Kapitel 9 : Kissen und Decken
„Aus dem Weg!", ruft eine Gruppe von Wachmännern und drängelt sich durch die Menge hindurch. Die ersten Männer mit den Uniformen, die es durch die Menge geschafft hat, schubsen die Leute, die ganz vorne stehen, nach hinten. Ein Mann schubst mich ungünstig nach hinten, dass ich mein Gleichgewicht verliere und fast hinfalle. Cole fängt mich noch rechtzeitig auf, zieht mich in seine Arme und bringt uns beide aus der Menge.
Noch völlig geschockt von dem Anblick der Leiche zittere ich in seinen Armen und Tränen kullern aus meinen Augen. Ich kannte Maike nicht, doch trotzdem nimmt mich ihr Tod ganz schön mit, was auch daran liegen kann, weil ich noch mehr Angst verspüre als vorher.
„Sie.. Sie ist..", stottere ich vor mir hin. „Sie ist Tod." Immer mehr Tränen füllen sich in meinen Augen und ich fange an zu schluchzen. „Ssshh", versucht Cole mich zu beruhigen und streichelt behutsam meine Haare. Ich starre auf die Menge und die Wachmänner, die eine Schubkarre geholt haben. Sie heben die Leiche hoch und legen sie in die Karre, ehe sie mit ihr fortgehen.
Ungläubig starre ich nach oben und sehe ein offenes Fenster in dem aufgestellten Container, welcher auf Stelzen steht. Wurde sie absichtlich hinunter geschubst? Oder hat sie Selbstmord begangen?
„Geht zurück zu euren Diensten. Hier gibt es nichts zu sehen.", höre ich eine laute Stimme, die mir sogar bekannt vorkommt. Ich wische mir die Tränen weg und fixiere mich auf den Offiziermann, der immer klarer vor meinen Augen wird. Ich erkenne einen normal großen Mann mit vielen Abzeichen, einen Bart - moment. Jetzt weiß ich, warum er mir bekannt vor kommt.
„Sir Hambols", knirsche ich zwsichen meinen Zähnen hervor und beobachte, wie er die schwachen Menschen wegschubst und sein widerliches Lächeln auf dem Mund trägt. Wut steigt in mir auf. Ich befreie mich aus Coles Armen und bewege mich Richtung Sir Halmbols, doch dann zieht mich Cole an meinem Arm wieder zurück.
„Was hast du vor?", fragt er mit einem ernsten Gesichtsausdruck und mit Augen, die mich durchdringend angucken.
„Ich Gestatte dem lieben Sir Hambols einen Besuch ab und geige ihm meine Meinung!"
„Das tust du nicht!"
„Oh doch, schau zu." Ich wende mich ihm wieder ab und versuche mich aus seinem Griff zu befreien, aber er hat meinen Arm fest mit seiner Hand umklammert. Bestimmend zieht er mich zur Seite. Ich habe kaum Kraft um gegen seinen sog anzukämpfen. Ich hasse es, wie schwach ich schon in den wenigen Tagen geworden bin. Cole stellt sich mir gegenüber, legt seine Hände auf meine Schultern und sieht ir tief in die Augen.
„Pass auf, Maddy. Du hast ganz genau gesehen, was mit Alina passiert ist, als sie Sir Hambols die Meinung gegeigt hat und wer weiß was mit dem nun totem Mädchen passiert ist, aber so lange ich mit dir hier bin werde ich unter keinen Umständen zulassen, dass das mit dir auch passiert."
„Aber es ist unfair..." , protestiere ich und schaue traurig zum sandigen Boden, da ich seinem Blick nicht mehr standhalten kann.
„Natürlich ist es unfair und ich würde denen auch gerne zeigen, was ich von dem ganzen hier halte, aber ich denke auch darüber nach, was für einen Einfluss das auf unsere jetzige Situation haben kann." Leicht schüttelt er mich, was wie ein kleiner Wachruf wirkt. Ich denke über seine Worte nach und mir wird bewusst, dass er Recht hat und ich aufpassen muss, wie ich mich hier benehmen, aber hier ist gerade jemand gestorben und die kümmern sich einen Dreck darum.
„Ja, aber-" „Kein aber!", fällt er mir direkt ins Wort," Ich gebe dir nur eine Standpauke für deine Aktion, aber wer weiß was die mit dir anstellen würden. Maddy wirklich, lass es!"Cole beendet seine Rede und schüttelt mich an meinen Schultern noch ein wenig fester. Ich starre auf den Boden und nicke langsam. Tränen steigen wieder auf und ich beginne zu schluchzen. Das alles hier ist zu viel für mich.
„Komm her.", sagt Cole mit ruhiger Stimme und nimmt mich wieder in den Arm. Die Unruhe um mich herum verschwindet langsam und ich schließe meine Augen, atme tief durch und bringe mich wieder auf den Boden der Tatsachen.
„Na sie mal einer an. Wen haben wir denn da?", höre ich die bekannte Stimme von eben hinter mir erklingen. Sofort schlage ich meine Augen wieder auf und versteife. Ich drehe meinen Kopf vorsichtig nach hinten, bis ich in die braunen dunklen Augen von Sir Hambols blicke. Augenblicklich wird mir schlecht.
Ein gehässiges Lachen kommt von Sir Hambols, wobei ich mich aus Coles Umarmung befreie, er aber dennoch beschützend den Arm um meine Taille legt. „Ihr könnt ja gar nicht aufhören die Finger voneinander zu lassen."
„Was wollen Sie?", zischt Cole und blitzt den Offiziersmann böse an.
„Nana, nicht so so unfreundlich hier.", erwidert Sir Hambols und schüttelt belustigt seinen Kopf. „Eigentlich wollte ich euch eine gute Nachricht übermitteln, aber wenn ihr schon so ankommt, dann..." Der Mann in der Uniform zuckt mit den Schultern und dreht sich um, um zu gehen, doch ich halte ihn auf.
„Was für eine Nachricht?", möchte ich wissen und gehe einen Schritt auf ihn zu. Sir Hambols bleibt für einen kurzen Moment mit dem Rücken zu uns stehen, bis er sich all die Zeit der Welt. nimmt, um sich wieder zu uns umzudrehen. Er räuspert sich, ehe er beginnt zu sprechen.
„Ihr habt wohl eine gute Leistung in den letzten Tagen verbracht und eure Stoffe waren auch akzeptabel. Deshalb werden wir euch ein paar Decken und Kissen bereitstellen." Seinem langweiligen Tonfall nach zu ordnen ist ihm diese Nachricht total egal, doch für mich hat sie eine umso größere Bedeutung. Mit großen Augen starre ich den Mann vor mir an. Meint er das ernst?
„Guckt nicht so verdutzt oder sollen wir sie euch wieder wegnehmen?"
„Nein!", entgegne ich lautstark, was ich eigentlich gar nicht so laut geplant habe, aber alles was wir hier bekommen für unser Wohlsein werde ich festhalten.
„Wo bekommen wir die Kissen und Decken her?", erkundigt sich Cole, der sichtlich gelassener klingt, als ich.
„Ein paar Offiziersmänner stehen bei eurem Schlafplatz und bringen euch diese.", antwortet Sir Hambols und deutet in die Richtung unseres Schlafplatzes. Ich nicke nur und mache mich auf den Weg zu unserem Schlafplatz, doch Sir Hambols fängt nochmal an zu reden.
„Freut euch aber nicht zu sehr. Es kann euch jeder Zeit wieder weggenommen werden.", raunt er unter seinem lästigen Dauergrinsen. Zum Abschied schenke ich ihm einen grimmigen Gesichtsausdruck, ehe ich mit Cole aufbreche.
Mit einem schnellen Schritt gehe ich zügig voran, bis ich tatsächlich drei Manner mit Uniformen an unserem Schlafplatz erkenne, die weiße Decken und Kissen auf dem Boden stapeln. Euphorie steigt in mir auf und voller Freude sprinte ich die letzten Meter bis zu meinem Ziel.
Die Offiziersmänner hauen sofort wieder ab, sobald ich angekommen bin. Ich schenke dene sowieso keine Beachtung, da ich viel zu sehr auf die Bettwäsche fokussiert bin. Der Gedanke mich Abend in eine Decke einzukuscheln ist so schön und ich kann nicht glauben, dass er wahr wird! Hoffentlich wird mir dann Nachts nicht mehr so kalt. Trotz der heißen Temperaturen kühlt es Nachts ziemlich stark ab.
Ich lasse mich auf meinen Knien fallen und berühre vorsichtig die Bettdecke, als würde sie unter meiner Berührung zerbrechen.
„Immerhin besser als gar nichts.", äußert sich Cole optimistisch, der mittlerweile bei mir angekommen ist.
"Ein Haus wäre dennoch schöner...", sage ich etwas enttäuscht und lasse einen langen Atem raus. Cole legt mir eine Hand auf die Schulter, um mich aufzumuntern. Ich lege meinen Kopf auf seine Hand, als mir plötzlich laute Fußstapfen auffallen.
„Hey!", höre ich eine männliche Stimme von hinten. Ruckartig setze ich meinen Kopf wieder auf und drehe ihn um.
„Was habt ihr denn da?", fragt Dennis neugierig, der mit den anderen zu uns stößt.
„Wir haben Kissen und Decken bekommen.", ruft Cole ihnen entgegen und sofort gehen sie alle schneller, um zu sehen, ob Cole wirklich Recht hat.
„Das ist ja purer Luxus", staunt Lucy, was allerdings mehr sarkastisch als alles andere klingt.
„Besser als gar nichts.", sage ich und lächle Cole an, der ebenfalls lächelt.
„Bekommen wir auch endlich mal einen Unterschlupf?", meckert Alina pingelig und überkreuzt ihre Arme vor der Brust.
„Sieht nicht so aus, aber Kissen und Decken sind schon mal ein Gutes Zeichen!", antwortet Cole und versucht sie aufzuheitern.
„Wow, na super. Sollen wir bis zu unserem Verderben hier auf dem Boden schlafen? Die Kissen und Decken helfen ja nicht wirklich um das Liegen bequemer zu machen und außerdem ist es-"
„Jetzt sei doch mal leise Alina!", unterbricht sie Cole, der mit einem ausgestrecktem Zeigefinger auf Alina zugeht. „Jeder von uns hätte hier gerne auch mehr Komfort, aber das haben wir nun mal nicht. Die Decken und Kissen sind wenigstens ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind für ein Haus, also gib dich gefälligst damit zufrieden. Mehr können wir im Moment auch nicht machen." Kochend vor Wut ist Coles Gesicht ganz rot geworden und seine Augen hat er gefährlich zusammengekniffen. So aufgebracht hab ich Cole noch nie gesehen. Die Situation hier verändert uns nun mal alle irgendwie. Auch Alina, denn normalerweise würde sie jetzt kontern und ich sehe es ihr an, wie gerne sie Cole jetzt anbrüllen würde, aber sie tut es nicht. Sie guckt ihn nur grimmig an, nimmt sich ein Kissen und eine Decke, und packt sie dort hin, wo sie schläft.
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