7. Die Prinzessin [2]
Kamilla, Karel und Klarissa erwartete sie am oberen Ende einer langen Treppe aus kristall-klarem Glas. Die durchsichtigen Stufen hätten jedem Akrophobiker einen Schrecken eingejagt. Anders als im Schloss, gab es in der Villa keinerlei Gemälde. Alles war glatt und weiß und wirkte geradezu klinisch rein. Dabei musste es ein Albtraum sein, dieses Haus makellos sauber zu halten. Emma nahm nicht an, dass die Prinzessin diese Arbeiten persönlich erledigte.
»Was gibt es denn heute zu essen?«, hörte Emma die Stimme des jungen Karel, noch bevor sie den Treppenabsatz erreichte.
»Soll ich euch was kochen?«, fragte Kamilla.
»Bloß nicht«, antworteten Karel und Klarissa im Chor.
»Und Hilde soll bitte auch nicht kochen«, setzte Karel nach. »Das letzte Mal hätte sie uns beinahe alle vergiftet.«
Kamilla lachte. »Ach, so schlimm war es auch nicht. Was kann Hilde dafür, dass du schon anfängst zu heulen, wenn du nur etwas Blumenkohl essen sollst?«
Emma erreichte den Treppenabsatz gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Karel angewidert das Gesicht verzog.
»Du bist wirklich das einzige Kind auf der ganzen Morgenwind, das mal am gedeckten Tisch verhungern wird«, fuhr Kamilla gnadenlos fort.
Karel schüttelte sich. »Ich wäre lieber tot, als noch einmal Hildes Versuchskaninchen.«
»Das Einzige, was sie kochen kann, ist Katzenfutter«, sagte Klarissa. Dann wandte sie sich an Emma. »Kannst du zufälligerweise kochen?«
Emma verneinte. Das Einzige, was sie konnte, war Tüten aufreißen. Ihre Oma war der festen Überzeugung, das sei der alleinige Grund, aus dem sie niemals einen Ehemann finden würde.
»Was kannst du dann?«, fragte Klarissa.
Ihre unverblümte Art warf Emma aus der Bahn, vor allem, da sie in Gedanken noch bei ihrem Streit mit Kilian war. »Na ja, ich kann ganz gut nähen und stricken«, antwortete sie nach kurzem Zögern. »Zuhause mache ich die meisten meiner Klamotten selbst.«
Das schien Klarissa zu beeindrucken. Sie schürzte die Lippen und sagte nichts mehr.
»Siehst du?«, neckte ihre große Schwester. »Sogar Emma hat ein Talent.«
Emma fragte nicht, was sie mit sogar meinte.
»Ich bin Kilians Schwester, reicht das nicht?«, brummte Klarissa. Mit Blick auf Karel, der sich während der ganzen Unterhaltung verdächtig still verhalten hatte, fügte sie hinzu: »Außerdem hat Karel auch kein Talent.«
»Stimmt doch gar nicht«, protestierte ihr Bruder.
»Nachts durch den Untergrund zu schleichen, zählt nicht.«
»Ich bin auf der Suche nach dem Einsamen Emiel. Davon verstehst du nichts.«
Klarissa rollte mit den Augen. »Den Einsamen Emiel gibt es gar nicht. Der ist eine Legende.«
»Es gibt ihn sehr wohl«, erwiderte Karel. »Ich habe ihn sogar schon einmal gesehen.«
Bevor der Streit weiter eskalieren konnte, war von unten das Zufallen der Haustür zu hören. Dann durchquerte Kilian die Eingangshalle und sprang die Stufen hinauf.
»Worauf wartet ihr denn?«, fragte er.
»Na, auf dich«, erwiderte Kamilla spöttisch.
Als Kilian bei ihnen eintraf, vertrat sie ihm den Weg und streckte die Hände nach seiner schwarzen Samtjacke aus. Mit mütterlicher Hingabe richtete sie seinen Kragen. »Wann wirst du endlich lernen, dich richtig anzuziehen?«
»Kamilla«, grollte Kilian, aber sie ignorierte den Einwand.
»Ich habe gerade gehört, dass Emma eine begabte Schneiderin ist. Wenn wir wieder im Schloss sind, werde ich sie bitten, mal einen Blick auf deine Hemden zu werfen. Da gibt es bestimmt ein paar Löcher, die gestopft, und ein paar Knöpfe, die angenäht werden müssen.« Mit gesenkter Stimme ergänzte sie: »Du bist manchmal einfach zu ungestüm. Das hat Mutter damals schon immer gesagt.«
»Kamilla, bitte«, sagte Kilian, fasste sie sanft an den Schultern und schob sie zur Seite. »Lass uns jetzt nicht von Mutter sprechen. Die Prinzessin erwartet uns.« Er wandte sich an Emma: »Bist du bereit?«
»Ja, klar«, antwortete Emma. Sie war froh, dass Kilian ihren Streit mit keinem Wort erwähnte und sich auch ansonsten nichts anmerken ließ. Vielleicht hatte er sich ihren Rat ja auch durch den Kopf gehen lassen und für nicht ganz so blöd befunden.
*
»Prinzessin Oleanne?«, fragte Kilian, als er die Tür zu ihrem Gemach öffnete.
Emma war dicht hinter ihm. Sie wollte unbedingt wissen, wie die Prinzessin aussah. Laut Derricks Erzählung musste sie atemberaubend schön sein.
Das Innere ihres Gemachs war jedenfalls genauso weiß und sauber wie der Rest der Villa. Das Bett bestand aus weißem Holz. Darüber türmten sich weiße Kissen bis hinauf zum ebenfalls weißen Betthimmel. Vor dem Fenster, das Richtung Rotwald zeigte, stand ein weißer Diwan, daneben ein weißes Bücherregal. Sogar die Buchrücken waren allesamt schneeweiß.
»Ah, Kilian. Komm nur herein, mein Junge.«
Inmitten der ganzen Monotonie hatte Emma die Prinzessin, die es sich auf dem Diwan gemütlich gemacht hatte, völlig übersehen. Das war auch nicht schwer, denn sie war ebenfalls von Kopf bis Fuß in weiß gekleidet. Doch das war noch nicht das Seltsamste an ihr. Auf ihrem Kopf saß ein riesiger Hut, um den ein Schleier gewickelt war, der die Prinzessin bis zu den Schultern verhüllte.
»Prinzessin«, sagte Kilian und ließ sich vor ihr auf ein Knie herabsinken.
Die Prinzessin nahm seine Hand und umschloss sie mit ihren Händen, die auch nach tausend Jahren noch immer jung und zart aussahen. »Mein Junge. Wie kommst du mit dem Tod deines Vaters zurecht?«
»Gut«, antwortete Kilian kurz angebunden.
»Mies, genau wie zu erwarten war«, verbesserte ihn Kamilla, durchquerte den Raum und kniete sich neben ihren Bruder.
Emma erinnerte sich wieder daran, dass Kilian und seine Geschwister erst vor fünf Tagen ihren Vater verloren hatten. Vor dem Hintergrund war sie vielleicht ein wenig zu hart mit ihm ins Gericht gegangen.
»Und was ist mit dir, Kamilla?«, fragte die Prinzessin.
»Ich komme zurecht«, antwortete Kamilla. »Sein Tod kam ja nicht gerade unerwartet.«
»Trotzdem ist es immer ein Schock, wenn ein Baron stirbt. Für seinen Nachfolger und die ganze Stadt«, meinte die Prinzessin betrübt. Emma fragte sich, wie viele Barone sie schon kommen und gehen gesehen hatte.
Die Prinzessin winkte Karel und Klarissa zu sich. Die beiden traten hinter ihre älteren Geschwister und verneigten sich tief. »Wie geht es euch?«, wollte sie wissen.
»Sie reißen sich zusammen«, antwortete Kamilla an ihrer Stelle. »Aber es ist trotzdem schwierig. Immerhin haben sie jetzt gar keine Eltern mehr.«
»Unsere Mutter lebt noch«, wandte Karel ein. »Das spüre ich«, fügte er hinzu.
Kamilla streckte die Hand nach ihm aus, aber er streifte sie ab. Von Laurent wusste Emma, dass die Mutter der beiden jüngeren Geschwister die Morgenwind freiwillig verlassen hatte. Dank der hiesigen Gesetze durfte sie nie wieder zurückkehren. Emma mochte sich gar nicht vorstellen, wie schwer ihr diese Entscheidung gefallen sein musste. Jedenfalls hoffte sie, dass ihr die Entscheidung schwer gefallen war.
»Und wen habt ihr mir da mitgebracht?«, fragte die Prinzessin.
Kilian räusperte sich. »Das ist Emma. Sie hat uns im Kampf gegen die Megamon geholfen. Sie wird ein paar Tage in der Stadt bleiben, solange bis Gras über die Angelegenheit gewachsen ist. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass die Megamon normalerweise nicht lange nachtragend sind. Sie werden schon bald das Interesse an ihr verloren haben.«
»Nur ein paar Tage?«, fragte die Prinzessin. »Das ist aber schade. Sie würde sich bestimmt gut in die Gemeinschaft einfügen.«
»Tut mir leid«, ergriff Emma das Wort, auch wenn sie nicht wusste, ob es ihr erlaubt war, zu sprechen. Um ihre Unhöflichkeit wieder auszugleichen, verneigte sie sich. »Es tut mir leid, Euer Majestät. Aber ich kann leider nicht länger bleiben. Meine Familie und meine Freunde erwarten mich zurück. Außerdem müsste ich Urlaub einreichen, wenn ich länger bleiben wollte.«
Emma biss sich auf die Zunge. Genau genommen, hätte sie bereits heute wieder auf der Arbeit erscheinen müssen. Sie hoffte bloß, dass ihre Chefin mit der Kündigung warten würde, bis Emma eine Gelegenheit hatte, sich zu erklären. Andererseits ... wie sollte sie ihrer Chefin erklären, was ihr zugestoßen war? Und was würden ihre Freunde sagen, wenn sie nicht auf der Silvesterparty erschien?
»Sie wird nicht lange bleiben«, sagte Kilian mit Bestimmtheit. »Ihr solltet Euch also nicht zu sehr an sie gewöhnen.«
Ein glucksendes Geräusch war zu hören und es dauerte einen Moment bis Emma begriff, woher das Geräusch stammte. Die Prinzessin schien zu lachen. »Mein lieber Kilian«, kicherte sie. »Ich bin nicht diejenige, um die du dir Sorgen machen solltest.«
Kamilla grinste. Sie schien genau zu wissen, wovon die Prinzessin sprach. Emma hatte da auch so eine Ahnung, aber wenn die Prinzessin glaubte, sie würde hier bleiben und mit Kilian zusammen gegen das drohende Aussterben ankämpfen, dann irrte sie sich. So attraktiv der Baron auch war, Emma hatte kein Interesse an einer langfristigen Bindung. Schon gar nicht mit einem Mann, der in einer fliegenden Stadt wohnte.
Auf einmal lehnte sich die Prinzessin auf dem Diwan zurück und gähnte herzhaft. »Es tut mir leid, meine Kinder. Ich bin schon wieder müde. Das stetige Verrinnen der Zeit macht mich schläfrig. Ich muss euch bitten, zu gehen.«
»Natürlich, Prinzessin«, sagte Kilian. Er erhob sich und half seiner Schwester auf die Beine. Dann wandte sich die Familie geschlossen zum Gehen. Emma folgte ihnen.
»Ach, Emma«, machte die Prinzessin, kurz bevor Emma die Tür erreichte.
Emma blieb stehen und fasste den Türrahmen. »Ja, Euer Majestät?«
»Du solltest dir wirklich überlegen zu bleiben«, sagte die Prinzessin. »Nach allem, was in letzter Zeit geschehen ist, könnte die Stadt einen kleinen Lichtblick gebrauchen.«
Emma zwang sich zu einem Lächeln. »Ich glaube nicht, dass ich dieser Lichtblick bin.« Sie verneigte sich noch einmal. »Auf Wiedersehen, Prinzessin. Es war mir eine Ehre, Euch kennenzulernen.«
»Ja, ganz meinerseits«, erwiderte die Prinzessin und streckte sich auf dem Diwan aus.
Vorsichtig, um kein lautes Geräusch zu verursachen, zog Emma die Tür hinter sich zu. Als sie sich umdrehte, wurde sie von drei Augenpaaren angestarrt. Nur Kilian stand abseits und blickte in die Eingangshalle hinunter.
»So so«, machte Kamilla streng. »Du magst also nicht unser Lichtblick sein?«
»Nein«, sagte Emma kopfschüttelnd. »Ich muss wieder zurück nach Hause. Das könnt ihr doch bestimmt verstehen, oder?«
Kamilla lachte, legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie zur Treppe. »Natürlich können wir das. Nirgendwo ist es so schön wie Zuhause. Nicht wahr?«
»Wie ist deine Familie so?«, fragte Klarissa und sprang hinter ihnen die Treppe hinunter. Es war schön, zu sehen, dass sie endlich ein bisschen auftaute.
»Nun, meine Familie besteht aus meiner Mutter und meiner Schwester«, antwortete Emma. »Mein Vater hat uns verlassen, als ich zehn Jahre alt war. Er hat inzwischen wieder geheiratet. Wir sehen uns ab und zu, aber das ist auch schon alles. Manchmal denkt er sogar an meinen Geburtstag.« Sie zuckte mit den Schultern. »Mehr kann man wohl nicht verlangen.«
»Ich weiß genau, wie das ist«, seufzte Klarissa. »Unsere Mutter ist auch einfach weggegangen.«
»Laurent hat mir davon erzählt«, gestand Emma. »Das tut mir wirklich leid«, fügte sie hinzu. »Vor vierzehn Jahren hat meine Mutter dann noch einmal geheiratet. Sie wurde schwanger und seitdem habe ich eine kleine Schwester. Die meiste Zeit über kommen wir ganz gut miteinander aus, aber es ist nicht immer einfach.«
»Na, ich weiß genau, wie das ist«, bemerkte Karel.
Klarissa streckte ihm die Zunge raus.
»Ehemann Nummer zwei war leider eine ziemliche Niete«, fuhr Emma fort. »Er hat getrunken und war gewalttätig. Meine Mutter war für ihn nur eine bessere Putze. Ein paar Jahre nach der Geburt meiner Schwester ist er mit einer jüngeren Frau durchgebrannt.« Trotzig fügte sie hinzu: »Aber das ist gut so. Ohne ihn sind wir besser dran.«
»Vermisst du deine Familie?«, fragte Klarissa.
»Ja, ein bisschen«, antwortete Emma. Jetzt, da sie wusste, dass sie schon bald wieder nach Hause zurückkehren konnte, war der Trennungsschmerz nicht mehr ganz so stark. Trotzdem konnte sie das Heimweh ganz deutlich in ihrer Brust spüren. Es war jedoch nicht nur ihre Familie, die sie vermisste. Sie sehnte sich auch nach ihren Freunden und ihrer Wohnung, nach ihrer Nähmaschine, nach der Eiscreme im Kühlschrank und den warmen Filzpantoffeln, die immer unter das Sofa rutschten.
»Und deinen Vater?«, fragte Karel.
»Nicht besonders«, sagte Emma.
»Aber ... nur mal angenommen ...«, begann Karel. Er machte ein Gesicht, als müsste er sich sehr anstrengen, um die Worte herauszupressen. »... mal angenommen, dein Vater wäre netter zu dir gewesen und er hätte dich aus einem triftigen Grund verlassen. Würdest du ihn dann vermissen?«
Darüber musste Emma nicht lange nachdenken. »Natürlich würde ich das.«
Die Antwort schien Karel zu erleichtern.
Im nächsten Moment erklang Kilians Stimme vom anderen Ende der Glastreppe. »Hört ihr das auch?«
Alle hielten den Atem an und lauschten. Tatsächlich konnte Emma ein schrilles, an- und abschwellendes Heulen vernehmen, das gedämpft durch die Wände und Fenster der Villa drang.
»Das ist der Alarm!«, platzte Karel heraus.
»Feuer!«, keuchte Kilian. Drei Stufen auf einmal nehmend, hastete er die Treppe hinunter.
Emma zögerte nicht, sondern rannte durch die Halle zum Eingang. Kaum hatte sie die Tür aufgestoßen, steigerte sich das Heulen des Alarms zu einem Kreischen. Ein bitterer Brandgeruch lag in der Luft.
»Da!« rief Kilian und deutete mit ausgestrecktem Arm auf eine pechschwarze Rauchwolke, die ihren Ursprung in der Nähe des Schlosses haben musste. Ohne zu zögern machte er sein Pferd los und schwang sich in den Sattel. »Kamilla, sorge bitte dafür, dass sich alle in die Schutzräume im Untergrund zurückziehen. Nur für den Fall, dass sich das Feuer ausbreiten sollte.«
»Natürlich«, sagte Kamilla. »Du kannst dich ganz auf mich verlassen.«
»Ich will mitkommen und helfen«, sagte Karel.
»Nein«, widersprach sein Bruder energisch. »Du hilfst mir am meisten, wenn du dich in Sicherheit bringst.« Er blickte Emma direkt an. »Das gleiche gilt für dich.«
Emma nickte. Sie hatte schon verstanden, was er ihr damit sagen wollte. Diesmal durfte sie sich keinen Ungehorsam erlauben.
Kilian wendete sein Pferd und galoppierte den Kiesweg hinunter. Emma sah ihm nach, bis er zwischen Rosenhecken und Ähren verschwand.
Die schwarze Rauchwolke ragte bedrohlich über dem Schloss auf. Sie erinnerte Emma an einen bösartigen Flaschengeist, der aus seiner Wunderlampe entkommen war und nun die ganze Stadt verschlingen wollte. Genau wie Karel, verspürte sie beim Anblick der Gefahr den drängenden Wunsch zu helfen. Doch natürlich gab es nichts, was sie tun konnte.
»Karel«, sagte Kamilla und zog einen kleinen, silbernen Vogel aus der Innentasche ihrer schwarzen Weste. »Du musst Emma und deine Schwester in den Untergrund bringen.«
»Warum ich?«, knurrte Karel.
»Weil ich mich um die Evakuierung der anderen Bewohner kümmern muss«, gab Kamilla zurück und setzte sich den Vogel auf die Schulter. Mit einem unheimlichen Klicken bohrte das Tier seine Krallen durch den Stoff ihrer Weste. Kamilla schloss kurz die Augen und erschauderte, dann wandte sie sich wieder an ihren Bruder: »Du musst jetzt endlich lernen, Verantwortung zu übernehmen. Für dich, für deine Familie und für die Morgenwind.«
Karel blickte finster auf seine Fußspitzen. »Na gut«, murmelte er.
Kamilla zerzauste ihm die blonden Locken, dann umarmte sie Klarissa und Emma. »Passt auf euch auf. Wir sehen uns bald wieder.«
Anschließend eilte sie auf ihren hochhackigen Schuhen davon. Sie wandte sich jedoch nicht in die Richtung, in die Kilian verschwunden war, sondern steuerte die Felder an, die zwischen der Villa und Regenfurt lagen. Wenn sie sich beeilte, konnte sie die Stadt in etwa zehn Minuten erreichen.
»Kommt mit«, sagte Karel missmutig.
»Ich kenne den Weg selbst«, sagte Klarissa.
»Ja, aber du musst trotzdem mitkommen«, erwiderte Karel. »Wir müssen zusammenbleiben, sonst kriegen wir Ärger.«
Klarissa rollte mit den Augen. »Na gut. Von mir aus.«
Emma fiel es schwer, sich vom Anblick der dunklen Wolke zu lösen, die sich immer höher auftürmte. Der Wind trug den Brandgeruch in ihre Richtung, sodass sie die Gefahr nicht nur spüren und sehen, sondern auch noch riechen und schmecken konnte. Ein Frösteln wanderte durch ihren Körper. Sie hoffte bloß, dass das Feuer niemanden verletzt hatte. Gleichzeitig fragte sie sich, ob das Feuer mit den anderen Unfällen, die Derrick erwähnt hatte, in Verbindung stehen konnte. Und wenn das so war, handelte es sich bei den mysteriösen Todesfällen auf der Morgendwind wirklich nur um Unfälle?
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