Kapitel Einundzwanzig
Kapitel Einundzwanzig (Katherine)
Irritiert blickte ich Jax an, als wir eine halbe Stunde später nicht auf dem Clubhaus-Gelände, sondern auf dem Besucherparkplatz des Krankenhauses hielten. Jax ließ den Motor verstummen und setzte seinen Helm ab.
„Was machen wir hier?", fragte ich ihn leicht panisch.
„Abel besuchen", antwortete er und stieg von seinem Bike ab.
„Uhm, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist", bemerkte ich.
„Wieso, weil du dich gestern zu Abel reingeschlichen hast?"
„Ja, woher weißt du das?"
„Die haben bei Mom angerufen, dass du da warst. Wendy hat dich auch gesehen und konnte dich somit verpfeifen. Es hat ihr nicht gepasst, dass du zu Abel kannst, aber sie nicht."
„Da soll sie sich mal fragen, woran das liegt", brummte ich. „Ich hoffe mal, ich bekomme da jetzt nicht so großen Ärger."
„Wenn, dann bekommen die mit mir Ärger", sagte Jax aufmunternd und zwinkerte mir zu. „Na dann komm."
Kurz bevor wir ins Zimmer von Abel konnten, fing uns der behandelte Arzt von den kleinen Helden ab.
„Mr. Teller!", rief er und kam auf uns zu.
„Scheiße, bekomme ich jetzt Ärger?", flüsterte ich.
„Nein", bemerkte er und legte einen Arm um mich herum.
„Mr. Summers. Was gibt es Neues von Abel?"
„Die Überlebenschance von ihrem Sohn, Abel, sie sind wieder gestiegen. Wenn alles passt, können wir ihn morgen operieren."
„Das ist doch gut, oder?", fragte ich.
„Ja, die Operation könnte zwar ein Risiko sein, aber wenn alles klappt, dann steht einem gesunden Nachfolger nichts im Wege."
„Wann operieren?", fragte ich den Arzt.
„Morgen in der Früh. Der Spezialist ist schon in Charming, wenn Sie in Kontakt treten möchten, damit Sie weiter aufgeklärt werden, kann ich gerne mit dem Arzt reden?", fragte Dr. Summers Jax.
„Uhm, wenn dann mit meiner Mutter. Sie versteht das besser, als ich. Ihre Nummer haben Sie ja, oder?"
„Klar, dann werde ich ihre Mutter anrufen. So und Sie wollen den kleinen Mann besuchen?"
„Ja", nickte Jax.
„Waren Sie schon mal bei Wendy Case?"
„Einmal."
„Pah, die kommt mir nicht noch mal unter die Augen. Das nächste Mal, dass sie dich sehen wird, ist vor Gericht, wenn ihr das Sorgerecht weggenommen wird", ich konnte mir das gerade nicht verkneifen. Jax blickte mich verwundert an, dass das wirklich aus meinem Mund kam. Selbst der Arzt schien verdutzt.
„Jede Person hat doch eine zweite Chance verdient. Und Miss Case macht sich auf dem guten Wege."
„Meine Ex-Frau hat schon genügend zweite Chancen gehabt", sagte Jax stur.
„Okay, das müssen Sie wissen, Mr. Teller."
„Ja, okay. Kann ich jetzt zu meinem Sohn?"
„Aber natürlich", nickte der Arzt und trat bei Seite, sodass wir ins Zimmer gehen konnten.
„Hallo, Abel", sagte Jax und stellte sich an den Brutkasten. Er legte seine Hand auf den Kasten und blickte auf seinem Sohn herab. Auf der einen Seite, zerbrach es ihm immer noch das Herz, ihn so zu sehen, aber auf der anderen Seite, war er froh, dass er sich immer besser machte. Das sah ich Jackson an. „Papa ist hier. Und er hat seine nächtliche Besucherin Schrägstrich Zimmeraufmotzerin dabei."
Er bekam einen zarten Klapps auf dem Hinterkopf. „Und jetzt vermöbelt die mich auch noch. Glaubst du das?"
Ich lachte leise und stellte mich neben ihn, damit ich ebenfalls in den Brutkasten schauen konnte.
„Hör nicht auf deinen Vater. Er hat gerade nur seine fünf Minuten, kleiner Mann."
„Er ist gewachsen", bemerkte Jax, nachdem er seinen Sohn länger anblickte.
„Ja, zugenommen hat er auch. Er macht sich halt gut und kämpft."
„Er ist halt mein Sohn- ein Teller", auf Jax Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, weshalb ich auch Lächeln musste. Dann blickte er zu mir.
„Was hältst du davon, wenn wir beide heute einen Ausflug machen?", fragte er mich.
„Deine Mutter geht davon aus, dass ich jede Sekunde bei ihr auftauchen werde. Ich will keinen schlechten Eindruck hinterlassen."
„Wirst du nicht, wenn ich das mit ihr abklären werde."
„Und wohin willst du mich entführen?"
„Das verrate ich dir doch nicht", antwortete Jax und blickte wieder zu seinem Sohn.
„Ja, Mom, ich will es halt nur gut machen", hörte ich Jax sagen, während er mit seiner Mutter am telefonieren war. „Ich weiß, dass ich auch arbeiten muss. Aber interessiert mich gerade wichtig. Ich hab etwas gut zu machen. Clay soll sich nicht aufregen. Ja, ich melde mich, sobald wir wieder in Charming sind. Oder du schreibst mir eine SMS, wenn sich Dr. Summers bei dir meldet. Ja, Abel geht es besser, wenn alles klappt, dann wird er morgen in der Früh operiert. Ich weiß, dass ist gut. Ja, Mom. Ich weiß. Bis nachher. Tschüss und danke. Ja danke, Mom. Ja... Ja... mach ich... ich werde schon herausfinden, was Katherine mag, damit du ihr ein Dankeschön kaufen kannst... Nein, ich denke nicht, dass sie mich hört. Sie steht mit dem Rücken zu mir und schaut sich gerade in der Weltgeschichte um. Alles klar, Grandma. Bis später." Dann kam für eine Weile nichts und ich drehte mich erst wieder um, als Jax mich zu sich rief.
„Wohin willst du jetzt mit mir fahren?", fragte ich ungeduldig.
„Mensch, warte doch einfach mal die Pausen ab", lachte er belustigt und reichte mir einen der zwei Helme, welchen ich sofort auf setzte.
„Ich bin halt neugierig", bemerkte ich.
„Mensch, ist meine Mom auch und ich sage es dir nur einmal, dass man mich mit Ungeduld, normaler weise in den Wahnsinn treibt."
„Mach ich schon nicht", sagte ich und stieg hinter Jax auf sein Bike ab. Ich schlang sofort meine Arme um seinen muskulösen Bauch und wartete nur darauf, bis er endlich los fuhr. „Ein klitzekleiner Tipp?"
„Katherine?"
„Ja?", fragte ich hoffnungsvoll.
„Nein."
„Manno."
Lachend ließ er den Motor aufheulen und machte sich dann auf den unbekannten Weg. Ich schaute mich um, und merkte, dass wir aus Charming rausfuhren. Irgendwann, als wir auf dem Highway fuhren, fuhr Jax kurz vor einer Ausfahrt auf einem abgelegenen Weg. Es hing dort ein Schild, aber das war so unlesbar, dass sich ein dickes Fragezeichen auf meiner Stirn ausbreitete. Auf einem kleinen Parkplatz hielten wir beide an.
Als der Motor verstummte, sagte Jax zufrieden, dass wir da waren.
„Aha, wo sind wir jetzt?", fragte ich. „Ah, ich weiß. Mitten in der Pampa. Willst du mich umlegen und mich hier irgendwo verscherbeln?"
Jax, der von seinem Bike abgestiegen war, blickte zu mir und schnitt nur eine Grimasse. „Nein, Katherine. Das sicherlich nicht. Ich will dir nur meinen Lieblingsplatz zeigen."
„Der war doch auf dem Dach des Clubhauses?"
„Meinem Lieblingsplatz, wovon niemand etwas weiß. Nur wir beide."
„Beruhigend."
„Ich dachte, du traust mir?"
„Trau ich dir auch", nickte ich. Wir legten die Helme auf dem Bike ab und dann folgte ich Jax einen Weg entlang in mitten in den Wald hinein. „Boah, hättest du nicht was sagen können, dass ich meine Sportschuhe anziehen soll? Die Sneakers sind nicht gerade bequem auf diesem Weg. Und außerdem ist es arschheiß."
„Wir sind doch gleich da", bemerkte Jax und klang irgendwie belustigt. Und dann nach weiteren fünf Minuten, waren wir schon da.
Ich staunte nicht schlecht, als wir an diesem wunderschönen Platz ankamen. Dort war ein Wasserfall und ein kleiner See mit blauem Wasser, der mit hellgrauen Steinen umgeben war.
Erstaunt blieb ich stehen. Jax ebenfalls. „Was los?", fragte er belustigt.
„Das ist unglaublich", bemerkte ich nur.
„Was? Kein neckischer Spruch?"
„Uhm, was macht ein Biker hier an einem so bilderbuchartigen Ort, wo normalerweise pure Romantiker ihre Eier schaukeln?"
Jax schnitt eine Grimasse. „Und da ist der neckische Spruch."
„Du kennst mich", bemerkte ich und stellte mich neben Jax.
„Eben, ich kenne dich."
„Boah", sagte ich und haute Jax leicht auf die Brust. „Was nun? Willst du mit mir schwimmen gehen?"
„Ja."
„Ich hab nicht gerade das perfekte Schwimmzeug an", sagte ich.
„Und ich hab auch nicht gerade die perfekte Unterhose an", sagte er schulterzuckend.
„Wieso, ist die weiß und die Bremspuren drucken langsam durch?", fragte ich belustigt. Jax verdrehte nur die Augen. „Na gut. Dann komm, Vize. Zeig mir mal deine nicht perfekte Unterhose."
„Du willst doch nur den Inhalt, oder?"
„Nee, will ich nicht. Ich brauche nur was, um mich darüber lustig zu machen."
„Was frage ich überhaupt." Jax entledigte sich seiner Kutte und schmiss diese auf den Stein neben sich. Dann zog er das Shirt aus, seine Schuhe, die Socken und zum Schluss seine Jeanshose, nachdem er ein Messer und eine Pistole unter den Sachen versteckte.
Ich fing lauthals an zu lachen, als ich die nicht perfekte Unterhose sah. „Bist du nicht langsam aus dem Alter von Pokémon raus?" Ich wischte mir die Tränen aus den Augenwinkeln weg.
„Ach komm, als ob du bessere Unterwäsche an hast", bemerkte er beleidigt. „Und außerdem ist Mama noch nicht mit der neuen Wäsche fertig." Er nahm Anlauf und sprang volle Kanne ins Wasser rein.
„Pah, als ob. Ich hab bessere Unterwäsche an. Ganz einfach", sagte ich und zog mich ebenfalls aus. Ich kam mir schon ziemlich merkwürdig vor, in meinem Push-Up BH und meinem schwarzen String. Aber ich warf die blöden Nebengedanken von Bord und wollte ebenfalls hinter her springen, doch ich hielt inne, als Jax begeistert pfiff.
„Okay, du hast gewonnen", bemerkte er und strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht.
„Genau das wollte ich hören", lachte ich und sprang ebenfalls ins Wasser. Ich öffnete unter Wasser die Augen und war verblüfft, dass man hier unter Wasser so gut sehen konnte. Noch bevor mir die Luft ausging, schwamm ich wieder nach oben. Nachdem ich mir meine Haare aus dem Gesicht geschoben hatte, drehte ich mich zu Jax, der zu mir geschwommen kam.
„Komm mit. Ich zeige dir noch was."
„Deinen Pickachu-Schlüpper habe ich schon gesehen."
Er warf mir einen ernsten Blick zu und ich entschuldigte mich bei ihm. Dann drehte er sich mit dem Rücken zu mir und deutete an, dass ich meine Arme um seine Schulter legen sollte.
„Ich kann auch alleine schwimmen", bemerkte ich.
„Halt dich einfach fest", sagte er nur. Ich schlang meine Arme um Jax und ließ mich im Wasser treiben. Leicht erschrocken, fuhr ich zusammen, als Jax los schwamm, direkt auf den Wasserfall zu.
Noch bevor ich was sagen konnte, verschwand Jax hinter dem tosenden Wasserfall und ließ mich alleine. „Uhm, nö?", fragte ich nur und schaute mich um. Dann musste ich ja wohl hinter her. Ich nahm tief Luft und tauchte ebenfalls durch den Wasserfall hindurch. Als ich wieder auftauchte, blickte ich mich erstaunt um. Wow, wir waren irgendwo im Wasserfall drinnen und Jax saß bereits auf einen der Steine.
„Woher wusstest du das hier?"
„Ich war hier früher als Teenager immer gewesen, wenn ich genervt war oder Probleme hatte", antwortete Jax. „Ich hab die Quelle mit 13 Jahren entdeckt. Ich bin damals durch den Wald gegangen und dann war ich hier. Man kann hier auch gut zu Fuß von Charming her."
„Das ist wunderschön hier", bemerkte ich und schwamm zu Jax rüber. Ich zog mich hoch und setzte mich neben ihn.
„Ja, hier kann ich für mich alleine sein, wenn ich genervt bin."
„Und wieso nimmst du mich hier mit?", fragte ich ihn neugierig und musterte sein gebräuntes Gesicht.
Er zuckte mit den Schultern. „Es fühlt sich richtig an, dass ich dir das zeige. Und für mich ist es irgendwie auch ein Dankeschön, da ich dich mehr und mehr in mein Leben lasse. Als Katherine und als Freundin. Ich habe das Gefühl ich rede zurzeit mehr mit dir, als mit Opie."
„Ja, aber lass das nicht zur Gewohnheit werden. Opie war schließlich vor mir da. Und ist schließlich dein bester Freund. Und mit den kannst du sicherlich auch über Dinge reden, mit denen du nicht gerade mit mir reden willst."
„Ja, da gibst es schon eine Sache, über der ich mit ihm reden will. Aber er hat momentan andere Sorgen, mit Donna und seinen Kindern."
„Dann nehme ich an, dass Donna seine Frau ist?"
„Ja, Opie war fünf Jahre für uns in den Knast gegangen und seine Kinder kennen ihn kaum. Donna hasst den Club und alles was damit zu tun hat. Aber sie merkt auch, dass Opie an den Club hängt und dass er dort mehr Geld verdient. Aber irgendwie will sie es nicht wahr haben. Sie hat Angst, dass Opie irgendwann weg ist und sie dann auf sich alleine gestellt ist. Mit zwei Kindern."
„Davor hätte ich auch Angst", bemerkte ich. „Irgendwie kann ich Donna verstehen. Sie liebt ihren Ehemann, den Vater ihrer Kinder. Sie würde das nicht ertragen, wenn er tot wäre, oder im Knast."
Jax nickte. „Ja, aber sie flippt immer gleich aus, wenn er die Kutte an hat. Das immer direkt vor den Kindern."
„Na, dass muss auch nicht sein", bemerkte ich und rümpfte die Nase.
„Ja."
„Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass, wenn es Abel besser geht und Wendy lange Zeit clean ist, mit ihr wieder zusammenzukommen, damit Abel ein gesundes Familienbild hat?"
Jax dachte nach. „Nee, ich will nichts mehr von Wendy. Ich bin mit ihr fertig. Auch wenn sie clean ist und Abel sehen will. Soweit lasse ich das nicht kommen. Abel ist mein Sohn und irgendwann werde ich ihn sicherlich sagen, dass Wendy seine Mutter ist. Aber wenn sie wieder rückfällig wird, dann nicht."
„Ja, dass musst du wissen. Er ist schließlich dein Sohn und du willst ja nur das Beste für ihn. Aber ich würde es nicht über Herz bringen, wenn er irgendwann nachfragen würde, wieso Wendy, als seine Mutter nie für ihn da war. Er wird völlig verwirrt sein, wenn er hört, dass Wendy Drogen über alles gestellt hat."
„Ja, er wird sowieso verwirrt sein. Egal welchen Weg wir gehen werden."
„Ich denke, du packst das schon. Du hast schließlich deine Mom, die dir mit Abel unter die Arme greifen wird."
„Hey, ich hab auch noch dich", bemerkte Jax und stupste mich leicht mit seinen Ellenbogen an. „Du hattest damals eine Affäre mit Theodore gehabt."
„Ich weiß, dass du belustigt darüber bist, dass Happy Theodore heißt", meinte ich.
„Ja, bin ich", nickte Jax. „Wie habt ihr euch kennengelernt?"
„Ich hab damals neben dem Diner noch in einem Strip Club gearbeitet."
„Du hast an der Stange getanzt?"
„Anfangs. Aber dann bin ich hinter die Bar gegangen. Er stand auf einmal in der Bar und wir verstanden uns auf Anhieb. Er meinte, er sei auf der Durchreise. Wir haben uns unterhalten, am nächsten Tag, sind wir uns dann wieder über den Weg gelaufen. Chris war nicht da und er hat mir beim Auto geholfen, da wieder was kaputt war. Ein paar Bier und wir sind uns näher gekommen. Und immer, wieder, wenn er in der Nähe von mir war, ist er im Diner aufgetaucht. Ich musste es beenden, als Chris davon windbekam. Ich weiß auch nicht, aber das tat damals schon weh, dass mit Happy zu beenden. Er hat mich wenigstens anständig behandelt, auch wenn ich wusste, dass ich vermutlich nicht die einzige war, mit der er was am Laufen hat."
„Er hat mir gesagt, dass du die einzige in den vielen Monaten warst."
„Echt?"
„Ja, hab ihn ausgequetscht."
„Wieso? Willst du deine Gegenspieler eliminieren?", lachte ich belustigt. Jedoch verging mir das Lachen schnell wieder, als ich sah, dass es doch nicht zum Lachen war und Jax ernst blickte.
Dann setzte er auch ein Lachen auf. „Aber natürlich", sagte er gespielt ironisch.
„Jackson."
„Oh, immer wenn ich mit vollen Namen angesprochen werde, ist irgendwas."
„Sag du mir was los sein soll", bemerkte ich und musterte sein Gesicht.
„Ach, alles okay", sagte er und so schnell ich gar nicht gucken konnte, hatte Jax die Arme um mich herum geschlungen und schmiss sich mit mir ins Wasser.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro