war um meine Stirn gewickelt und ich spürte einen pochenden Schmerz an meinem Hinterkopf. Schmerzerfüllt setzte ich mich auf und zog dabei die Aufmerksamkeit meines Patenonkels und meines Vaters auf mich. „Giorno, wie geht es dir? Wie viele Finger halte ich hoch?“, fragte Diego und fuchtelte dabei mit zwei Fingern vor meinen Gesicht herum. „Finger? Die sehen aus wie Hasenohren. Oh mein Gott, was machst du mit Brunos Ohren?!“ Diego und mein Vater sahen sich entgeistert an. „Toll gemacht, Diego. Dank dir hat mein Sohn den Verstand verloren!“, rief Padre, als das Telefon klingelte. Mein Vater verließ das Zimmer, um ans Telefon zu gehen, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Nein, mir geht es gut. Ich habe nur geträumt... Und übrigens, Diego“, ich warf ihn einen warneneden Blick zu, bevor ich weiter sprach, „Zwing mich noch einmal auf ein Pferd und ich erdrossel' dich mit den Zügeln.“ Er wurde bleich und hob beschwichtigend die Hände, als Padre mit dem Telefon am Ohr rein kam. „Giorno, es ist für dich“, sagte er und hielt mir das Telefon hin, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Padre, mir gehts beschissen. Sag, ich habe keine Zeit.“ Er nickte und hielt den Hörer wieder an sein Ohr. „Tut mir leid, Mista, er hat keine Zeit.“ Ich horchte auf, ignorierte die Schmerzen, sprang auf und riss meinen Vater das Telefon aus der Hand. Padres irritierten Blick ignorierte ich gekonnt. „Nicht auflegen, Mista! Was?... Ach, hör nicht auf meinem Vater. Der ist manchmal ein bisschen bescheuert.“ Sein irritierter Blick wurde jetzt eher zornig, weshalb ich ein schnelles "Tut mir leid" mit den Lippen formte. Wortlos schob ich ihn, und dann auch Diego zur Tür hinaus, schlug diese zu und führte mein Telefonat fort.
Mista und ich sind jetzt in genau einer Stunde verabredet, weshalb ich meinen Bericht mal langsam zuende bringen werde. Ich habe, nur für den Fall der Fälle, endlich mal mein Testament verfasst und Diego hatte geschworen mich nie wieder auf einen Pferderücken zu zwingen. Das Manuskript hier werde ich ausdrucken und Trish auf dem Weg zu Mista in den Briefkasten werfen. Hoffen wir mal, dass Diavolo es nicht an ihrer Stelle lesen wird. Das einzige merkwürdige an dem ganzen war, dass die Erinnerungen an dem Traum nicht verblassten. Sie blieben frisch und fühlten sich so real an wie mein Sturz von Gets Up. Vielleicht besteht doch diese klitzekleine Möglichkeit, dass ich das ganze nie wirklich nur geträumt habe.
11622 Wörter. Ich werd' nicht mehr
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