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⏳XX - Levia⏳

In der Kirche war es kühl, aber nicht kalt.
Die zuvor zu Massen verhandenen, in schwarz gehüllten Gestalten waren auf einige wenige zusammengeschrumpft, die sich in der Apsis an einem herangeschafften Tisch niedergelassen hatten. Reva verzichtete dieses Mal darauf, ihr Handgelenk zu umklammern. Levia blieb dicht hinter ihr, und sie würde dort bleiben. Das wusste sie.
Die Menschen, die sich um den Tisch gruppiert hatten, saßen fast alle auf Stühlen aus verschiedenen Materialien. Sie muteten aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausführung schon fast wie Throne an. Neugierig kniff Levia die Augen zusammen, als sie näher kamen… die ihnen zugewandten Lehnen, zwei aus Holz, einer aus einem blinden, silbrigen Metall, trugen alle ein Emblem, das auf die eine oder andere Art in das Material eingeätzt oder geschnitzt war: das der Länge nach geteilte Quadrat, dessen obere Hälfte in sieben Strahlen unterteilt war. Einer der so entstandenen Keile war jeweils ausgefüllt, bei diesen dreien die Flächen rechts von dem mittleren Strahl.

Über der Lehne aus dem grauen Metall erkannte sie die zusammengefassten Haare des Grauäugigen. Wie hieß er gleich?- Laurent.
Ein Schauder überlief sie, als er plötzlich aufstand und den Blick auf den ihm gegenüber sitzenden Mann freigab. Sie erkannte sein Gesicht von vorhin wieder, es war der Südeuropäer mit dem langen Haar. Er lachte offensichtlich über den Kommentar eines der Männer neben Laurent. Der schwarze Stuhl mit der hohen Rückenlehne neben ihm war frei.

Flüster saß an einer der kurzen Seiten des Tisches, neben ihm ein weiterer schlichter Holzthron. Er beobachtete nur, sprach nicht. Seine stechenden Augen wanderten über die anderen Männer am Tisch. Über dem schwarzen Ring um seinen Hals schien sein kahler Kopf beinahe zu schweben.
Der schwarzhaarige Mann mit den zwei verschiedenfarbigen Augen, den Reva am Vormittag so rüde zur Seite gestoßen hatte… Ruben?- erkannte sie als erster. Er beugte sich an Laurent vorbei und sprach leise mit Flüster. Sein Kopf schnellte sofort herum, und mit einem Anflug von Unbehagen fand sich Levia im Zentrum seiner Aufmerksamkeit wider.
Die Gespräche verstummten. Augen wandten sich nach ihr um, sie zählte sechs Männer am Tisch und etwas weiter im Hintergrund einige mehr. Revas Nackenmuskeln verspannten sich so weit, dass Levia es gerade erkennen konnte. Sie zwang sich, ihre Schultern ein wenig zu senken und den Blick etwas tiefer zu halten. Sie legte einen Hauch von Angst hinein- Angst, die sie nicht zu erfinden brauchte. Unterwürfigkeit. Ein klein wenig Stolz.

Reva blieb abrupt stehen, vielleicht fünf Meter von den anderen entfernt. Der Südländer und ein weiterer, rotblonder Mann wechselten die Tischseite und reihten sich an Laurent, Ruben und ein etwas gebückt laufendes Rattengesicht.
Flüster trat nach vorne. „Das Vögelchen und die Heilige. Danke, dass du das mit den Haaren geregelt hast.“
Revas Hand zuckte. „Ja.“
Er fixierte sie kurz, bevor sein hypnotischer Blick zu Levia zuckte. „Wie sollen wir dich nennen?“ Seine raue Stimme schabte leise durch seine Kehle. Der Ton jagte ihr einen Schauder über den Rücken.
„Levia. Levia Elizabeth Pernal.“
Gelassen nahm er ihre Worte auf, nickte leicht und legte besonnen den Kopf schief. „Schön. Wir nennen dich trotzdem, wie wir dich nennen wollen.“
Ruben und der Südeuropäer lachten leise auf. Laurents Mundwinkel verzogen sich, während Levias Wangen zu brennen begannen.
„Aber komm.“ Auch Flüster lächelte, auf eine gönnerhafte, beinahe mitleidige Art. „Setz dich, Kind.“
Gegenüber seines Platzes ließ sie sich nieder, während Reva neben ihrem Stuhl stehen blieb. Die anderen Sitzplätze füllten sich bis auf den bei Flüster und den Schwarzen in der Mitte.

Aus dem Zwielicht schälte sich eine weitere Gestalt in Schwarz. Irgendetwas an ihr irritierte Levia, und als sie erkannte, woran es lag, weiteten sich ihre Augen.
Es war eine Frau.
Und sie war anders als die anderen, die ihr bis jetzt in den Ghettos begegnet waren. Ihre Haut war so dunkel wie die Nacht und ihr Haar wallte lang und voll über ihren Rücken. Anders als die anderen schien sie ihre Weiblichkeit nicht krampfhaft verstecken, sondern vielmehr betonen zu wollen. Sie trug ein Kleid, das sich eng an ihre Kurven schmiegte. Ihr Haar war frisiert worden und die Wimpern konnten nicht ganz natürlich sein.
"Malbourne", sagte der Rotblonde leise.
Die Frau nickte ihm bedächtig zu und nahm anmutig auf dem schwarzen Thron neben ihm Platz.

Aus den Schatten folgte ihr eine weitere Person.
Sie war nicht sonderlich groß, hielt sich aber geradezu gezwungen aufrecht und reckte das spitze Kinn. Auch wenn ihre Glieder spideldürr waren, hatte sie etwas von dieser pantherartigen Anspannung an sich, die Levia auch an Flüster schon aufgefallen war. Ihre Figur ähnelte schon eher dem Bild der Frauen, das sie bis jetzt vermittelt bekommen hatte: das Haar auf ihren Kopf war kurz geschnitten und- Levia fand keinen anderen Ausdruck dafür- hatte die Farbe von züngelnden Flammen. Sie leuchteten geradezu über ihrer hellen Haut und den gelblichen Augen.
Die anderen senkten die Köpfe, und sie konnte nicht verhindern, dass ihre Schultern unter dem Schauder kurz erzitterten. Etwas war an ihr, das ihr Angst machte.

Flüster wartete, bis sie zu dem Sitz neben ihm getreten war, bevor er sich wieder auf Levia fokussierte. Mit dem Eintreffen der beiden Frauen hatten sich seine Mundwinkel fast unmerklich gehoben... in einer Geste der Gewissheit, dass er jetzt siegen könnte, hätte es ein Gefecht gegeben.
"Diese Heilige tritt vor die Ersten der sieben Häuser." Eine Pause verstreute den Klang seiner Worte über den Raum.
Er stand am Kopf des Tisches neben der Rothaarigen, links von ihm drei besetzte Stühle, genauso rechts. Er deutete zu seiner Rechten.
"Ich bin Raoul", schnurrte der Südländer mit seiner samtigen Stimme, der ihm am nächsten saß. "Aus dem zweiten Haus."
Neben ihm richtete die schwarze Frau ihren klugen Blick auf Levia. "Malbourne. Ich bin die Erste des vierten Hauses."
"Dagger, sechstes Haus", fügte der Mann mit dem rotblonden Bart hinzu und lächelte ein kleines, unwirkliches Lächeln.
Levia neigte rasch den Kopf, bevor sie sich zur anderen Seite drehte.
"Laurent. Aus dem dritten Haus." Der Grauäugige legte leicht den Kopf schief und musterte sie, während Ruben neben ihm das Wort ergriff.
"Der Erste des fünften Hauses, Ruben."
"Und ich bin Mart", ergänzte das Rattengesicht rasch. "Erster des siebten Hauses."

"Meinen Bruder, Flüster, hast du bereits kennengelernt. Mich kennt man unter dem Namen Tanz."
Die klaren, aber auf irgendeine seltsame Art dünn klingenden Worte gehörten zu der rothaarigen Frau neben Flüster. Ihre gestrafften Schultern und der verbissene Gesichtsausdruck wiesen sie als eine zielstrebige, halsstarrige Person aus, aber ihre Augen, die die selbe verwirrende Farbe wie Flüsters hatten, erschienen seltsam tot und stumpf.
"Wir leiten das erste Haus."
Das Erste. Niemand musste erwähnen, was das bedeutete. Levia konnte die pulsierende Ehrfurcht, die unterdrückten Neidzusprüche beinahe fühlen. Dafür war sie ausgebildet worden, doch auch ein weniger bewanderter Mensch hätte dasselbe erkennen können.

Flüster setzte sich und nickte dem Rotblonden, Dagger, zu. Er senkte kurz den Kopf, stand dann auf und drehte sich zu Levia. Die Bewegungen, die am Tisch herrschten- das ständige Aufstehen und Hinsetzen- verwirrten sie. Erwartete man von ihr das selbe? War sie in ihrer Position als Außenstehende, als… womöglich als Gefangene von diesen Pflichten befreit? Oder war es gar ein Recht, das sie nur nicht als solches erkannte? Ihr Gefühl neigte zu letzterer Erklärung. Nur einem freien Menschen schien es gestattet zu sein. Und sein Blick… er erschien nicht eingeengt oder gar unterjocht.
Sie schlug ihre Augen dennoch nicht nieder. Selbst, wenn sie recht haben sollte- sie würde sich vor den Augen dieser Menschen eine neue Persönlichkeit zurechtlegen müssen. Kleinigkeiten gewannen an Bedeutung, verlangten Konzentration.

"Wie heißt du?"
Routinefragen. Der rattengesichtige Mart transkribierte ihre Meldungen auf einem staubigen Touchpad, das er unter dem Tisch hervorgezogen hatte. Das Display war so zersprungen, dass man es in der Heiligen Stadt wahrscheinlich nicht einmal mehr in Mülleimern finden würde.
"Levia Elizabeth Pernal."
"Wie alt bist du?"
"Ich habe zweiundzwanzig Jahre in der Heiligen Stadt gelebt."
"Welcher ist dein Beruf?"
"Ich wa- bin Journalistin."
Das Zögern wurde genauestens analysiert. Tanz‘ dünne Lippen wurden, wenn überhaupt möglich, noch schmaler. Viel Zurückhaltung war erforderlich, damit Levia nicht lächelte…. Vielleicht würde es doch noch einfacher werden als gedacht.

"Bei welcher Agentur hast du gearbeitet?"
"Ich war bei einer Tageszeitung, die international von Bedeutung ist. Der Daily Pass."
Mart nickte wissend, oder zumindest versuchte er, diesen Anschein zu erwecken. Erneut musste Levia sich mit allen zur Verfügung stehenden Kräften zur Unterdrückung eines amüsierten Lächelns zwingen. Sie waren so viel einfacher als die Bürger der Heiligen Stadt oder zumindest als die Art, mit der sie immer zu tun gehabt hatte.

"Sozialer Status deiner Familie?"
Sie schürzte die Lippen. Natürlich hätte sie eine Lügengeschichte um ihre Herkunft aufbauen können, aber was hätte ihr das genutzt? "Relativ durchschnittlich. Meine Mutter hat als Grundschullehrerin gearbeitet, mein Vater ist als Innenausstatter tätig."
"Hast du Geschwister?"
"Zwei jüngere. Ein Bruder, eine Schwester."
"Warum bist du hier?"
Levia zögerte kurz. "Weil Reva mich hierher gebracht hat."
Dagger stützte sich an der Tischplatte ab und brachte sein Gesicht damit näher an ihres. "Warum bist du auf der falschen Seite der goldenen Wand?"
Ihr Gaumen war staubtrocken. Als sie mit der Zunge darüber fuhr, spürte sie die einzelnen Hautschuppen. "Ich bin verfolgt worden und habe keinen Ausweg mehr gesehen, um der Reichweite der… der Jäger zu entkommen." Wie hatte sie nur so dumm sein können, einfach zu laufen? Sie hätte… hätte bleiben sollen, Aidan hätte ihr alles erklären können, sicher. Wenn an der Lagerhalle etwas illegal gewesen war, hätte er sie ihr unmöglich gezeigt.
Ihr wurde übel, als sie sich an den Moment im Loftcafé erinnerte. Das zweite Glas Champagner. Das Glitzern am Boden des Glases… und ihre endlose Verwirrung, die es ihr bis jetzt verboten hatte, darüber nachzudenken…

"Warum wurdest du verfolgt?", bohrte Dagger geduldig weiter. Seine Stimme riss an den Bildern vor ihren Augen.
"Ich habe… habe etwas gesehen, dass ich nicht sehen sollte." Du hättest nicht in das Glas sehen sollen. Du hättest es nicht nehmen dürfen.
Sie hätte sich selbst schlagen können. Dieser eine Moment… genau dann, als es wichtig geworden wäre, konnte sie nicht so reagieren, wie sie es eigentlich getan hätte. Es tun hätte müssen. Dann wäre alles anders geworden.
"Was hast du gesehen?"
Sie gab sich Mühe, ihre Stimme zu festigen. "Das tut nichts zur Sache."
Für den Anfang würde das genug sein, um ihr Interesse an ihr am Leben zu erhalten… und ihr genug Zeit verschaffen, um zu entscheiden, was sie mit diesen Informationen anzufangen gedachte. Das Blut. All das Blut. Die Würfel mit den Daten, die über die schimmernde Oberfläche liefen, wenn man sie berührte. Und ihre schiere Menge, die erschlagenden Berge aus Kisten, tief unter der Oberfläche von London… Unwillkürlich fragte sie sich, ob die gewaltigen Ausläufer der Halle sich bis unter die Ghettos erstreckte, über die Grenze der Themse hinaus.

Dagger wandte kurz den Kopf ab, ein leises Schnauben war zu hören, als er auf eine Weise zu lächeln begann, die die meisten Menschen beunruhigt hätte. Seine Maske war beinahe blickdicht. Wären ihre Gedanken nicht so aufgewühlt gewesen, hätte wahrscheinlich auch Levia gelächelt, um seine Selbstsicherheit schwächeln zu sehen.
Seine Augen kehrten zu ihr zurück, und wie erwartet hatte der Schalk sie nicht erreicht. Seine Stimme wurde leiser, langsamer und übertrieben deutlich.
"Was hast du gesehen?"
"Es ist nicht wichtig, ich habe überreagiert. Noch dazu bin ich mir nicht einmal sicher, was genau es war."
Was genau die Würfel bezwecken, vielleicht nicht... aber etwas anderes. Und das weißt du ganz genau, flüsterte es in ihr, und wieder schwebte Aidans Gesicht über dem Champagnerglas. Seine grünen Augen glühten unheilvoll, als er es ihr überreichte.
"Ich bin mir sicher, du weißt es." Dagger kam noch näher. Seine dunkelblauen Augen bohrten sich in ihre, die noch immer bronzefarben von den Kontaktlinsen waren.
"Nein, das tue ich nicht."
Doch. Natürlich hatte sie den Gegenstand in dem Glas gesehen, und natürlich hatte sie gewusst, was es bedeutete. Er hatte sie gebraucht, sie und ihre Fähigkeiten, vielleicht sogar ihr besonderes Gehirn, aus irgendeinem unerfindlichen Grund. Und sie hatte nicht widerstehen können.
Der Frage nach ihrer Bestimmung.
Der nagenden Unsicherheit, was seine Einstellung ihr gegenüber betraf.
Ihrer Neugierde.
Aidan.

Und dem Ring in ihrem Glas.

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