Szene Achtundzwanzig (Jax)
Szene Achtundzwanzig (Jax)
Während Katherine neben mir am Schlafen war, fuhr ich weiter die Interstate in Richtung Osten. Ich wurde auch langsam müde und mir war auch danach, dass ich erstmal eine Pause brauchte, aber momentan dauerte es noch, bis ich zur nächsten Raststätte konnte. Wenn ich auf meiner Maschine saß, war das nie so. Da hatte ich immer den frischen Wind im Gesicht und das hielt mich wach. Als ich das Fenster aufmachte, auf der Hoffnung, dass ich frische Luft abbekam, wurde Katherine wach. Verdutzt blickte sie mich an. „Wenn du müde bist, mach doch eine Pause", murmelte sie und streckte sich genüsslich.
„Ja, ich warte ja nur auf einen Schild, dass da irgendwo eine Raststätte ist. Aber da ist noch nichts weit und breit."
„Wenn nicht fahr doch einfach ab. Dann landen wir zwar in einem Kaff, aber da gibt es sicherlich auch etwas zum Essen und zum Trinken. Vielleicht findet sich auch ein Parkplatz, wo du schlafen kannst. Und dann kann ich weiter fahren", schlug sie vor und musterte mein Gesicht. Ich musste gähnen und nickte darauf zustimmend. Wenig später fuhr ich die nächste Ausfahrt ab, wir fuhren die Landstraße entlang und landeten wenig später in einer kleinen Stadt namens Liberty Village.
„Da McDonalds, was hältst du davon?", fragte ich, als wir durch die Stadt fuhren. Katherine nickte zustimmend und ich fuhr auf den Parkplatz. Ich zog die Handbremse an und ließ den Motor verstummen. Katherine schnallte sich ab und schnappte sich ihre Handtasche.
„Soll ich dir einen Kaffee holen?", fragte sie mich. „Ich könnte jetzt nämlich voll auf Chicken Nuggets und einem Erdbeermilkshake."
Ich musste grinsen und nickte zustimmend. „Ich komme mit, dann können wir ja drinnen essen." Ich hielt inne. „Haben wir nicht noch den Korb mit Fressalien von Gemma?"
Katherine zog die Autotür wieder zu und drehte sich um Sitz nach hinten. „Stimmt. Da war ja was", nickte sie. „Dann hauen wir erstmal Gemmas Essen weg, bevor sie uns umbringt."
Ich lachte leise. „Komm, so brutal ist meine Mutter auch wieder nicht. Nicht so, wie im Gegensatz zu dir", sagte ich und zeigte auf ihre Fingerknöchel.
„Ja, dass passiert, wenn man mich nervt, wenn ich einen Ausraster habe. Das tat auch mal gut, dass einfach mal wieder alles abzulassen", sagte Katherine und versteckte ihre Fingerknöchel unter der Handtasche.
„Hm, aber wegen deines kleinen Ausrasters hat Luann bei uns angerufen. Das war nämlich eines ihrer Porno-Sternchen."
„Woher sollte ich das denn wissen?", fragte Katherine und zuckte mit den Schultern. „Rückgängig kann ich das auch nicht machen."
„Eigentlich sollte ich dich ja bei der abliefern, aber Clay wird sagen, dass diese Frau, die Ima von den Safron-Schwestern vermöbelt hat, verschwunden ist. Ganz plötzlich. Dann hoffe ich mal, dass du nie in deinem Leben auf Ima triffst."
„Hoffe ich auch", nickte ich. „Aber ich glaube, die konnte mein Gesicht nicht erkennen. Es war vom ganzen Heulen und dem ganzen Make-Up ganz verunstaltet. Außerdem war ich viel zu schnell beim Verprügeln."
Ich lachte leise. „Japp, du passt perfekt nach Charming." Dann ließ ich den Motor vom Geländewagen wieder aufheulen.
„Hä, ich dachte, wir wollen was essen?", fragte sie mich verdutzt.
„Ja, aber ich hab irgendein Schild gesehen. Autokino."
„Was soll denn da für ein Film laufen?", fragte Katherine mich.
„Das werden wir ja sehen."
„Mr. und Mrs. Smith?", fragte Katherine mich begeistert, nachdem ich die Tickets geholt hatte. Ich fuhr auf einen perfekten Platz vor der Leinwand und ließ wieder den Motor verstummen.
„Wieso freust du dich so über den Film?", fragte ich.
„Hallo? Angelina Jolie und die originale Brad-Pitt-Fresse", lachte Katherine und haute mir leicht auf den Oberarm.
Ich konnte mir ebenfalls kein Lachen verkneifen. „Mensch, das verfolgt mich jetzt ein Leben lang."
Mit dem Fresskorb, saßen wir beide wenig später auf der Motorhaube – eine Decke war unter unsere Hintern – und schauten den Film. Der war doch gar nicht so schlecht.
Ich biss hungrig vom Schinken-Sandwich ab und blickte von der Leinwand zu Katherine. Ich weiß nicht, woher ihr Strahlen in den Augen kam. Entweder vom Film, oder die Tatsache, dass sie Hoffnungen hatte, dass wir ihre Tochter finden werden. Ich stopfte den letzten Happen vom Sandwich in meinem Mund und rutschte zu Katherine rüber. Den Korb stellte ich links von mir.
„Wir werden deine Tochter schon finden", sagte ich.
Katherine schaute vom Bildschirm vor sich auf eines der Autos und schien nachzudenken. „Ja, hoffentlich."
„Du, ich will dich ja nicht nerven, oder so", fing ich vorsichtig an. „Aber du meintest ja, du hättest was mit Happy am Laufen gehabt- vor ein paar Jahren..."
„Wenn du darauf hinaus willst, ob meine Tochter vermutlich von Happy ist. Es kann sein, muss aber nicht. Es gab immer noch Chris."
„Und was hoffst du, wer der Vater sein könnte?"
„Ich hoffe mal, dass es nicht Chris ist und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ist, wenn es Theo, Happy, sein sollte. Ich hoffe, dass er davon nichts mitbekommt?"
„Nein, die Jungs werden nichts dazu sagen. Ich weiß nicht, was sie für eine Ausrede haben, aber wir werden das ja erfahren. Und solange Happy nicht in Charming ist, wird er noch nicht mal wissen, dass wir nicht da sind. Er ist sowieso durch Kalifornien unterwegs."
„Jackson, wieso hilfst du mir eigentlich, wenn du deinen Kopf eh woanders hast, diesbezüglich Abel und dem Club?", fragte Katherine mich und schaute mir in die Augen. Ich musterte ihr Gesicht, nahm im schwachen Licht der Leinwand die Sommersprossen wahr und fuhr mir nervös mit der Zunge über die Unterlippe. „Weil du mir nicht egal bist", antwortete ich und schaute ihr tief in ihre dunklen Augen. Katherine fixierte meinen Blick und wusste anscheinend nicht, was sie darauf sagen sollte. Nachdem sie genickt hatte, wandte sie sich weg und blickte wieder auf die Leinwand.
„Okay, Brad-Pitt-Fresse", lachte sie und schlug mir nicht böse gemeint, auf den Oberarm.
„Ey, wir hatten doch darüber geredet", lachte ich und zog Katherine einfach zu mir rüber.
Katherine blickte mich zwar verdutzt an, aber sagte darauf nichts. Sie lehnte sich an mich heran und ich legte einen Arm um ihre Schulter.
Nachdem der Film vorbei war, fuhren wir auf einen Parkplatz, damit ich dort ein wenig Schlaf bekommen konnte. Ich achte den Sitz nach hinten und schloss meinen Augen.
„Soll ich nicht weiterfahren?", flüsterte Katherine. Ich öffnete meine Augen und blickte zu Katherine.
„Nein, wir beide schlafen ein paar Stunden und dann fahren wir weiter."
„Ich bin aber nicht wirklich müde."
„Willst du diskutieren?", lachte ich.
„Nein, nur weiter kommen. Ich will nicht unnötig irgendwie die Zeit vergeuden. Du kannst ja schlafen und ich fahre dann."
„Na gut. Dann machen wir das so", nickte ich zustimmend und stellte den Sitz wieder gerade ein. Dann stieg ich aus dem Auto aus und wartete nur darauf, dass Katherine ebenfalls ausstieg. Wieso sollte man auch aussteigen und ums Auto herum gehen, wenn man über die Sitze krabbeln kann. Belustigt schüttelte ich meinen Kopf und setzte mich dann auf den Beifahrersitz, während Katherine sich auf dem Fahrersitz bequem machte.
Ich schaute mich erstaunt um, als ich von Katherine geweckt wurde. Es war hell draußen, die Sonne schien in ihrer vollen Stärke. Leiser Rock ertönte aus den Lautsprechern des Autos und ich fragte mich, wie lange ich wohl geschlafen hatte. An mir huschte die kalifornische Savanne vorbei.
„Uhm?", fragte ich nur und setzte mich gerade hin. Ich rieb mir den Nacken, der ziemlich am Spannen war und blickte zu Katherine.
„Wir sind gleich in Sandy Shores", fing sie an zu reden. „Vorher gehen wir aber noch Frühstücken. Ich hab Hunger und so wie dein Magen am knurren ist, stehst du auch kurz vor dem Hungertot."
„Wie? Wir sind gleich schon da? Bist du die ganze Nacht durchgefahren?", fragte ich verdutzt und kratzte mir die Stirn.
Katherine nickte nur und konzentrierte sich weiter auf die Straße vor sich. Wenige Augenblicke später saßen wir in einem Diner und waren am Frühstücken, als ich den ersten Kaffee hinter mir hatte, fühlte ich mich gleich viel wacher und fitter.
„Wie gehen wir jetzt vor?", fragte ich und trank einen Schluck vom heißen Kaffee.
„Ich denke mal, wir fahren zum Krankenhaus und hören uns da erstmal um. Ich frage einfach die erste Hebamme, die für mich zuständig war. Wieso auch immer, viel sie aus, wegen einer Rückenverletzung und hat mir eine Kollegin bei Seite gestellt." Sie hielt inne. „Glaubst du, dass das irgendwie zusammenhängt?"
„Entweder hat die erste Hebamme damit was zu tun, oder die zweite. Ich denke mal eher letzteres. Vermutlich hat Brands sie gekauft, damit sie die Versorgung bei dir sein lässt, damit er eine weitere gekaufte Hebamme, die unter seinen Fittichen steht, als deine neue Hebamme halten kann. Weißt du noch die Namen der beiden?"
„Die erste war Hebamme Caroline und die zweite hieß Katy."
„Okay, dann halten wir uns erstmal daran. Vielleicht hat die Hebamme Caroline davon Wind bekommen und dir das geschickt."
„Aber wieso hat sie mir es nicht gleich gesagt, wenn es so sein sollte?"
„Weil sie vermutlich von Brands erpresst wurde. Ich weiß es nicht. Es ist alles möglich, solange wir keine konkreten Beweise haben. Das sind alles nur Möglichkeiten, die wahr oder falsch sind. Wir müssen erstmal recherchieren."
Katherine rümpfte die Nase. „Ich hoffe, wir werden schlauer. Und ich hoffe, dass ich irgendwie die Chance bekomme meine Tochter kennenzulernen, oder sie mal zu sehen. Oder zu wissen, dass ihr es gut geht, da wo sie ist. Es kann alles sein, weißt du?"
„Ja, vielleicht ist deine Tochter noch hier in Sandy Shores, oder ganz wo anders."
„Wir müssen eben von allem ausgehen", seufzte Katherine. „Aber ich will gar nicht weiter denken. Wir bleiben erstmal am Anfang und fragen weiter nach."
„So machen wir das", stimmte ich zu.
Nachdem wir gefrühstückt und bezahlt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Krankenhaus, in dem Katherine ihre Tochter bekommen hatte. Ich merkte, dass sie nervös wurde und ihre nervös, übertrug sich bei mir in Wut. Wieso tut man das einer Mutter an?
„Es hat sich hier nichts verändert", bemerkte Katherine, als wir durch die Korridore gingen. „Immer noch so steril und weiß, wie früher."
„Shit don't change."
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