Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

13 | Schwimmunterricht

A./N.: Weiter geht es mit Reece und Giovanna. Ich hoffe, ihr seid gespannt, was in diesem Kapitel auf Gio zukommt. Ich sage nur, es gibt Auf's und Ab's.

2.911 Worte

Zögerlich stoße ich mich vom Beckenrand ab und mache zwei, drei Züge ohne Reece' Tipp anzuwenden, der währenddessen mit etwas Abstand an meine Seite schwimmt, um zu beobachten, wie ich mich schlage. Diesmal belässt er seine Taucherbrille auf seinem Haar.

Nachdem ich einmal tief Luft geholt habe, gebe ich mir einen Ruck und tauche unter. Im ersten Moment setzt meine Hand-Fuß-Koordination aus und ich halte mitten in der Bewegung inne, ehe ich mich daran erinnere, wie man schwimmt und einen Zug unter Wasser mache. Dann tauche ich auf und stoße den Schwall verbrauchter Restluft aus, der sich noch in meinem Körper befindet. Zur gleichen Zeit machen meine Arme und Beine schon den nächsten Schwimmzug.

Irritiert stoppe ich. Reece war bei jeder Arm- und Beinbewegung unter Wasser. Aber wie soll ich so schnell ausatmen und neue Luft holen?

Als hätte Reece die Frage in meinem Gesicht gelesen, sagt er: »Du musst die Luft bereits unter Wasser ausatmen. Dann kannst du über Wasser direkt wieder Luft holen und neu untertauchen.«

Ich erinnere mich an die Blasen, die an die Oberfläche gestiegen sind, während er unter Wasser war und setze entschlossen zu einem neuen Versuch an.

Dieses Mal brauche ich nur einen Zug, um mein gewohntes Schwimmmuster zu durchbrechen und, mit den Lungen voll Luft, wieder unterzutauchen. Ich bin so konzentriert darauf, wieder auszuatmen, dass ich darüber völlig vergesse, weiter zu schwimmen und nur ein Stück nach vorne treibe.

Frustriert und beschämt tauche ich wieder auf, in der Erwartung irgendeinen Spruch an den Kopf geworfen zu bekommen. Doch Reece sagt nichts. Ginger hätte längst kommentiert, wie dumm ich mich anstelle.

»Erwarte nicht zu viel von dir. Man braucht ein oder zwei Bahnen, um sich an das neue Schwimmgefühl zu gewöhnen. Mach ganz langsam, du hast Zeit. Ich konnte das auch nicht auf Anhieb.«

Seine Worte geben mir etwas Mut, trotzdem fühle ich mich wie ein dummes Kind, dass die einfachsten Schritte einer Choreographie nicht tanzen kann. Und wer weiß schon, ob er das nicht einfach aus Höflichkeit gesagt hat.

Aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Fest entschlossen beim dritten Versuch alles richtig zu machen, hole ich Luft und tauche wieder unter.

Ausatmen, weiterhin schwimmen, auftauchen, neue Luft hol -

Mein Gedankenstrom wird jäh unterbrochen, als ich zu früh Luft hole und mich verschlucke.

Dem Erstickungstod nahe rudere ich wild durchs Wasser in der Hoffnung irgendwas zu finden, an dem ich mich festhalten kann, um wieder zu Atem zu kommen. Doch das Einzige, was ich finde, ist die Schulter von Reece, der erschrocken näher gekommen ist, seine Hände aber, kurz bevor sie meine Hummel-Taille umfassen konnten, gestoppt hat.

Ich bin jedoch zu sehr damit beschäftigt, meine Lungen wieder mit Sauerstoff statt mit Wasser zu füllen, dass ich nicht analysiere, ob er mich nicht angefasst hat, weil er weiß, dass ich das nicht möchte oder weil ihn meine Speckrollen, die auch der Badeanzug nicht verstecken kann, abschrecken.

Kaum habe ich wieder genug Luft, dass ich mich selbstständig über Wasser halten kann, lasse ich peinlich berührt Reece' Schulter los und blicke auf die Wasseroberfläche, unter der sich unsere verzehrten Körper spiegeln.

»Tut mir leid.«

»Ich – Es – Du musst dich nicht entschuldigen.«

Reece gibt mir keinen einzigen Hinweis, ihn mit Ginger in einen Topf zu werfen und trotzdem formt sich in meinem Kopf der Gedanke, dass er ihr diese Story brühwarm erzählen wird, sobald er aus dem Becken raus ist.

Ohne ein Wort zu sagen, ergreife ich die Flucht.

Doch wie immer ist er schneller am Beckenrand als ich. »Hey, hey, hey, wo willst du denn hin?«

»Raus«, antworte ich knapp und stütze mich bereits am Rand ab, um mich aus dem Wasser zu hieven.

»Nein, warte«, bittet er.

»Warum?!« Ich fahre zu ihm herum. »Damit ich noch mehr Gelegenheit habe, mich vor dir lächerlich zu machen?« Meine Augen treffen seine und da liegt ein Flehen in seinem Blick, das ich noch nie zuvor bei ihm gesehen habe.

Doch genauso schnell wie es da war, ist es auch wieder verschwunden. Er nickt in Richtung einer großen Uhr, die an der Wand neben den Türen für die Duschen hängt. »Deine Stunde ist noch nicht um.«

»Und was kümmert dich das?«

»Giovanna, jeder macht Fehler. Ich konnte auch nicht von Anfang an perfekt schwimmen. Du hättest mal sehen soll, wie ich zum ersten Mal versucht habe zu kraulen. Ich war so auf die Bewegung meines Körpers konzentriert, dass ich am Ende der Bahn gegen die Wand geschwommen bin.« Ein Schmunzeln zieht seine Mundwinkel nach oben und, ohne dass ich etwas dagegen tun kann, taucht auch auf meinen Lippen ein Grinsen auf.

»Na also, komm.« Mit seiner Hand winkt er mich vom Beckenrand weg wieder zur Mitte der Bahn. Zögernd folge ich seiner Anweisung.

»Selbst Ginger kann nicht alles von Anfang an perfekt. Das lässt sie zwar gerne alle denken, aber glaub mir, dem ist nicht so«, fügt er mit einem süffisanten Grinsen hinzu.

Auf das, was ich denke, bezieht sich seine Aussage bestimmt nicht, aber ich stelle mir vor, dass der erste Sex zwischen den beiden ganz und gar katastrophal gewesen ist. Sie, die von allen Jungs dieser Schule heiß begehrt wird, war vielleicht zu Beginn eine Niete im Bett.

Der Gedanke gibt mir ein wenig Selbstvertrauen zurück. Aussehen ist nicht alles.

Ich setze zu einem vierten Versuch an, der auch noch längst nicht so elegant aussieht, wie es das bei Reece getan hat, aber zum ersten Mal schaffe ich es, alles richtig zu machen. Die folgenden Minuten schwimme ich die gesamte Bahn einmal hin und zurück und mit jedem Mal klappt es besser.

Am Ende bin ich dermaßen stolz auf mich, dass ich euphorisch am Beckenrand anstoße und mich sofort wieder umdrehe, um die nächste Bahn in Angriff zu nehmen.

Reece, der die gesamte Zeit neben mir hergeschwommen und mir hilfreiche Tipps gegeben hat, schmunzelt. »Da hat wohl jemand Blut geleckt.«

Verlegen senke ich den Blick. »Ein wenig, ja. Ich bin um einiges schneller und verbrauche gleichzeitig weniger Energie.«

»Dafür ist der Tipp ja da.«

»Dankeschön«, sage ich ehrlich. Ich bin überrascht, was für ein Mensch Reece hier in diesem Schwimmbecken ist. In der Schule wirkt er ganz anders. Viel ernster und irgendwie immer angespannt. Als würde er dauerhaft unter Strom stehen. Dabei hat er doch alles, was man sich nur wünschen kann.

Er ist angesehen. Hat das beliebteste Mädchen der Schule zur Freundin. Sieht gut aus und spielt auch noch gut Basketball, was bei seiner Körpergröße nicht überraschend ist.

Die letzte Viertelstunde bis zum Ende unserer Trainingszeit gehen wir wieder unserem eigenen Programm nach. Ich schwimme weiter meine Bahnen und übe die neue Technik, während er wieder zum Kraulen übergeht und ein ums andere Mal an mir vorbeizieht.

Als wir gegen Ende beide gleichzeitig am Beckenrand angelangen, stoppt er, stemmt seine Arme rechts und links ab und hebt sich leichtfüßig aus dem Wasser. »Kommst du mit?«

Ich schüttle den Kopf. »Ich schwimme noch eine Bahn.« Denn der Gedanke vor ihm meinen schwabbeligen Körper aus dem Wasser heben zu müssen und dabei nicht annährend so elegant auszusehen, bereitet mir Magenschmerzen.

Im Wasser vergesse ich, dass ich wahrscheinlich 30 Kilogramm mehr wiege als Ginger und kein Junge mich je mit einem begehrenswerten Blick betrachten wird, weil ich hier schwerelos bin. Das Wasser schützt meinen Körper vor herablassenden Blicken und das gibt mir einen winzigen Funken Selbstbewusstsein.

Mit einem lässigen Handheben verabschiedet Reece sich und verschwindet in der Männerdusche.

Kaum ist die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, schwimme ich langsam zum Rand, steige über die Leiter nach draußen und gehe ebenfalls duschen. Dabei lasse ich mir Zeit, denn ich will ihm keinesfalls bei den Umkleiden nochmal über den Weg laufen. Nicht, solange ich nur mit einem Handtuch und einem Badeanzug bekleidet bin.

---

Am nächsten Tag in der Schule ist alles beim Alten. Reece steht bei seiner Clique, wirkt so angespannt wie eh und je, während Ginger an seiner Seite hängt, und bemerkt mich nicht.

Ich habe gehofft, dass es so läuft. Würde er mir seine Beachtung in der Schule schenken, wüsste ich sofort, dass da etwas im Busch ist.

Trotzdem erwische ich mich dabei, wie mein Blick vor der Schule über den Pausenhof zu ihm huscht. Er scheint in seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Es kommt nicht oft vor, dass Ginger wie jetzt an ihm klebt und verzweifelt um seine Aufmerksamkeit bettelt. Aber so sehr sie sich auch bemüht, er nimmt sie gar nicht wirklich wahr. Fast scheint es, als wäre sie ihm lästig.

Würde ich sie nicht so verabscheuen, hätte ich beinahe Mitleid mit ihr. Reece scheint nicht das Geringste für sie zu empfinden und bisher dachte ich, das wäre auch von ihrer Seite so, aber es ist schon demütigend, wie sie um seine Aufmerksamkeit heischt. Ginger würde sich niemals so erniedrigen, wenn sie keine Gefühle für ihn hat.

Einmal mehr frage ich mich, wie Reece in diese Gruppe von Menschen passt. Klar, er sieht gut aus und ist ein angesehner Sportler, aber sein Charakter – das bisschen davon, das ich im Schwimmbad sehen durfte – passt so gar nicht dazu.

In der Pause gehe ich diesmal ohne ein Wort des Widerstands zu sagen mit Sammy zu seinen Freunden. Da ich nun schon zwei Tage hintereinander mit ihnen gegessen habe und es Sammy wirklich glücklich macht, habe ich keinen Grund, nicht mitzugehen.

Wir stellen erst unsere Taschen bei Addison und Etienne ab, die schon einen Tisch in Beschlag genommen haben, und gehen dann zur Essensausgabe. Zu meinem Leidwesen erkenne ich, dass die Auswahl heute nicht viel gesünder als gestern ist. Ich muss anfangen, mir Essen von zu Hause mitzunehmen.

Um etwas auf meinem Tablett stehen zu haben, entscheide ich mich für Kartoffelpuffer mit Apfelmus und einen Beilagensalat. Essen werde ich nur den Salat.

Zurück am Tisch kommt gerade Jonah angeschlendert und lässt seine Tasche neben Etienne plumpsen. Vero hat neben Addison Platz genommen und tunkt ihre Reibekuchen genüsslich in das Apfelmus. Als sie mich sieht, erhellt ein Strahlen ihr Gesicht. Ich kann nicht begreifen, warum sie sich so darüber freut, dass ich mitkomme, wo sie mich kaum kennt.

Vielleicht freut sie sich auch nur deshalb, weil Sammy dadurch mit ihnen zusammen essen kann. Addison jedenfalls scheint nicht glücklich darüber zu sein, dass ich wieder bei ihnen sitze. Stumm starrt sie auf ihr Essen vor sich und würdigt mich nicht eines Blickes.

Ich fühle mich hin und her gerissen zwischen dem herzlichen Empfang von Vero und der offenen Ablehnung von Addison. Doch der Wunsch, Sammy eine Freude zu machen, siegt jedoch, weshalb ich mich wie gestern und vorgestern zwischen meinen besten Freund und den Rotschopf mit Sommersprossen fallen lasse.

In meinem Kopf aber fährt die Frage, warum Addison mich so offensichtlich nicht leiden kann, Karussell. Ich werde erst aus meinen Gedanken gerissen, als mich Vero von rechts mit dem Ellenbogen anstupst.

»Und hättest du Lust?«

Ich schüttle mich neu sortierend den Kopf. »'tschuldigung, ich war gerade ganz woanders. Was hast du gefragt?«

»Wir fünf schmeißen morgen Abend eine kleine Party und würden uns freuen, wenn du kommst.«

Automatisch fliegt mein Blick wieder zu Addison, die brummig in ihrem Salat herumstochert. Sie freut sich ganz sicher nicht, wenn ich komme.

»Ich – Ich weiß nicht«, druckse ich herum und knete unter dem Tisch meine Hände.

»Du hast gar keine Wahl«, bestimmt Vero. »Du hast jetzt schon dreimal mit uns zu Mittag gegessen. Es gibt keinen Grund, weshalb du nicht kommen solltest.«

Doch, den gibt es. Er sitzt direkt vor uns.

Hilfesuchend sehe ich zu meinem besten Freund. »Komm schon, gib dir einen Ruck«, bittet er mich flehentlich.

Würde Addison mir nicht so spürbar ihre Abneigung gegen mein Erscheinen zeigen, hätte ich nach kurzem Zögern wahrscheinlich schon zugestimmt. Ich mag Vero. Und auch Etienne und Jonah scheinen ganz nett zu sein, aber ich verstehe nicht, was Addison gegen mich hat.

Glaubt sie etwa, ich nehme ihr ihre Freunde weg?

Für alle anderen scheint mein Kommen aber schon fast beschlossene Sache zu sein, weshalb ich mich dazu zwinge, Addison aus meinem Kopf zu verbannen, auch wenn ich immer mehr das Gefühl habe, dass es ein Fehler war, Sammys Freunde kennenzulernen. »Okay.«

Sammy Arme schließen sich von links um mich und er haucht mir ein »Danke« ins Ohr. Kurz darauf erhebt Addison sich geräuschvoll und sagt pampig: »Ich hab morgen Abend schon was vor, aber euch viel Spaß.« Mit den Worten nimmt sie ihr Tablett, ihren Rucksack und rauscht ab.

Verdutzt starren wir ihr hinterher.

»Was war das denn?«, fragt Etienne vor den Kopf gestoßen.

»Ich habe keine Ahnung.« Grübelnd zieht Jonah seine Augenbrauen zusammen und blickt ihr über die Schulter nach, wie sie ihr Tablett abgibt und aus der Cafeteria verschwindet.

Mein Magen schmerzt, am liebsten würde ich einfach auf der Stelle im Erdboden versinken und nicht mehr existieren. Ich gehöre hier nicht her, ich treibe einen Keil in diese Clique. Wie kann es sein, dass sie nicht bemerkt haben, wie wenig Addison mich dabei haben möchte?

---

Nach der Pause – von dem Bisschen Salat bin ich wieder nicht annähernd satt geworden – habe ich eine Doppelstunde Englisch. Mir graut es davor, nach dieser offenen Ablehnung Gingers Missbilligung zum Opfer zu fallen. Mehr ertrage ich heute nicht.

Trotzdem schultere ich meine Tasche und mache mich auf den Weg zum Klassenraum. Ginger und ihre Gefolgschaft sind noch nicht da, als ich ankomme. Dankbar atme ich auf und nehme auf meinem Stuhl platz.

Ich errege deutlich weniger ihre Aufmerksamkeit, wenn ich bereits im Klassenraum sitze und nicht an ihr vorbeihuschen muss.

Das Glück ist heute jedoch nicht auf meiner Seite. Als sie mit Alessia und Bethany im Schlepptau den Raum betritt, fällt ihr Blick sofort auf mich und ihre Miene verdunkelt sich.

Mein Herz sackt zu meinen Füßen auf den Boden. Ich ahne Schlimmes.

»Wen haben wir denn da?«, fragt sie angriffslustig und kommt mit ihren langen, schlanken Beinen auf mich zustolziert.

Ich schlucke und lasse meinen Blick panisch durch die Klasse fliegen. Auf Unterstüzung brauche ich nicht zu hoffen – kein Schüler der grauen Mittelmasse würde sich ihr in den Weg stellen –, aber wenn nicht allzu viele anwesend sind, ist die Demütigung nicht so groß. Außerdem lässt sie dann schneller wieder von mir ab, weil ihr das Publikum zu klein ist.

Filmreich bleibt sie vor meinem Tisch stehen, während ihre Speichelleckerinnen hinter ihr Stellung beziehen. Ihre Augen blitzen in freudiger Erwartung auf den Angriff.

»Na Giowanne, sieht aus als wärst du seit dem letzten Mal noch fetter geworden«, sagt sie extra laut, damit auch jeder im Raum es mitbekommt, ein paar Augenpaare richten sich auf uns. »Vielleicht futterst du dir ja schon mal Winterspeck an.«

Ihre Freundinnen brechen in Gelächter aus, während ich meinen Blick senke und die Arme vor meinem Bauch verschränke, um mich vor ihren Blicken zu schützen.

Du bist schön. Du bist schön, wiederhole ich in meinem Kopf ein Mantra und versuche ihre Worte auszublenden.

Plötzlich beugt sie sich tiefer zu mir herab und senkt ihre Stimme. Sämtliche Alaramglocken in meinem Kopf, die bisher noch nicht geschrillt haben, laufen Amok. Wenn sie anfängt zu flüstern, damit nicht mehr alle ihre Worte verstehen können, packt sie schlimmen Beleidigungen aus. Die, welche ihr Ansehen ruinieren würden, würden alle sie hören.

Doch ich bin wie gelähmt. Ich schaffe es nicht, einfach auszustehen und mich ihr zu entziehen. Stattdessen sitze ich wie versteinert auf meinem Stuhl und hoffe, dass ich aufhöre zu existiere, wenn ich nur jegliche Bewegung einstelle.

»Du widerst mich an, Giovanna. Jedes Mal, wenn ich dich durch die Schule laufen sehe, spüre ich die Erschütterung, die dein massiger Körper mit jedem Schritt verursacht. Wahrscheinliche löst du bei sämtlichen Seismographen im Umkreis andauernd Fehlalarme aus.«

Mühsam dränge ich die Tränen, die hinter meinen geschlossenen Augen lauern, zurück und presse die Lippen zusammen, sodass sie wahrscheinlich nur noch eine einzige weiße Linie sind. Meine Hände balle ich zu Fäusten, um das Zittern zu verstecken, das von meinem gesamten Körper Besitz ergriffen hat.

Dann betritt der Lehrer den Klassenraum und Ginger wendet sich mit einem zufriedenen Lächeln von mir ab. Ihre Freundinnen folgen ihr zu ihrem Platz.

Von den zwei Unterrichtsstunden bekomme ich nicht viel mit. In meinem Kopf spielt sich immer und wieder der gleiche Film ab wie ich in Form einer fettleibigen Cartoonfigur, bei der man kaum Arme und Beine erkennen kann, weil ihr Körper alles einverleibt hat, die Treppen der Schule runtergehe und rechts und links von mir die Schüler ins Trudeln geraten, weil ich solch starke Erschütterungen auslöse.

Ich will nicht daran denken, aber so sehr ich mich auch bemühe, andere Bilder hervorzurufen, schiebt sich immer wieder das Bild der Cartoonfigur in den Vordergrund.

Wie können Worte so viel Macht haben?

Im Grunde meines Herzens weiß ich, dass sie Unrecht hat. Und ich weiß, dass sie mich nur verletzen will, also warum lasse ich ihr Gift bei mir Fuß fassen? Warum schaffe ich es nicht, auszublenden, was sie sagt?

Als der Unterricht vorbei ist, erhebe ich mich so leicht wie möglich von meinem Stuhl, während ich kurz in ihre Richtung schaue.

Ein Blick genügt. Sie sieht, was sie mit ihren Worten in mir angestellt hat – und sie empfindet Genugtuung darüber.

Wie auf ihrer ›Kostümparty‹ brennt in diesem Moment eine Sicherung in mir durch. Mit einem lauten Knall schiebe ich den Stuhl an den Tisch und rufe: »Na, spürst du die Erschütterung schon? Hier hast du noch mehr davon.«

Wütend springe ich einmal auf der Stelle, packe meine Tasche und stürme davon. Kaum bin ich durch die Tür getreten, weiß ich, dass ich die Aktion bereuen werde.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro