Szene Dreiundzwanzig
Szene Dreiundzwanzig (Katherine)
Eigentlich sollte ich ja um 12 Uhr mit Gemma in die Stadt fahren, um sämtliche Babyklamotten und Spielzeug für Abel zu kaufen, aber sie schien sich zu verspäten. Auch von Jax hörte ich nichts, weil er ebenfalls arbeiten war. Er hatte wieder irgendwas mit dem Club zu erledigen, während Kip und Juice mit dem Abschleppwagen unterwegs waren. Ich weiß auch nicht wieso, aber heute war ein typischer Montag und die scheiße war bei einigen Autofahren so richtig am Dampfen. Einfach nur stressig.
Auf die Arbeit konnte ich mich auch nicht gerade gut konzentrieren, da ich die ganze Zeit an Abel denken musste. Ich weiß nichts. Absolut nichts. Ist die Operation schon vorbei, oder auch nicht. Mensch, immer dieses bescheuerte Warten.
Ich blickte durch das hochgelegene Fenster, welches Büro und Werkstatt trennte und erkannte Chibs. Vielleicht weiß er ja was. Gerade, als ich Chibs abfangen wollte, klingelte mein Handy auf. Sofort schnappte ich mir das Ding und nahm das Gespräch an.
„Ja?", fragte ich.
„Ich bin's, Kat", hörte ich Gemma am anderen Ende sagen.
„Hey, wie ist die Operation verlaufen? Geht es Abel gut?", bombardierte ich Gemma sofort mit Fragen.
„Katherine, komm runter. Abel hat die Operation sehr gut überstanden. Der Kleine ist im Aufwachraum. Kannst du mich vom Krankenhaus abholen, damit wir gleich in die Stadt fahren können? Mein Auto steht auf dem Hof vom Clubhaus, bin heute Morgen hier abgeliefert wurden. Der Schlüssel ist bei Sophia im Clubhaus."
„Klar, auch wenn hier die Kacke am Dampfen ist, mach ich mich sofort auf dem Weg."
„Inwiefern ist die Kacke am Dampfen?", wollte Gemma sofort wissen.
„Ja, hier ist die Hölle los. Anscheinend können die an einem Montag kein Auto fahren."
„Ach, das ist doch völlig normal. Chibs soll sich ins Büro setzen und deine Arbeit übernehmen. Der läuft doch eh nur rum, wenn er nicht an seiner Harley rumschrauben kann. Bis gleich."
„Okay, bis gleich."
„Und Katherine?"
„Ja?"
„Bleib ruhig und fahr vorsichtig."
„Mach ich", sagte ich und legte sofort auf. Ich schmiss mein Handy in die Handtasche und stürmte aus dem Büro. „Chibs!", schrie ich über den ganzen Hof.
„Ja?", rief er und drehte sich um. Er wollte gerade auf die Harley steigen und weg fahren. Boah, das war knapp.
„Du musst mir einen Gefallen tun. Gemma braucht mich. Kannst du eben mal das Büro übernehmen?"
„Ich habe auch was vor", bemerkte er nicht gerade begeistert.
„Ja, aber es geht um Abel."
„Grundgütiger ist alles in Ordnung mit ihm?"
„Ja, er hat die OP gut überstanden. Ich habe Gemma etwas versprochen und ich muss sie abholen."
„Ja gut. Ausnahmsweise", sagte Chibs.
„Okay, danke. Du hast was gut bei mir, Scotty", sagte ich begeistert und drückte Chibs dankend einen kleinen Schmatzer auf die Wange, ehe ich in den Clubhaus verschwand. „Sophia?"
„Ja?", rief sie und wich von dem Gespräch von Bobby ab. Sie blickte zu mir und reichte mir sofort die Schlüssel, ohne dass ich weiter nachfragen musste.
„Was ist mit Abel?", fragte Sophia mich.
„Später und Tschüss", sagte ich und lief wieder aus dem Clubhaus raus. So schnell ich konnte, Scheiß auf Verkehrsregeln, machte ich mich auf dem Weg ins Krankenhaus.
Wie ein aufgescheuchtes Huhn, lief ich durch die Flure des Krankenhauses und als ich Gemma endlich sah, sah ich, das bei ihr alle Anspannungen gefallen waren und sie mehr als erleichtert war.
„Über wie viele rote Ampeln bist du gebrettert?", fragte sie mich sofort.
„Spielt das jetzt wirklich eine Rolle? Ich meine, du bist Großmutter eines Kämpfers."
„Ja, das ist mir auch schon aufgefallen", schmunzelte Gemma. „Na dann komm. Dann fahren wir mal."
„Alles klar", nickte ich und gemeinsam mit Gemma machte ich mich auf dem Weg zu einem riesigen Babymarkt. Halleluja. Sämtliche Mütter bekamen bei diesem großen Laden Sturzgeburten. Der Laden ist sicherlich wie IKEA. Man geht rein, aber findet nie wieder raus und muss den Rest seines Lebens dort verbringen.
„Okay, was brauchen wir eigentlich?", fragte ich und blieb bei den Einkaufswagen stehen.
Gemma zog eine DIN A4 große Liste raus und hielt sie mir hin. „Eine Menge", bemerkte sie. „Na dann mal ab in die Hölle."
"Boah, der Laden ehrt uns das nächste Mal bestimmt, für die treusten Kunden", bemerkte Gemma, als wir zwei Stunden später im Hause Jackson's ankamen. Wir schleppten die vollgestopften Tüten ins Zimmer von Abel und seufzten.
"Gut, dann hole ich schon mal den Kinderwagen rein", bemerkte ich. "Machst du die neue Wäsche?"
"Ja, Boss", lachte Gemma. "Willst du mir auch sagen, was ich damit machen soll?"
"Etiketten ab und in die Wäsche hauen", grinste ich nett und verschwand wieder nach draußen. "Jax!", bemerkte ich, als ich Jax am Auto stehen sah. Er blickte vom Kofferraum des Geländewagens zu mir.
"Habt ihr einen ganzen Babyladen ausgeraubt?", fragte er und runzelte die Stirn und dann endlich setzte er sein typisches Grinsen auf.
"Kann man so sagen. Gemma und ich werden bestimmt Kunden des Jahres. Abel wird sicherlich schnell wachsen."
"Ja, du weißt schon, dass er noch eine Weile im Krankenhaus bleiben muss. Er ist immer noch ein Frühchen."
"Das ist mir auch klar", nickte ich und drückte Jax bei Seite.
"Hey, ich mach das", sagte er und zog mich wieder zurück. Dann schnappte er sich den zusammengeklappten mattschwarzen Kinderwagen und ging einen Schritt zurück. "Wer kam auf schwarz? Das zieht doch die Hitze an?"
"Nö, eben nicht. Hat eine Hitzeabwehr-Beschichtung, oder wie das heißt. Darauf haben Gemma und ich schon geguckt. Keine Panik... Daddy."
Jax lachte leise und trug den Kinderwagen ins Haus rein. Ich klatschte den Kofferraum zu und schloss das Auto ab, ehe ich ebenfalls nach drinnen verschwand. Jax hatte den Kinderwagen aufgestellt und in den Hausflur gestellt, ehe er nach hinten ins Kinderzimmer ging, um seine Mutter zu begrüßen.
"Okay, wieso so viele Strampler?"
"Er ist ein Baby und wird immer wieder die Milch rausreiern. Außerdem sind manche Windeln nicht immer sicher", antwortete seine Mutter trocken und schnitt wieder ein paar Etiketten von einem der Strampler ab. Ich lehnte mich an der Zimmertür an und blickte zu Jax, der die Tüten durchwühlte. Gemma schaute sich im Zimmer um und seufzte. "Irgendwie fehlt hier was."
"Was soll deiner Meinung nach hier in dem Zimmer fehlen?", fragte Jax und setzte die Stirn in Falten. "Ich meine, Katherine hat nichts vergessen."
"Ja, hat sie nicht. Aber da ist einfach viel zu viel Platz. Da muss noch irgendwas hin. Wie ein Sofa zum Beispiel, wenn Abel am Weinen ist um ihn mitten in der Nacht zu trösten."
"Ein Sofa?", fragte Jax belustigt. "Es reicht doch einfach nur ein Sessel aus, wenn er seine Flasche haben will, oder nicht?"
"Nein, ein Sofa würde hier besser reinpassen", meinte Gemma stur.
"Ein Sessel reicht."
"Ich finde ein Zweiersofa viel schöner", bemerkte Gemma. Daraufhin blickten Mutter und Sohn in meine Richtung. "Was meinst du?"
"Nun naja, ich bin die Schweiz und bin nicht parteiisch. Beides würde gut aussehen."
"Gut, dann holen wir ein Sofa."
"Nee, ich hole einen Sessel, Mom. Das muss doch reichen. Wieso braucht man ein Zweiersofa? Es sei denn du wiegst eine Tonne. Für mich würde der Sessel schon ausreichen und außerdem, kann man dort besser die Arme abstützen, als wie auf einem Sofa."
"Okay, in diesem Standpunkt muss ich Jax recht geben. Das würde definitiv besser sein, wenn man das Kind hält und die Flasche reicht."
Gemma runzelte die Stirn. "Woher willst du das wissen?", fragte sie mich.
"Ich hab in einem Bungalowpark gewohnt. Da kennt man sich halt und ich hab nebenbei, um von meinem Ex wegzukommen auf Babys aufgepasst", log ich. Ja dort hat man wirklich Jeden gekannt, aber man hat sich in Wirklichkeit noch nicht mal mit den Arsch angeguckt.
"Okay", sagte Gemma. "Wenn ihr beiden meint, dann eben ein Sessel." Sie gab tatsächlich nach und wandte sich dann wieder den Klamotten zu.
"Wann sollen wir den Sessel holen gehen?" fragte Jax zufrieden.
"Ihr braucht euch nicht beeilen. Abel ist ja noch immer im Krankenhaus und muss sich erstmal von der Operation und was noch alles kommt, erholen. Wer weiß, ob er die nachführende Medikamente überhaupt vertragen kann, die sie ihn jetzt reinhauen werden."
"Seine Mutter hat auch einiges Vertragen. Mach dir da mal keine Sorgen, Gem", murmelte ich vor mich hin.
"Habt ihr noch irgendwelche Sachen im Geländewagen?", fragte Jax uns und wechselte somit das Thema. Gemma blickte zu mir. "Nö, wir haben alles", antwortete ich und half Gemma dabei die Etiketten von den Klamotten zu machen.
"Gut, dann fahren wir jetzt zum Möbelgeschäft und holen eins", Jax blickte zu mir.
"Fahr doch lieber mit deiner Mom hin. Ich mach das hier alles fertig."
"Nee", bemerkte Gemma. "Ich mach das hier schon. Fahrt ihr beiden mal. Ich lasse mich in einer Stunde von Clay abholen, der mich zum Krankenhaus fährt. Nehmt einen Schlüssel mit."
"Okay, dann hau die Wäsche rein und ich häng sie nachher auf!", sagte ich zu Gemma.
"Mensch, wenn ich doch nur mal so viel Initiative von meinem Ehemann bekommen würde", lachte sie und wandte sich wieder der Wäsche zu.
"In dem Alter ist eh Hopfen und Malzen verloren", bemerkte ich trocken. Jax und Gemma lachten zustimmend.
"Na komm, dann fahren wir los", sagte Jax. Er schnappte sich die Autoschlüssel vom Auto und vom Haus. Ich mir meine Handtasche und dann machten wir uns auf dem Weg zum Möbelladen.
"Hast du schon eine Vorstellung wie der Sessel aussehen soll?", fragte ich Jax, als wir wenig später durch Charming fuhren.
"Uhm, wie ein Sessel?", stellte er unsicher die Gegenfrage.
"Nee, ich meine von der Farbe her."
"Keine Ahnung, Hauptsache man kann darauf gut sitzen, ohne das einem der Arsch dort einschläft", grinste er.
"Wir werden schon was passendes finden. Auf jeden Fall muss er farblich ins Zimmer passen", sagte ich.
"Ja, und er muss gemütlich sein, damit mein Arsch nicht abstirbt. Das reicht mir schon auf meiner Maschine."
"Das will ja keiner", nickte ich zustimmend. Eine halbe Stunde später kamen wir, außerhalb von Charming gelegen an dem schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben an. "Wieso ziehst du deine Kutte aus?", fragte ich Jax, der sich eben seine Kutte auszog und auf dem Fahrersitz legte.
"Die sehen da nicht gerne Männer in irgendwelchen Kutten", antwortete er. "Da gibt es ein Verbot."
"Wieso das?"
"Alles Tig's Schuld. Wir waren dort, um ihn ein neues Bett zu kaufen. Er war so verwirrt, weil es einfach zu groß und Labyrinth-mäßig war, dass er sich Pillen eingeschmissen hat und durch den Laden gelaufen ist. Er ist da zur Hotdog-Ecke hin und hat die helle Soße aus den Behältern getrunken, bevor er die Mitarbeiter ihn schnappen konnten, war er im Smallland verschwunden. Die mussten ihn aus dem Bällebad graben." Ich war verblüfft wie ernst Jax bei dieser Geschichte blieb, während ich mich schon vor Lachen nach vorne krümmte.
"Bei dem stimmt doch wirklich nichts mehr richtig, ey", grunzte ich vor lachen und knallte die Beifahrertür zu. Und endlich fing Jax auch zu lachen. Anscheinend konnte er es doch nicht aushalten. Haha.
"Deshalb haben Kuttenträger da nichts mehr zu suchen", bemerkte Jax und schloss das Auto ab. "Muss ich einen Arzt rufen, bevor du an einem Lachanfall erstickst?"
"Nein, nein. Geht schon", bemerkte ich und wischte mir die Tränen aus den Augenwinkeln. Solangsam bekam ich mich wieder ein und konnte mich wieder normal benehmen. "Okay, zusammengerissen. Jetzt brauchen wir ein Sofa."
"Sessel, wir suchen ein Sessel", verbesserte Jax mich.
"Und wie ist der so?", fragte ich ihn, als er auf einem babyblauen Sessel Platz genommen hatte.
"Gemütlich."
"Ja, gemütlich", bemerkte er. "Den Namen wir."
"Hallo, kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte eine Verkäuferin uns.
"Ja, wir hätten gerne diesen Sessel", bemerkte Jax und stand auf, um sich direkt neben mich zu stellen.
"Ja, der soll's sein", stimmte ich nickend zu.
"Für was soll der Sessel denn sein?", fragte die Verkäuferin uns und ging zu einem der Schreibtische vor. "Männerlounge?"
"Sehe ich wirklich so alt für eine eigene Männerlounge aus?", flüsterte Jax mir zu.
"Nee, ist für ein Kinderzimmer."
"Ah, Sie beiden sind Eltern geworden und nun möchte die Mom etwas gemütlicheres zum Stillen haben?", die Verkäuferin setzte sich hinter dem Schreibtisch und Jax und ich davor.
"Ja, so ist das", nickte Jax, wobei ich ihn für drei Sekunden komisch anblickte, aber dann spielte ich mit.
"Ja, dass geht immer so auf die Arme und den Rücken", stimmte ich den zu.
"Wie alt ist denn die kleine Maus?"
"Unser Sohn ist drei Wochen alt."
"Ach Gott und so jung. Wie haben Sie das mit ihrer Figur hinbekommen?", fragte sie erschrocken. "Ich kriege das nie so hin."
"Ich habe Sport während der Schwangerschaft gemacht. Yoga, leichtes Joggen auf dem Laufband."
"Ja, und da es ihr erstes Kind war, hatte sie dementsprechend auch nicht so den riesigen Schwangerschaftsbauch."
"Genau und außerdem wirken Speck-Weg-Schlüpper ein Wunder, für die hängende Fettschicht."
"Hm-hm", nickte Jax. "Ist zwar nicht gerade die Art Reizwäsche, die ich sonst von ihr gewöhnt bin, aber wie sagt man so schön: Happy Wife, happy life." Jax schnappte nach meiner Hand und verschränkte seine Finger in meinen. Dann drückte er kurz aber leicht zu und ich ebenfalls.
"Ja, ich war das reinste Monster in der Schwangerschaft", lachte ich und schnitt eine Grimasse.
"Ich habe vier Kinder. Ich kenne das", lachte die Verkäuferin begeistert. "Welche Speck-Weg-Unterhose tragen Sie denn?"
"Die Marke weiß ich gerade nicht. Aber die ist gut und zwickt nicht so übertrieben."
"Hm, okay, schade. Also, der Smörrebrodt Sessel in babyblau für ihren Sohnemann?"
"Genau", nickte Jax.
"Okay, dann drucke ich Ihnen das aus, ich rufe unten im Lager an und dann können Sie sich das Ding abholen."
"Das hört sich gut an", sagte ich zufrieden. Während der Abholschein am ausdrucken war, seufzte die Frau.
"Mensch, Sie sind so vertraut miteinander. Man sieht richtig, dass er sie unbeschreiblich dolle liebt. Wie er Sie immer anschaut, Mrs."
Ich blickte zu Jax, welcher mir tief in die Augen schaute. Seine Pupillen weiteten sich und dann blickte er von mir weg.
"Frisch verliebt wie am ersten Tag", bemerkte Jax grinsend. Nachdem die Verkäuferin uns den Zettel in die Hand gedrückt hatte, machten Jax und ich uns auf den Weg nach unten ins Lager.
"Du kannst meine Hand los lassen. Ich denke, die sieht das nicht mehr", machte ich ihn darauf aufmerksam.
"Nö, werde ich nicht", sagte er stur und hielt meine Hand fester. Nicht so, dass das weh tat, sondern eher so, wie man das in einer Beziehung machte. Aber!, wir waren noch nicht mal in einer Beziehung oder desgleichen und er wollte einfach meine Hand halten.
"Ähm, ja gut, okay?", stammelte ich verwirrt vor mich hin und beließ es einfach so.
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