Szene Sechszehn
Szene Sechszehn (Kat)
"Alles okay, Jax?", fragte ich ihn, als ich ihn bis in das Büro der Werkstatt gefolgt war. Er schmiss sich grummelnd auf das kleine Sofa und blickte zu mir.
"Was soll sein?", stellte er leicht zickig die Gegenfrage und runzelte die Stirn.
"Was bist du denn jetzt so zickig?"
"Ich hab ehrlich gedacht, du bist nicht so eine."
"Hä?"
"Du bist doch aus dem Klo mit Happy gekommen, oder nicht."
"Ja und?", ich hielt Inne. "Ach, jetzt weiß ich worauf du hinaus willst. Wir sind alte Bekannte und haben uns gerade ausgequatscht."
"Ausgequatscht? So nennt man das ja?"
"Ja, wir kennen uns von früher, Jax. Wir haben uns echt nur Unterhalten. Da lief gerade nichts zwischen uns auf dem Klo. Ehrlich nicht."
"Das soll ich dir glauben?"
"Ich bitte dich darum. Denn das ist nämlich die Wahrheit, Jax. Und wieso interessiert dich das eigentlich so brennend?"
"Das ist doch jetzt egal", brummte er. "Ich hab halt gedacht, dass da was zwischen euch gelaufen ist- jetzt gerade eben."
"Theo, oder Happy und ich-"
"Wart ihr mal zusammen?"
"Nein, ein Paar waren wir nicht. Wir haben nur immer wieder etwas miteinander gehabt, seitdem es mit Chris so Scheiße gelaufen ist, weißt du?"
"Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du etwas mit einem Son hattest?"
"Zu dem Zeitpunkt wusste ich nur das er ein Free-Biker war. Er hat nie eine Kutte getragen."
Jax nickte nur und ich lehnte mich an den Schreibtisch an. "Okay, ist Vergangenheit, oder?"
"Klar, ist das Vergangenheit. Denkst du wir konnten uns vorne beim Gelächter und Gekreische, beziehungsweise Rock-Musik unterhalten. Er wollte wissen, wieso ich den Kontakt damals zu ihm abgebrochen habe."
"Christopher, hm?", fragte Jax mich.
"Ja, Chris. Ich hatte immer einen Aufpasser gehabt. Da war es nicht mehr möglich ein Treffen zu arrangieren. Was auch immer. Es ist zig Jahre her."
"Wie lange?"
"Fünf oder sechs Jahre war das jetzt her."
"Okay. Sorry, dass ich mich darüber aufgeregt habe."
"Schon okay", sagte ich und klatschte in die Hände. "Na komm, Mr. Vize. Dann wollen wir mal feiern, was?"
"Oh, es riecht nach Trinkspiele, Kleines. Ich werde dich unter dem Tisch saufen."
"Wirst du nicht. Wenn du Glück hast, tanze ich oben auf dem Tisch."
"Wie viel Prozent davon, wirst du Klamotten anhaben?", lachte Jax. Ich stimmte mit ein.
"Kommt drauf an, wie viel Prozent ich Intus habe." Er legte einen Arm um mich herum und schob mich in Richtung Clubhaus zurück.
(Zwei Monate später)
"Ich finde hier einfach keine billige Wohnung, die die Stadt für mich übernehmen würde", schmollte Kip herum, als wir in meinem Zimmer im Motel saßen und er am Laptop nach einer billigen Wohnung schaute. Da er keinen Job hatte - ganz wie ich -, konnte er sich nichts leisten. Ich gab hier schon ein paar Wohnungen und Häuser, die ich bezahlen konnte, aber die Markler, brachen meist den Rundgang immer ab, als ich sagte, dass ich noch keine Arbeit hätte. Ich lebte eben noch von meinem angesparten Geld, während Kip Sozialhilfe bekam.
"Entweder würde die vom Geld her passen, aber was ist dann? Natürlich einen halben Quadratmeter zu groß, wo die sich ja schon quer stellen."
"Ja, was soll ich denn sagen. Ich finde hier auch nichts. Die in Charming hören wohl nicht gerne, dass man Arbeitslos ist."
"Du hast dich noch nicht mal bemüht, einen Job zu suchen."
"Hallo? Ich lese Zeitung, aber wenn da nur Job's sind, wo man eine abgeschlossene Ausbildung für braucht, kann ich ja auch nichts dafür. Und du guckst ja auch nicht wirklich nach einem Job."
"Müssen wir uns wieder wegen der Job-Suche in den Haaren haben, Kat?", fragte Kip und seufzte. Ich blätterte weiter in der Zeitung herum und stimmte in Kips Seufzer mit ein.
"Nein, müssen wir nicht. Wir müssen uns doch irgendwas einfallen lassen. Wir können froh sein, dass wir dank Jax hier kostenlos wohnen können."
"Was Schwanzlutschen alles bringen kann", murmelte Kip.
"Ich hab ihn noch nicht mal den Schwanz gelutscht. Wie kommst du darauf?"
"Ihr versteht euch gut."
"Ja, wir verstehen uns gut. Aber mehr läuft da zwischen uns nicht. Wir sind halt füreinander da. Mehr auch nichts."
"Aber du magst ihn, oder?"
"Klar mag ich ihn. Ich hab ja auch keinen Grund, wieso ich ihn nicht mögen sollte." Ich legte die Zeitung wieder zusammen und schmiss diese dann auf meinem Nachttisch. "Lass uns frische Luft schnappen gehen. Ich hab gerade keinen Bock auf nichts tun."
"Lass mich raten. Du willst zum Clubhaus?", fragte Kip mich und klappte den Laptop zu.
"Nee, ich wollte einfach nur in die Stadt."
"Alles klar. Ich gehe nur eine Jacke holen. Ist frisch draußen."
"Okay." Kip legte meinen Laptop bei Seite und verschwand aus meinem Zimmer. Er hatte mittlerweile das Zimmer von Wendy bezogen, da Gemma die bei Jax im Haus einquartiert hatte. Ich habe mit Jax darüber geredet, der war natürlich nicht gerade begeistert und ist deswegen in einem der Zimmer ins Clubhaus gezogen.
Kip und ich mussten zu Fuß in die Stadt gehen. Ich hätte mir schon ein paar mal ein Auto kaufen können, aber ich wollte das solange nicht, bis ich einen Job habe, damit ich die Karre finanzieren konnte. Mir war egal, was für einen Job ich nachgehen werde. Hauptsache ich saß nicht mehr faul herum und konnte Tätigkeiten nachgehen- und nebenbei natürlich Geld verdienen.
"So und was machen wir jetzt in der Stadt?", fragte Kip mich, als wir wenig später in der kleinen Innenstadt von Charming ankamen.
"Du, keine Ahnung. Ein bisschen durch die Geschäfte gehen. Vielleicht sucht jemand nach einer Aushilfe oder so."
"Das Thema hatten wir doch gestern schon mal. Was soll das bringen. Glaubst du, die Feuern einen, nachdem du da warst und haben am nächsten Tag, für dich eine freie Stelle?"
"Schön wäre das", seufzte ich und blieb vor dem Tante-Emma-Laden stehen, da ich Gemma durch die Glastür erkannte. "Hey, da ist Gemma."
"Ah, deine zukünftige Schwiegermutter", ärgerte Kip mich. Dafür bekam er einen Klapps auf den Hinterkopf.
"Laber nicht so einen Stuss, Kip."
"Was ja nicht ist, kann ja noch werden, Kat. Komm damit klar."
Wieder bekam er einen Klapps auf den Hinterkopf.
"Du, ich gehe mal ins Clear Passenges."
"Wieso willst du ausgerechnet jetzt eine Darmspieglung haben?"
"Ich hab seit ein paar Tagen Verstopfungen."
"Jetzt auf einmal?"
"Ich wollte dir das nicht erzählen, weißt du wie peinlich das eigentlich ist? Mir sehr."
"Du hast es mir doch gerade gesagt, Kip."
"Mag sein. Wie auch immer. Das kann je nach Verstopfungsgrad dauern."
"Ah okay, fabriziert bloß keinen Mist."
"Ich doch nicht", lachte Kip fröhlich.
"Ja, was auch immer. Hoffentlich funktioniert das auch."
"Hast du das noch nie gehabt? Eine Spiegelung im Darm?"
"Nein, und das will ich auch nicht unbedingt haben."
"Alles klar, dann sehen wir uns nachher?"
"Wenn ich das nicht verhindern kann, dann leider ja."
"Du bist sau fies."
"Nicht immer."
"Aber öfters. Ciao, Kitty."
"Ciao, Half-Sack."
"Dein Ernst?", fragte er mich und blieb auf der Straße stehen, als er sich zu mir umgedreht hatte. Ich nickte nur und winkte ihm zu. Dann drehte er sich wieder um und verschwand über die Straße, in einem Geschäft. Gerade als ich mich umdrehen wollte, um in den kleinen Supermarkt zu verschwinden, begrüßte Gemma mich fröhlich.
"Hey, Kleines", sagte sie und stellte sich neben mich. Sie hatte ein paar gefüllte Tüten in der Hand und umarmte mich kurz.
"Hi, Gem. Kleiner Einkauf?"
"Nur Vogelfutter für meinem Vogel."
"Steak für Clay?", scherzte ich. Gemma schmunzelte leicht.
"Nee, ich hab wirklich einen Vogel. Also nicht im Kopf, einen richtigen Piepmats. Einen weißen Papagei."
"Auch schön."
"Ja, und was machst du hier mit dem Typen. Half-Sack?"
"Mal wieder auf der Suche nach einem Job. Aber irgendwie, wenn man es dringend braucht, gibt es nichts."
"Willst du wirklich so dringend arbeiten?"
"Ja, ich will ja nicht für Ewigkeiten im Motel leben."
"Hm, ich höre mich mal um. Egal was für einen Job?"
"Meinetwegen auch einen Putzjob."
"Gut, dass ich hier noch weitere Ohren habe, die sich mal umhören können. Wieso bist du nicht gleich zu mir gekommen?"
"Wusste ich nicht. Sorry."
"Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen", sagte Gemma und setzte sich in Bewegung. Sie war auf dem Weg zum Parkplatz und ich blieb an ihr dran. "Ich hab dir vor zwei Wochen ja gesagt, dass wenn du Hilfe brauchst, dass du zu mir kommen kannst. Nur wenn du magst."
"Das weiß ich, Gemma. Dafür bin ich dir auch dankbar", sagte ich.
"Willst du ins Clubhaus?", fragte Gemma mich.
"Nur wenn du auf dem Weg dahin bist."
"Theoretisch schon. Praktisch muss ich erstmal bei Jax' vorbei. Ich will schauen was Wendy macht."
"Kein Problem. Ich warte dann im Auto."
"Du kannst auch mit rein kommen."
"Nee, Wendy mag mich nicht mehr. Das hat die mir letztens gesagt, als sie mir in der Stadt begegnet ist. Ich soll mich von Jax fernhalten, sonst bin ich einen Kopf kürzer."
"Die soll ihre Fresse halten. Die Junkie-Hure, wäre schon längst aus unser aller Leben verschwunden, hätte Jax sie nicht geschwängert."
"Hätte, hätte- Fahrradkette."
"Hätt' der Hund nicht geschissen, hätt' er den Hasen gekriegt", fügte Gemma hinzu. "Ich soll dich übrigens von Happy grüßen. Die sind gerade in Takohma."
"Wenn du wieder was von ihm hörst, grüß mal zurück."
"Hattest du damals Gefühle für ihn gehabt?", fragte Gemma mich, als wir an ihrem schicken, schwarzen Sportwagen stehen blieben. Sie musterte mich kurz und ich runzelte die Stirn.
"Kann sein, dass ich ein bisschen in ihm verknallt war. Aber irgendwie war ich mir nicht wirklich im klaren gewesen. Ich meine, ich hatte mehrmals die Chance mit ihm mit zu gehen. Das ich Harmony damals verlassen hätte. Aber ich hatte Angst. Angst wegen Chris und Brands."
"Ja, das wäre nicht soweit gekommen. Ich glaube, du hast nur die charmanten und guten Seiten von Hap mitbekommen."
"Ist er ein kleiner Psycho, oder was?"
"Tig ist vermutlich einer. Dagegen ist Hap ein kleiner, glatzköpfiger Buddha."
Ich musste mir ein Lachen verkneifen.
"Du musst dir nur im klaren sein, Kat", sagte Gemma geheimnisvoll, als sie ins Auto stieg. Ich stieg auf dem Beifahrersitz und blickte sie verwirrt an.
"Ich muss mir wie im klaren sein?", fragte ich und schnallte sie an.
"Ob du immer noch verknallt in Hap bist."
"Bin ich nicht mehr. Ich bin drüber hinweg. Aus den Augen, aus dem Sinn."
"Okay", sagte Gemma und stellte die Einkaufstüten zwischen meinen Füßen im Fußraum ab. "Okay, dass soll jetzt nicht mega peinlich werden. Aber, und das hast du nicht von mir. Jax mag dich."
"Ich mag Jax auch, vor allen ist er immer für mich da und hat mir sogesagt den Arsch gerettet."
"Ja, das macht er nicht ohne Grund. Würdest du ihm egal sein, dass würde er es dir auch zeigen. Aber irgendwie, das merk ich auch als Mutter, hast du ihm irgendwie den Kopf verdreht."
"Willst du darauf hinaus, dass er vermutlich mehr als freundschaftliche Gefühle für mich entwickelt hat?"
"Ich hab das so im Gefühl. Ich meine, ich fühle das. Vielleicht braucht er nur einen Arschtritt um dich zu fragen, ob er mal mit dir ausgehen will, oder so."
"Er ist genauso alt wie ich, ist einem MC, dealt mit Waffen und da hat er nicht den Hintern in der Hose um mich nach einem Date zu fragen."
"Er hat Angst, dass du ihn abblitzen lässt."
"Würde ich nicht. Ehrlich nicht. Er sieht gut aus und wir verstehen uns in letzter Zeit ziemlich gut. Aber ich bin ehrlich. Ich habe kein verknallt sein Gegenüber Jax."
"Ja, ich weiß das es dauern wird, dass du dich wieder mit einem Kerl einlassen kannst. Aber Jax spielt nicht mit Gefühlen. Vertrau mir. So hab ich ihn nicht erzogen." Gemma machte eine Pause. "Okay, ich werde heute ein ganz spontanes Familiendiner veranstalten. Ich kam gerade auf die Idee. Du kommst auch und dann fragst du ihm nach einem Date."
"Damit mache ich ihn nur Hoffnungen, Gemma. Was ist, wenn wir mehrere Dates haben und ich danach trotzdem nichts fühle?"
Gemma lachte leise. "Das wird nicht passieren."
Verblüfft schaute ich sie an und dann blickte ich aus dem Fenster.
"Ich rufe kurz Jax an", meinte sie und drückte auf dem Lenkrad auf irgendwelchen Knöpfen herum.
"Freisprechanlage?", fragte ich sie.
"Jepp", nickte sie. "Und du sei mal bitte kurz leise."
Ich nickte nur. "Hey, Mom!", hörte ich Jax fröhlich über die Boxen im Auto sagen.
"Hi, Jax. Ich fahre gerade nach Wendy, um zu gucken, wie es ihr und dem Baby geht."
"Das ist gut, dass du nach dem Baby guckst."
"Uhm, ich mache nachher ein Abendessen. Lade die Jungs mal ein."
"Wir sind dann wohl einer mehr."
"Hä, wie das?"
"Wir haben einen neuen Anwärter. Juice hat Kip aufgegabelt. Der braucht einen Job und jetzt hab ich ihn mit der Abschlepp-Kunst vertraut gemacht. Und gleichzeitig zum Anwärter gemacht."
"Du alleine?"
"Clay hatte auch Mitleid."
"Na das ging schnell", meinte Gem. "Also, kommt Kip auch?"
"Der ist Vegetarier."
"So einen kann man nicht trauen. Fahr doch mal nachher zu den Docks. Hab da ein Lagerraum. Da liegen noch etliche Babysachen von Thomas und dir herum. Such dir raus, was du gebrauchen kannst."
"Alles klar, Mom. Hab eh gerade nichts zu tun."
"Habt ihr was herausgefunden?"
"Wegen der Explosion im Warenlager. Nee, sind noch dabei."
Ich riss die Augen auf und blickte irritiert zu Gemma. Das war gestern Nacht in die Luft geflogen. Jesus. Deshalb war gestern eine Sirenen-Party und hatte mich aus dem Schlaf gerissen.
"Scheiße. Hoffentlich findet ihr den Verantwortlichen, der zwei eurer Mexi-Aufpasser-Nutten mit in den Tod gerissen hat."
Tote gab es da auch noch? Alter Verwalter!
"Du, Mom. Wegen dem Essen heute. Hast du Kat schon gefragt?", fragte Jax ein wenig unsicher.
"Wieso fragst du die nicht selber."
"Mach du doch. Du kochst doch."
Gemma lachte leise. "Ich hab sie schon eingeladen. Sie kommt."
"Gut, dann bin ich auch da. Bis nachher, Oma." Damit hatte Jax das Gespräch beendet und Gemma fing an zu lachen.
"Beweis genug, Kleines?", fragte Gemma mich.
"Ich hab nichts gesagt", sagte ich und hob die Hände unschuldig und konnte mir darauf hin kein schmunzeln verkneifen.
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