Kapitel 3 : Der Vertrag
„Was ist das?", frage ich mit zittriger Stimme und schaue auf den Stapel Papier vor mir auf dem Tisch. „Setz dich, Liebes.", sagt Sir Hambols mit einem Schmunzeln im Gesicht. Liebes? Warum denn auf einmal so freundlich und lieb? Er deutet mit seiner Hand auf den Stuhl vor dem Tisch.
Ich setze mich hin und er setzt sich auf den Stuhl hinter dem Tisch. Wir sind genau auf Augenhöhe und er schaut mir direkt in die Augen. So nah an seinem Gesicht kann ich es besser sehen. Er hat eine Narbe, die von seinem linken Mundwinkel bis zur Wange geht. Eine Monobraue ziert sein Gesicht, welche ihm einen noch ernsteren Flair gibt, sowie auch seine kurzen schwarzen Haare, welche aus seiner Mütze herausragen. Seine dunklen braunen Augen machen mir angst, deshalb beschließe ich meine Augen auf den Stapel Papier vor mir zu lenken.
Vertrag kann ich auf dem Aufdruck der ersten Seite lesen. Vertrag? Warum? Wozu? Verwirrt gucke ich ihn an. „Dies ist der Vertrag für deinen Aufenthalt hier, wenn man das so nennen kann.", erklärt er und grinst. „Wozu?", hauche ich. „Wir wollten nicht hier her..."
„Ach Liebes, das ist mir bewusst."
„Und warum sind wir dann hier? Das muss doch ein Missverständnis sein. Was ist das überhaupt? Ich meine, wir waren doch schon in dem Hotel, das wir gebucht hatten und-"
„Hör auf zu reden und beantworte die Fragen, die ich dich jetzt frage!", unterbricht er mich mit genervten Unterton und blättert die erste Seite des Vertrages um. „Aber ich möchte wissen wo ich hier bin und wieso. Hören Sie, das ist doch alles ein Missverständnis. Wir-" „Dein Name?", fragt er und nimmt sich einen Stift, der auf dem Tisch liegt. Ich kann nicht fassen, dass er mich so ignoriert... Aufbrausend setze ich mich gerade hin und sehe ihm direkt in die Augen.
„Hören Sie mir überhaupt zu? Ich möchte wissen, was das ganze hier soll und wieso wir hier sind! Sie können uns nicht einfach entführen und verlangen, dass wir irgendeinen Vertrag unterschreiben für-"
Auf einmal schlägt er mit seiner Faust auf den Tisch, weshalb zusammenzucke und aufhöre zu reden.
„Verdammt nochmal, kannst du nicht deinen Mund halten? Hör auf mit deinen scheiß Fragen und beantworte die Fragen, die ich dir stelle, sonst wird es hier gleich ganz anders laufen!", schreit er mich an und blitzt mich böse an mit seinen Augen. Mein Mund wird ganz trocken und mein Herz fängt an stark gegen meine Brust zu klopfen.
„Also nun, wie lautet dein voller Name? Und wehe du nennst mir einen falschen, denn sonst wird dieses ein böses Nachspiel haben, Fräulein." Eingeschüchtert nicke ich und sehe auf den Tisch vor mir.
„Also?" „M-Madeline Harrison", stottere ich und er schreibt es auf. „Keinen Mittelnamen?", fragt Sir Hambols. „Doch", sage ich leise. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?", entgegnet er genervt und verdreht die Augen. „Ich dachte es wäre nicht relevant...", flüstere ich.
Er streicht meinen Namen durch und guckt mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Ich Atme kurz ein und aus, ehe ich ihm meinen vollen Namen nenne.
„Madeline Sophie Rose Harrison." „Geht doch", stößt er genervt hervor und schreibt meinen vollständigen Namen auf.
„Wie alt bist du und was ist dein Geburtsdatum?"
„Ich bin 19. Mein Geburtsdatum ist der 16.02.1999" „ Bist du oder warst du schon ein mal schwanger?", fragt er und guckt mich dabei an.
Was ist das denn für eine Frage? Ich gucke irritiert und er sieht mich grimmig an. Sofort steigt die Angst wieder in mir auf, weshalb ich ihm doch antworte. zieht seine Augenbrauen zusammen. „Nein, ich war noch nie Schwanger und bin es auch nicht."
Er hakt irgendwas ab und fragt mich nach irgendwelchen Krankheiten, hauptsächlich Geschlechtskrankheiten, was mich noch mehr irritiert, doch ich verneine sie alle. Nach gefühlten Stunden von unnötigen Fragen kommt er endlich auf die letzte Seite des Vertrages an. „Hier einmal unterschreiben und dann habe ich noch eine Frage an dich.", äußert er sich und dreht den Vertrag zu mir, wobei er mir einen Stift reicht.
Meine Hand zittert und ich nehme den Stift in meine rechte Hand. Fragend und verzweifelt gucke ich ihn und dann wieder den Vertrag an. Er hatte viele Seiten auf denen Texte stehen einfach übersprungen. Ich habe keine Ahnung was da drin steht, aber ich traue mich auch nicht nachzuschauen.
Da ich noch zögere tippt er ungeduldig mit einem Finger auf dem Tisch rum. „Worauf wartest du? Du hast sowieso keine andere Wahl.", weißt er mich hin, während er sein spöttisches Lächeln aufsetzt. Mit meiner zittrigen Hand unterschreibe ich den Vertrag.
Sofort zieht er den Vertrag und den Stift von mir weg und unterschreibt selbst. Mein Herz klopft wie verrückt. Habe ich gerade wirklich einen Vertrag unterschrieben, von dem ich nicht weiß, wovon er handelt? Es ist mir immer noch ein Rätsel weshalb ich hier bin.
„Sehr schön!", er lächelt und schaut auf meine Unterschrift. „Nun zu meiner letzten Frage." Er blättert wieder zur ersten Seite und guckt direkt in meine Augen. „Bist du noch Jungfrau?" „Was?", gebe ich schlagartig und erschrocken von mir. Ich kann nicht glauben, dass er mir gerade ernsthaft diese Frage gestellt hat. „Ach komm, so schwer ist die Frage nun auch nicht". Sir Hambols schaut mir tief in die Augen, was mich sehr unter Druck setzt.
„Was hat das hiermit zutun?"
„Beantworte gefälligst meine Frage!", knirscht er zwischen seinen Zähnen hervor. Ich sacke auf dem Stuhl etwas zusammen und schaue nach unten auf meine Füße. „Ja..", sage ich leise. „Kannst du nicht normal reden? Guck mich gefälligst an, wenn du mit mir sprichst!", befehlt er mit kräftiger Stimme. „Ja.", wiederhole ich mich, dieses Mal jedoch etwas lauter und schaue ihm eingeschüchtert ins Gesicht. „Ja, was?" Er muss es auch echt auf die Spitze treiben, oder? „Ja, ich bin noch Jungfrau." Ich fühle mich beschämt.
Ein schmunzeln breitet sich auf seinem Gesicht aus, welches mir sehr Angst macht. Er schreibt es auf und packt den Vertrag in einen Ordner, der ebenfalls auf dem Tisch liegt.
„Wieso haben Sie mich das gefragt? Warum ist das relevant?", erkundige ich mich verängstigt, doch ich möchte es wissen. „Das wirst du noch erfahren, Liebes. Erst musst du dich hier doch noch etwas einleben.", erzählt er und steht auf. „Hole mir den Jungen rein, von dem du nicht die Finger lassen konntest." Cole.
Ich stehe auf und gehe in Richtung Tür. „Verneige dich gefälligst vor mir, wenn wir mit einem Gespräch fertig sind.", ruft er mir noch hinterher, mit einer sehr lauten und klaren Stimme. Ist das sein ernst? Ich drehe mich zu ihm um, schaue ihn an, verneige mich und gehe aus der Tür.
Meine Freunde gucken mich alle sofort an, als ich in den Warteraum trete und auf sie zugehe. "Cole.", sage ich leise und gucke ihn mit einem traurigen Gesicht an. Cole nickt und steht auf.
Beim vorbeigehen streicht er mit seiner Hand kurz an meinem rechten Arm und geht dann in das Zimmer. Ich setze mich auf seinen Platz auf der Couch und zähle die Sekunden, bis er wieder herauskommt.
Was ist da drin bitte eben passiert? Meinen die das wirklich ernst? Ich schaue zu Jennifer, die rechts neben mir sitzt und genauso verwirrt und verängstigt wirkt, wie ich. Wir beide schauen uns an und man kann unsere Gefühle und Gedanken in unserem Gesichtsausdruck ablesen. Wie konnten wir hier rein geraten?
...
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam nun auch Alina, welche als letzte reingegangen ist, aus dem Zimmer. Davor hat man viel Geschrei gehört, was mich verängstigt hat. War ja klar, dass Alina den Vertrag nicht einfach so unterschreiben würde, geschweige denn die Fragen beantworten würde.
Einer der Männer, der auf uns aufpasst, musste sogar in den Raum gehen um Alina zu zwingen den Vertrag zu unterschreiben. Der Mann kommt mit ihr raus und hält sie am Handgelenk fest. Ihre dunkelblonden Haare sehen ganz zerzaust aus und sie ist etwas außer Atem. Hat sie da drin mit jemanden gekämpft? Wütend reist Alina sich aus dem Griff des Mannes und geht in unsere Richtung.
„Solche Arschgeigen", flucht sie, allerdings mehr zu sich selbst, als zu uns.
Sir Hambols kommt nun auch hinaus, mit einem zufriedenem Grinsen im Gesicht. „Folgt mir!", befehlt er, weshalb wir aufstehen. Wir gehen wieder die Treppe hinunter und betreten den Container neben an, der sich auf dem Boden befindet.
Dieser Container sieht komplett anders aus, als der von vorhin. Überall sind Kleiderstangen, an denen Kleidung in blau, grün, grau, braun und schwarz aufgehängt sind. Manche sind sauberer als andere.
Eine Frau mit grünen Klamotten und grau-blondem Haar kommt zwischen den ganzen Klamotten zum Vorschein. Ihr Gesicht sieht eingefallen und traurig aus. Sie entdeckt Sir Hambols und sofort vorbeugt sie sich vor ihm. Er nickt und schaut sehr selbstbewusst zur Frau.
„Such ein paar Klamotten für die Neulinge heraus. Für Sektor 6.", teilt er ihr mit. Die Frau nickt und schaut uns an, ehe sie zu den Kleiderstangen geht, um Klamotten herauszusuchen. Für die Jungs hat sie schnell welche gefunden. Uns Mädchen winkt sie zu sich und wir gehen zu ihr hin. Sie zeigt uns ein paar graue Kleider in verschiedenen Größen, dabei rutschen ihre langen Ärmel ihres eigenen Kleides etwas hoch und man kann Narben auf ihren Armen erkennen. Haben die das mit ihr hier angestellt?
Sie schaut mich an, bemerkt meinen Blick auf ihre Narben und zieht die Ärmel ihres Kleides schnell herunter. Augenblicklich wird ihr Gesichtsausdruck noch trauriger. Ich weiß nicht, wie ich sie angucken soll. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen. Wie lange ist sie schon hier? Sie sieht aus, als wäre sie schon im Alter von Mitte 50.
Schnell gibt sie uns allen irgendwelche Größen. Ihr war die Situation sichtlich unangenehm. Uns allen gibt sie ein paar Unterwäsche, welche nun wirklich nicht sehr schön aussehen, ein Unterhemd, ein Kleid mit kürzeren Ärmeln, eins mit längeren, hohe Strümpfe und ein paar schlichte Schuhe, in welche man nur reinschlüpfen muss, da keine Schnürsenkel vorhanden sind. Alles ist in grau gehalten.
Wir gehen wieder zum Eingangsbereich des Containers, in dem die Jungs schon auf uns warten. Die drei Tagen auch ihre Klamotten auf dem Arm, welche ebenfalls Unterwäsche, Socken und Schuhe bekommen haben. Dazu noch ein kurzärmliges Shirt, ein langärmliges und eine lange Hose. Ihre Sachen sind ebenfalls grau.
„Worauf wartet ihr?", spricht Sir Hambols. Wir schauen in fragend an. „Zieht euch um!"
„Hier?", fragt Dennis perples.
„Natürlich wo sonst?"
„Ich werde mich definitiv nicht hier vor ihnen umziehen!", protestiert Alina lautstark.
Sir Hambols geht auf sie zu mit seinem strengen Gesichtsausdruck. „Ach ja, Alina, richtig? Pass mal auf. Die Regeln waren doch bisher gar nicht schwer. Die einzige, die ihr euch bisher merken solltet, war, dass ihr das tun sollt, was ich sage. WAS ist daran jetzt so schwer?", spricht er und wurde am Ende immer lauter. Alina zischt und schüttelt ihren Kopf, woraufhin Sir Hambols anfängt wütend zu werden und seine Hände zu Fäusten ballt. „Das war das letzte Mal, dass du so mit mir gesprochen hast. Beim nächsten Mal hole ich den Meister und dann wirst du nicht mehr so grinsen!" Beim Wort Meister gucken wir ihn alle an. Wer ist denn der Meister und was wird er mit ihr anstellen?
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