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42. Die letzte Nacht auf Erden [2]

Erschöpft ließ sie sich abseits des Geschehens ins Gras plumpsen und hielt Ausschau nach Kilian, konnte ihn jedoch nicht mehr entdecken. Dafür bekam sie mit, wie Ariel den halbnackten Rasputin aus einem Nebengebäude zurück ins Freie zerrte. Den beiden folgten einige junge Nonnen und Priester, die eilig ihre Kleider richteten.

Emma schüttelte ungläubig den Kopf. Sie war jedoch zu müde, um sich zu erheben und Rasputin zu tadeln. Stattdessen ließ sie die Lichter und Geräusche auf sich wirken und beobachtete mit leicht glasigem Blick die Bewohner, die noch immer über die Tanzfläche wirbelten. Der Alkohol machte sie schläfrig. Langsam wurde ihr klar, dass auch die Nacht, von der sie sich wünschte, dass sie niemals enden würde, irgendwann ein Ende finden musste.

»Hey«, meinte Sebastian und hockte sich zu ihr ins Gras. In den Händen hielt er einen Stapel Papier und einen Kugelschreiber. »Hast du einen M-moment?«, fragte er.

»Wofür?«, erwiderte Emma leise.

Sebastian reichte ihr das Papier und den Stift. »W-wenn du heute n-noch Zeit hast, solltest du einen Brief v-verfassen.«

»Und an wen?«

»An deine F-familie«, antwortete Sebastian. »Da w-wir ja nicht mehr zu ihren Lebzeiten zurückkehren w-werden.«

Emma sah ihn an. Halb glaubte sie, er hätte einen Scherz gemacht, aber er schien es völlig ernst zu meinen. Ihr umnebelter Geist klärte sich langsam. »Du willst, dass ich mich verabschiede?«

»Einige letzte W-worte«, sagte Sebastian. »W-wenn es dir lieber ist, kannst du sie auch anrufen.«

Der Gedanke, mit ihrer Mutter zu sprechen, überwältigte Emma. Nur zu gern hätte sie noch einmal ihre Stimme gehört. Nur noch ein einziges Mal. Doch sie wusste, dass sie es nicht konnte. Zu groß war ihre Angst, dass sie sich alles noch einmal überlegen und Kilian im Stich lassen könnte, wenn sie auf diese Weise an ihr altes Leben erinnert würde. Nein, dachte Emma. Sie würde erst wieder Kontakt mit ihrer Familie aufnehmen, wenn alles hinter ihr lag und sie nach Hause zurückkehren konnte. Trotzdem leuchtete ihr ein, was Sebastian gesagt hatte, denn sie wollte ihre Familie nicht im Unklaren lassen, weder was ihren Verbleib, noch was ihre Gefühle für sie anging. »Danke, Sebastian«, meinte sie, kämpfte sich mühsam auf die Beine und ging zu Ariel hinüber.

Die Lichter und das Gelächter blieben hinter ihr zurück. Nicht weit entfernt, direkt hinter der Steilküste, schwebte die Morgenwind. Wie ein großer, schwarzer Berg ragte sie vor der Klosteranlage auf. Ein uraltes Ungetüm aus rostigem Metall, das man mit einer dünnen Schicht Natur überzogen hatte. »Ariel?«, fragte Emma.

Der Engel wandte sich von Rasputin ab und ließ seinen Blick über Emma und die Utensilien in ihren Händen gleiten. »Fräulein Emma. Ich nehme an, Ihr sucht nach einem Ort, um Euch zurückzuziehen?« Noch ehe Emma antworten konnte, deutete er zum Nebengebäude, das Rasputin soeben verlassen hatte. »Dies hier ist das Gästehaus. Es steht zu Eurer freien Verfügung.«

»Vielen Dank«, antwortete Emma verblüfft. »Das ist wirklich sehr nett.«

»Gastfreundschaft ist eine alte Tugend«, erwiderte der Engel mit einem indifferenten Lächeln.

Emma wollte schon gehen, da kam ihr die eigene Neugier in die Quere. »Was ist das hier eigentlich für ein Ort?«

Das blütenweiße Gefieder des Engels raschelte leicht, als er die Schultern bewegte. »Ein Ort des Friedens, Fräulein Emma, und der Weisheit.«

»Wie überaus vage, alter Freund«, mischte sich Rasputin ein. An Emma gewandt, fuhr er fort: »Es ist ein Seelen-Register. Jede Seele, die derzeit in dieser Welt existiert, wird hier erfasst.«

»Und wozu?«, fragte Emma weiter.

»Das ist der große Plan«, gab Ariel zurück und faltete die Flügel um seinen Körper, als wollte er sich damit warmhalten. »Wir sind nur das Werkzeug.«

Rasputin gab ein abfälliges Geräusch von sich und richtete seine zerzauste Frisur. Leicht lädiert sah er sogar noch besser aus als in seinem normalen makellosen Zustand. Kaum hatte Emma das gedacht, fiel ihr wieder ein, weshalb seine Haare so zerwühlt aussahen, und sie entschied sich dazu, schnell das Weite zu suchen.



*



Wenig später saß Emma in einem der spartanisch eingerichteten Gästezimmer und formulierte ihren Abschiedsbrief, für den Fall, dass sie sterben und nie wieder nach Hause zurückkehren würde. Die Buchstaben verschwammen immer wieder vor ihren Augen, teils aufgrund des Alkohols, teils wegen der Tränen, die ihr beim Schreiben aus der Brust stiegen.

Nachdem sie die Rohform des Briefs beendet hatte, schleuderte sie ihren Stift quer durch den Raum, der lediglich mit Bett, Schrank, Tisch und Stuhl ausgestattet war. Die Einrichtung hatte etwa so viel Charme wie eine Jugendherberge, aber natürlich konnte sie sich darüber nur schlecht beschweren.

Müde warf sie sich auf das einfache Bett. Staub wirbelte auf und der hölzerne Bettrahmen knarrte bedrohlich unter ihrem Gewicht. Die Matratze war nicht viel weicher als das Drahtgestell darunter. Emma rollte sich auf den Rücken und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie hasste sich dafür, dass sie ihrer Mutter und ihrer Schwester diesen Brief schreiben musste. Es war nicht fair, nach all dem Leid, das die beiden schon erlebt hatten. Trotzdem musste es sein. Wenn sie Kilian wirklich in die oberen Sphären folgen wollte, dann gab es keinen anderen Weg, als ihre Familie zurückzulassen. Das war die Entscheidung, die sie treffen musste und in gewisser Weise längst getroffen hatte. Vielleicht die einzige Entscheidung in ihrem Leben, die nicht von Angst bestimmt wurde. Und so sollte es auch bleiben. Sie würde sich nicht von ihren Sorgen zur Umkehr bewegen lassen. Nein, es gab keinen Weg zurück. Sie würde dabei helfen, die Vogelmenschen zu besiegen – und sie würde überleben. Auch wenn ihre Familie das nie erfahren würde.

Mit neuem Elan schwang sie sich vom Bett und trat an das kleine, vergitterte Fenster. Von dort konnte sie auf die Feiernden herabsehen, die noch immer nicht genug von Tanz und Trubel zu haben schienen. Kamilla, Rasputin, Derrick und Layla tanzten im Kreis der klatschenden Kinder, Konstantin zeigte Klarissa seine Bücher, Marit saß mit Laurent und Joseph zusammen, Titus verglich seine Flügelspannweite mit der eines Engels, Hilde und Harrod veranstalten einen Armdrück-Wettbewerb und Anoushka bespaßte Camio mit Funken aus ihrem Zauberstab. Der Anblick des friedlichen Miteinanders trug dazu bei, dass sich ihre aufgewühlten Gefühle wieder etwas beruhigten.

Sie wollte schon zu ihrer Schreibarbeit zurückkehren, da klopfte es an die halboffene Tür. »Kann ich reinkommen?«, fragte Kilian.

»Klar«, antwortete Emma und unterdrückte den Impuls, ihren Brief zu verstecken. »Wo warst du denn die ganze Zeit?«

»Nun, zuerst musste ich ein ernstes Wort mit meinem Bruder sprechen«, antwortete Kilian.

Emma setzte sich auf die Bettkante. »Weswegen?«

»Er hat Essen geklaut, um es der Prinzessin zu bringen.« Kilian kam lächelnd näher. »Es kommt mir fast so vor, als würde er sie sehr bewundern.«

»Nein«, erwiderte Emma spöttisch. »Ist dir dieser Gedanke jetzt erst gekommen?«

Kilian blieb vor Emma stehen, öffnete die Hand und ließ einen Anhänger an einer Kette vor ihrer Nase baumeln. Das Schmuckstück hatte eine umgekehrte Tropfenform und schien aus dem gleichen reinen Silber zu bestehen, aus dem auch die Reliquien des Königs aller Welten gefertigt waren. Selbst im Schein der funzeligen Deckenlampe schimmerte es wie ein Diamant.

»Was ist das?«, hauchte Emma.

»Engelsstahl«, antwortete Kilian und bestätigte ihre Vermutung. »Unsere Reliquien sind aus dem gleichen Material gefertigt. Die Engel, die hier leben, verwenden dieses Material kaum noch, sodass ich mir ein Stück davon ausleihen konnte.« Er machte Anstalten, Emma die Kette um den Hals zu legen, doch sie schreckte zurück.

»Moment mal! Du hast das gemacht? Für mich?«

»Es ist nicht viel und auch nicht sehr hübsch, aber-« Kilian brach ab, als er Emmas eingefrorenen Gesichtsausdruck bemerkte. Emma wusste, dass sie reagieren musste, wenn sie ihn nicht noch mehr verunsichern wollte, aber sie war in einer Art Schockstarre gefangen. »Also, wenn du es nicht haben willst...«, meinte Kilian zögerlich und zog seine Hände und die Kette zurück.

»Nein!«, rief Emma schnell und fasste nach dem Anhänger. »Ich liebe es«, seufzte sie. Tatsächlich hatte sie noch nie ein so schönes Geschenk bekommen, wenn man mal vom Geld für den Führerschein absah, das sie von ihrer Oma zum 18. Geburtstag erhalten hatte.

Das Lächeln kehrte auf Kilians Gesicht zurück und er legte Emma die Kette um den Hals. »Engelsstahl ist ein besonderes Metall«, erklärte er dabei. »Man könnte es auch als magisch bezeichnen. Da ich aber kein richtiger Schmied oder Magier bin, wie Diejenigen, die unsere Reliquien angefertigt haben, besitzt diese Kette nur eine sehr schwache magische Gabe.« Während Emma den Anhänger auf ihrem Dekolleté bewunderte, setzte sich Kilian neben sie. »Wenn du dich mit dem spitzen Ende in die Hand oder in den Finger stichst, sollte das Metall anfangen, zu glühen. Er senkte die Stimme. »Auf diese Weise kannst du immer überprüfen, ob du dich in einer Illusion befindest.«

Emma drehte den Anhänger zwischen den Fingern. »Weil diese Magie in einer Illusion nicht funktionieren würde, so wie der Schneidende

Kilian nickte. »Willst du es nicht ausprobieren?«

»Später«, antwortete Emma, ließ den Anhänger los und küsste Kilian. »Im Moment bin ich mir ganz sicher, dass das hier keine Illusion ist.«

Kilian zog sie zu sich, ineinen eng umschlungenen Kuss, der immer ungestümer wurde. Ihre Körper schienen einander zu suchen, von ganz allein, als würden sie magnetisch angezogen.

Emma befreite ihn von seiner Uniformjacke und ließ erst ihre Hände, dann ihre Lippen über seinen Körper wandern. Vorsichtig küsste sie von seinem Schlüsselbein aus abwärts, an seinen Brustmuskeln entlang, der feinen Spur hellbrauner Haare folgend, die sich um seinen Bauchnabel wand und schließlich im Bund seiner Hose verschwand.

Kilian gab ein leises Seufzen von sich, das Emma klarmachte, dass sie sich auf dem richtigen Weg befand. Sie wollte mehr und Kilian schien das auch zu wollen. Etwas zu hektisch versuchte sie, sich aus ihrem Kleid zu schälen und wäre beinahe schon an den Schnüren ihrer Korsage gescheitert. Kilian kam ihr zu Hilfe. Doch auch zu zweit dauerte es eine ganze Weile bis sie alle Kordeln und Bänder gelöst hatten, sodass sie sich von ihrem Gewand befreien konnte. Der Stoff rauschte zu Boden und Emma sank, nur noch mit Unterwäsche bekleidet, zu Kilian auf das ungemütliche, knarrende Bett, das prompt ein lautes Geräusch verursachte.

Mit angehaltenem Atem und dicht aneinandergedrängt, warteten sie, ob irgendjemand auf das Geräusch reagieren würde. Als niemand kam, um nach dem Rechten zu sehen, kicherte Emma leise. Kilian erstickte ihr unterdrücktes Gelächter mit einem intensiven Kuss und Emma wurde klar, dass sie sich geirrt hatte: ihre letzte Nacht auf Erden neigte sich nicht dem Ende zu – sie hatte gerade erst begonnen.

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