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55. Gegen die Zeit [1]

Emma starrte Kilian an, während ihr benebelter Geist zu verstehen versuchte, was soeben geschehen war und wieso er mit seinem Kopf in den Händen dastand. Als es dann endlich soweit war und ihr Verstand erkannte, dass sie es mit einer von Masumis Puppen zu tun hatte, wurde ihr ganz schwummrig. Die Ereignisse ließen sie jedoch nicht zur Ruhe kommen, damit sie sich vom Schock erholen konnte.

»Versteht Ihr nun, was ich meine, Eure kaiserliche Hoheit?«, ertönte Kilians Stimme vom Eingang des Thronsaals.

Mit trockenem Mund und zitternden Gliedern wandte Emma den Kopf. Der Baron stand in der Tür, den Schneidenden in einer Hand, den abgetrennten Kopf eines Vogelmenschen in der anderen. Bei ihm waren auch Kamilla, Karel und Klarissa. Alle Geschwister waren mit ihren jeweiligen Reliquien bewaffnet.

Kilian wartete einen Moment, um sein Erscheinen Wirkung zeigen zu lassen, dann trat er einen Schritt beiseite und ließ nacheinander den König und die Prinzessin eintreten.

Der König musterte seine Kopie abschätzend. »Sehe ich wirklich so aus?« Er wandte sich an seine Tochter: »Ich finde, mein Haaransatz ist deutlich tiefer. Was denkst du, mein Schatz?«

»Vater...«, grollte die Prinzessin durch ihre Maske. »Das ist doch jetzt völlig unwichtig. Ich konnte mich eben nicht mehr so gut erinnern.«

Der Blick des Königs wanderte zum Kaiser der Vogelmenschen, der ihn fassungslos erwiderte. »Ich sage dir, was unwichtig ist, meine Blume-« Er schaffte es nicht, den Satz zu vollenden, da war die Prinzessin schon losgestürmt und hatte dem Kaiser ihr Schwert bis zum Heft in die Brust gerammt. Der Geflügelte stolperte rückwärts gegen den Thron, fasste den Griff der Klinge und wollte sich davon befreien, aber damit erreichte er nur, dass Blut aus der Wunde quoll und sein Gefieder rot färbte.

Niemand reagierte. Die Vogelmenschen schienen genauso unter Schock zu stehen wie Emma. Aus weit aufgerissenen Augen beobachtete sie, wie der Kaiser nach der Lehne des Throns griff und sich daran klammerte, als hinge sein Leben davon ab.

Aus den Augenwinkeln bemerkte Emma, wie weitere Bewohner der Morgenwind in den anderen Zugängen zum Thronsaal erschienen, um die Geflügelten an der Flucht zu hindern. Unter ihnen waren auch Derrick, Masumi, Joseph und Hilde. Alle Morgenwind-Bewohner, bis auf sie selbst und die Wesen, die Magie wirken oder sich verwandeln konnten, schienen einen künstlichen Doppelgänger zu besitzen.

Emma merkte, wie ihr jetzt endgültig die Tränen kamen. Sie hockte sich auf die Fersen, stützte sich mit den Händen ab und beugte sich vor bis ihre Stirn den kühlen Marmorboden berührte. Es war, als könnte sie hören, wie das Blut durch ihre Adern rauschte. Für einen Moment sperrte dieses Rauschen alle anderen Geräusche aus. Einatmen – Ausatmen, sagte sie sich vor, weil sie spürte, dass ihr Atem flach und viel zu schnell ging. Dabei achtete sie ganz allein auf ihre Brust, die sich im Takt ihres Atems hob und senkte. Ihre Mutter hatte diese Technik aus einer ihrer Therapiesitzungen mit nach Hause gebracht und sie prompt an ihre Töchter weitergegeben, für den Fall, dass sie mal Angst oder starken Stress erfahren sollten. Emma nahm an, dass diese Situation unter die Definition von starkem Stress fiel.

Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte und das Rauschen in ihren Ohren weitgehend verklungen war, richtete sie sich wieder auf und sah gerade noch, wie Kilian eine auffordernde Geste in Rasputins Richtung vollführte. Der Dämon erhob sich aus seiner knienden Position, bedachte die Geflügelten, die ihn auf die Knie gezwungen hatten, mit einem herablassenden Blick und trat zum Kaiser der Vogelmenschen, der sich wie ein Ertrinkender an den Thron klammerte. Der Blick des Geflügelten irrte ziellos durch den Thronsaal und sein Gefieder bewegte sich unruhig, als würde es von widerstreitenden Winden gestreift. Erst als Rasputin den Griff der Klinge packte, was ein Beben durch seinen geschwächten Körper sandte, hob er den Blick. Seine gelben Augen klarten auf und es wirkte, als würde er Rasputin erkennen.

»Ich bin der Vater des Wechselbalgs«, erinnerte ihn Rasputin, wohl um ganz sicher zu gehen, dass es so war. »In Eurem Auftrag hat General Erelis meine Brut gefoltert und mein Weib getötet – so wie viele andere Unschuldige.«

Die anwesenden Bewohner der Morgenwind und ihre Doppelgänger nickten zustimmend.

»Der General hat dafür bereits mit dem Leben bezahlt«, fuhr Rasputin fort. »Jetzt seid Ihr an der Reihe.«

Und mit diesen Worten drehte der Dämon die Klinge, sodass noch mehr Blut aus der Wunde quoll. Der Kaiser verdrehte die Augen und schnappte nach Luft. Seine Flügel zuckten und krampften. Doch Rasputin kannte kein Mitleid. Ohne den Blick abzuwenden oder das geringste Zeichen von Erbarmen zu zeigen, drehte er die Klinge weiter. Der Kaiser röchelte und spuckte Blut, das in kleinen Tröpfchen Gesicht und Kleidung des Dämons sprenkelte. Dann, endlich, wie Emma fand, sackte er in sich zusammen und starb. Wie ein erschöpfter Wanderer saß er da, den Rücken an den Thron gelehnt. Mit nachlassendem Muskeltonus zogen sich seine Schwingen zusammen und hüllten ihn ein, als wollten sie ihn vor Wind und Wetter beschützen. Der Anblick erinnerte Emma an eine tote, vertrocknete Spinne.

Die Geflügelten reagierten auf den Tod ihres Anführers so, wie Miragel es vorausgesagt hatte: nämlich mit Verwirrung und Chaos. Da die Ausgänge des Thronsaals von ziemlich selbstsicher auftretenden Morgenwind-Bewohnern versperrt wurden, sahen sie nur einen Ausweg aus ihrer Lage. Glas splitterte, als sich die ersten Soldaten zur Flucht wandten.

»Lasst sie!«, rief Kilian über den Lärm hinweg. »Es macht keinen Sinn, sie zu verfolgen.«

Nachdem sich die verbliebenen Vogelmenschen durch die Fenster aus dem Staub gemacht hatten, schien sich die Lage vollkommen in Kilians Hand zu befinden. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ließ er die Klinge des Schneidenden verschwinden, trat vor und verneigte sich in Richtung des echten Königs. »Euer Majestät. Schloss Allezeit gehört wieder Euch.«

»Ich habe nichts anderes erwartet, mein Freund«, erwiderte der König gut gelaunt.

»Es tut mir leid für die Unannehmlichkeiten, die unser Plan Euch verursacht haben muss.«

Der König winkte ab. »Ach, das... nun, ich fand es sehr interessant, mir diesen...« Er warf seiner Tochter einen fragenden Blick zu. »Wie hast du es genannt?«

»Kofferraum«, kam Derrick der Prinzessin zu Hilfe.

»Ah ja«, machte der König mit einem langsamen Nicken. »Nun, ich fand es sehr interessant, mir diesen Kofferraum mal genauer anzusehen. Die Menschen auf der unteren Welt sind auch sehr gute Erfinder. Nicht so gut wie mein Volk, aber immerhin...«

»Karel!«, rief Miragel.

Emma fuhr herum und sah, dass er seinen Vater umklammert hielt, der noch immer bewusstlos zu sein schien.

»Karel!«, wiederholte er. »Schnell, den Leuchtenden

Pflichtbewusst eilte Karel dem Elf und seinem Vater zu Hilfe.

»Emma?«

Wieder fuhr Emma herum. Ihr Blick fand Kilian, der auffordernd die Hand nach ihr ausstreckte. »Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?«

Am liebsten hätte Emma ihm gesagt, was sie davon hielt, immer und immer wieder von irgendwelchen Doppelgängern an der Nase herumgeführt zu werden, doch sie brachte nur ein Nicken zustande, das sie vermutlich ziemlich dämlich wirken ließ.

Kilians Reaktion darauf bestand aus einem Lächeln, bei dessen Anblick sie sich noch dämlicher vorkam. Wie hatte sie auch nur für eine Sekunde glauben können, dass sich seine Gefühle verändert hatten? Wenn man so sehr an das Warten gewöhnt war, wie Kilian es sein musste, spielten zwei Jahre Trennung vermutlich kaum eine Rolle.

Vorsichtig richtete Emma sich auf. Es schien ihr, als würde der Boden unter ihren Füßen aus Watte bestehen. Interessanterweise war es ausgerechnet Rasputin, der ihr, im wahrsten Sinn des Wortes, unter die Arme griff. Langsam half er ihr aus dem Pulk der erstarrten Doppelgänger heraus und führte sie zu Kilian, der den abgeschlagenen Vogelmensch-Kopf fallen ließ und sich mit dem Arm das Blut aus dem Gesicht zu wischen versuchte. Dabei verschmierte er die Kreuze und Kreise, die er sich auf Stirn und Wangen gemalt hatte. Kamilla wollte ihm helfen, aber er schüttelte sie ab und eilte Emma entgegen.

Emma löste sich von Rasputin und schloss ihren Baron fest in die Arme. Aufgrund der Rüstung, in der er steckte, fühlte es sich an, als würde sie eine Konservendose umarmen. Trotzdem bedeutete diese Geste alles für sie. Sie war die verdiente Wiedergutmachung für die Abscheulichkeiten, die sie in den letzten Tagen erlebt hatte. Noch dazu barg sie das Versprechen, dass ihr Leben so weitergehen würde, wie sie es sich erhofft hatte. Kilian war nicht nur der Mann, den sie liebte, sondern auch ihr ganzes Zuhause.

»Es tut mir leid, Emma«, flüsterte Kilian und beugte sich vor, um sie zu küssen.

Emma stellte sich auf die Zehen und erwiderte den Kuss, der jedoch viel zu früh endete, als Kilian plötzlich herumfuhr und Rasputin mit der geballten Faust auf die Nase schlug.

Der Dämon zuckte zurück, hob die Hände vor das Gesicht und spähte finster durch die Lücken zwischen seinen Fingern. »Womit habe ich das denn verdient?«

»Das weißt du ganz genau«, knurrte Kilian und pulte sich eine Art Hörgerät aus dem Ohr. »Wir konnten alles hören, was unsere Puppen gehört haben.« Er schlang einen Arm um Emmas Taille und zog sie zu sich. »Ich habe also genau gehört, was Emma über dich gesagt hat. Dass du sie dazu bringen wolltest, das Bett mit dir zu teilen.«

»Also das-«, begann Rasputin, aber Kilian fiel ihm ins Wort.

»Wenn ich dich noch einmal dabei erwische, wie du sie zu etwas zu überreden versuchst, was sie nicht will, ist die Verbannung noch dein kleinstes Problem.«

Rasputin betastete seine Nase. »Na gut. Na gut.« Er hob mahnend den Zeigefinger. »Aber – und das wird Euch vermutlich freuen, zu hören – sie liebt Euch viel zu sehr, als dass ich sie zu irgendetwas überreden könnte.«

»Daran habe ich nie gezweifelt«, erwiderte Kilian ernst.

»Schön, dass ihr euch über meine Gefühle einig seid«, bemerkte Emma sarkastisch.

Kilian ließ die Schultern hängen. »Du hast recht«, meinte er zerknirscht und küsste sie auf den Scheitel. »Verzeih' mir.«

»Du hast Glück, dass Rasputin ebenfalls recht hat«, sagte Emma. Obwohl sie sich ihrer Empfindungen zur Abwechslung mal ganz sicher war, fühlte es sich an, als müsste sie gegen einen orkanartigen Wind ankämpfen, der ihr die Worte von den Lippen stehlen wollte. »Und damit meine ich, dass ich dich wirklich sehr liebe.«

Der Glanz in Kilians Augen verriet ihr, dass er diese Worte fast genauso sehr gebraucht hatte wie Emma die vorhergehende Umarmung. Bevor er jedoch dazu kam, etwas zu erwidern, klopfte ihm Derrick fest auf den Rücken. »Wer liebt unseren Baron nicht?«, fragte er mit einem breiten Grinsen. Dann wandte er sich an Emma: »Hab' ich ein Déjà-vu oder trägst du schon wieder ein Nachthemd in der Anwesenheit von Hochadel?«

Emma sah an sich herab und errötete. »Ich... also das...«

»Ach, halb so wild«, meinte der König. »Meine Tochter ist früher auch immer so durch das Schloss geschlichen. Meine Bediensteten haben sie eine Zeitlang für das Schlossgespenst gehalten.«

»Vater...«, grollte die Prinzessin.

»Dann wart ihr alle die ganze Zeit über nur Puppen?«, fragte Emma kopfschüttelnd. »Ich meine... ich habe gefühlt, dass etwas anders ist, aber damit hätte ich nicht gerechnet.«

»Das war doch von Anfang an unser Plan«, sagte Kilian und es klang fast vorwurfsvoll.

Derrick nickte zustimmend. »Außerdem waren wir nicht alle die ganze Zeit über Puppen. Wir haben das flexibel gehandhabt, um die Megamon und die Vogelmenschen zu verwirren. Erst als es dann eng wurde, haben wir Sterblichen mit unseren Puppen die Plätze getauscht.« Er bedachte den König mit einem knappen Seitenblick. »Ihre Majestät haben wir gleich nach seiner Befreiung ausgetauscht und im Kofferraum des Mustangs versteckt.«

»Verrückt«, murmelte Emma.

»Diese Puppen sind wirklich erstaunlich«, bemerkte der König. »Zu gerne würde ich einen Plausch mit dem Erfinder halten. Seine Fähigkeiten können sich auf jeden Fall mit denen meines Volks messen.«

»Ihres Volkes?«, fragte Emma, auch wenn es nicht besonders höflich war.

Der König schien es ihr jedoch nicht übel zu nehmen. »Wir haben keinen Namen«, erklärte er. »Vermutlich, weil es uns schon gegeben hat, bevor Namen überhaupt erfunden waren.« Er lächelte versonnen, als würde er sich an etwas erinnern, das schon eine halbe Ewigkeit zurücklag – vielleicht auch eine ganze. Noch immer konnte Emma an seiner Erscheinung nichts Besonderes erkennen. Was das Aussehen anging, schien er ein ganz normaler Mensch zu sein.

»Namen haben wir übrigens nicht erfunden«, ergänzte der König und der Humor zeichnete Kränze aus feinen Linien um seine Augenwinkel. »Davon abgesehen, haben wir eine Menge erfunden.« Er verschränkte die Arme vor dem Körper und betrachtete den unheimlichen Thron. »Manches davon hätte vielleicht nie erfunden werden dürfen.«

»Ist das jetzt wirklich so wichtig?«, mischte sich die Prinzessin ein. »Sollten wir nicht lieber die Sphären retten, anstatt über Erfindungen zu diskutieren?«

Der König nickte zögernd. »Ja. Du hast recht, mein Schatz. Wie immer.« Er wandte sich an Kilian und seufzte: »Ich weiß, es ist tausend Jahre her, dass Ihr die geeinten Lande verlassen habt, Baron von Morgen. Dieses Schloss war nie wirklich Eure Heimat. Immer unterwegs wart Ihr, mit der Morgenwind durch die Sphären, und in welcher Gestalt Ihr zurückkehren würdet, war ich mir nie sicher. Trotzdem wart Ihr mein bester Freund.« Bei diesen Worten presste er die Lippen aufeinander und seufzte erneut. »Doch ich fürchte, diesmal ist zu viel Zeit seit unserem letzten Treffen vergangen. Ich habe etwas von Euch verlangt, zu dem ich kein Recht hatte. Und das bedeutet, es steht Euch zu, eine Entscheidung treffen.«

Die Prinzessin trieb ihren Vater mit einem warnenden Blick zur Eile an.

»Und Ihr müsst sie schnell treffen«, ergänzte der König daraufhin. »Denn wenn Ihr zu Euren Freunden in die untere Welt zurückkehren wollt, muss das geschehen, bevor sich die Sphären wieder beruhigt haben und der Fluss der Zeit wiederhergestellt ist.«

»Zurückkehren?«, hauchte Emma. »Heißt das, wir könnten-«

»Die Zeit steht im Moment beinahe vollkommen still«, erklärte die Prinzessin. »Erst, wenn mein Vater wieder auf dem Thron Platz nimmt, werden die Sphären ihre Bewegung wieder aufnehmen, was den normalen Lauf der Zeit wieder herstellen wird.« Sie wich Emmas Blick aus. »Das hoffen wir jedenfalls.«

»Was genau passieren wird und welcher Schaden bereits angerichtet wurde, werden wir erst sehen, wenn es soweit ist«, sagte der König. »Ich könnte es berechnen, aber das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen.«

»Aber es besteht die Möglichkeit, dass wir ohne Zeitverlust in die untere Welt zurückkehren könnten?«, fragte Derrick.

Die Prinzessin und der König nickten.

»Wie viel Zeit in der unteren Welt vergangen ist, lässt sich aufgrund des angerichteten Durcheinanders jedoch nicht genau sagen«, wandte der König ein. »Es könnten ein paar Minuten, Stunden, Tage, Wochen oder Jahrzehnte sein.« Er maß Kilian mit einem abschätzenden Blick. »Und falls Ihr Euch dazu entscheiden solltet, dorthin zurückzukehren, kann es sein, dass wir uns nie wiedersehen werden – je nachdem, wie sich die Bewegungen der Sphären und die Zeitströmungen entwickeln. Daher könnte Eure Entscheidung endgültig sein.« Der König faltete die Hände vor dem Körper. »Also... entscheidet weise, aber schnell.«

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