Szene Zweiundzwanzig
Szene Zweiundzwanzig (Katherine)
Als ich auftauchte, musste ich erstmal tief Luft holen und den Schreck verdauen, dass ich gerade ins Wasser gezerrt wurde.
"Ich hab gerade 'nen halben Herzinfarkt gehabt", sagte ich und schob mir das Haar wieder aus dem Gesicht.
"Sorry, aber wie kann man einen halben Herzinfarkt haben?", fragte Jax belustigt und schwamm wieder zum Wasserfall.
"Das geht!", rief ich und schwamm hinter her.
Wenig später saßen wir auf den heißen Steinen und versuchten so schnell wie möglich, dass wir trockneten.
Ich merkte Jax Blick über meinem Körper huschen und so schnell ich gar nicht gucken konnte, wurde er rot im Gesicht.
"Was?", fragte ich ihn und konnte mir kein Grinsen verkneifen.
"Nichts, nichts", bemerkte er. "Immer dieses trocknen."
Er kniff die Augen zusammen und streckte seinen Kopf wieder in Richtung Sonne. Joah, ich muss schon zu geben, dass Jax ziemlich durchtrainiert war uns ich jetzt am liebsten die Muskeln angetatscht hätte, aber ich hielt mich zurück.
"Ich verstehe nicht, wieso wir die Sachen nicht ausziehen und unsere Klamotten einfach rüber."
Jax blickte zu mir und zog eine Grimasse. "Wäre auch ein Plan."
Ich stand als erste auf und zog mir sofort meine nassen Klamotten aus, ehe ich in meinem T-Shirt und Jeans schlüpfte.
Nachdem Jax sich auch angezogen hatte, stopfte er seine Boxershorts in die Tasche am Bike, meine Unterwäsche stopfte ich hinter her. Und keinen Augenblick später, waren wir auch schon auf den Weg nach Charming.
"Ich hätte damit gerechnet, dass ihr noch länger weg seit", bemerkte Gemma, als Jax mit unserer Unterwäsche unter der Kutte ins Clubhaus verschwand und ich in Richtung Büro ging.
"Nee", sagte ich und schmiss meine Handtasche auf den Sofa. "Wo muss ich weiter machen?"
"Das übliche. Ich muss eh noch in die Stadt- ein paar Besorgungen machen. Morgen brauchst du nur von acht bis 12 arbeiten. Chibs übernimmt. Wir beide fahren in einem Babymarkt und kaufen Klamotten und Spielzeug für Abel. Ich hab Jax vor ein paar Wochen erzählt, dass er aus der Garage Spielzeug und Klamotten raussuchen soll. Außer einem Babysafe hat er dort nichts weiter mitgenommen."
"Ich soll mit dir für Abel Sachen kaufen?", fragte ich nur.
Gemma musterte mein Gesicht. "Problem damit?"
"Nö, ich dachte du hast dafür Luann?"
"Ach, hör auf mit der. Die hat davon keine Ahnung. Du aber schon."
"Naja geht."
"Naja geht? Das Zimmer hätte ich nicht besser einrichten können, Mädel. Beim nächsten Enkelkind richte ich aber das Zimmer ein, bevor du mir wieder den Job klaust." Gemma schnappte sich ihre Handtasche und verschwand leise lachend aus dem Büro.
Als die Tür zu fiel, ließ ich mich auf dem Stuhl nieder und runzelte die Stirn. "Du bist so merkwürdig, Gem", murmelte ich und suchte mich durch die Unterlagen durch. Auf der Suche nach Arbeit.
"Kaffee?", fragte Jax, und kam mit einer Tasse Kaffee in das Büro, nachdem ich schon ein oder zwei Stunden am arbeiten war.
"Danke dir", antwortete ich. "Was macht eigentlich Kip."
"Half-Sack."
"Half-Sack? Echt jetzt?"
"Gibt schlimmere Spitznamen", sagte Jax schulterzuckend und stellte die Tasse auf dem Schreibtisch ab.
"Ah, okay", meinte ich. Jax sagte eine Weile nichts. Ich blickte zu ihm auf und sah, dass er mir volle Kanüle auf die Oberweite starrte.
"Ist dir kalt?", fragte er spöttisch.
"Schon mal heißen Kaffee im Schritt gehabt?", stellte ich genauso spöttisch die Gegenfrage.
"Nein, an deiner Stelle, würde ich mir das auch nicht trauen", Jax zwinkerte mir zu und ich schnitt nur eine Grimasse.
"Da kennst du mich noch nicht so gut. Erinnere dich, was ich mit meinem ehemaligen Chef gemacht habe."
"Hast du von deiner Kollegin was gehört?"
"Nö, hab die Nummer gewechselt." ich hielt Inne. "Glaubst du, die werden irgendwann auf mich aufmerksam. Also die Polizei. Ich meine, wegen meinem Chef und Chris?"
"Du hast damit nichts zu tun, was mit denen passiert ist. Oder was in der Werkstatt war. Wir haben außerdem eine gute Clubanwältin."
"Das habt ihr auch noch? Was noch? Schmiert ihr noch den Chief?"
"So würde ich das nicht sagen."
"Ihr schmiert euren Chief?"
"Ja, geht ein paar Jahrzehnte schon so. Aber von mir weißt du nichts. Ist eigentlich Club-Interna."
"Ich bin ja schon ruhig", sagte ich. "Von mir erfährt sowieso keiner. Weißt du, ob die mich immer noch suchen, diesbezüglich Brands Frau?"
"Ja, ich sollte mit dir das schon lange drüber reden. Das Kopfgeld ist auf 25.000 Dollar gestiegen, seit dem sie vom Tod ihres zweiten Sohnes erfahren hat..."
"Das erzählst du ihr erst jetzt?", hörte ich Clay poltern. Wenige Sekunden später blieb er neben Jax stehen. "Wir wissen das seit einer Woche."
"Hm, okay", meinte ich, weil ich nicht wusste, was ich darauf sagen sollte.
"Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis die Leute in Charming auftauchen und dich hier suchen. Ich halte es für das Beste, wenn du erstmal in deinem Motelzimmer bleibst. Wir haben auch schon sämtliche Chapter und Spitzel arrangiert, damit wir Bescheid wissen, wer auf dem Weg nach Charming ist. Oder besser gesagt, wo sich Brands Frau herumtreibt. Wenn wir die Alte töten, verfliegt automatisch dein Kopfgeld und dir kann so nichts mehr angetan werden. Happy wird dich begleiten Katherine und dir erstmal nicht von der Seite weichen."
"Wieso Happy?", fragte Jax sofort. "Kann ich das nicht machen?"
"Dich brauche ich zur Abwechslung an meiner Seite, Jackson", sagte Clay streng und öffnete die Bürotür, wo Happy sofort rein kam.
"Na dann komm, Kleines", sagte Happy zu mir.
"Ja gut", sagte ich und schnappte mir meine Handtasche.
"Das passt dir nicht, oder?", fragte Clay mich.
"Die ganze Scheiße, dass das wieder los geht oder besser gesagt noch weiter? Nee, es passt mir nicht. Ich hoffe einfach nur, dass ich dahinter drei Kreuze machen kann und endlich meine Ruhe habe."
"Wirst du danach haben. Wir schnappen uns schon Brands Frau."
"Okay", sagte ich und wandte mich zu Jax.
"Ruf mich morgen an und sag mir, wie's mit Abel gelaufen ist, okay?"
"Okay", nickte Jax nur. Man sah es ihm an, dass er es seinem Stiefvater übel nahm, dass Happy auf mich aufpassen sollte - meine Ex-Affäre -, anstatt er selber auf mich. Ganz ehrlich, ich hatte eh nichts dagegen, es war Happy. Wieso sollte ich was gegen ihn haben?
"Hättest du lieber Jax, der auf dich aufpasst?", fragte Happy mich, als wir wenig später im Hotelzimmer saßen. Er saß auf dem Stuhl am Tisch und schien irgendwas auf ein leeres Blatt mit einem Kugelschreiber zu kritzeln. Ich blickte vom Fernseher zu ihm.
"Wie kommst du darauf?"
"Ihr beiden hängt ziemlich häufig zusammen ab. Und ihr scheint euch echt gut zu verstehen. Läuft da was?"
"Nein, zwischen uns läuft nichts", sagte ich und blickte wieder zum Fernseher.
"Okay, wollen wir was zu Essen bestellen? Wie wäre es mit Chinesisch?"
"Bah, Theo."
Theo, oder Happy lachte belustigt. "Ich weiß, dass du das nicht magst. Wie wäre es mit Pizza?"
"Ja, darauf könnte ich immer", lachte ich.
"Salami?"
"Das weißt du noch?"
"Ja, ein Stück Pizza, eine Runde Sex, ein Stück Pizza und Bier, eine Runde Sex-", so lief es doch immer zwischen uns ab.
"Ah, daher weht der Wind", sagte ich.
"Nein, ich rühre dich nicht mehr an. Du weißt es zwar noch nicht, aber du gehörst doch schon Jax."
"Gehöre ich das?"
"Für ihn, ja."
"Quatsch, wir sind Freunde. Das haben wir vorhin wieder klar gemacht."
"Wenn ihr beiden nur Freunde seid, dann könnten wir ja unsere Affäre fort setzen?", fragte Happy.
"Nein."
"Test bestanden", bemerkte er lachend.
"Boah, ich dachte du meintest das ernst."
"Nein, ich hab doch gesagt, ich lasse die Finger von dir."
"Okay, du bestellst Pizza und ich gehe Duschen."
"Alles klar, Miss Shaw."
"Bestellen, aber zackig Mr. Lowman", aus der Kommode schnappte ich mir frische Unterwäsche und Klamotten, ehe ich ins Badezimmer verschwand.
Frisch geduscht, chillte ich wenig später mit Happy im Bett und wir fielen über die riesigen Pizzen her. Dazu gab's Bier, was will man mehr.
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, blickte ich zu Happy, der auf der Luftmatratze auf dem Boden lag und immer noch am schlafen war. Ich hätte sicherlich noch einige Stunden weiterschlafen können, aber ich wurde durch Happys nerviges Handy wach. "Theo, dein Handy", murrte ich herum und setzte mich im Bett auf. Happy grummelte irgendwas und setzte sich dann ebenfalls auf der quietschenden Luftmatratze auf. Gähnend ging er an das klingelnde Handy ran.
"Was gibt es, Jax?", fragte Happy gerädert und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. "Okay, dass ist doch irgendwie gut. Ja, ich werde es Katherine ausrichten. Gut. Okay. Bis gleich." Damit hatte Happy schon wieder aufgelegt. Er ließ lockerflockig sein Handy zuklappen und blickte zu mir. "Das war Jax."
"Ach wirklich?", fragte ich ironisch und musterte Happys Gesicht. "Was wollte er? Hat das was mit Abel zu tun?"
"Nein, sie haben Brands Frau Rosita gefunden. Dein Kopfgeld existiert nicht mehr. Aber du solltest trotzdem aufpassen. Jax wollte dich eh gleich abholen. Dann ist meine Aufpasser-Wehr hiermit auch beendet."
"Okay, du kannst duschen gehen und dich fertig machen", sagte ich. "Ich muss erstmal richtig wach werden." Damit ließ ich mich wieder ins Bett fallen und zog die Decke wieder über mich rüber. Happy war im Badezimmer verschwunden und wenig später hörte ich, wie das Wasser durch die Rohre geschossen kam. Gerade als ich noch mal die Augen zu machen wollte, klopfte es an der Zimmertür.
"Er ist gleich da?", murmelte ich. "Jetzt passt schon besser." Ich zog die Decke von mir weg und ging zur Tür, die ich, ohne vorher zu schauen öffnete. "Jax?", fragte ich und blickte direkt in seine Augen.
"Hat Happy nichts gesagt?", fragte er verwundert und runzelte die Stirn.
"Doch hat er. Er meinte gleich und nicht mal dreißig Sekunden nach einem Telefonat."
"Ich wollte dich nur zur Arbeit abholen", sagte er.
"Oh, ist es schon so spät?"
"Ja, du hast noch eine halbe Stunde."
"Gut, dann mache ich mich schnell fertig und dann fahren wir." Ich ließ Jackson trotzdem ins Motelzimmer. Da er mich schon gestern in Unterwäsche gesehen hatte, dachte ich mir nichts dabei mich vor Jackson anzuziehen.
"Katherine, du weißt dass ich auch noch da bin?", fragte Jackson mich.
"Ja, was war denn das gestern?", stellte ich die Gegenfrage und konnte mir kein Lachen verkneifen. Jax lachte ebenfalls.
"Stimmt da war ja was", bemerkte er. Als ich mir die Hotpants und ein enges schwarzes Tanktop anzog, drehte ich mich zu Jax.
"Komm du bist nicht alt und hast kein Kurzzeitgedächtnis", sagte ich und schnappte mir ein paar frische Füßlinge, die ich mir über die Füße zog. Dann schnappte ich mir meine Lieblingsboots und zog diese ebenfalls an.
"Wohin willst du?", fragte Happy, als er aus dem Badezimmer kam. Er blickte zu Jax und begrüßte den Präsident. "Jo, Jax."
"Jo, Hap", entgegnete dieser und nickte Hap einmal kurz entgegen.
"Du gehst jetzt arbeiten?", fragte Hap mich.
"Ja, mein Dienst ruft. Danach fahre ich noch mit Gemma in einem Babyladen. Sachen für Abel kaufen."
Jax blickte mich irritiert an. Auch Happy schien verwirrt zu sein. "Ich glaube du bist die einzige Frau, die Gemma mag- neben Luann", bemerkte Happy.
"Ich bin halt nur für die Leute da, die es gerade brauchen, dass man sich um die kümmert. Und Gemma hat mich gefragt. Und bei der kann man nicht nein sagen."
"Weil du Angst vor ihr hast?", lachte Jax belustigt.
"Die haben wir alle", antwortete Happy an meiner Stelle. Ich lachte leise.
"So kann man das auch wieder sagen."
"Ihr habt also Rosita Brands abgemurkst?", fragte ich Jax, als wir wenig später am Clubhaus ankamen.
"Ja, so kann man das auch sagen. Sieht aber eher wie ein tragischer Autounfall aus."
"Was habt ihr gemacht?", wollte ich wissen.
"Tig hat sie in einem gestohlenen Van von der Straße gedrückt. Die ist volle Kanne gegen einen Baum gefahren. Sie war in der Nähe von Charming."
"Sie war in Charming?", fragte ich ihn und blieb stehen.
"Sie war in Stockton", antwortete Jax. "Ein paar unserer Spitzel haben die gesehen und uns gleich angerufen. Gerade als sie auf den Weg nach Charming war, ich glaube sie wusste, wo du dich aufhältst, haben wir sie von der Straße gedrängt. Das kommt sicherlich in den nächsten Stunden in den lokalen Fernsehsender oder Radio. Ab morgen früh sicherlich in der Zeitung."
"Krass. Boah, ich weiß nicht, wie ich das alles zurück geben kann. Das was der Club für mich macht. Das was du für mich machst."
"Du, du bist in der letzten Zeit echt die Frau, die mich immer wieder auffängt, wenn ich denke, ich komme nach einem langen Fall auf den Boden auf. Das was du mir gibst, in dem du für mich da bist, gebe ich dir auch zurück. Das ist ein Kreislauf, Katherine."
"Okay", nickte ich nur, weil ich gerade nicht wusste, was ich darauf sagen sollte. Ich biss mir kurz auf die Unterlippe und blickte zu Jax. "Hast du eigentlich schon mal einen Anruf vom Krankenhaus bekommen?"
"Nein, auch noch nicht. Die meinten sie werden sich melden, wenn die Operation vorbei ist. Aber das kann noch Stunden dauern. Das ist keine einfache Operation", als wir das Büro betraten, war ich verwundert, dass Gemma gar nicht hier war.
"Wo ist denn deine Mom?", fragte ich und blickte zu Jax, der an der Tür stehen blieb.
"Die ist im Krankenhaus- wollte bevor die Operation anfängt bei Abel sein. Sie kommt sicherlich gleich. Du kommst doch alleine klar?"
"Ganz ehrlich, ich liebe Gemma. Aber ich komme besser klar, wenn sie mir nicht andauernd einredet", lachte ich und setzte mich an den Schreibtisch.
"Das kenne ich. Manchmal treibt die einen in den Wahnsinn, wenn du einen anderen Weg gehst, um eine Aufgabe zu lösen. Trotzdem kommt da immer wieder dasselbe Ergebnis raus. Man muss es halt so machen, wie es Gemma macht. Das ist der einzig richtige Weg."
Ich lachte leise. "Ja, so kann man es auch sagen. Deshalb mache ich es auch so, wenn Gemma da ist, mache ich es nach ihrer Weise und wenn ich alleine bin, nach meiner Weise. Die bekommt davon ja nichts mit, wenn das Ergebnis stimmt."
"Ich muss zum Clubhaus. Wir haben eine Besprechung", sagte ich.
"Ja, okay. Denk bitte an meine Unterwäsche, die du noch haben musst."
"Ja, da gibt es ein Problem. Ich hab die in die Wäsche geschmissen und Mom hat meinen Wäschekorb heute Morgen mitgenommen. Kann sein, dass sie deine Unterwäsche findet."
"Ach, sie weiß noch nicht mal, dass es meine Unterwäsche ist. Es sei denn, sie hat ein DNA-Kit zu Hause um zu gucken, mit wem sich ihr Sohn herumtreibt."
Jax lachte wieder. "Das hört sich zwar ziemlich unwahrscheinlich an, aber wenn es um Gemma geht, dann ist es doch ziemlich wahrscheinlich." Jax zwinkerte mir wieder zu und ließ mich dann alleine im Büro. Und ich machte mich an die Arbeit.
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