Er weckte mich sanft, bis ich meine Augen aufschlug. Ich starrte auf den Wecker und sah, dass es schon ziemlich spät war.

Die restliche Nacht war noch vollkommen ruhig verlaufen, weswegen ich jetzt auch ausgeschlafen und munter war. 

"Gehen wir runter?", fragte Fynn und schaute mich an. Wie ich es hasste, wenn er mich immer so ansah. Dann werde ich immer so in Gedanken versunken und bin weg. In meiner Welt gefangen.  In der Welt, wo alles möglich ist. In der Welt der Fantasie. Die niemand durchdringen kann, wenn ich einmal dort bin.
Das einzige, was mich dann wieder auf den normalen Erdboden bringt und mich nichtmehr abheben lässt, ist der Gedanke an Chris. Dann wird der Tag sowieso immer Scheiße.
Doch ich glaub, die meisten fragen sich, was er eigentlich gemacht hat, dass ich so einen Hass auf diesen Jungen habe. Nun, da könnt ihr euch alles mögliche vorstellen. In der Uni kam schon das allerschlimmste rum,  dass kann eigentlich nicht schlimmer werden. Ich bin auf jeden Fall mit ihm fertig. Zudem habe ich sowie....

"Hallo?" Fynn fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht und versuchte, meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.

"Äh..ja...klar..", stotterte ich.

"Hast du überhaupt mitbekommen was ich gesagt habe?"

"Nein", gab ich zu und guckte zu Boden.

"Die Fantasiewelt ist angeblich spannender, als meine pädagogisch wertvollen Fragen, nicht?", fragte er unter Sarkasmus.

"Nein, deine 'pädagogisch wertvollen Fragen' sind äußerst hilfreich!" Sarkasmus lässt grüßen! 

Ich verdrehte die Augen. Wie ich sowas hasste, wenn er mit "pädagogisch wertvollem" kommentiert.

Er stand auf und zog sich die Jeans an, die am nähesten zum Bett lag.

Sein erzbraunes, fast schwarzes Haar hing im wirr und zerstrubbelt ins Gesicht. Dadurch stach das eisblau umso mehr hervor und gab einen schönen Kontrast.
Er war allgemein ein schöner Junge.

'Wie Chris', schoss mir plötzlich mein Unterbewusstsein ein.
Danke, schon wieder dieser Junge. Aber es stimmt.  Chris sah fast gleichaussehend wie Fynn. Er hatte die gleichen blaukrisstallisierten Aug..

"Das glaub ich dir jetzt nicht ganz, aber du hörst mir ja wahrscheinlich eh nicht mehr zu"

..en wie Fynn und die gleichen markanten Gesichtszüge, die beide von ihrer Mutter hatten.

Moment! Hatte Fynn nicht gerade was gesagt?! Mann, jetzt hält er mich wohl für ganz blöd!

Mein 'Sorry, was hast du gesagt?' kamen genau gleichzeitig wie sein 'An was denkst du denn so tolles?'.

"Du zuerst", bat ich.

"An was denkst du, Engelchen?", wiederholte er sich.

Oh, Mist. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich an seinen Bruder dachte!

"An unsere Hochzeit", log ich.

"An die beste, die die Welt je gesehen hat?"

Ich lachte:"Ja, genau an die!"

Puh,  zum Glück hat er es mir abgekauft. Sonst merkt er immer, wenn ich lüge. 

"Okay. Ich muss heute noch weg, abends. Hast du was dagegen?"

"Nein, wieso? Wo geht's denn hin?", fragte ich ihn. Ich wusste von nichts.

"Äh...", meinte er und überlegte. Wie jetzt? Er frägt mich, ob er heute Abend ohne mich weg darf und weiß dann nicht, wohin?

"Zu Jeremy. Er hat heute alle Jungs eingeladen, weil er Geburtstag hatte. Sorry. Ich hätte echt gerne was mit dir gemacht."

"Schon okay. Wollte heute Abend eh mit Sheena und Kim einen Filmabend machen."

Somit beendeten wir das Gespräch und er ging aus dem Zimmer. Ich zog mich um und tapste dann, immer noch verschlafen, runter zum Frühstück.

So meine Lieben, das wäre jetzt das Kapitel.
Bis dann♥
Biene