Kapitel 31 : Luxus
Geschockt und sprachlos von seiner Aussage starre ich ihn einfach nur an. In diesem Augenblick wirkt der Meister nicht mehr so angsteinflößend und mächtig. Eher einsam und allein.
Gordon. Gordon Louis Kennedy. Das klingt wirklich sehr förmlich.
Nach Minuten des schweigens richtet er seinen Blick auf mich. Angespannt suchen seine Augen mein Gesicht deutlich nach einer Reaktion ab.
"Ich mag den Namen Gordon. Er klingt so einzigartig.", gebe ich zu, woraufhin er lächelt und seine Gesichtsmuskeln sich ein wenig entspannen.
"Es ist schon spät und du bist bestimmt müde. Du solltest schlafen gehen."
Leicht enttäuscht nicke ich. Auch wenn ich noch nicht lange hier war, war es immer noch besser als da unten. Wenn man das hier kennt, dann erscheint einem das Leben draußen noch grausamer.
"Begleitet mich jemanden raus oder kann ich alleine gehen?", möchte ich wissen, um mich auf meine Abreise von diesem großen Haus vorzubereiten.
Gordon zieht eine Augenbraue hoch.
"Du kannst zwar gehen, wenn du möchtest, aber eigentlich war geplant, dass du heute Nacht hier schläfst.", erzählt er und geht wieder hinein.
Ich drehe mich langsam in Richtung Tür und meine Stirn legt sich in Falten.
Hier schlafen? Ich?
Mit kleinen Schritten gehe ich ebenfalls wieder in die Wohnung hinein. Ich möchte gerade fragen, warum ich hier schlafen soll, da hält er mir bereits ein paar schwarze Klamotten vor die Nase.
"Hier sind ein schwarzes Oberteil von mir und eine schwarze Leggings, die ich noch unten gefunden hatte. Ich hoffe das reicht fürs erste."
Ich nehme die Klamotten entgegen und nicke.
"Hinter der Tür ist das Badezimmer. Du kannst dich da gerne umziehen und dich fertig machen.", sagt er und deutet auf die Glastür neben seinem Kleiderschrank.
Schweigend nicke ich, gehe auf die Tür zu und öffne sie. Augenblicklich bleibe ich im Türrahmen stehen.
Das Badezimmer ist, wie der Rest seiner Wohnung, in schwarz und weiß gehalten. Direkt geradeaus in der rechten Ecke befindet sich eine Dusche in die man hineingucken kann, da bloß eine Glaswand davor steht. In der linken Ecke steht eine große Badewanne, die anscheinend auch eine Whirlpool-funktion hat, soweit man das von diesen Drüsen da drin erkennen kann.
Links neben der Badewanne steht eine Toilette und links neben der Tür befindet sich das Waschbecken mit einem großen Spiegel hängend darüber. Zwei Lichtsäulen sind an beiden Seiten des Spiegels befestigt.
"Der Lichtschalter befindet sich direkt links, falls du den suchst.", ruft der Meister.
Ich betätige den Lichtschalter und sofort werde ich von allmöglichen Lampen angeleuchtet. Kurz kneife ich meine Augen zu, bis diese sich an das grelle Licht gewöhnt haben.
"Alles okay? Du kannst ruhig hineingehen.", spricht er und stellt sich hinter mich.
"Dieses Badezimmer ist heftig!", gebe ich zu und drehe mich zu ihm um, während ich beeindruckt schaue.
Mit verschränkten Armen steht er hinter mir und schüttelt unglaubwürdig seinen Kopf, während ein Lächeln wieder seine Lippen umspielt.
"Du kannst darin machen was immer du möchtest.", bietet er an.
Sofort schießt mir eine Idee durch den Kopf und ich reiße weit meine Augen auf.
"Darf ich duschen gehen?", frage ich hysterisch.
"Klar. Handtücher befinden sich neben dem Schrank vom Waschbecken. Für warmes Wasser musst du den Griff in der Dusche nach links drehen."
Oh mein Gott! Warmes Wasser!
"Danke!", stoße ich freudig hervor, ehe ich in das Bad stürme und die Tür zumache.
Sofort hole ich mir ein großes Handtuch aus dem besagten Schrank. Sogar eine Haarbürste finde ich dort, die ich ebenfalls heraushole. Es kann zwar ewig dauern, bis ich all meine Kletten aus den Haaren bekommen habe, aber immerhin kann ich schonmal damit anfangen.
Ich streiche mir die Klamotten vom Körper und gucke dabei nicht in den Spiegel. Meine Stimmung ist gerade viel zu gut um sie am Ende von meinem Anblick zerstören zu lassen.
Tapsend gehe ich in die ebenerdige Dusche hinein. Meine Hand lege ich auf den Griff, drehe diesen nach links und ziehe ihn anschließend nach vorne.
Sofort läuft das Wasser aus dem großen Duschkopf, weshalb ich kurz zur Seite springe. Das Wasser ist noch kalt, doch nach ein paar Sekunden hat es bereits meine gewünschte Temperatur.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stelle ich mich unter den Duschkopf und lasse das warme Wasser auf mich hinab prasseln.
Genießerisch lege ich den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Das warme Wasser fühlt sich so gut auf meiner Haut an. Es kommt mir so vor, als würde es all meine Wunden auf dem Körper heilen.
Der Verband an meinem rechten Oberarm löst sich, doch das ignoriere ich. Zu schön ist das Gefühl des warmen Wassers.
Nach ein paar Minuten des Genießens wische ich mir meine Haare nach hinten und das Wasser aus meinem Gesicht. Links an der Wand sind Halterungen befestigt in denen Shampooflaschen stehen. Schnell greife ich nach einer und shampooniere meine Haare ein.
Während ich diese Kopfmassage genieße überarbeite ich nochmal meinen Tag.
Ich wurde ohne Grund wieder eingesperrt, obwohl ich gestern schon eine Strafe bekommen habe. Den ganzen Tag hockte ich in der Box, bis der Meister mich hinausgeholt hat, um mich ins Hauptgebäude und in seine Wohnung zu bringen, wo wir dann gegessen haben. Er hat mit mir über meinen Namen gesprochen, sich entschuldigt, als ich geweint habe und hat mir anschließend seinen Namen genannt. Jetzt soll ich noch bei ihm hier schlafen und darf sogar mit warmen Wasser duschen?
Ist er high oder so etwas? Immerhin hat er fast die ganze Zeit gelächelt.
Keine Ahnung, was in ihn gefahren ist, aber ich bin gerade viel zu entspannt, um mir meinen Kopf weiter darüber zu zerbrechen.
Als das ganze Shampoo aus meinen Haaren ist, und ich meinen Körper ebenfalls abgewaschen habe, muss ich schweren Herzens die Dusche wieder aus machen.
Mit dem großen Handtuch rubbele ich zuerst meine Haare trocken, ehe ich mich meinem Körper zuwende, wobei ich den Verband an meinem rechten Oberarm entferne. Der ist jetzt sowieso hin.
Somit habe ich einen Blick auf die Wunde, die schon gut zu verheilen scheint. Zum Glück hat mich der blonde Mann gestern nicht an meinem Oberarm getroffen.
Ich ziehe mir meine Unterwäsche wieder über, sowie auch die Klamotten, die der Meister mir gegeben hat. Sein Pullover reicht mir fast bis zu den Knien und die Ärmel sind auch etwas lang, weshalb ich diese hochkremple.
Anschließend traue ich mich endlich in den Spiegel zugucken, wobei ich mir die Haare bürste. Es zwickt und ziept auf meiner ganzen Kopfhaut und ich verziehe ein schmerzerfülltes Gesicht, bis ich schließlich die größten Kletten herausgebürstet habe. Meine blonden Haare sehen nach Monaten nicht mehr so zerzaust aus, was mich sehr glücklich macht.
Schnell lege ich das Handtuch noch auf einen kleinen Wäscheständer zwischen der Dusche und der Badewanne, bis ich meine Kleidung, sowie auch meine Schuhe, hochhebe und mit nackten Füßen aus dem Badezimmer tapse.
Eine leichte kalte Brise erwartet mich in dem anderen Raum. Die Tür zum Balkon und die Fenster sind allerdings zu. Wahrscheinlich habe ich lange warm geduscht, weshalb sich der Raum erhitzt hat.
"Wo soll ich meine Sachen hintun?", frage ich leise.
Gordon sitzt auf der Couch und hat ein Buch aufgeschlagen. Er sieht auf und dreht seinen Kopf nach hinten, um mich anzusehen. Dabei fahren seine Augen über meinen ganzen Körper und es vergehen ein paar Sekunden, bis er seinen Kopf kurz schüttelt und mir antwortet.
"Leg sie da auf die weißen Schränke unter den Fenstern."
Am liebsten würde ich das nicht tun, da die Schränke so glänzend weiß sind, doch schließlich lege ich meine dreckigen Klamotten darauf. Meine Schuhe platziere ich jedoch davor.
Ich drehe mich wieder in seine Richtung und bemerke, dass er mich immer noch ansieht.
Etwas peinlich berührt packe ich meine Hände hinter den Rücken und spiele wieder mit meinen Fingern, bis er sich räuspert und aufsteht.
"Du kannst in dem Bett schlafen. Ich schlafe auf der Couch.", gibt er bekannt und nimmt sich eine Decke und ein Kissen vom Bett, sodass nur noch ein paar Bettwäsche auf dem Bett liegen bleiben.
Unglaubwürdig sehe ich ihn an.
"Nein, dass müssen Sie...äh, du nicht. Ich kann ruhig auf der Couch schlafen oder auch hier auf dem Boden. Ich bin schlimmeres gewohnt.", entgegne ich, wobei Gordons Augen etwas einfallen und sein Gesicht einen traurigen Ausdruck annimmt. Daraufhin schüttelt er heftig seinen Kopf und sein Gesichtsausdruck wird augenblicklich ernst.
"Kommt nicht in Frage. Du schläfst hier in dem Bett!", spricht er mit seiner bekannten, bestimmenden Stimme und schmeißt seine Bettwäsche auf die Couch.
"Okay...", flüstere ich leise, da mich sein plötzlicher Stimmungswechsel etwas irritiert hat.
"Gute Nacht.", sagt er noch einmal und sieht mich an.
"Gute Nacht."
Gordon legt sich auf die Couch und liest sein Buch weiter, während ich mich in das große Boxspringbett lege. Dieses Bett ist so bequem, dass ich das Gefühl habe auf Wolken zu schlafen. Das Bett in den Containern, oder sogar das bei mir zu Hause in Deutschland, kommt gegen das hier nicht an.
Ich schlinge die Bettdecke um meinen Körper und drehe mich auf meine rechte Seite.
Anstatt einzuschlafen kommen immer mehr Gedanken in meinen Kopf, die mir den letzten Nerv rauben.
In meinem Kopf gehe ich all die Momente von den letzten Monaten durch, jede Bestrafung, jedes Mal, als ich angeschrien wurde, und ganz besonders die Momente mit dem Meister. Dieser Mann bringt so viel Unruhe in mich hinein.
Plötzlich kommt der ein Gedanke in meinen Kopf, der es mir noch schwerer macht einzuschlafen. Die Legende von Katharina.
Katharina hat mit ihm getanzt. Ich hab mit ihm getanzt.
Katharina wurde von einem Offiziersmann abgeholt. Ich wurde von einem Offiziersmann abgeholt.
Katharina hat im Hauptgebäude geschlafen, da sie da ja ein paar Tage verbracht haben soll. Ich schlafe gerade im Hauptgebäude.
Angst breitet sich in mir aus. Ich möchte nicht so enden wie sie.
Ungewollt schlafe ich doch ein. Dieses Bett ist viel zu warm und zu weich, um nicht einzuschlafen. Allerdings wollte ich das nicht, da meine Gedanken die Überhand genommen haben und ich angst hatte, dass mich der Meister in der Nacht überfällt oder irgendwas mit mir anstellt.
Er war zwar die letzten Male nett zu mir, als ich ihn getroffen hab, aber das muss ja nichts heißen.
Von dem Geruch von Essen werde ich wach. Sofort schrecke ich hoch und muss mich erst zurück orientieren, wo ich bin und was passiert.
Als ich bemerke, dass mit mir nichts passiert ist und alles noch so ist, wie als ich eingeschlafen bin, beruhige ich mich ein wenig.
Ich streiche mir die verwuschelten Haare aus dem Gesicht. Etwas ist anders mit meinen Haaren. Sie sind so weich und ich kann tatsächlich durch sie hindurchgreifen, was mich in eine sehr positive Stimmung bringt. Seit Wochen haben sich meine Haare nicht mehr so gut angefühlt.
Aber nicht nur meine Haare fühlen sich gut an. Mein ganzer Körper fühlt sich so weich an. Diese Dusche hat wunder vollbracht!
Ein Geräusch meines Magens holt mich aus meiner Faszination wieder heraus und erinnert mich daran, weshalb ich aufgewacht bin. Essen.
Langsam steige ich aus dem kuscheligem Bett und werfe einen Blick rüber zur Couch, die leer ist.
Barfuß tapse ich langsam über den grau-blauen Boden und folge dem köstlichen Geruch, der aus der Küche zu kommen scheint.
In der Küche werde ich tatsächlich fündig. Gordon steht am Herd an der Kücheninsel und wendet einen Pancake in der Pfanne. Neben dem Herd steht ein Teller auf dem sich weitere Pancakes befinden.
"Guten Morgen.", begrüßt er mich und sieht zu mir auf.
"Morgen.", begrüße ich ihn ebenfalls und rücke mir mein Oberteil etwas zurecht.
"Hast du gut geschlafen?", erkundigt er sich und wendet den Pancake erneut in der Pfanne.
"Mmh", summe ich. Auf einmal muss ich Gähnen und schlage mir die Hände vor den Mund, woraufhin Gordon schmunzelt.
"Sieht mir aber nicht nach ausgeschlafen aus.", meint er und legt den Pancake aus der Pfanne auf den Teller, zu den anderen Pancakes. "Setz dich." Er weist auf den Tisch am Fenster, an dem bereits ein kleiner weißer Teller, ein Glas Wasser, sowie ein Glas Orangensaft, und Dosen stehen.
Ich setze mich hin und Gordon platziert den großen Teller mit den Pancakes auf den Tisch.
"Lass es dir schmecken!"
"D-Das ist nur f-für mich?", stottere ich verblüfft und sehe mir den Tisch vor mir nochmal an.
"Ich muss gehen, da ich noch viel zu tun habe. Mach' es dir hier gemütlich. Du kannst machen was du willst. Es steht dir alles zur Verfügung.", äußert er sich und unglaubwürdig sehe ich ihn an.
"O-Okay...?"
"Wir sehen uns heute Abend.", entgegnet er noch zuletzt und verschwindet schon aus dem Raum.
Perplex bleibe ich sitzen und starre das Essen vor mir an, bis ich damit beginne. Insgesamt 5 Pancakes hat er mir gemacht, doch ich schaffe nur 2, die ich mit Zimt und Zucker und einer Schokocreme bestreiche.
Die Pancakes zergehen so schön auf meiner Zunge und ich genieße jeden bissen.
Doch was soll ich nun mit meiner Zeit anstellen? Soll ich jetzt die ganze Zeit hier auf ihn warten?
Kurzerhand beschließe ich Fernsehen zu gucken und schmeiße mich freudig auf das große U-förmige Sofa. Auf dem Glastisch liegt die Fernbedienung, nach der ich sofort greife und den Fernseher einschalte.
Der Gedanke, dass ich die zweite Katharina sein könnte, geht gerade spurlos an mir vorbei. Zu sehr gefällt mir mein Aufenthalt hier. Und selbst wenn ich die zweite Katarina sein sollte. Dann erlebe ich hier wenigstens ein paar schöne Tage.
-------
So kann man es natürlich auch sehen :D
Tut mir leid für die Verspätung... Habe momentan privat sehr viel zutun, weshalb ich das Kapitel nicht rechtzeitig korrigieren konnte. Wenigstens müsst ihr jetzt nicht eine ganze Woche warten, bis das nächste kommt ;)
Bis denne penne :)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro