16. Niemand trinkt einfach so ein Butterbier zusammen
kapitel sechzehn ——— Niemand trinkt einfach so ein Butterbier zusammen
༄ Hannah
HANNAH VERSUCHTE JEGLICHE Gedanken an den letzten Abend zu verdrängen. Es war ein komischer Moment gewesen, was man höchstwahrscheinlich getrost auf die Uhrzeit schieben konnte. Es war spät - da verhielt man sich manchmal anders als sonst, richtig?
Sie trafen sich ausschließlich wegen Remus und Lily, das war ab Anfang an so gewesen. Der Grund ihres Treffens war wahrscheinlich viel zu weit von ihrem eigentlichen Ziel entfernt gewesen und deswegen so seltsam verlaufen. Heute, an helllichtem Tage würde das „Date" sicherlich normaler und unkomplizierter werden.
„Hannah? Hörst du mir zu?"
„Hm?" Hannah sah auf, als Jos Stimme endlich bei ihr ankam. Ihre beste Freundin stand neben ihrem Bett und redete mit ihr, seit Hannah sich aufgesetzt hatte, um wach zu werden. Jo war immer schrecklich früh auf den Beinen und redete zu den frühsten Uhrzeiten über Quidditch. „Tut mir leid, ich war in Gedanken." sagte sie, immer noch ein wenig abwesend, was Jo skeptisch die Augenbrauen zusammenziehen ließ.
„Okay..." erwiderte sie und zog das Wort extra lang, um Hannah deutlich zu machen, dass sie ihr erzählen sollte, was los war.
„Ich glaube, ich hätte gestern fast James geküsst." sprach Hannah die Tatsache aus, die sie bis eben nicht hatte wahrhaben wollen. Sie senkte vorsichtig die Stimme, obwohl die einzigen beiden anderen Ravenclaws, Léa und Meredith, im Bad waren und sie sowieso nicht hören konnten.
„Du hättest fast was?!" plärrte Jo los und Hannah versuchte ihr mit Handzeichen klar zu machen, dass sie leiser sein sollte. „Das ist jetzt nicht wahr, oder?"
„Aber wahrscheinlich bilde ich mir das auch nur ein." winkte Hannah schnell ab und schwang ihre Beine über die Bettkante, um sich ausgiebig zu strecken.
„Ich will nicht, dass du mit Potter auf dieses Date gehst." sagte Jo plötzlich und Hannah warf ihr einen fragenden, verständnislosen Blick zu. „Das ist alles absolut bescheuert. »Wir helfen uns, Remus und Lily rumzukriegen.« Ich meine, es muss dir doch klar sein, dass das spätestens jetzt vorbei ist."
Hannah war überrascht über den plötzlichen Ausbruch ihrer besten Freundin. „Jo, du siehst das zu eng. Da war wirklich nichts dabei." verteidigte sie sich automatisch und Jo zuckte mit den Schultern.
„Okay, musst du wissen." meinte sie schlicht und Hannah starrte nachdenklich an die Wand. Es war wirklich nichts dabei gewesen. Wieso sollte es auch?
༄ Lily
„LILY, MEINE SÜßE!"
Lily musste beinahe lachen, als sie hörte, wie Sirius sie ansprach, als sie gerade die Treppen vom Gemeinschaftsraum aus nach unten eilte, um sich auf den Weg nach Hogsmeade zu machen. „Was ist denn?" fragte sie und Sirius zuckte grinsend mit den Schultern.
„Muss immer irgendetwas sein?" fragte er und sie zog eine Augenbraue hoch. „Okay, Marlene geht mir aus dem Weg und ich habe keine Ahnung, was mit ihr los ist."
Lily konnte es nicht vermeiden, sich betroffen auf die Lippe zu beißen. Sie wusste ziemlich genau, was mit Marlene los war und warum sie sich in letzter Zeit unwohl in seiner Nähe fühlte. Auch, wenn sie ihren Trank genommen hatte, wusste sie nicht so recht mit der Situation umzugehen.
„Du weißt doch, sie kann manchmal echt kompliziert sein." versuchte sie ihm eine befriedigende Antwort zu geben, doch Sirius schien nicht von dem Thema ablassen zu wollen, während er neben ihr herging und er es gerade noch so schaffte, sie von einer Trickstufe fernzuhalten.
Sie wusste nicht, was in der letzten Woche passiert war, aber seit der Party hatte sich etwas geändert. Lily respektierte Sirius mehr, als sie es nach den letzten Jahren für möglich gehalten hatte und auch, wenn er niemand war, in den sie sich verlieben würde, machte es ihr viel Spaß, Zeit mit ihm zu verbringen.
„Wenn ich nicht mit ihr ausgehen kann, musst du wohl herhalten." sagte er und mittlerweile konnte Lily tatsächlich über seinen Humor lachen.
„Wie dankbar ich bin, deine zweite Wahl zu sein." scherzte sie belustigt.
༄ Hannah
„ALSO, REMUS IST SCHON mit Peter im Drei Besen. Wo Lily steckt, weiß ich nicht, aber sie ist bestimmt bei Dorcas oder Mary." sagte James in dem Moment, in dem er Hannah die Tür zum Drei Besen aufhielt. Während sie bei dieser Geste leicht lachen musste, nickte sie gleichzeitig, um ihre Aufmerksamkeit zu demonstrieren.
Glücklicherweise war die Stimmung überhaupt nicht unangenehm gewesen, als sie sich wiedergesehen hatten und tatsächlich hatte sie in den letzten Minuten kaum über den gestrigen Abend nachgedacht. Es war alles wie immer: locker und witzig.
Keine fünf Minuten später saßen sie mit einem Butterbier an einem der Tische und Hannah erkannte, dass Remus auffällig lange zu ihr sah, bis er sich, offensichtlich überrascht, an Peter neben ihm wandte.
„Da wird schon getuschelt, dass du die große Ehre hast, mit mir auszugehen." meinte James stolz und Hannah schnaubte.
„Bestimmt. Man kann ja nicht einfach so zusammen ein Butterbier trinken." erwiderte sie wenig überzeugt und James erwiderte ihren Blick.
„Wir sind hormongesteuerte Teenager. Niemand trinkt einfach so ein Butterbier zusammen." erklärte James ihr altklug, was sie zum Grinsen brachte.
„Gut zu wissen."
Im nächsten Moment öffnete sich die Tür zum Drei Besen und Hannah folgte James ungläubigem Blick, als er zum Eingang der Gaststube sah. Neugierig drehte sie sich um und auch ihr blieb kurz der Mund offen stehen, als sie eine lachende Lily Evans hereinkommen sah - mit Sirius Black neben ihr.
„Ich werde ihn-"
„James!" bremste Hannah ihn hastig, als er Anstalten machte aufzustehen, und zog ihn auf seinen Stuhl zurück. „Sieh doch, sie setzen sich zu Remus und Peter."
„Seit wann lacht Lily mit Sirius?"
„Das ist doch unwichtig." erwiderte sie, auch wenn sie selbst gerne wissen würde, seit wann Lily mit Sirius lachte.
„Sie hat nicht einmal zu uns gesehen." murrte er und Hannah wusste selbst nicht, was in diesem Moment mit ihr durchging, als sie ihn fest ansah.
„Küss mich."
„Was?" stieß James perplex aus, bevor er sich wieder fing. „Ich weiß ja, dass du ganz scharf darauf sein musst, mich zu küssen, aber-"
„Wir müssen vielleicht etwas mehr tun als nur hier zu sitzen und darauf zu hoffen, dass ihnen etwas auffällt." begann sie energisch und plötzlich brach der Teil aus ihr heraus, der endlich wollte, dass Remus sie bemerkte, damit sie sich keine Gedanken mehr über James machen musste. Worum auch immer es dabei ging.
„Weißt du was, Hannah?" Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Vielleicht hast du recht."
Und obwohl Hannah sich in diesem Moment nicht einmal mehr selbst sicher war, ob ihr Vorschlag eine gute Idee war, ließ sie es zu, dass James sie küsste.
In dem Moment, in dem seine Lippen ihre berührten und sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren konnte, war ihr gesamter Kopf wie leer gefegt. Ein kurzes, intensives Kribbeln durchfuhr ihren Körper wie ein Stromschlag und unbemerkt wurde sich ein verborgener Teil von ihr darüber bewusst, dass niemand diesen elektrischen Funken erneut in ihr hervorrufen könnte.
Als James sich nach dieser kurzen Berührung langsam, beinahe in Zeitlupe, von ihr löste, öffnete sie die Augen, die sie instinktiv geschlossen hatte. In seinen geweiteten Pupillen fand sie die gleiche Verwunderung, die sich gerade in ihren abzeichnete.
Ihr Brust hob sich schnell und flach, als James und sie sich ansahen und sie hatte das Gefühl, dass zwischen ihnen eine stumme Kommunikation stattfand, die nicht einmal sie deuten konnte.
Mit einer schnellen Bewegung zog er sie erneut an sich heran und dieses Mal war es nicht nur ein kurzer, normaler Kuss. Sie versuchte sich mit aller Kraft darauf zu konzentrieren, ihn so neutral wie möglich zu erwidern. Es ist nur wegen Remus, versuchte Hannah sich zuzureden, doch als sie ihre Hand zu seinen Haaren wandern ließ, fühlte sie sich, als würde sie alle Kontrolle über ihrem Körper verlieren und an ihn abgeben.
All seine Berührungen waren bis zu diesem Augenblick unglaublich sanft und vorsichtig gewesen, doch als er sie durch seine Haare streichen spürte, rückte er noch näher an sie heran, und intensivierte den Kuss, was sie dazu brachte nach Luft zu schnappen.
Hannah fühlte, wie sie dabei war, sich komplett in seinen Berührungen zu verlieren und als sie spürte, wie er seine Lippen öffnete, gab sie beinahe dem Teil von ihr nach, der alles um sie herum vergessen wollte.
Doch ihre Vernunft war stärker.
Als sie zurückfuhr, wich sie James' Blick bewusst aus und sah an ihm vorbei, bevor sie sich räusperte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und fühlte sich zu der Situation bei ihrem ersten Kuss zurückversetzt.
„Zu viel des Guten?" fragte James mit einem Grinsen und brachte somit auch Hannah wieder dazu, entspanntere Züge anzunehmen. Wenigstens konnte sie es durch ihn durch Humor nehmen - was auch immer gerade passiert war.
„Es war wahrscheinlich glaubhaft genug." erwiderte sie sachlich und sah für einen kurzen Moment einen Ausdruck in seinen Augen, den sie nicht so recht deuten konnte.
„Ja..." sagte er, doch er wirkte während seiner Antwort mit den Gedanken nicht bei ihr zu sein. „Ich gehe mal neues Butterbier bestellen, deins ist fast leer." fuhr er so hastig fort, dass Hannah gar keine Zeit blieb zu protestieren.
Ihr erstes Glas war noch zu einem Viertel gefüllt.
Trotzdem fiel von Hannah jegliche Anspannung ab, als er aufgestanden war und sie alleine ihre Gedanken ordnen konnte. Als sie ihrem plötzlichen Spontaneinfall gefolgt war, hatte sie gedacht, sie könnte sachlicher mit einem Kuss umgehen - aber scheinbar konnte sie das nicht.
Sie hatte es noch nicht über sich gebracht zu dem Tisch zu sehen, an dem die restlichen Rumtreiber und Lily saßen, um ihre Reaktion zu beobachten, doch wahrscheinlich hatten sie ihre Aufmerksamkeit längst anderen Dingen zugewandt. Hannah riskierte einen Blick und erkannte, dass Lily auf den Tisch vor sich sah, Remus nachdenklich James mit seinen Augen folgte und Sirius ihr mit einem Zwinkern zugrinste.
Na Bravo.
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