26. Ein Bild für die Götter
kapitel sechsundzwanzig ——— Ein Bild für die Götter
༄ Jo
ES WAR NICHT JOS IDEE gewesen, auf der Silvesterparty der Potters aufzukreuzen. Doch als Hannah gefragt hatte, weil sie von James eingeladen worden war, war ihr kein Grund eingefallen, das Angebot abzulehnen. Was war schon dabei? (Nichts, richtig.)
„Ist Hannah schon da?" fragte sie ohne Umschweife, als die Tür geöffnet wurde und sie in die braunen Augen von James sah. Bei ihren Worten schüttelte er enttäuscht mit dem Kopf.
„Ach, Josephinchen..."
Als sie den Mund zusammenkniff und rote Flecken im Gesicht bekam, ruderte James sofort zurück. „Jo natürlich."
Sie hielt ein Grinsen zurück, doch James sah es und erwiderte es mit einem schelmischen Funkeln in den Augen. „Damit fangen wir gar nicht erst an, klar... Jamsilein?" fragte sie und tätschelte ihm die Wange.
James verzog das Gesicht. „Einverstanden." sagte er zähneknirschend und Jo ging an ihm vorbei in die Diele, die sie ausgehend musterte und mit den Bändchen spielte, die an der Tüte in ihrer Hand hingen.
„Geschenke?" fragte James mit leuchtenden Augen und Jo riss schnell die Hand zurück, als er wie ein ungeduldiges Kind danach griff.
„Für deine Eltern." antwortete sie knapp und hielt die andere Tüte hoch. „Und für Hannah."
„Für Hannah?" fragte er verwundert und begann leicht zu lachen. „Hat sie Geburtstag oder was?"
Jo schwieg mit einem vielsagenden Gesichtsausdruck und James' Lächeln fiel in sich zusammen.
„Nein, nicht wirklich, oder?" Er deutete auf sie und tat so, als würde er ihr nicht glauben. „Du willst mich nur verarschen."
Jo seufzte leicht und sah dabei zu, wie James sich durch die Haare fuhr und sie völlig durch den Wind ansah. Fast tat er ihr leid. Er war vielleicht ein Idiot, aber ein ganz lieber.
„Hannah hat an Silvester Geburtstag. Zumindest, seit ich sie kenne." erklärte sie locker, doch James schien das Ganze tatsächlich zu beschäftigen.
„Wieso hat sie mir das nie gesagt?"
Unbeeindruckt zuckte Jo mit den Schultern. „Hast du sie denn gefragt?"
„Nein!" entgegnete James verzweifelt. „Ich wusste nicht mal ihren Geburtstag." In seinem Kopf schien etwas vorzugehen, das Jo nicht so recht beurteilen konnte, doch sie schwieg, während James schweigend an die Wand sah. „Naja, wie auch immer..."
„Jup." sagte Jo, um die Stille zu brechen und wippte vor und zurück. Sie hasste Momente, in denen sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Generell hasste sie Smalltalk.
„Wie läuft's mit deinem Quidditchteam?"
„Willst du Insiderinformationen, weil du denkst, ihr könntet uns besiegen?" fragte Jo mit gespielter Empörung und James fasste sich ans Herz.
„Was denkst du nur von mir?"
Jo lächelte leicht. „Habt ihr auch manchmal solche Dramen, weil sich irgendjemand getrennt hat?"
„Man sollte meinen, bei sieben Leuten passiert das nicht so oft, oder?" meinte James sofort und steigerte sich in das Thema augenblicklich rein. „Aber nein: Mein bester Freund hat mir die Freundin ausgespannt, ich hasse ihn und werde ihn vom Besen schlagen."
Jo begann zu lachen und James grinste sie an.
„Du lachst... wegen mir? Bist du wirklich Jo?"
Gerade, als sie etwas erwidern wollte, klingelte es erneut an der Tür und James ließ sie sofort stehen und eilte zur Haustür, um sie zu öffnen. „Das Geburtstagskind!" hörte sie ihn rufen und schüttelte den Kopf, als er sie von den Beinen riss, um sie zu umarmen. Hannah sah Jo über seine Schulter hinweg und winkte ihr mit einem hilflosen, verzweifelten Ausdruck zu und klopfte James zweimal auf den Rücken, bevor er sie absetzte.
Hätte Jo ihn tatsächlich damit angelogen, dass Hannah Geburtstag hatte, wäre das Ganze lustiger geworden.
„Ich habe leider kein Geschenk hier, aber das kriegst du, wenn du deinen Geburtstag feierst."
„Du planst eine Feier, Hannah?" meldete sich die Frau hinter Hannah zu Wort, die James scheinbar erst jetzt zu bemerken schien.
„Mrs. Lancaster! Wie schön, Hannahs Mum endlich kennenzulernen."
Hannah drückte sich an James vorbei, während dieser sich bei ihrer Mutter einschmeichelte und rieb sich mit der Hand über die Stirn. „Unangenehm." murmelte sie mit geröteten Wangen und stellte sich neben Jo.
„Wieder Bostwick seit der Scheidung, aber Catherine reicht völlig aus. Du bist also James?"
„Oh Gott." Hannah musterte den breit grinsenden James, der zuvorkommend lächelte und ihrer Mutter die Jacke abnahm und schüttelte den Kopf.
„Ein Bild für die Götter." kommentierte Jo die Situation.
„Für dich vielleicht." sagte Hannah. „Sind deine Eltern auch hier?"
Jo sah auf den Boden und versuchte nicht zu zeigen, dass die Erwähnung ihrer Eltern nichts Positives in ihr hervorrief. „Mum arbeitet noch. Dad ist erst heimgekommen und ist zu müde, um noch wegzugehen. Deswegen... naja, ich bin eigentlich ganz froh über die Einladung."
Seit sie Hannah kannte, hatte sie jedes Jahr an Silvester bei ihrer besten Freundin verbracht, um nicht immer alleine zu feiern. Ihre Eltern hatten selten dafür Zeit.
Hannah warf ihr einen anteilnehmenden Blick zu, doch bevor sie etwas sagen konnte, fuhr Jo energisch fort. „Wie auch immer, du wirst 18! Alles Gute, altes Haus." gratulierte sie ihr mit einem Strahlen und gerade als sie ihr ihr Geschenk hinhielt, schien es, als würde Hannah wieder einfallen, was sie hatte sagen wollen.
„Ich wusste gar nicht, dass James meinen Geburtstag weiß."
„Wusste er nicht." sagte Jo. „Was glaubst du, wer es ihm gesagt hat?"
༄ Hannah
HANNAH FÜHLTE SICH immer verlorener zwischen all den Leuten und fragte sich, woher die Potters so viele Kontakte hatten. Jo war losgegangen, um etwas zu trinken für die beiden zu holen, war aber von Dorcas aufgehalten worden und nun wartete Hannah darauf, dass sich ihre Mutter von James loseiste.
Doch er dachte natürlich nicht einmal daran und stand ein paar Sekunden später mit einem breiten Lächeln vor Hannah, während ihre Mutter ganz begeistert von ihm zu sein schien. Das war nur seinem teuflisch charmanten Grinsen und der runden Brille zu verdanken, da war Hannah sich sicher.
„Hannah, wenn du deine Freunde einladen willst, um deinen Geburtstag zu feiern, kannst du das natürlich gerne machen." meinte ihre Mutter, kaum war sie vor ihr stehengeblieben. Hannah wusste nicht, warum sie das Thema wieder hochholte.
„Mum..." begann Hannah, der die Lage immer unangenehmer wurde. Sie wusste, dass ihre Mutter wieder Girlanden aufhängen würde und es würde sie nicht im Geringsten überraschen, einen Partyhut aufgesetzt zu bekommen. „Wenn ich feiere, dann in Hogwarts."
„Das lässt sich organisieren." sagte James mit einem verschwörerischen Lächeln und Hannah wollte einen vorwurfsvollen Blick aufsetzen, konnte aber nicht verhindern, dass auch ihre Mundwinkel sich hoben. „Wenn du-"
„Hannah! Catherine! Dachte ich mir doch, dass ich euch gesehen habe!"
Als sie die Stimme hinter sich hörte und augenblicklich erkannte, drehte Hannah sich überrascht um und auch ihre Mutter schien sofort zu wissen, wer hinter ihr auf sie zugekommen war. Doch ob sie sich wünschte, dass er nicht hier wäre oder es ihr egal war, konnte Hannah nur schwer aus ihrer Miene herauslesen.
Auf ihrem Gesicht jedoch bildete sich augenblicklich ein breites Lächeln. „Dad." sagte sie glücklich und umarmte ihren Vater, bevor er überhaupt stehengeblieben war.
„Ich wusste überhaupt nicht, dass ihr auch hier seid, sonst hätte ich dir gleich dein Geschenk mitgebracht. Meine Karte hast du ja bekommen, oder?"
Hannah nickte schnell und sah zu ihrer Mutter, die mit der Uhr an ihrem Handgelenk herumspielte. Als sie jünger gewesen war, war es schwerer für sie gewesen, damit umzugehen, dass ihre Eltern sich getrennt hatten, aber mittlerweile war es normal geworden, dass sie ihre Ferien einteilte, um eine Hälfte bei ihrer Mum und die andere bei ihrem Dad zu verbringen. Trotzdem sah sie ihre Eltern sowieso wenig genug, weil sie den Großteil des Jahres auf Hogwarts war und das reduzierte diese ohnehin kurze Zeit noch mehr...
„Also warte mal, Carden ist dein Dad?" fragte James ein wenig verwirrt und Hannah erwiderte seinen Blick ebenso verwundert.
„Ihr kennt euch?" fragte sie und ihr Vater schaute zwischen den beiden hin und her, bevor er kurz zu Catherine und wieder zurück zu Hannah sah. „Ihr habt ja echt ganz schön viele Kontakte... und Gäste."
„Als ich im Ministerium angefangen habe, war James' Mutter meine Vorgesetzte und seitdem kenne ich die Potters hier recht gut." erklärte ihr Dad und warf James ein schiefes Lächeln zu.
Ihr Vater kannte James bereits. Das Gefühl war irgendwie... komisch.
„Ihr seid also auch befreundet?" fragte er weiter und Hannah nickte hastig.
„Befreundet." wiederholte sie und ihr Dad sah bei ihrer plötzlichen Reaktion wenig überzeugt zu Hannahs Mutter.
„Hast du schon ein bisschen deinen Geburtstag gefeiert?" fragte er sie, um das Thema zu wechseln, wofür Hannah ihm in diesem Moment mehr als dankbar war.
„Seien wir ehrlich, an Silvester Geburtstag zu haben ist das Schlimmste, was es gibt. In Wahrheit wartet am 31. Dezember nur jeder auf den 1. Januar. Das heißt, fast die ganze Welt fiebert dem Moment entgegen, in dem mein Geburtstag zu Ende ist."
James lachte leicht neben ihr, als er ihre trockene Antwort hörte. „So kann man's auch sehen." meinte er.
„Also nein..." schloss Hannah. „Ich habe noch nicht gefeiert."
„Naja, ich habe einen neuen Grill und draußen ein bisschen umgebaut, also könntest du ein paar Leute einladen, während ich den Grill teste." schlug ihr Vater vor.
„Wir haben Winter." entgegnete Hannah skeptisch.
„Wir sind Zauberer." imitierte er sie in ihrer Stimmlage und Hannah verdrehte mit einem Lachen die Augen.
„Und dir geht es doch nur um den Grill und nicht um mich, gib's ruhig zu." setzte sie scherzhaft hinzu und ihr Vater fasste sich ans Herz.
„Erwischt."
Das mochte sie so sehr an ihm. Mit ihrer Mutter konnte sie nie so locker umgehen — Gnade ihr Gott hätte sie ihre Augen wegen ihr gerollt oder würde bei ihr mit sarkastischen Kommentaren reagieren — aber ihr Vater teilte ihren Humor.
„Okay." meinte Hannah locker und ihre Mum hinter ihr sah sie fragend an.
„Okay?" wiederholte sie. „Bis eben hast du noch Nein gesagt."
„Ja, aber..." begann sie und wusste nicht, wie sie den Satz vervollständigen sollte. Dad denkt nicht, ich wäre noch zehn.
„...ich habe den Grill." beendete ihr Dad ihren Gedanken und Hannah lachte leicht.
„Na, wo wir das geklärt haben, gehen wir gleich ein paar Leute einladen." sagte James, grinste ihren Eltern noch einmal zu und zog Hannah schließlich mit sich. Sie wusste nicht, ob es das Beste gewesen war, die beiden alleine zu lassen, da die Stimmung sicherlich unangenehm werden würde, aber daran dachte Hannah überhaupt nicht mehr, als James stehenblieb und sich zu ihr herunterbeugte.
„Rate mal, wer heute noch kommt." forderte er sie mit leuchtenden Augen auf und Hannah atmete tief ein, als sie ihn so nah vor sich stehen fühlte. Sie konnte die Wärme, die er ausstrahlte, genau spüren und als er seine Hände auf ihre Arme legte, um seine Freude zu unterstreichen, breitete sich das Kribbeln von dieser Stelle in ihrem Körper aus. Mit einem traurigen Lächeln versuchte sie ihm nicht in die Augen zu sehen.
„Lily." antwortete sie schließlich und hatte das Gefühl, dass dieser Name ihren Lungen die Luft zum Atmen nahm. Diese Reaktion traf sie so unerwartet und plötzlich kam der Teil in ihr hoch, der versucht hatte, alles was sie für ihn empfand zu unterdrücken. Er war wohl doch nicht so einfach verschwunden, wie sie es sich gewünscht hatte...
„Das heißt, es läuft gut?" fragte sie und sah wieder zu ihm auf, wobei sie ein glückliches Lächeln aufsetzte. James sah sie an und erwiderte es, weniger aufgedreht als eben, sondern mit einem schwer zu deutenden Ausdruck in den Augen.
Sie könnte ihn küssen, jetzt und hier. Sie könnte ihm sagen, dass es ihr wehtat nur daran zu denken, dass Lily an seiner Seite war... und nicht sie.
Doch vermutlich hatte sie ihre Chance dafür verspielt.
„Ich denke schon." antwortete James schließlich und wich auf einmal von Hannah zurück. Als er seine Hände sinken ließ, fühlte sich die Stelle, an der er sie zuvor berührt hatte, kalt an. „Ich meine, sie hat sich ein zweites Mal mit mir treffen wollen, also nehme ich an, dass es nicht so schrecklich gelaufen ist bei Slughorns Weihnachtsparty."
Hannah nickte und dachte daran zurück, wie glücklich James gewesen war, als er von dem Abend mit Lily zurückgekehrt war. Er hatte Hannah sogar Mousse aus weißer Schokolade mitgebracht, weil er es so „überragend" gefunden hatte (ja, dieses Wort hatte er tatsächlich benutzt).
„Ihr habt euch ein zweites Mal getroffen?" fragte sie mit belegter Stimme, bemüht alles zu unterdrücken, was in ihr vorging.
„Jep, kurz nachdem du hier warst." meinte er und drehte sich um. „Wie auch immer, ich bring dich kurz zu Sirius."
„Wieso das?" fragte sie skeptisch, nicht gerade erbaut über den Gedanken, dass er sie zu Sirius „bringen" wollte.
„Ich halte an der Tür Wache, um zu sehen, wann Lily kommt." Er sagte dies mit solch einer Selbstverständlichkeit, dass Hannah beinahe gelacht hätte. Es gab nur einen Menschen auf der Welt, der so etwas nicht nur sagte, sondern tatsächlich auch meinte. „Du bist mit ganz schön viel Glitzer heute unterwegs."
Hannah sah an sich hinunter. Ihr mit Pailletten besetztes Oberteil passte zu der festlichen Stimmung, aber in der Lampe schimmerte es und reflektierte das Licht. „Ich dachte nur—"
„Hannah, das war keine Kritik. Ich mag es." sagte er mit einem leichten Zwinkern und Hannah atmete tief durch. Selbst so ein kleines Kompliment brachte ihr Herz schneller zum Schlagen und sie hasste es, dass sie dieses Gefühl nicht einfach abstellen konnte.
James nickte in Richtung Terrasse, doch bevor er sich auf den Weg mit ihr machen konnte, wurde Hannah erneut angesprochen. Dieses Mal fiel es ihr nicht so leicht, die Stimme zuzuordnen.
„Hannah? Hannah Lancaster?" Ihr Blick wurde immer verwunderter, bis er schließlich Erkenntnis wich, als sie den rothaarigen Mann vor sich sah, der bestimmt fünf oder sechs Jahre älter war als sie. Als sie ihn jedoch erkannte, begann sie herzlich zu lächeln und vergas schon fast James neben sich.
„Gideon?" erwiderte sie überrascht. „Wow, wie lange ist das her?"
„Fast drei Jahre bestimmt." sagte er mit einem Lächeln.
Plötzlich schien James zu realisieren, woher die beiden sich kannten und warf Hannah einen seltsamen Blick zu.
„Ist er auch hier?" fragte Hannah, ohne sich über den Ausdruck in James' Augen bewusst zu sein.
„Fabian muss arbeiten. Als Auror kann man sich die Urlaubstage leider nicht immer aussuchen." entgegnete Gideon, den Hannah zwar nur einmal in ihrem Leben getroffen hatte, aber dessen freundliches Lächeln sich nicht im Geringsten geändert hat. Er war damals bei einem Hogsmeade-Wochenende zu Besuch gewesen, um seine Geschwister zu sehen und hatte dadurch auch Hannah an der Seite seines Bruders kennengelernt. „Meine Schwester wäre auch gerne gekommen, aber sie und Arthur haben mit den Kindern alle Hände voll zu tun. Das nächste soll schon im April kommen. Aber wir kennen James' Familie hier ja recht gut und sehen uns bestimmt noch."
Hannah sah überrascht aus, während James kritisch zwischen den beiden hin und hersah.
„Wie... Wie geht es ihm denn?" fragte sie ein wenig zögerlich.
„Ihm gefällt es in der Aurorenzentrale." Gideon lächelte leicht. „Ihr seid in einem Jahr, oder?"
„Ja." sagte James sofort und rückte etwas näher an Hannah heran.
„Dann bist du jetzt 17, richtig?"
„18 seit heute." sagte Hannah mit einem leichten Lachen und Gideon erwiderte es, als er den leichten Stolz in ihrer Stimme hörte.
„Ich weiß noch, dass ich Fabian damit aufgezogen habe, mit einer 15-jährigen auszugehen und jetzt erzählst du mir, dass du schon 18 bist?" fragte er ungläubig und sie nickte mit einem unschuldigen Grinsen.
„Hannah und ich wollten eigentlich gerade—" begann James, während er auf die Terrasse deutete, doch Hannah unterbrach ihn mit ihrem fragenden Blick.
„Du erwischst Lily schon noch." sagte sie leise zu ihm, bevor sie sich an Gideon wendete. „Wenn du Fabian siehst, sag ihm doch, dass er gerne zu meinem Geburtstag kommen kann. Ich schreibe ihm nochmal, aber wenn er Lust hätte..." Sie ließ den Satz im Raum stehen.
„Klar, ich sag ihm Bescheid." antwortete Gideon schnell und Hannah lächelte glücklich über diese Antwort, bevor sie sich verabschiedete und James folgte, der immer ungeduldiger wurde.
„Du kannst auch ruhig zur Haustür gehen." Hannah warf ihm einen kurzen Blick zu, da sie nicht so recht wusste, woher James' plötzliche Hektik kam. Bevor er die Terrassentür zur Seite schob, hielt er kurz inne und drehte sich mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck zu ihr um.
„Denkst du, es ist eine gute Idee als allererstes deinen Ex einzuladen?" fragte er und Hannah runzelte verwundert die Stirn.
„Naja, ich dachte, es wäre doch eine nette Geste... Wir mochten uns und haben uns gut verstanden." Ihre Stimme klang verständnislos.
„Hm." James zuckte mit den Schultern, als hätte er sich entschieden, nichts weiter dazu zu sagen.
„Machst du jetzt eigentlich mal die Tür auf?" fragte sie nach ein paar Sekunden amüsiert, in denen die Stimmung immer drückender wurde. Sie lachte leicht über James' abwesenden Gesichtsausdruck. „Du wolltest doch auf Lily warten."
„Richtig." sagte James und Hannah warf ihm einen letzten verwunderten Blick zu, als er die Tür zur Seite schob und sie schon einen Schritt über die Schwelle gemacht hatte.
„Alles in Ordnung?" fragte sie und er machte eine für ihn typische Geste.
„Aber natürlich, Hannahlein!" rief er übertrieben aus, was sie zum Schnauben brachte.
„Dann gehe ich jetzt raus und warte." Ihre Stimme wurde leiser und James nickte langsam, als sie sich umdrehte und auf die Terrasse ging, wo Sirius stand und etwas überrascht zu ihr sah.
Sie warf ihm ein kurzes Lächeln zu, bevor sie etwas unentschlossen stehenblieb. „Lancaster." sagte er und deutete stolz auf das Tablett neben sich. „Schau, wer das Tablett mit dem Sekt hat."
Hannah lachte leicht und nahm es entgegen, als er ihr das Glas hinhielt. Im Gegensatz zum Feuerwhiskey konnte sie es diesmal mit gutem Gewissen trinken. Bevor sie sich zu viele Gedanken darüber machen musste, worüber sie mit Sirius reden sollte, öffnete sich die Terrassentür erneut.
„Was ist mit Krone los?" hörte sie jemanden fragen und drehte sich überrascht zu Remus um, der die Tür aufschoben hatte und sie ein wenig überrascht ansah, als er sie neben Sirius stehen sah. „Hey Hannah."
„Hallo Remus." antwortete Sirius gekränkt für sie und sein bester Freund verdrehte die Augen über seine Antwort, während Hannah leicht errötete. Remus kam näher zu den beiden und lehnte sich gegen das Terrassengeländer. Sie sah etwas unsicher zu ihm auf und war zum zweiten Mal an diesem Abend sauer darüber, dass sie so klein war. Genau wie James reichte sie ihm nur bis zur Brust und musste sich halb den Nacken verrenken.
„James wartet auf Lily." erklärte sie.
„Das erklärt einiges." Remus sah zu Sirius. „Als ich geklingelt habe, hat James mich plötzlich unauffällig aus dem Fenster beobachtet."
Als er seinen Satz beendete, sah er ein wenig skeptisch auf Hannahs Sektglas und sie setzte sofort dazu an, sich zu verteidigen. „Ich habe beim letzten Mal nur zum ersten Mal Feuerwhiskey getrunken. Das ist Sekt, den überlebe ich schon. Keine Sorge, ich... bagger dich nicht wieder an, das schaffe ich auch nüchtern." Sie hielt inne, als sie sah, wie Remus' Augenbrauen sich hoben und Sirius in sich hineinlachte. „Ich meine..." begann sie und Remus unterbrach sie schnell.
„Ich versteh' schon." Er sah sie schief lächelnd an und wandte erst den Blick ab, als ein Lachen von der Tür kam und Dorcas und Jo auf sie zukamen.
„Du bist ja schon versorgt." kommentierte ihre beste Freundin ihren Sekt und hielt das zweite Glas in ihrer Hand hoch. Hannah verzog entschuldigend das Gesicht, aber Jo wandte sich schon mit einem verschwörerischen Grinsen an Remus. „Dann kriegst du es eben. Unter uns, die Bowle ist eh viel besser."
„Danke, Josephine."
„Nur Jo." sagte sie sofort und Remus sah ein wenig überrascht aus.
„Ich dachte, nur Freunde würden dich so nennen." erklärte er sich verlegen und Sirius schnaubte leicht.
„Deswegen nenne ich sie einfach Loring." meinte er und Jo warf ihm einen kurzen Blick zu, den Sirius mit einer Grimasse erwiderte.
Als Lily und James dazukamen, wurde der Abend zwar lustig, aber Hannah kam nicht umhin, den beiden die ganze Zeit Blicke zuzuwerfen. Es war seltsam zu sehen, wie James mit ihr umging, wie er sie anlächelte und ihre Augen jedes Mal funkelten, wenn sie etwas zu ihm sagte.
Auf einmal füllte sich die Terrasse mit den anderen anwesenden Gästen und Hannah erkannte, dass es kurz vor Mitternacht sein musste und sie durch das Gespräch mit Jo so abgelenkt gewesen war, dass sie kaum auf die Zeit geachtet hatte.
Jo sah auf die Uhr und grinste leicht. „Noch eine Minute." stellte sie fest und legte den Kopf schief, während sie darauf wartete, dass die ersten Gäste in den Countdown einstimmten.
1978. Was das Jahr wohl bereit halten würde?
Bald würde sie es wissen. Drei... Zwei... Eins...
„Frohes Neues!" rief Jo überschwänglich und stieß mit Hannah an, die aufmerksam in den Himmel sah, um das bunte Feuerwerk zu beobachten. Während ihre beste Freundin sie umarmte, hob sie den Blick und sah etwas, das ihr den Atem nahm: Lily schüttelte mit einem Lachen den Kopf und dann... dann küsste sie James mitten auf den Mund.
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