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⏳ XV -Levia ⏳

Die junge Frau legte sachlich
den Kopf schief. "Welches Körperteil brauchst du jetzt am wenigsten? Mal sehen..."
Levia stand reglos da. Regentropfen benetzten ihr Haar, bahnten sich einen Weg über ihre Stirn, perlten über ihre Wangen bis zum Kinn, wo sie sich lösten, um den Boden zu küssen.
Die Frau lächelte sanft. "Deinen Mund scheinst du ja nicht zu benötigen. Hast du keine Zunge mehr?"
Die simple Selbstverständlichkeit, mit der sie die Frage stellte, weckte ein undefinierbares Grausen in Levia. Sie meint das ernst.

Sie öffnete die Lippen, schloss sie wieder. Ihr Gegenüber zog abwartend die Augenbrauen hoch und ließ die Pistole einmal um ihren Finger rotieren.
Es war ein altes Modell. Levia erkannte die Gravur, eine Beretta, 7mm, wenn es sie nicht täuschte... ihr Geschichtekurs an der Akademie war bei der Klassifizierung verschiedenster Schusswaffen etwas nachlässig gewesen, aber es hatte Spezialisierungseinheiten gegeben. Damien hatte vor einem Interview einmal eine davon besucht.
Alt. Das war gut, vermutete sie zumindest.

"Also?"
Wenn sie recht überlegte, war sie mehr noch ein Mädchen als eine Frau. Obwohl sie sie um die zwanzig schätzte, war sie furchtbar zierlich und sehr klein und hatte so gut wie keinen sichtbaren Brustansatz. Doch die Kälte in ihren honigfarbenen Augen machte sie zu einer Bedrohung.
Die junge Frau murmelte etwas Leises. "Krüppel sind wertlos. Einen schönen Gruß an meine Eltern... sag ihnen, dass ich sie liebe, ja?" Selbstvergessen krümmte sich ihr Finger um den Abzug.

Levia hechtete geistesgegenwärtig zur Seite. "Warte!", rief sie hastig. Eine Kugel bohrte sich mit einem ohrenbetäubenden Knall in einen Ziegelstapel neben ihren Beinen. Ihr Puls hob vom Boden ab.
"Oh, es spricht!", spöttelte die Frau und lächelte herablassend. Sie machte keine Anstalten, sie erneut anzugreifen, doch für Levia schien die Waffe in ihrer Hand zu leuchten. "Spricht es auch noch mehr?"
Levia gab die Gegenwehr auf. Die Tödlichkeit dieser Frau war viel zu offensichtlich, sie wusste, auch ohne die Beretta würde sie sie mit Leichtigkeit überwältigen könne. "Ich... komme aus der Heiligen Stadt. Ich arbeite dort." Die Frau wartete die kurze Stille ab, bevor sie genervt mit der Waffe durch die Luft wedelte. "Und weiter?"
"Ich bin harmlos. Journalistin."
Die Frau stockte kurz. "Ausbildung?", verlangte sie knapp.
Levia zögerte. "Ich habe eine Kinderbetreuungsstätte besucht, als ich klein war, und dann die Pflichtschule. Daran habe ich ein Vorstudium in Journalismus abgeschlossen, und als ich sechzehn wurde, habe ich an die Akademie gewechselt."
"Akademie?"
"Eine schulartige Institution, die-"
"Welche Akademie."
"Oh." Levia errötete. Das war dumm, dumm, dumm. Du darfst dem mit der Waffe nie das Gefühl geben, dass du ihn für dumm hälst. "Castleighwell & Gees."
"Hm." Die Frau schlich zwei weitere Schritte auf sie zu. "Warst du wichtig in der Hierarchie von denen da drüben?" Sie ruckte undeutlich mit dem Kopf in Richtung der Barriere.
"N-nicht sonderlich." Levia vertraute ihren Instinkten ihr Leben an. Es war riskant, das wusste sie, aber sie konnte nicht in diese Frau hineinsehen. Unkontrollierte Wirbel aus aufgewühlten Gefühlen drückten sie zurück, wieder und wieder.

"Und was ist mit deinen... deinen Augen?" Sie fuhr sich fahrig mit der freien Hand über das Gesicht. Die Skepsis sprach aus ihrer Stimme.
Levia lächelte vorsichtig. "Was soll mit ihnen sein?" Sie vertraute dem dunklen Bronzeton der Kontaktlinsen, vertraute ihm in diesem Moment mehr als dem, was sie erlernt hatte. Er machte sie zu etwas Besonderem, und was diese Frau mit ihr anstellen würde, wenn sie für sie nicht mehr als ein einfaches Mädchen von der falschen Seite des Flusses sein würde, konnte sie sich bereits ausmalen.
Ein verwirrter Schatten huschte über das Gesicht der Frau. "Ihre... Farbe ist sonderbar."
"Deine Augen sind golden, meine bronzefarben. Wo liegt da der Unterschied?"

Sie beobachtete neugierig die widerspenstige Reaktion auf ihre Worte. "Meine sind schlammfarben", fauchte die andere und hob erneut ihre Waffe. Ihr fiel auf, dass sie Linkshänderin war. "Was machst du hier?"
Ein brüchiges Geräusch bahnte sich den Weg durch Levias Kehle. Sie hustete den Ton mehr aus, als dass sie ihn gesprochen hätte. In der feuchten Luft verwandelte er sich in ein irres Lachen.
Ja... was machte sie hier? Hinter den Mauern ihrer Welt, ein Niemand inzwischen, und das alles wegen ein paar Kästen mit Blut. Millionen Kisten Blut.
Sie krümmte sich um ihren verkrampften Bauch, der dem stetig hervorsprudelnden Gelächter fast nicht standhalten konnte. Lachte über ihre sinnlosen, unbegründeten Ängste, ihr kopfloses Verhalten, ihre endlose Dummheit. Oh, sie war dumm, so dumm...

Die Frau zuckte nicht mit der Wimper, doch eine atemberaubend schnelle Kugel jagte neben Levia in einen Schutthaufen und ließ eine Staubwolke aufsteigen, die sich in ihre Atemwege drängte und das beängstigend irre Gelächter in einen unkontrollierten Hustenanfall verwandelte.

"Was machst du hier?" Sie sprach langsam und sehr deutlich, doch die Kälte in ihrer Stimme fror ihre Worte ein und stahl ihnen den Klang.
Levia holte krampfhaft Luft, suchte nach den richtigen Worten und entschied sich schließlich für eine vage gefasste Form der Wahrheit.
"Ich bin geflohen", stellte sie fest... und in diesem Moment wurde ihr in der schlichtesten Überwältigung klar, dass sie weg war.
Weg von Zuhause.
Sie stand im Regen in einem Kriminalitätsviertel, vor sich die Mündung einer Pistole.
Die Frau seufzte. "Und das soll ich dir glauben? Dass du allein weggelaufen bist vor dem fließenden warmen Wasser, vor Essen, dass in Schränken wächst, und Kästen, die dich wärmen?"
Ein unkontrolliertes Schmunzeln breitete sich auf Levias Gesicht aus. "Ganz schön dumm, nicht?"

Die junge Frau musterte sie argwöhnisch. Die schwankenden Stimmungen schienen sie aus der Fassung zu bringen.
"Und du heißt?"
Ein Name. Drei Worte.
Levia wusste, es hätte ihr schwer fallen müssen, ihn zu verraten... Namen waren nicht wertlos, das waren sie niemals, aber in dem Moment, als sie aus dem Schein der Barriere getreten war, war seine Bedeutung restlos verklungen.
In diesem Moment gab es ihren Namen nicht. Die Heilige Stadt hatte ihn bereits vergessen, und hier, jenseits der Barriere...
Sie war allein. Und zum ersten Mal wirklich frei dazu, etwas zu entscheiden.
"Levia."
Sie mochte dieses Gefühl nicht. Sie wollte Umstände, die ihr etwas abverlangten.
"Levia." Die andere kostete das Wort, ließ es sich über die Zunge rollen. "Ein seltsamer Name für ein seltsames Ding."

Levia trat betont langsam zur Seite, in den mäßigen Schutz einer einsamen Hauswand, die von einer Art Wellblech gekrönt wurde.
Sie folgte ihr mit den Augen, hob die Pistole jedoch nicht erneut. Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich aus.
Dann seufzte die junge Frau hörbar auf, sicherte ihre Waffe mit einem Klicken und wirbelte sie einmal um ihre Finger, bevor sie sie in ein Halfter an ihrer Hüfte steckte.
Levia musterte es- eine kurze Nylonschlaufe, die mit Metallstücken in den Gürtel gehakt worden war. Mehr Bewegungsfreiheit beim Kämpfen, vermutlich, aber unpraktisch beim Rennen, wenn das Halfter immer wieder gegen den Schenkel schlagen musste. Gegen alle Vernunft durchzuckte sie das Bild eines sich lösenden Schusses, der ihr das linke Bein wegjagte.

"Bei Fuß, kleine Heilige", wies sie die Frau knapp an und wedelte unwirsch mit der Hand. "Du gehörst jetzt wohl uns. Es wird Zeit, dass du jemanden kennenlernst."

Sie ging direkt neben ihr. Das Holster an ihrer linken Beinhälfte war zu weit entfernt, um in einer Bewegung heranzukommen. Sie war ein wenig kleiner als Levia, aber etwas an der Art, wie sie beim Gehen die Schultern straffte, weckte dennoch Unmut in ihr.
Sie würde nicht das kleinste Problem damit haben, Levia auszuschalten.

Sie folgten dem breiten, von Trümmern gesäumten zerrissenen Asphalt. Anfangs reckte sich nur alle paar Schritte eine baufällige Ruine bis über ihre Köpfe, doch die Bauten sammelten sich rasch und wuchsen. Die Risse wurden breiter, die Mauern dicker, der Regen trug die ersten aufgeschwemmten Erdteilchen heran und formte bereits kleine Schlammpfützen. Und mit jedem noch so kleinen Schritt rückte ihr Leben weiter in die Ferne.
Die Leere drang gewaltsam in Levia ein und machte sie taub für das Wispern des Regens. Sie war... niemand mehr...
Nichts. War ein vom Himmel gefallener Vogel. Ein vom Seil gestürzter Artist. Ein verlorener Gedanke.
Ein Name.

Ihr Herz sehnte sich bereits wieder zurück über die Barriere. Sie dachte an Mercy, die mit einem Berg von Cupcakes zuhause auf sie wartete. Sie dachte an Damien, der angespannt in der Redaktion umhertigerte und sich mit seinem Wissen abplagte. Sie dachte an Isaac, der einsam in einem Raum voller verschiedenst frisierter Toupets stand und überlegte, mit welchem er Somnus DeClaire gegenübertreten würde. Wusste er bereits Bescheid? Was würde Aidan ihm sagen?

Wer würde die Nachricht zu ihrer Mutter tragen? Sie sah Junia Pernal in der spärlich möbilierten Küche sitzen, wie sie über dem Haushaltsplan brütete und nebenher ganze Schüsseln von Cashewnüssen vertilgte, weil der Arzt sie noch immer für zu dünn hielt. Sah ihren Vater Edmund den Raum betreten, die schwere Armeejacke auf den einen Stuhl werfen und dann zum Kühlschrank gehen. Er würde nach einem Bier fragen und Junia ihm auf die Finger schlagen. Sie würde wissen wollen, wie es auf der Arbeit gewesen war. Edmund war Innenausstatter, niemals an der Spitze seines Büros gewesen, doch dennoch immer tüchtig und gut bezahlt. Als er dreiundvierzig geworden war, hatte er Junia verboten, weiter ihrer Anstellung als Grundschullehrerin nachzugehen und sich stattdessen auf ihre Gesundheit zu konzentrieren.
Ein schmales Lächeln huschte über Levias Gesicht. Ihrer Mutter war immer alles wichtiger gewesen als zu essen, sie hatte es manchmal tagelang vergessen, wenn sie besonderes Engagement in ein Projekt steckte.
Wie würde sie es erfahren? Würden sie es gemeinsam hören- ihre Mutter, ihr Vater, Faye und Dorian?
Dos Gesicht würde kalt bleiben, wie immer, wenn die Sprache auf sie kam. Er hasste sie schon so lange. Faye würde sich dennoch an ihn klammern.
Du hättest zu ihnen gehen sollen.
Aber das hätte nichts geändert.

Die junge Frau warf ihr einen scharfen Blick zu. "Kannst du nicht ein klein wenig leiser laufen, Heilige?"
Levia schreckte aus ihren Erinnerungen hoch. "Bitte?"
"Leiser. Laufen." Sie verdrehte die Augen. "Man kann mit einem allzu lauten Schritt hier viel zu viel anlocken."
Levia blieb stehen, drehte sich einmal um die eigene Achse, ohne auf das genervte Aufstöhnen der anderen zu achten. Sie ignorierte das leise Klicken der Pistole, als sie die Waffe wieder zog, und ließ ihren Blick wandern.
Die Ruinen, die sich zu beiden Seiten der Gasse auftürmten, rahmten sie wie abstrakte Türmchen ein. Der Weg, dem sie gefolgt waren, war nur einer von vielen, die immer wieder Schneisen durch die verfallenen Gebäude zogen. Eine wirkliche Straße hatte sie noch nicht entdeckten können.

Während das aufstrebende Licht verkündete, dass der Morgen heraufgezogen war, legte sich der Regen noch immer wie ein feinmaschiges Netz über alle Oberflächen und übermalte die Mauern mit einer eintönigen aschgrauen Färbung. Levia konnte dennoch den Blick von all diesen Zeitzeugen nicht abwenden.
Hätte es so etwas außerhalb der Ghettos gegeben, dann wäre sie den ganzen Tag dort herumgestakst und hätte Bilder für den Blog geschossen. Das Szenario war atemberaubend.
An ihrer Seite gähnte in einem Fenster aus schmutzigen Glasspitzen ein finsteres Loch. Ein altes Schaufenster, wenn sie die Puppe mit dem abgerissenen Kopf gleich dahinter beachtete. Fasziniert trat sie ein paar Schritte näher.
"An deiner Stelle würde ich das lassen, Heilige."
"Ich will es mir nur ansehen", gab Levia beschwichtigend zurück und stieg vorsichtig über die Reste des Glases in das dämmrige Zwielicht. Unter ihren Füßen gab der Boden leicht nach.

Das schwächliche Licht erhellte nur diffuse Umrisse, undefinierte Hügel aus zerrissenem Stoff und Metallbügeln. Von der wohl einst prunkvollen Ladentheke war die Verdeckung abgerissen worden, eine umgekippte Metallbox mit kleinen Schubladenöffnungen lag davor auf der Seite. Levia erkannte die Tasten: eine alte Kasse von vor dem Krieg.

Ein leises Knirschen ließ sie herumfahren, doch die junge Frau war nur zu der Öffnung im Glas getreten. Die Knöchel der Hand, die den Griff umklammerte, traten vor Anspannung weiß hervor. Der Lauf war schräg nach draußen auf die Straße gerichtet.
"Komm da raus. Niemand plündert so nah an der goldenen Wand und das hat auch seinen Grund."
Goldene Wand... die Barriere.
"Und mit ein bisschen mehr Pech... ach, verdammt."
Ihre Stimme verhärtete sich.
Sie hob die Waffe und richtete sie auf die gegenüberliegende Ruine. Eine verbogene alte Feuerleiter rankte sich wie eine verwucherte Kletterpflanze über die Mauer. Und einer der dünnen hervorragenden Streben schwang gerade heftig genug hin und her, dass Levia es von ihrem Standpunkt aus erkennen konnte.

Ein unangenehmes Gefühl kroch über ihren Rücken. Plötzlich erschien es ihr, als würde es überall rascheln- ein Schal bewegte sich leicht, irgendetwas knarzte leise, in ihrem nassen Nacken spürte sie einen kühlen Luftzug.
Und neben der Tür- der Umriss war fast zu stämmig für eine Schaufensterpuppe...
Sie unterdrückte ihren Drang, einen verängstigten Laut auszustoßen, und stolperte einen ungelenken Schritt zurück.
Prallte gegen etwas Weiches.

Eine Hand schloss sich fast zärtlich um ihr Kinn. Der dazugehörige Arm lag schwer auf ihrer Schulter und blockierte ihre Seite, die zweite Hand übte einen federleichten Druck auf ihre Schulter auf.
Levia sog scharf die Luft ein, stolperte ungelenk, hütete sich vor jeder weiteren Bewegung. Die Angst flutete ihre Sinne.
Ein rascher Griff, und ihr Genick würde durch den Druck bersten.

"Nanana, meine Liebe", hauchte eine rauchige Stimme neben ihrem Ohr. "Was hat uns mein Vögelchen heute mitgebracht?"

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