Szene Zweiundvierzig
Szene Zweiundvierzig (Katherine)
Erschrocken blickte ich zur Tür, als Happy reinstürmte und stehen blieb.
"Mensch", fluchte ich und hielt mir das Herz. "Kannst du damit nicht mal aufhören."
Er grinste nur schief. "Du kennst mich, Kat. Damit kann ich nicht aufhören. Auch wenn ich wollte."
"Was war der Grund, weshalb du wie eine Tarantel gestochen ins Büro stürmst?"
Aus seiner hinteren Hosentasche zog Happy einen zerknüllten Umschlag.
"Habe ich gerade eben von Unser in die Hand gedrückt bekommen."
Ich riss die Augen auf. "Ist das der Test? Was steht da drinnen? Gib her!" Ich sprang auf und riss Happy den Umschlag aus der Hand.
"Ich hab ihn noch nicht aufgemacht. Wollte das gemeinsam mit dir machen."
"Das ging aber schnell. Das dauert doch Wochen!"
"Nicht, wenn Unser am herummeckern ist. So hat er nur sechs Tage gebraucht."
"Fast eine Woche, aber immerhin."
Happy nickte.
"Was glaubst du, was kommt raus?"
"Das ich es bin", antwortete Happy. "Noemi stand gegenüber von mir. Ihr habt recht, was ihre Augen betrifft."
"Deine Nase hat sie auch."
"Solange sie nicht meinen Haarwuchs hat", grinste Happy.
"Da kam sie Gott sei Dank nach mir." Ich hielt inne und blickte dem Umschlag an. "Soll ich."
"Ja, komm. Ich muss nach Nevada mit. Sonst frisst Clay mich auf."
Happy hatte noch nicht mal zu Ende gesprochen, da hatte ich den Umschlag schon aufgerissen und suchte nach den Satz, bei dem man endlich Gewissheit hatte.
"Die Vaterschaft von Theodore Lowman an Noemi Saunders (geboren Shaw) liegt bei 99.999999999%", las ich vor. "Du bist Noemis Dad. Gott sei Dank."
"Ja, Gott sei Dank", sagte Happy. "Da wird das Kind von der Vaterseite nicht zu 100% irre."
Ich warf Happy einen warnenden Blick zu. "Du bist nicht irre. Sonst hätte ich mich nicht auf dich eingelassen."
"Hast du bei Chris auch so gedacht?"
"Da war mein Psychopath-Radar kaputt."
"Ah, so ist das gewesen."
"Hm-mm", nickte ich. "Wie gehen wir jetzt weiter vor?"
"Wir warten erstmal ab, was das Jugendamt will. Ich meine, den Test habe ich illegal in Auftrag gegeben. Wir warten erstmal den richtigen ab, auch wenn das Ergebnis klar ist. Dann reden wir mit der Ollen von Jugendamt. Die wird uns sicherlich sagen, was du, oder wir brauchen, wenn Noemi zu uns kommt."
"Ja, wir werden das ja sehen. Aber wenigstens haben wir da Gewissheit, obwohl ich es immer gewusst habe, dass du Noemis Dad bist."
"Ja, das alles wäre nie passiert, wenn Chris nichts mit Brands zu tun hätte. Wir wären nicht in dieser Lage."
"Es ist auch meine Schuld. Ich hätte ehrlich zu dir sein sollen, wieso ich das beendet habe. Das tut mir auch leid. Aber ich hatte Angst und du hast selber gesagt, dass du mir irgendwann auch das Herz gebrochen hättest."
Happy nickte. "Ja, so war ich früher. Wenn ich keine Lust mehr auf eine hatte, hab ich die abserviert. Ich hatte Angst, dass es bei dir genauso verlaufen wäre. Mit all den Frauen davor und danach, dass ist alles irgendwie komisch, im Gegensatz wie mit dir. Das hatte sich so anders angefühlt. Irgendwie so richtig gut und ich hatte auch Spaß mit dir, ohne irgendwelches herumgepoppe. Wir konnten immer gut über alles reden."
"Ja, du warst auch ganz anders als Chris. Ich meine, er war auch so nett und lieb am Anfang, aber das hat sich mit der Zeit ja geändert, aber du, bist da wieder anders. Und ich bin froh, dass du der Vater von Noemi bist. Ich wüsste gar nicht, was ich sagen sollte, wenn sie nach ihrem Vater fragt."
"Papa ist unterwegs und erkundet die Welt", entgegnete Happy. "Ich hab das ja immer in der Ahnung gehabt, dass ich irgendwann mal höre, dass ich Papa bin. Ich wollte das nie, vor allen Dingen von den Weibern die ich alle gehabt habe. Aber bei dir ist das wieder was anderes. So unbeschreiblich merkwürdig und gleichzeitig auch mega gut. Ich bin froh, dass du die Mutter meiner Tochter bist..." Happy wurde unterbrochen, als Juice ins Büro stolperte.
"Du sollst zu Clay. Sofort."
"Ich komme gleich", sagte Happy.
"Jetzt, er ist eh schon angepisst. Keine Ahnung wieso."
"Vielleicht hat er nur Falsch geschissen, oder so", meinte ich schulterzuckend.
Happy lachte leise. "Den hast du von mir."
"Erwischt."
"Wir behalten das erstmal für uns, oke?"
Ich nickte zustimmend.
Happy verließ das Büro und Juice blickte zu mir. Ich folgte seinem Blick und lachte.
"Was? Noch nie Titten gesehen?"
"Doch", nickte Juice. "Deine sind halt hypnotisierend." Dann verschwand er wieder aus dem Büro. Die Tür fiel zu und ich war für mich alleine. Ich blickte wieder auf den Brief und schaute das Ergebnis an.
Happy war also der Papa von Noemi. Auf der einen Seite war ich glücklich, aber auf der anderen Seite irgendwie niedergeschlagen. Ich hatte mir eigentlich eine richtige Familie gewünscht. Ein Elternteil das zusammen ist, zusammenlebt mit einer Tochter. Aber das habe ich nicht.
Ich habe diesen kleinen Job, kein Auto und auch kein richtiges eigenes Heim. Noch nicht mal einen Mann, der mit mir gemeinsam Stress abbaut.
Happy? Nein. Das ist Vergangenheit und wir verstehen uns einfach nur gut. Ich will auch nicht wieder in den alten Kapiteln herumblättern.
Jax! Der Kuss im Krankenhaus, der war schon gut, ziemlich sogar. Und irgendwie hatte ich immer ein kleines Kribbeln, wenn er mich berührte, oder mich auch nur anschaute. Wir verstehen uns gut und so wie Jax sich meistens gegenüber mir benimmt, erinnert er mich an einem schusseligen Teenager der verknallt ist.
Aber hatte er Gefühle für mich, die über die freundschaftlichen hinaus gehen? Ich weiß es nicht. Ich kann keine Gedanken lesen.
Vielleicht sollte ich das einfach so hinaus finden.
Bei mir, wegen den Gefühlen gegenüber Jax, ich weiß es nicht. Ich bin da ein wenig verwirrt. Ich fühle mich bei ihm wohl, sehr sogar. Und er ist ziemlich heiß. Ich weiß nicht, ob ich das einfach riskieren soll.
Und wenn? Dann bin ich nicht nur die Mutter von Noemi, sondern auch von Abel.
Ja, natürlich, wenn das soweit kommen würde. Aber wer weiß, ob das beide auch so wollen. Ich wurde in meinen verwirrten Gedanken, herausgerissen, als Jax das Büro betrat. Schnell haute ich irgendwelche Unterlagen auf den Vaterschaftstest und blickte zu Jax. "Hi."
"Ich fahre doch nicht mit", verkündete er und schmiss sich auf die Ledercouch.
"Wieso nicht?"
"Ich habe Magen und Darm", sagte Jax und hatte einen merkwürdigen Unterton.
"Hast du?"
"Nein, ich tu nur so", er deckte sich mit seiner Kutte zu und blickte zu mir.
"Und das kauft dir dein Stiefvater ab?"
"Ich hoffe es", sagte Jax schulterzuckend. "Was hast'n da vor mir versteckt?"
"Das Ergebnis von Unser", gab ich zu. Wieso auch immer konnte ich Jax einfach nie anlügen.
"Und?"
"Noemi ist die Tochter von Happy. Aber psst. Soll noch keiner wissen."
"Aber ich weiß es."
"Ja, das behältst du auch für dich, Jackson."
"Okay, Zimttittchen."
"Wie bitte?"
"Zimtzickchen, hörst du nicht zu?"
"Du hast Zimttittchen gesagt."
"Nee."
"Ja sehr."
"Ja nee."
"Ja."
"Nein."
"Doch."
"Nein."
"Doch."
"Oh, Kat, ja gut, habe ich. Bin ein bisschen aus der Fassung."
"Was habt ihr heute alle mit meinen Titten?", fragte ich.
"Wieso, wer noch?", wollte Jax wissen. Mensch, da war ja jemand hellhörig.
"Juice."
"Der bekommt die eh niemals vors Gesicht."
"Aber du?", fragte ich skeptisch.
Jax blickte mich mit einem dreckigen Grinsen an.
"Jackson Teller", sagte ich und bewarf ihn mit einem Kugelschreiber. Er haute den mit der Hand weg, direkt vor den Füßen von Clay.
"Was machst du da?"
"Ich bin krank", jammerte Jax herum.
"Im Kopf, ja. Das wissen wir alle. Mach dich fertig."
"Ich bin aber am kotzen und ich hab Durchfall. Ist nicht gerade prickelnd."
Clay blickte zu mir. "Siehst doch, wie blass er ist. Der würde mit dem Bike wegkippen."
"Ja, eben", jammerte Jax weiter herum. "Ich will einfach nur schlafen, damit mir nicht mehr schlecht ist."
"Aaaah", atmete Clay aus und versuchte ruhig zu bleiben. Dann verließ er das Büro und Jax blickte grinsend zu mir.
"Ich denke, ich bleibe hier und genieße die wunderbare Aussicht auf die Mount Titties."
"Hast du dein Hirn mit Tig seinem getauscht?", fragte ich.
"Nein, ist noch meins", nickte Jax und murmelte sich wieder auf der Couch ein.
"Was ist, wenn Kunden kommen?"
"Die stören mich nicht weiter. Wenn ich schlafe, dann schlafe ich."
Jax drehte sich mit dem Rücken zu mir und richtete die Kutte auf sich richtig hin.
Nachdem ich einen Kunden seine Schlüssel wiedergegeben hatte, hatte ich mir eine Decke aus dem Clubhaus geschnappt und ging wieder in das Büro. Jax lag mittlerweile schlafend auf der Couch, weshalb ich ihn zudeckte.
Er bewegte sich und gab irgendwelche Laute von sich, ehe er seine Augen öffnete und mich verschlafen anblickte. "Was denn?"
"Hab dich Schlafmütze nur zugedeckt", sagte ich. Jax schaute auf sich runter und nickte nur.
"Jetzt bin ich wirklich eingeschlafen."
"Ja, hast wohl die Tage kein Auge zubekommen, was?", fragte ich ihn und setzte mich neben Jax, nachdem er sich hingesetzt hatte.
"Kann man so sagen", murmelte er.
"Ich mach dir einen Kaffee."
Als ich wieder aufstehen wollte, zog mich Jax zurück. Er blickte mich an und ich wusste, was er wollte. Das erkannte man sofort. Er blickte mir auf die Lippen und kam mir auch schon näher.
"Solange nicht deine Mutter reinplatzt", sagte ich. Jax blickte mir in die Augen und schmunzelte.
"Ich hoffe nicht", sagte er und presste seine leicht geöffneten Lippen auf meine. Ich bewegte meine Lippen auf seine, fuhr als erstes mit meiner Zunge, über seine Unterlippe, damit er wusste, dass ich mehr vom Küssen her wollte. Dieses ließ Jax sich nicht nehmen und fuhr mit seiner Zunge über meine. Immer näher zog er sich an mich heran und ich schlang meine Arme um seinen Nacken. Ich bekam Gänsehaut, als Jax's Lippen von meinen Lippen, über mein Kinn, bis runter zu meinen Nacken wanderte. Er hauchte mir immer wieder Küsse auf die Haut, meistens saugte er kurz. Irgendwie zurückhaltend hatte Jax eine Hand auf einer meiner Brüste gelegt und nahm die dann wieder runter.
"Jackson?"
Wir beide wichen voneinander zurück und ich merkte Jax an, dass er das nicht toll fand, dass Sack nach ihm suchte.
Ich schob leise lachend, die Fleecedecke über Jax Schritt, wo eine Beule unter der Blue-Jeans zu erkennen war. Jax grinste nur und legte sich wieder hin. Ich setzte mich an den Schreibtisch und blickte zu Sack, der das Büro betrat.
"Ist Jax...", er blickte zur Couch.
"Er schläft", sagte ich und hielt mir den Zeigefinger vor dem Mund.
"Oh okay", sagte Sack. "Luann ist hier und will mit Jax reden."
"Sie soll später wiederkommen. Jax ist krank."
"Okay."
"Sag's aber nicht Luann. Die sagt Gemma Bescheid und dann steht Gemma auf der Matte. Sag, dass Jax doch nicht da ist."
"Alles klar", nickte Sack. Er verließ das Büro und die Tür fiel wieder zu.
"Danke, Babe", hörte ich Jax sagen.
"Immer wieder gerne."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro