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Kapitel Sechs - Die Bombe

,,Sie wurden gewarnt."

Rudi Eisner zappelte wie ein gefangener Karpfen unter Joschkas eisigem Blick. ,,J-ja, ich weiß." Die kurzen, roten Haare klebten an Rudis verschwitzter Stirn, während er nervös auf seine Finger starrte. ,,Aber wir sollten nicht außer Acht lassen, dass das am Ende mehr Zivilisten als Franzosen umbringen könnte."

,,Wirklich?" Joschka zog die Augenbrauen hoch. ,,Das fällt dir jetzt ein? Gratulation Eisner, du wirst im Denken immer schneller." Mit einem geübten Handgriff lud er seine Waffe. ,,Wenn du mir jetzt mal helfen würdest?"

Rudi schnaubte und Joschka drehte sich zu ihm um. ,,Willst du mir sagen, dass du auf einmal Mitgefühl für diese Bastarde entwickelt hast?"

Er funkelte Joschka an, wovon dieser sich gänzlich unbeeindruckt zeigte. ,,Ich hasse die Franzosen genauso sehr wie du, in Ordnung? Ich weiß aber auch, dass die Menschen in der Schmiedestraße ein und aus gehen."

,,Sie wurden gewarnt", wiederholte Joschka und wandte sich wieder dem Laden der Waffen zu. ,,Zieler hat die Infos durchsickern lassen, sie hatten die Möglichkeit, sich zu verziehen."

,,Es könnte deine Mutter sein, die es trifft. Deinen Bruder."

Ohne Vorwarnung drehte er sich um und richtete den ungeladenen Pistolenlauf auf Rudis Kehle. ,,Pass auf, was du sagst."

,,Pass auf, was du tust", erwiderte Rudi und schob den Lauf runter.

Joschka seufzte. ,,Ich werd mir Mühe geben, keine Unbeteiligten mit reinzuziehen. Wir sind schließlich keine Franzosen. Was die angeht, kann ich dir nichts versprechen."

,,Für jeden toten Sachsen zahlen sie mit ihrem Blut."

Zufrieden schlug er ein, als Rudi ihm die Hand hinhielt. ,,Wir warten nur noch auf Roberts Kommando, dann wird das Feuer eröffnet."

Joschka nickte und rückte seinen Hut zurecht. Die Krempe warf düstere Schatten auf sein schmales Gesicht. Trotz des sonnigen Wetters trug er noch immer einen Mantel, den er angezogen hatte, als er im Dunkeln das Haus verlassen hatte.

,,Geh auf Position." Er legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf zum Himmel. Es musste Vormittag sein, zwischen neun und zehn Uhr. Jeden Moment konnte das Zeichen ertönen. Jeder Moment konnte entscheidend sein.

,,Viel Glück", erwiderte Rudi. Dann verschwand er in dem Gassensystem, das die Schmiedestraße mit den Nachbarstraßen verband.

Joschka tat es ihm gleich. Die Sicht von seinem Posten aus war nicht optimal. Ein Karren stand ihm im Weg, nebenan lag ein Laden. Er war oft genug hier gewesen um die Gegend zu kennen. Daher wusste er auch, dass der Wagen hier stehen würde, wie er es die letzten zwei Wochen getan hatte. Die alte Gerda war nicht stark genug, ihn vor ihrem Geschäft wegzurollen, und ihr Mann wurde erst letztens in einer Auseinandersetzung mit den Franzosen ermordet. Normalerweise fuhr er den Karren.

Joschka dachte daran zurück, als er um dreiundzwanzig Uhr bei ihr im Laden gestanden hatte, und die Frau ihn angesehen hatte, als wäre er ein Geist. Er konnte es ihr nicht verübeln. Seine Gestalt, durchnässt vom Regen und umrandet vom Licht des Halbmonds, musste durchaus einen gespenstischen Eindruck gehabt haben. Aber das war es nicht, weshalb sie nach ihrem Hermann geschrien hatte, als Joschka an die Tür geklopft hatte.

,,Meine Güte", hatte sie geseufzt, nachdem er ihr ruhig erklärt hatte, weshalb er gekommen war. Dass sie sich bald in Sicherheit bringen sollte, wenn sie nicht Laden und Leben riskieren wollte, wenn sie auf die Soldaten schossen. ,,Ich habe gedacht, Sie seien einer von denen. Dass sie mir erst den Hermann genommen haben, und mich jetzt auch noch holen wollen." Sie hatte den Kopf geschüttelt, während ihr Sohn, von ihrem Geschrei geweckt, ihr über die Schulter gestrichen hatte.

,,Mutter kann kaum schlafen", hatte er - Joschka hatte seinen Namen vergessen - erzählt, während er ihn zur Tür begleitet hatte. ,,Die Franzosen kommen immer wieder und machen Ärger."

,,Ab jetzt wirst du wieder schlafen können", flüsterte Joschka, zurück in der Gegenwart, leise und lud sein Gewehr. Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben und in den Schatten der Gasse wurde es frisch.

Schnell hatte er sein Ziel gefunden. Schräg gegenüber, an eine Hauswand gelehnt, stand ein Soldat. Das Gewehr an seinem Gürtel und rote Behänge an seinem Tschako; dem hohen Filzhut, dessen Schirm lange Schatten auf sein Gesicht warf. Die goldenen Knöpfe an seinem weißen Revers blitzten in der Sonne.

Die gleiche dunkelblaue Jacke wie der, der hier gestanden hatte, als Joschka Rudis Angaben über den Dienstplan überprüft hatte. Den gleichen roten Kragen, die gleichen Stiefel. Ob es auch derselbe Mann war? Wahrscheinlich nicht. Es war ihm auch einerlei. Napoleon machte in der Angelegenheit schließlich auch keinen Unterschied.

Ungeduldig wartete er auf das Zeichen. Verdammt, warum brauchte Robert so lange? Hatte er sich in letzter Sekunde für einen Rückzieher entschieden? Nein, Unsinn. Das sah ihm nicht ähnlich.

Joschka zog die Nase kraus, als unmittelbar neben ihm eine kleine Gruppe Ratten aus der Dunkelheit gerannt kamen. ,,Drecksviecher", zischte er leise und trat sacht nach einer, die neugierig an seinem Stiefel knabberte. Sie quiekte auf und rannt aus der Gasse auf die Straße.

In dem Moment ertönte ein schiefer Kuckucksruf. Roberts Signal. Joschka trat einen halben Schritt aus dem Schatten hervor und betätigte den Abzug. Zweimal hintereinander. Eine überflüssige Verschwendung von Munition, aber er hatte auf diesen Moment seit Jahren gewartet. Der erste Schuss musste sitzen.

Augenblicklich gellten Schreie durch die Straße, als der Mann leblos zusammensackte. Doch darauf konnte er jetzt nicht achten. Stattdessen rannte Joschka los, klopfte ein Mal an jedes Fenster, um dessen Läden ein rotes Band gebunden war. Ein doppelter Klopfer kam zur Antwort.

Keine Sekunde später waren auf der Straßen hinter ihm Schüsse zu hören. Mehr Geschrei. Chaos. Und Joschka rannte weiter, in seinem Rücken bereits die Präsens der anderen Soldaten spürend.

Bei einer Tür bremste er ab. Die Farbe war bereits abgeblättert und der Knauf hing locker in seiner Halterung. Trotzdem schaffte er es, sie aufzuhebeln. Eilig schloss Joschka hinter sich ab, als er den staubigen Flur dahinter betrat. Die Wohnung war verlassen, Staub und Spinnenweben hatten die morschen Dielen langsam für sich eingenommen. Was sie umso praktischer als Verbindung zwischen den kleinen, zwielichtigen Gassen machte, die sich von der Schmiedestraße aus als verwobenes Netz durch Naumburg zogen.

Von einem Raum aus, in dem früher einmal die Vorratskammer gewesen sein musste, führte eine Hintertür. Durch sie gelangte er ungesehen in eine zweite Gasse, vor der ein weiterer Soldat positioniert war. Um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ließ Joschka die Seitentür offen und drückte sich gegen die Wand.

Wenn er den Überraschungseffekt noch ein wenig länger nutzen wollte, musste er jetzt schnell sein. Der Soldat stand kampfbereit mit gezückter Muskete am Gasseneingang, den Rücken zu ihm gedreht. Ab und an feuerte er, schien sich jedoch nicht direkt ins Gemenge stürzen zu wollen.

Für einen Moment warf Joschka den Blick auf sein eigenes Gewehr. Der Griff lag schwer in seiner Hand, sein Finger zuckte bereits von der ständigen Anspannung um den Ablöser. Kaum merklich schüttelte er den Kopf und hängte sie sich wieder um. Für das hier brauchte er sie nicht.

Der Franzose schnappte überrascht nach Luft, als er von einer Hand in die Dunkelheit gezogen wurde. Er riss die Muskete herum, was jedoch mit knapp einem Meter Platz zwischen beiden Häusern kläglich scheiterte. Bevor er überhaupt auf die Idee kam, seine Kameraden zu alarmieren, trat Joschka ihm in den Bauch und versenkte die Klinge seines Messers in der Kehle des Franzosen.

Der Mann gurgelte, während er verzweifelt nach Luft schnappte. Mit zitternder Hand versuchte er, seine Muskete zu erreichen, doch Joschka versetzte ihr einen Fußtritt, sodass sie ein paar Zentimeter über den Boden rutschte. Außer Reichweite für den Soldaten, dessen letzter Kampf angebrochen war.

Anstatt weiter dabei zuzusehen, wie das letzte bisschen Leben aus den weit aufgerissenen Augen wich, wischte Joschka das Blut an der Klinge mit einem Tuch ab, steckte es zurück in die Halterung und verließ die Gasse.

Ein weiterer Soldat ging zu Boden. Das Messer nun wieder gegen sein Gewehr eingetauscht, war er jetzt mitten im Gefecht.

,,Joschka!"

Reflexartig visierte er sein Gewehr, bemerkte dann jedoch, dass es Robert Zieler war, der ihm entgegenlief.

,,Was machen die ganzen Zivilisten noch hier?" Es war schwer, gegen den Lärm anzukommen. Die Kombination aus Schreien und Schüssen machte es unmöglich, sich leise auszutauschen. ,,So kann ich nicht arbeiten."

,,Ist blöd gelaufen", kommentierte Robert und schoss nach links. Mit einem Kopfnicken deutete er Joschka, ihm zu folgen. ,,Aber wir müssen damit zurechtkommen."

,,Die verstärkenden Truppen werden bald hier sein."

,,Wir haben noch alle Zeit der Welt. Achtung!"

Sofort schlug Joschka mit der Waffe nach hinten raus und ein Füsilier ging bewusstlos zu Boden.

,,Verdammt, wir haben jetzt keine Zeit zum Reden. Wie viele sind es?"

Robert wiegte den Kopf hin und her und lud dabei nach. ,,Zehn, Fünfzehn? In der Nähe ist ihr Nest, was anderes erwartet man nicht."

,,Attaque!" Mit einem Mal zischten ihnen Kugeln um die Ohren, Joschka schaffte es gerade rechtzeitig, sich in den Hauseingang zu ducken.

,,So viel zum Thema wir haben alle Zeit der Welt!", rief er Robert zu, während er zurückfeuerte.

,,Dann machen wir heute eben ihre ganze Sippe platt, soll mir auch recht sein. Los, weiter, ich geb dir Deckung!"

Joschka löste sich von seinem Schutzschild und rannte weiter die Straße entlang. Schon bald roch er Feuer, beißender als der Geruch ihrer Gewehre. Dort, wo eben noch der vordere Teil der Schmiedestraße zu sehen gewesen war, aus der er den ersten Wachmann erschossen hatte, erhob sich nun eine Flammenwand. Wer auch immer dahinter war, würde so einfach nicht darüber hinweg kommen.

Erleichtert atmete er aus. Bis die Verstärkungstrups hier ankamen, würde er wieder weg sein. Die lange, schmale Straße, wurde durch den Brand von den ersten zwei Dritteln abgetrennt, zusammen mit den Zugängen zu Gassen und Marktplatz. Jetzt gab es nur noch die heruntergekommenen Wohnhäuser und Werkstätten des ärmeren Teils, der breiter werdende Weg und den Ausgang über die Handelsstraße, der ein wenig weiter hinter einer Kurve lag. Und die Flammen, die zunehmend höher schlugen und ihm freie Bahn gewährten.

Gerade wollte Joschka das Gewehr wieder anlegen, als er stockte. Das siegessichere Gefühl war erloschen.

Da stand er. Leibhaftig und genau so, wie er ihn in Erinnerung hatte. Und nur wenige Meter trennten ihn von dem großen, kräftig wirkenden General.

Dessen Augen verengten sich, als er seinerseits Joschka entdeckte. Dabei verzogen sich seine schmalen Lippen zu einem teuflischen Lächeln, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.

,,Du", sagte er gedehnt. ,,So sieht man sich wieder."

Ohne zu antworten zog Joschka sein Messer. Obwohl die Klinge signifikant länger war als die eines normalen Schnitzmessers, wäre ein Degen für diese Art von Kampf praktischer gewesen. Doch das war ihm einerlei. Sollte er es jetzt und hier zuende bringen, wäre dies die einzige Waffe, die dabei infrage käme.

,,Du willst also kämpfen." In falschem Bedauern schüttelte sein Gegenüber den Kopf. ,,Du überrascht mich. Hast du Angst, deine Knarre zu benutzen?"

,,Ich bringe das zuende, was Bence angefangen hat", erwiderte Joschka bitter.

Für einen schier endlosen Moment starrten die beiden sich an. Er prägte sich die tief liegenden, eisblauen Augen ein. Die Vorfreude und die Mordlust, die darin lag. Mit jeder verstreichenden Sekunde entfachten sie Joschkas Hass auf diesen Mann mehr.

Dann zog der Soldat ohne Vorwarnung seinen Degen und griff an.

Joschka parierte, riss seine Klinge hoch und dann zur Seite, auf seinen Gegner zu.

Der wehrte ab, zielte auf seine Brust, verfehlte jedoch, als der die Waffe weg und seine eigene auf die Schulter lenkte. Wenn er diesen Kampf überleben wollte, musste er ihn irgendwie aus der Fassung bringen. Joschka war nicht naiv; er wusste, dass er hier deutlich unterlegen war. Wenn der General wollte - und das tat er - könnte er ihn an Ort und Stelle töten. Es war nur noch eine Frage der Zeit.

Außer, er kam ihm zuvor. Dieses Mal duckte er sich unter dem Degen weg und zielte dabei auf die Beine des Mannes. Der wich aus. Seine Klinge verfehlte Joschkas Kopf um eine Haaresbreite.

Sein Herzschlag pochte in seiner Kehle. Adrenalin unterdrückte jede Form der Angst.

Die Abzeichen an der Weste des Generals blitzten in der Sonne, sein höherer Status war so auf zehn Metern Entfernung zu erkennen. Die Erkenntnis, das in den vergangenen Jahren eine weitere Plakette hinzugekommen war, entfachte neue Wut in Joschka.

Er setzte erneut zum Angriff an, dieses Mal zielte er direkt auf das Genick. Es klirrte, als seine Klinge die des Soldaten traf. Der Mann blockte ab, riss seinen Degen hoch und lenkte Joschkas dabei von seinen verletzlichen Stellen weg, in Richtung seines Gesichts.

Gerade rechtzeitig konnte er sich wegducken; rechtzeitig, um etwas Schlimmeres zu verhindern. Jedoch nicht früh genug, um direkten Kontakt mit der fremden Waffe zu vermeiden.

Warmes Blut rann aus dem Schnitt, der sich quer über seine Wange zog. Er unterdrückte den Reflex, die Hand darauf zu halten um die Blutung zu stoppen. Die Wunde würde nur infiziert werden.

Für eine Sekunde drehte sich alles. Die schmalen Fachwerkhäuser, deren schwarze Querbalken von verblichenen Segenssprüchen durchzogen waren, verformten sich und kamen näher.

Innerhalb eines Augenblickes hatte Joschka seine Fassung wieder. Mit neuer Kraft stürmte er auf seinen Gegner zu. Jetzt konnte er sich auch wieder an seinen Namen erinnern - Wagner. General Arnold Wagner.

Es klirrte, als die Klingen aufeinandertrafen. Wenn er Wagner besiegen wollte, war das seine Chance.

Er griff nach der Klinge des Generals und klemmte sie zwischen Arm und Seite ein, dabei hob er seine eigene Waffe. Ein Stoß würde genügen-

,,Lilou!" Die vertraute Stimme ließ Joschka innehalten. Mit böser Vorahnung wandte er seinen Kopf zur Seite.

Der Pfarrerssohn, wie gedacht. Was tat der denn hier? Neben ihm her dackelte ein kleines Mädchen, deren rechter hellblonder Zopf sich bereits aufgelöst hatte.

Ihm blieb allerdings keine Zeit, sich darüber zu ärgern.

,,Erste Regel im Kampf", sagte Wagner plötzlich besorgniserregend gelassen, ,,Verliere nie deinen Fokus."

Er hatte die Hände gesunken und hielt nun eine kleine, zischende Eisenkugel darin. Joschka realisierte erst worum es sich handelte, als es bereits zu spät war.

,,Du hättest dich nie in Angelegenheiten einmischen sollen, die nicht deine sind", sagte der General. Dann warf er die schwarze Kugel und rannte.

Joschka warf sich flach auf den Boden und hielt die Hände über dem Kopf verschränkt, als die Bombe hochging und eine Druckwelle über ihn hinwegfegte.

So schnell, wie die Explosion über ihn hinwegzog, war sie auch schon wieder vorbei. Joschka blieb liegen. Wagner war entkommen. Schon wieder. Der Drang, einfach hier zu bleiben und zu warten, bis sein Körper eins mit der Erde unter ihm wurde, war groß. Trotzdem gab er sich schließlich einen Ruck und stand auf.

Die Welt um ihn herum war verstummt. Oder die Explosion hatte sein Trommelfell zerrissen. Die Außenfassade eines leerstehenden Wohnhauses hatte das meiste abbekommen. Der Lehm des Erdgeschosses lag zu großen Teilen zerbröckelt auf dem staubigen Boden. Dafür ragten nun Halme des Gerüstes aus ihrer Struktur und einzelne Stützbalken waren aufgeplatzt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das Gebäude weiter in sich zusammenfallen würde.

Joschka fühlte seinen Puls, der immernoch viel zu schnell ging. Seine Lungen schrien nach Sauerstoff. Doch mit jedem Atemzug brannte der Geruch nach Feuer und Rauch in seiner Nase. Roberts Feuerwand brannte wahrscheinlich noch. Sonst wäre es nicht so leer hier.

Hatte Wagner Zivilisten mit seinem Angriff erwischt? Der Gedanke daran gefiel Joschka überhaupt nicht. Wie sollte er das Attentat auf die Franzosen so verantworten? Das genau das zu verhindern als Ziel gehabt hatte?

Doch die Straße war frei, wie ausgestorben. Nur hinten, etwa fünfzeh Meter entfernt, lag jemand. Joschka runzelte die Stirn. Die Person kam ihm bekannt vor.

Da fiel ihm der Pfarrerssohn wieder ein. ,,Scheiße", fluchte er leise und eilte auf ihn zu.

Nicht, dass ihm an dem besserwisserischen religiösen Extremisten irgendetwas gelegen hätte. Das Konzept der Nächstenliebe überließ Joschka lieber den Christen. Doch er konnte nicht zulassen, dass unter seinem Kommando mehr Bürger als Soldaten starben. Noch darunter Söhne seines Vorgesetzten.

In der Ferne hörte er bereits den Lärm von Menschen, die er nicht zuordnen konnte. Wahrscheinlich Gardisten. Wie lange würde schon so eine Feuerwand brennen, wenn man nicht auf sie achtgab? Doch das Zeichen war klar: Joschka musste sich beeilen.

Über Friedrichs Gesicht rann Blut, er musste sich beim Sturz eine Kopfwunde zugezogen haben. Dafür sprach ebenfalls die aufgeplatzte Lippe. Mehr konnte Joschka auf die Schnelle nicht feststellen, während sein eigener Schädel wie verrückt hämmerte und ihm die Franzosen im Nacken saßen.

,,Ist er tot?", fragte auf einmal eine Kinderstimme neben ihm.

,,Was?"

Ein kleines Mädchen kam vorsichtig aus einem Hauseingang. Die Kleine von vorhin, deren zweiter Zopf nun ebenfalls offen war. Ihre Unterlippe zitterte und sie starrten Joschka mit großen, wässrigen Augen an.

,,Ist er tot?", wiederholte sie noch einmal. Ihre Stimme klang so leise, dass er sie kaum verstehen konnte.

,,Er hat noch Puls, aber bei einer Explosion ist es nicht unüblich, dass das Opfer durch Langzeitschäden stirbt."

Das Mädchen sah nun aus, als ob Joschka sie persönlich mit einer Waffe bedrohen würde.

,,Aber, aber-"

,,Dafür hab ich jetzt keine Zeit", unterbrach er sie harsch. ,,Du bist seine... Schwester?"

Die Blonde schüttelte nur den Kopf. Sie sah aus, als ob sie jeden Moment anfangen könnte, in Tränen auszubrechen.

,,Sei's drum. Wir müssen hier weg." Joschka warf einen Blick über seine Schulter. Auch von der anderen Seite her tönte nun das Geschrei der Soldaten. ,,Und das am besten so schnell wie möglich."

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